Alzheimer Belastung Mutter 63 J.

Guten Abend.

Meine Mutter ist 63 Jahre und bereits in neurologischer Behandlung. Die Diagnose wurde bereits vor ca. 4 Jahren gestellt. Nachdem wir über einige Jahre hinweg immer mehr beobachtet haben, dass die Häufigkeit des Vergessens, der Mehrfacherzählungen und Konzentrationsschwierigkeiten immer mehr wurden, haben wir Sie gebeten, dass wir dies einmal beim Arzt abklären.

Im November 2023 haben wir dann bereits einen Gesprächs-und Beurteilungstermin mit dem medizinischen Dienst durchgeführt. Meine Mutter hat auf der Grundlage dieses Gespräches leider keine Pflegestufe erhalten. Nur ein Jahr später hat sich der geistige Zustand aus unserer Sicht erheblich verschlechtert. Dies wurde dann letzte Woche beim neurologischen Termin beim "Demenztest" auch bestätigt, 2 von 20 Punkten hat sie lt meinem Vater bekommen. Bewertungspunkte auf dem Beurteilungsbogen vom MD wie z.B. örtliche Orientierung, zeitliche Orientierung, alleine Entscheidungen treffen und viele mehr der kognitiven, kommunikativen und sozialen Punkte würden wir jetzt ein Jahr später durchaus erheblich anders bewerten. Bei der letzten Bewertung hat Sie bei diesen Fragen 0 Punkte bekommen. Mittlerweile weiß Sie beispielsweise nicht mehr, wie alt sie ist oder welchen Wochentag wir haben. Die Mehrfacherzählungen in nur wenigen Minuten nehmen ebenso erheblich zu. Auch das Vergessen von Dingen, die man ihr nur wenige Minuten vorher noch mitgeteilt hat. Sie kann keinen gesprächen mehr folgen. Sie ist nur mit sich selbst beschäftigt. Das nun aktuell vorliegende Ergebnis beim Arzt hat dazu geführt, dass dieser ihr das Autofahren ausdrücklich verboten hat. Seitdem (Do) ist sie komplett fertig, weint die ganze Nacht. Mein Vater sagt es nicht aber auch er ist am Ende. Sie sagt dann auch so Dinge "ja wär doch schön wenn mein Mann mal einen Tag nicht da wäre könnte ich endlich machen was ich will" oder "nein nichts ist schön in meinem Leben". Mein Vater macht das so gut, aber wir machen uns auch um ihn grosse Sorgen. Im Grunde hat er den Prozess des Autofahrens auch schon ausschleichen lassen und sie nur noch in seiner Gegenwart mal kurze Strecken fahren lassen. Nur wir haben es ihr halt nicht gesagt. 

Meine Mutter nein sie hat nicht verstanden, dass sie diese Krankheit hat. Sie meint wirklich es sei doch bisher alles gut gewesen, es wäre doch sogar besser. Sie ist nicht mehr sozial, sie ist nur noch bei sich, bei niemand anderem mehr. Sie will nicht wahrhaben oder weiss es einfach nicht, dass sie diese Krankheit hat auch wenn sie damit von uns ja konfrontiert wird - natürlich nur in den nötigststem Situationen wie Arztbesuche zB

Erheblich zugenommen haben ihre Schwächen auch seitdem mein Vater Anfang 2024 in den Ruhestand gegangen ist. Bis dahin „musste“ Sie viele Dinge noch alleine verrichten bzw. wir sind irgendwie davon ausgegangen, dass das alles noch soweit klappt. Allerdings war mein Vater selbstständig und sehr wenig zu Hause. Mittlerweile trifft sie keine Entscheidung mehr alleine – nicht einmal im Restaurant liest Sie die Speisekarte und überlegt was ihr schmecken könnte. Sie möchte am Liebsten auch nirgends mehr ohne meinen Vater hin. Er versucht Sie auch dazu „zu drängen“ Dinge mal alleine zu machen – wie z.B. ein Gang zum Friseur im Dorf. Dort kam Sie dann allerdings zweimal zurück ohne das irgendwas an den Haaren gemacht wurde, weil es offenbar an der Kommunikation was sie möchte schon gescheitert ist. Und wenn was nicht klappt sind immer die anderen schuld . Aussage zum aktuellen Testergebnis beim Arzt "die Tussi hat das noch nie mit mir gemacht. Die kann das ja garnicht. Die anderen waren viel netter und konnten das"...

