Wer kann helfen?

Liebes Forum,
wir leben in einem Mehrfamilienhaus in einer Großstadt. Eine Etage unter uns wohnt eine ältere Dame (über 80 Jahre alt), von der wir denken, dass sie an Alzheimer erkrankt ist. Neben Diebstahlswahn (Schild an der Tür mit der Aufschrift "Einbrecher im Haus") sowie der Tatsache, dass sie nachts im Hausflur herumwandelt, verliert sie fast jede Woche ihren Schlüssel, so dass sie nicht ins Haus oder in ihre Wohnung kommt. Hinzu kommt, dass sie vermutet, dass ihr jemand heimlich die Schlösser der Wohnungstür austauscht.Diese Dame empfindet sich als völlig fit und denkt, dass sich das ganze Haus gegen sie verschworen hätte. Sie hat auch keine näheren Verwandten, bis auf eine entfernte Nichte, deren Adresse sie aber niemandem mitteilen will.
Wer kann uns sagen, wie wir uns in so einem Fall verhalten sollen. Die anderen Mieter machen sich nur über diese Frau lustig und zeigen keinerlei Verständnis, sondern meiden sie eher und wollen mit der ganzen Sache nichts zu tun haben.
Wir denken uns hingegen, dass diese Frau dringend Hilfe braucht, auch wenn sie diese vermutlich nicht annehmen will. Welche Institution ist in so einem Fall der richtige Ansprechpartner?

Kommentare

  • Hallo Anonym,
    erst einmal auch von mir ein großes Lob für Ihr Engagement: Leider ist es in unserer Gesellschaft nicht selbstverständlich sich um Menschen zu kümmern, die ganz offensichtlich Hilfe benötigen. Und Menschen zu helfen, die Hilfe ganz klar ablehnen, ist besonders schwierig.
    Der Hinweis von Sabine Schmidt ist richtig: Jeder, der bemerkt, dass jemand nicht mehr in der Lage ist, sich um seine Angelegenheiten zu kümmern und Hilfe benötigt, kann beim Vormundschaftsgericht eine gesetzliche Betreuung anregen. Sie können das schriftlich machen (möglichst ausführlich) oder zum Gericht gehen und dort mit einem Rechtspfleger sprechen. In der Regel wird das Gericht den Sozialpsychiatrischen Dienst einschalten, um ein Gutachten zu erstellen.
    Sie können sich aber auch direkt an den Sozialpsych. Dienst wenden. Er ist meistens beim Gesundheitsamt angesiedelt und grundsätzlich für psychisch veränderte Menschen zuständig.
    Vielleicht gibt es in Ihrer Nähe auch eine regionale Alzheimer Gesellschaft. Dort sind die richtigen Ansprechpartner bekannt und vielleicht bekommen Sie auch noch ein paar Anregungen zum Umgang mit der Dame.
    Entsprechende Adressen finden Sie hier: http://www.deutsche-alzheimer.de/6_1.html.

