Vom Heim ins Krankenhaus

Hallo,
mein Mann hat Alzheimer und lebt seit fast einem Jahr im Heim, das direkt bei uns im Dorf ist. Er fühlt sich dort ganz wohl, soweit ich das beurteilen kann. Im Sommer hatte er eine Hüft-Op, nach einem Sturz und nach dem Krankenhausaufenthalt und der Narkose war sein Zustand damals einmal verschlimmert. Aber mittlerweile macht er wieder einen sehr wachen und zufriedenen Eindruck.
Jetzt steht in der nächsten Woche wieder ein Eingriff an, es soll ein Dauerkatheter gelegt werden. Dafür ist wieder eine Narkose erforderlich und er muss schon einen Tag vorher im Krankenhaus sein. Die urologische Abteilung soll dort sehr gut sein. Unsere Hausärztin hat alles versucht, diesen Eingriff ambulant machen zu lassen, oder zumindest den Krankenhausaufenthalt auf einen Tag, morgens hin abends zurück, zu verkürzen, aber die OP ist nur so möglich.
Nun merke ich, wie ich wieder sehr ängstlich werde, weil ich nicht weiss, wie bei meinem Mann dieser erneute Ortswechsel ankommt. Ich werde versuchen solange wie möglich im Krankenhaus zu bleiben, aber irgendwie gehts mir heute garnicht gut mit diesem Gedanken. Ich versuche ihn möglichst immer vor unnötigem Stress zu bewahren.

Bin grade nur noch am Heulen, diese Verantwortung zu tragen ist manchmal so schwer.

Kommentare

  • Hallo Giga,

    vielleicht koenntest Du im Krankenhaus vorher nachfragen, ob es sich nicht irgendwie einrichten laesst, dass Du ueber Nacht bei Deinem Mann bleiben koenntest? Wer weiss, vielleicht geht es ja, wenn Du die Situation erklaerst.

    Warum soll denn ein Dauerkatheter gelegt werden?

    Alles Gute,

    Nenna
  • Hallo, Nenna,

    ja, das hab ich mir auch schon überlegt, dass ich da bleibe. Ich werde auf jeden Fall mal fragen.

    Der Katheter soll gelegt werden, weil der, den er jetzt hat Schwierigkeiten beim Einführen macht, ich kenn mich da nicht so aus. Aber auch die Pflegerin meint, dass das für ihn dann angenehmer wäre, mit dem K. durch die Bauchdecke. Die Prostata ist stark vergrößert. Ich hab auch gefragt, ob dann eine P-Entfernung nicht sinnvoller wäre, aber die Ärztin meinte, dafür wäre sein Zustand nicht gut. Er hat Pflegestufe 2, aber 3 ist schon beantragt.

    Danke, für deine schnelle Antwort,

    Gitta
  • Hallo Gitta,

    wenn es fuer Dich nicht zu anstrengend ist und Du ein besseres Gefuehl haettest, wenn Du bei Deinem Mann im Krankenhaus bleibst, dann nimm es Dir ganz feste vor, bevor Du "fragst". Sag, dass es aufgrund der fortgeschrittenen Demenz einfach nicht anders geht! Im Zweifel klemmst Du Dir einen Liegestuhl, Kopfkissen und Decke unter den Arm und weichst nicht von der Stelle.

    Ich wuensche Euch beiden, dass Ihr es gut uebersteht, und Dir eine gute Nacht.

    Nenna
  • Liebe Gitta,

    Deine Ängste kann ich sehr gut verstehen. Es ist wohl auch so, dass eine OP, Narkose und/oder ein Ortswechsel die Demenz nochmal mit einem Schub versehen kann, das war bei meiner Mum genauso. Du kannst aber versuchen, solange wie möglich vor der OP bei Deinem Mann zu sein, frag doch auch nach, ob Du in der Aufwachstation sein kannst, wenn er wieder zu sich kommt. Es tut ihm sicher gut, das ihm vertraute Gesicht zu sehen und es mildert auch das Gefühl von ihm, woanders zu sein. Es ist das Vertraute da - und ich kann mir vorstellen, dass das für ihn wesentlich ist, der Ortswechsel wird dadurch für ihn unwesentlich.