Körperlich geht es ihr gut. Sie ist im Rehasportzentrum noch sportlich aktiv unterwegs, geht mit meinem Vater spazieren oder Radfahren.

Mein Vater macht das bisher wirklich alles super – er ist echt sehr geduldig mit ihr. Ich und wir bewundern das sehr – es wäre aber auch gut, wenn er mal ein wenig entlastet werden könnte – auch er braucht dringend mal Auszeiten.

Den Termin mit dem MD wollen wir nun wiederholen und mal schauen und neu beantragen. Wir haben auch eine Beratugsperson der Caritas an der Hand. 

Dennoch ist mir nach Austausch. Es ist schlimm seine Mutter so zu sehen, gefühlt nur noch glücklich wenn sie Zeit mit meinen Kindern verbringt.  Ich mache mir Sorgen um sie und auch um meinen Vater. Wie lange hält man das psychisch durch? 

Wenn Sie jetzt schon so eine Show wg dem Führerschein macht wie soll das werden wenn wir zB gerne hätten dass sie 1x pro Woche in eine Tagespflege geht für ein paar Stunden? Wie kriegt man so jemanden dahin ohne dass der Haussegen komplett schief hängt? Zumal man da ja eh überhaupt einen Platz kriegen würde...


Mein Opa ist damals irgendwann am Tisch zusammengeklappt weil er es mit meiner Oma nicht mehr ausgehalten hat. Wir machen uns Sorgen...


 Ich wäre über Austausch einfach dankbar.


Viele Grüße

Jessica 

Kommentare

  • Hallo Jessica, ja die Diagnose ist die Katastrophe. Mein Mann hat mit 62 Jahren die Diagnose Alzheimer bekommen. Ich weiß nicht, wie lange man das als Partner durchhält. Es ist gut, wenn ihr einen neuen Begutachtungstermin vereinbart habt. Die körperliche Fitness bleibt bei Demenzkranken noch lange erhalten. Mein Mann ist nicht unglücklich. Er lebt in seiner Welt. Für die Angehörigen ist Demenz erschreckend. Meine Kinder (zwischen Mitte und Ende 30) können damit nur schwer umgehen. Der Mensch,den sie lieben ist da, aber er ist nicht mehr der Mensch, der ihnen zuhört, wenn sie Probleme haben. Die Show mit Autofahren, Tagespflege u.u.u. hatte/ habe ich auch.Lies einfach im Forum und melde dich wieder. Wir sind alle hier, weil wir Demenz nicht verstehen, aber in den Alltag integrieren müssen. LG G:

  • Hallo Gerhild. Du triffst es auf den Punkt, diese Krankheit ist so schwer zu verstehen, schwer aushaltbar. Als Tochter komme ich noch ganz gut damit zurecht aber nicht wenn ich daran denke, wie krass die Situation für meinen Vater ist. Jahrelange Selbstständigkeit, jetzt im Ruhestand, eigentlich Zeit das Leben endlich zu genießen und es ist glaub ich tlw anstrengender als meine 2 und 5 Jährigen Kinder... und das sagt man über seine Mutter, seine Frau. Das will man ja eigentlich nicht! Mal sehen was die neue Begutachtung dann ergibt... einfach unberechenbar diese Krankheit!

    Wie nimmst du dir deine "Freiheiten"?

  • bearbeitet 14. März

    Liebe Jessica, den Ruhestand genießen, habe ich mich auch anders vorgestellt. Ja, die Krankheit ist unberechenbar. Was uns hilft ist ein ruhiger Alltag. Meine Freiheit ist die Tagespflege und meine Arbeit. Außerdem fahren wir hin und wieder in den Urlaub. Mit der Tagespflege hatte ich aber vielleicht auch einfach Glück. Ich habe ganz schnell einen Platz bekommen. Und sie können wunderbar auf meinen Mann eingehen. Er macht dort mit, was er möchte.