    Ganz viele Grüße

    Susanna Saxl
    Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
  • Hallo, mein Vater wurde schon vor vielen Jahren auf Depressionen behandelt. Schlaflosigkeit, Ängste, etc. waren Bestandteil seines Krankheitsbildes.
    Im Nachhinein waren es schon damals erste Anzeichen der Levi-Körperchen-Demenz.
    Vor ein paar Jahren kam ein Oberschenkelhalsbruch dazu. Irgendwie wurde das Krankheitsbild immer schlimmer. Es wurde weiterhin auf Depressionen behandelt.
    Irgendwann traten Symptome wie Halluzinationen und Bewegungseinschränkungen auf.
    Da der Verdacht einer Alzheimer-Krankheit bestand, wurde über einen Neurologen ein CT zur Absicherung der Diagnose veranlasst. Ergebnis: mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Parkinson-Krankheit.
    Ein neuer Neurologe konnte aufgrund seiner eindeutigen Symptome trotzdem die Parkinson-Krankheit diagnostizieren.
    So wurde vor ca. 3 Jahren 2 mal in der Neurologie eines großen Krankenhauses versucht, meinen Vater mit Dopamin, etc. auf seine Krankheit optimal einzustellen.
    Leider funktionierte es gar nicht. Das Krankheitsbild hat sich noch mehr verschlechtert.
    Letztendlich die Diagnose des Neurologen - - Lewy Körperchen-Demenz. Bei der LBD wirkt der Patient, als habe er eine Alzheimer-Demenz und eine Parkinson-Erkrankung.
    Dieses trifft bei meinem Vater auch zu.
    Inzwischen hat nein Vater die Pflegestufe III. Es musste letztes Jahr das Badezimmer behindertengerecht umgebaut werden, ein Treppenlift wurde eingebaut.
    Trotzdem ist es für meine Mutter ein 24-Stunden-Job geworden. Mein Vater muss rund um die Uhr betreut werden. Auch die Inkontinenz ist zu einem Dauerproblemgeworden.
    Da ich in der Nähe meiner Eltern wohne, bin ich inzwischen stark in die Pflege meines Vaters eingebunden. Inzwischen muss ich Ihn mit ins Bett bringen, da es für eine Person nur schwer zu schaffen ist. Gemeint ist hier der Transport mit dem Treppenlift, die Tätigkeiten im Badezimmer, das zu Bett bringen. Alles ist körperlich schwer und nicht leicht zu schaffen.
    Zudem wird hierbei das eigne Leben sehr eingeschränkt.
    Es hat sich weiterhin gezeigt, wie sich alte Bekannte meiner Eltern immer weiter distanzierten - man will sich mit kranken Menschen eben nicht beschäftigen. Natürlich trifft es nicht für alle zu. Einige wenige Menschen halten regelmäßigen Kontakt zu meinen Eltern.
    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht -kann jemand Tipps geben?
  • Ich glaube nicht das man sich mit der Krankheit nicht beschäftigen will. Viele unsere Freunde konnten es nicht ertragen meinen Mann so zu sehen.Ich habe ihnen gesagt, behaltet ihn so in Erinnerung wie ihr ihn kanntet. Das wargut so, auch wenn es mir manchmal weh getan hat.Morgen wäre er 63 geworden..
  • Hallo trudel1402,
    ich glaube schon, dass sich Bekannte bewusst distanzieren. Ein nettes Wort zu meinem Vater kann eigentlich nicht schaden. Schließlich lebt mein Vater nicht abgeschossen 24h in einer anderen Welt. Er kann sehr bewusst und aufmerksam sein. Für seine starke Bewegungseinschränkung und dass er für alles Hilfe benötigt, kann er schließlich nichts.
    Falls Besuch bei meinen Eltern ist wird oft im Beisammensein meines Vaters über Ihn geredet. Auch hier sollte man aufpassen. Wenn er gerade eine sehr bewusste Phase hat ( obwohl es Aussenstehende an seiner starren Mimik nicht deuten können ), bekommt er alles mit, auch wenn er sich natürlich an den Gesprächen nicht normal beteiligen kann.
    Ich erkenne es an den Sachen, die er mir später versucht zu sagen.

    Natürlich gibt es auch viele Phasen, in denen er mit seinen Ängsten kämpft. In diesen Momenten ist er kaum zugänglich.