    Bevor meine Mum operiert worden ist (sie bekam einen neuen Herzschrittmacher), habe ich den Arzt solange gelöchert und ausgefragt, bis ich alle Informationen hatte, die ich haben wollte. Da darf man nicht zurückhaltend sein - es sind Deine Ängste, Deine Sorgen um Deinen Mann, es ist Dein gutes Recht!

    Aber ich kanns sehr sehr gut verstehen, wie es Dir geht. Ich wünsche Dir alle Kraft, die Du für Dich und Deinen Mann brauchst!

    Liebe Grüße
    Brigitte
  • Hallo, Nenna, hallo Brigitte,

    ja, ich glaub das krieg ich hin. Jetzt, wo es um meinem Mann geht und ich will, das es ihm gut geht, kann ich sehr hartnäckig sein. Das war früher nicht unbedingt eine Stärke von mir, die Hartnäckigkeit.

    Ich sehe diese Erkrankung mittlerweile nicht mehr so negativ. Ich habe so viele neue Erfahrungen dadurch gemacht. Und erstaunlicherweise sind die meisten davon positiv gewesen. Dazu gehört auch dieses Forum, es ist toll, wenn man seine Gefühle aufschreiben kann, und dann so liebe und hilfreiche Rückmeldungen bekommt :-)

    Ich habe heute noch einmal mit der Pflegerin im Heim gesprochen, sie sagte, die Station dort wäre prima, sie hätte nur Gutes gehört. Bei jüngeren Patienten, die wg. Nierensteinen da wären, würde auch schon mal Bier vom Pfleger besorgt, wegen des guten Spüleffektes, dazu Knabberzeug.

    Die Schwestern dort könnten auch gut auf Demenzkranke eingehen, hätten entsprechende Erfahrungen.

    Alles Gute für Euch,

    liebe Grüße
    Gitta
  • ....ich war grade mit meinem Sohn bei meinem Mann im Heim.

    Am Tisch bisschen weiter weg sitzt eine Bewohnerin, ist erst seit kurzem da, Mutter einer Nachbarin, und die unterhält sich mit zwei Frauen, die sie besuchen, auf plattdeutsch.

    Ich hör so mit einem halben Ohr hin, auf einmal merke ich, oh, das geht ja um mich. Ist die Bewohnerin so richtig schön am Tratschen über mich, warum mein Mann wohl nich zu Hause gepflegt würde, und überhaupt und so weiter. Ich traue meinen Ohren nich und sage zu ihr, Hallo? Sprechen Sie grade über mich?! Sie dreht sich zu mir um, guckt mich an und sagt. Nein, über eine Bekannte, ich kenne Sie ja garnicht.

    Ich war völlig perplex, hab das hinterher meinem Sohn erzählt, der das garnicht mit bekommen hatte.

    Mir ist schon klar, dass wahrscheinlich über mich geredet wird, ist mir eigentlich auch ziemlich egal. Aber wenn ich praktisch dabei sitze - unglaublich, ich fasse es nicht. Hat mich jetzt grade aus meinem grade wiedergewonnen Gleichgewicht gebracht.
  • ...und dabei haben gerade die "Tratschtanten" keine entfernteste Ahnung von den Belastungen dieser Krankheit und gleich gar nicht von den Schwierigkeiten, die Du so durchmachst oder entscheiden musst!

    Lass Dir sagen, dass Du schon alles echt gut machst - soll das Dir erst mal einer nachmachen!

    Grüße am Abend von Christine
  • Hallo giga,
    da soll sich die "Bewohnerin" mal selber fragen warum sie im Pflegeheim ist und nicht zu Hause gepflegt wird!!!!!!
    Ich könnte platzen wenn ich so etwas lese.
    Las Dich von solchen Kommentaren nicht verunsichern, Du machst schon alles super.
    LG und Kopf hoch.
    Uschi
  • Hallo,

    mal schnell etwas Erfreuliches. Wir haben die beiden Tage im Krankenhaus gut verbracht, alles klappte prima. Mein Mann bekam das schönste Zimmer, für sich allein, es gab kompententes Personal, die auf die Bedürfnisse der Demenzkranken wunderbar eingehen konnte. Mein Mann schien die liebevolle Zuwendung sehr zu geniessen, Schmerzen hatte er durch den kleinen Eingriff wohl keine. Zurück im Heim freute er sich offensichtlich, dass noch alles an seinem Platz war. Wir hatten zwei gute Tage miteinander,

    alles Gute für Euch,

    Gitta
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