  • Und wie hat er darauf reagiert, dass er dahin gehen "soll"? Ich denke da wird es hier großen Widerstand geben. Wie hast du ihm das "verkauft"? Und wie hat er es akzeptiert?

  • Hallo jessy, ich hatte es schon mal irgendwo geschrieben,die ersten Tage stand er da wie ein bockiges Kind. Ich musste ihn bis zum Bus einsteigen bringen. Ich habe von Anfang an erklärt, dass es Tagesbetreuung ist. Mein Mann war Altenpfleger. Da konnte ich mir nichts anderes einfallen lassen. Ich habe immer dazu gesagt, er soll es aus Liebe für mich machen, damit ich weiß, er ist gut versorgt und ich muss mir keine Sorgen machen. Er wollte auch unbedingt noch zu Hause frühstücken, das hieß ich musste vor 6.45 Uhr Blutzucker messen, spritzen und noch kurz Küche aufräumen. Dann konnte ich ihm erklären, dass es ja in der Tagespflege Frühstück gibt. Anfangs ging er 3 Tage, dann haben wir auf 4 Tage erhöht und nach einem halben Jahr auf 5 Tage. Und er fand es gut, dass es dort Menschen gibt und er Kontakte hat. Er lehnt immer wieder mal Gruppenbetreuung ab, dann lassen sie in Ruhe.

  • Zum Thema Tagespflege: meine Mutter durfte erstmal einen Schnuppertag dort verbringen. Sie hatte gar keine Lust. Als sie wiederkam war sie total begeistert und geht seitdem 1x wöchentlich in die Tagespflege. Wenn der/die Ehepartner:in noch am Leben ist wäre das ein wichtiger Baustein.

    Wir hatten zu Beginn auch keinen Pflegegrad. Aber nachdem sie jetzt im Krankenhaus war und beim Neurologen wurde umgehend die 2 und dann die 3 genehmigt. Unbedingt beim Termin anwesend sein (auch der Vater) und dann offen und ehrlich berichten was geht uns was nicht. Da musste meine Mama auch durch.


    Drücke die Daumen!

  • Hallo Jessy,

    Ich bin auch neu hier und gerade auch an einem Punkt angekommen an dem ich mich ziemlich hilflos fühle. Bei meiner Mutter wurde vor 7 Jahren Demenz festgestellt. Die genaue Form wissen wir nicht. Sie lebt mit meinem Vater zusammen und Haus und auch meine Oma (fast 90 und ihre Mutter) lebt mit dort. Meine Oma ist noch sehr fit und schmeißt den Laden noch. Sprich Wäsche machen, Essen kochen usw. u will auch noch keine Hilfe, da die sonst nicht weiß was sie den ganzen Tag machen soll. Ich bin ihr unendlich dankbar u hab großen Respekt. Mein Vater macht es super, ist geduldig, hilft... aber mittlerweile wird es immer schwieriger. Seit kurzem fahren ich einmal die Woche hin und helfe beim Duschen. Das darf nur ich. Ansonsten helfe ich wenn es zu tun gibt. Arbeite aber, hab Familie, 2 kleine Kinder und Haus...

    Laut Neurologe soll meine Mutter für 2 Wochen in eine Klinik um das alles mal richtig abklären zu können. Sie hatte wohl auch Anzeichen von Parkinson. Wir sprechen das nun seit Wochen an,aber sie will partout nicht dahin. Ist der Meinung sie hat doch nix und alles ist gut. Ich weiß nicht wie wir die dazu bringen können. Als Kur 'verkauft' hilft es auch nicht. Weder mit meinem Vater noch mit mir will sie dahin.

    Tagespflege habe ich jetzt angedacht, aber noch nicht angesprochen. Die letzten Tage war der Pflegedienst zu diesem halbjährlich Gespräch da. Sie lehnt jede Hilfe ab, obwohl es für meinem Vater immer schwerer wird sie zu Waschen u Anzuziehen. Sie kann noch vieles selbst, aber nur sehr langsam mit viel Geduld und einigen Wutausbrüchen. Ich mache mir sorgen um meinem Vater, auch wenn er sagt es geht schon.