    Gruss
    Klaus
  • Hallo,

    mein Mann ist 66 und hat auch die Levy Erkrankung.
    Zum Glück helfen ihm die Parki-Medis.Allerdings wirken sie ca. 1/2 Jahr und dann muß wieder erhöht werden.
    Hallo Trudel,Dein Mann ist sehr jung gegangen und ich wünsche Dir, das es nicht mehr ganz so schmerzvoll ist.
    So,nun ein wenig zum Kennenlernen.
    Der Parkinson wurde 2006 Diagnostiziert,die Demenz 2009.
    Die Ärzte sprachen recht schnell von der Levy-erkrankung,da bei meinem Mann alles sehr schnell geht.
    Ich ( 56 ) bin noch Berufstätig und arbeite 6h am Tag.Bis August 2010 klappte alles recht gut.
    Mein Mann konnte alleine zu seinen Therapeuten
    und Logophäden.Duschen,anziehen,essen,halt die täglichen Abläufe kannte er.
    Im August 2010 bekam meine Mann einen Demenz-Schub .Es ging mir dadurch sehr schlecht und ich war von Sept.2010-Jan.2011 AU geschrieben.
    Durch die Alzheimer-Gesellschaft habe ich eine liebe Betreuerin gefunden,die dann 2h am Tag zu meinem Mann kam.Er freud sich wenn sie kommt.
    Ich war richtig glücklich weil alles so gut klappte und das Arbeiten und unter Menschen kommen hat mir Spass gemacht.
    Vor 3 Wochen bekam mein Mann den nächsten Schub.
    Wenn ich von der Arbeit kam,hatte er innerhalb 1h ein Chaos angerichtet.Essen rumgeschmiert ,Schubladen und Schränke ausgeräumt,und und und.
    das säubern hat mir nichts ausgemacht.
    Aber als mein Mann in der letzten Woche als ich beim Arzt war,auf der Strasse Gitarre gespielt hat und Rohrreiniger in der Küche verteilt hat,konnte ich den Kopf nicht länger in den Sand stecken.
    In der Nacht habe ich lange wachgelegen und geweint.Es hat sich wie Abschied angefühlt und ich habe nur noch Trauer verspürt.Ich bin jetzt erst mal AU und werde sehen was ich dann mache.
    Eigentlich, kann ich es mir Finanziell noch nicht erlauben,nicht zu arbeiten.
    Möchte meinen Mann nicht in die Tagespflege geben.
    Er ist ein lebenslustiger ,lieber und humorvoller Mensch.Mag andere Menschen und unterhält sich gerne.


    Hallo Klaus,
    ich denke,es trifft Beides zu.
    Manche Bekannte können den Anblick nicht ertragen,manchen fällt die Unterhaltung zu schwer.
    Es sind aber ein paar Treue Menschen übergeblieben.
    Mein Mann bekommt oft vieles mit.Er erzählt es mir dann auch.
    Ein Beispiel.....als es so stark geschneit hat,bekam ich unser Auto nicht aus der Parklücke raus.Mein Mann hat angeschoben und ich habe Gas gegeben.Da hat er geflucht und es hat nicht geklappt.Am nächsten Tag sagte mir.....das hätte gestern geklappt,aber der hat zuviel Gas gegeben.
    An seinem Geburtstag hat er unseren Gästen viel Quatsch erzählt.Am nächsten Tag...ich hab denen soviel Mist erzählt,und keiner hat etwas gesagt.
    Ich habe geantwortet...Du hast den Krankenbonus.
    Ich lasse auch nicht zu,daß in Gegenwart meines Mannes über ihn gesprochen wird.Beziehe ihn dann ganz schnell mit ein.

    So,das ist ja ein Roman geworden.....aber schon das Schreiben tut gut.
    Man muß lernen die wenigen, schönen Momente zu genießen.
    LG.....Renate
    Wünsche Euch einen schönen ,sonnigen Tag.
  • Hallo Renate,

    wenn ich alles aufschreiben würde, was ich mit meinem Vater in den letzen Jahren erlebt habe ... es würde ein dickes Buch füllen.
    Dein Mann ist anscheinend körperlich noch einigermassen fitt.
    Als mein Vatet noch selbsständig laufen konnte, ist ein paar mal auf Wanderschaft gegangen .. hat das Haus ohne etwas zu sagen, verlassen. Meistens haben wir Ihn schnell in unmittelbarer Nähe gefunden. Nur einmal hatte Ihn ein Bekannter unterwegs zufällig gesehen und uns benachrichtigt.
    Ich bin seit ca. 1 Jahr Mitglied im Alzheimer Verein Hannover. Seit ca. 1/2 Jahr kommt 2 mal die Woche für 2 Stunden ein Betreuer zu meinem Vater. Somit hat meine Mutter eine kurze Atempause.
    Über den Alzheimer Verein Hannover wird eine Tagesgruppe angeboten. Bei meinem Vater ist hier das Problem seine Inkontinenz und das er selbstänig nichts mehr machen kann ... somit ist er eigentlich schon zu krank für diese Gruppe.
    Obwohl ich mich früher immer gegen diese Gruppen gesträubt habe, sehe ich es heute etwas anders.
    Wenn es dem Pateienten Spass macht, kann es für beide Seiten positiv sein. Die Krankheit zehrt mit der Zeit ( Jahre und Monate ) an den Kräften der pflegenden Personen und natürlich auch an dem zu Plegenden.
    Wenn Du willst,melde Dich zwecks Erfahrungsautausch über Email.
    rothenberg@email.de
    Gruss
    Klaus
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