    Jetzt lese ich hier fleißig und bin beruhigter, dass es so vielen gleich geht. Und dankbar für jeden Tip.

    Momentan hab ich viele schlaflose Nächte weil ich nicht weiter weiß. Sie ist stur und wird zum Teil immer aggressiver gegenüber meinem Vater. Schreit und weint. Und man steht hilflos da und könnt mitheulen. Es ist so schwer...

    Liebe Grüße Carolin

  • Liebe Carolin. Ein paar Monate sind schon wieder vergangen und ich lese erst jetzt deine Antwort. Ich fühl es so und bei uns hat es sich die letzten Monate auch immer mehr zugespitzt. Mein Vater hatte 2x eine Netzhautablösung und 1x einen kleinen zum Glück harmlosen Schlaganfall. Jedes Mal mit Klinikaufenthalt von 3-4 Tagen. Meine Mutter ist körperlich fit, sie kann alleine bleiben. Die Tage haben wir soweit überbrückt dass sie tlw einen halben Tag bei jemandem war, oft bei uns weil das am besten klappt wg meiner beiden Kleinen Kinder. Da kann ich schauen, dass sie zB wenigstens mal was Vernünftiges isst. Sonst ernährt sie sich daheim nur von Süsskram. Sie bedient keinen Herd mehr, keine Spülmaschine, keinen Trockner. Behauptet aber sie kann und tut das alles noch.

    Die Situationen rund um meinen Vater sind aber ja deutliche Warnzeichen. Er ist auch durch, zeitweise kraftlos. Sie macht ihn verbal manchmal einfach nur fertig. Sie tickt aus, weil er nur das Thema soziale Kontakte erwähnt hat. Sie ist einfach nur so gemein zu ihm und er macht das alles so toll. Sie hat keine emphatie mehr für andere. Ihre Emotionen stehen im Vordergrund - viele viele Tränen, Wutausbrüche und immer und immer Vorwürfe an meinen Vater. Das ist doch klar, dass es irgendwann einfach Grenzen überschreitet. Aber was tun? Wir haben dann nun schneller als angedacht eine Tagespflege angedacht - 1x pro Woche. Der Versuch ist letzte Woche gescheitert. Ich hab versucht Sie zu bringen. Wir haben ihr gesagt mein Vater müsse nun 1x pro Woche in eine ambulante Reha und wir möchten, dass sie währenddessen auch eine gute Zeit hat. Ich hab sie garnicht erst dort herein bekommen. Sie ist verbal ausgeflippt, hat gemeckert, wollte weglaufen, hat sich von mir gerissen. Das volle Programm. Man kann sie da gegen ihren Willen nicht hingeben. Sie braucht das alles nicht. Nun stehen wir wieder bei 0. Bekommen Pflegegeld was wir für nichts nutzen. Wir haben noch ein paar kleine Ideen aber man hat eher Angst, dass eh nichts davon zu Erfolg führt. Haushaltshilfe, sie als Hilfe in einer Tagespflege einbinden, nicht als Patient.... Ende Dezember ist eine gemeinsame Kur in Winterberg geplant - aber auch dort wäre es ja tagsüber getrennt voneinander. Sie Tagespflege, er Anwendungen für sich. Wir werden es natürlich probieren, aber wir sind ehrlichgesagt leider eher pessimistisch unterwegs...

    An meinem Vater haben wir appelliert zu überlegen was ihm gut tut und dann Dinge außerhalb des gemeinsamen Wohnraums alleine zu machen. Sport, Ehrenämter. Sie will ja nichts anderes außer daheim sein, spazieren und klammert nur an ihn aber betont ja immer dann kann sie doch allein bleiben. Nur da nun an sich zu denken , nicht einzulenken und damit leben zu können, dass man danach wieder angemeckert wird weil man immer weg ist - das muss man erstmal können und durchziehen...

    Es ist wirklich ein Kampf - ein Kampf ohne Ziel und tut wirklich weh und bereitet uns große Sorgen. Auch vorallem um unseren Vater, der wirklich alles für sie tut was er nur kann.

    Ich freue mich über Austausch. Liebe Grüße

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