Vom Arzt vor die Tür gesetzt

Moin zusammen. Meine Ehefrau ist an Demenz erkrankt und lebt seit 5 Jahren in einem Pflegeheim. Dort wird sie, wenn notwendig, von einer ärztlichen Gemeinschaftspraxis betreut.

Vor 2Jahren erlitt sie einen Oberschenkelhalsbruch. Nach der OP hat sich ihre Demenz stark verschlechtert. Sie sitz im Rollstuhl und es ging kaum noch etwas. Vor geraumer Zeit machte dann, eine angehende Ergotherapeutin ihr Praktikum in dem Pflegeheim. Ich wurde von ihr angesprochen, ob sie vielleicht mit meiner etwas üben darf. Gesagt, getan.

Nach einiger Zeit stellte ich fest, meine Frau stand, auf wenn man ihr die Hände reichte und sie hielt. Konnte sogar stehend das Gleichgewicht ohne Hilfe halten. Sie sprach wieder und gab zum Teil passende Antworten auf Fragen. Wenn sie an meiner Hand läuft, lächelt sie das Pflegepersonal an, was vorbeikommt. Ich rechne diese bisher anhaltende Verbesserung der angehenden Ergotherapeutin zu.

Die Dame ist nun fertig mit ihrer Ausbildung und ist in einer Ergo Praxis angestellt.

Ich möchte, dass sie also jetzt ein Rezept für Ergotherapie bekommt. Sprach mit einem der sie behandelten Ärzte. Erhielt auch eine Zusage, nachdem ich mich länger mit ihm unterhalten habe. Er ist angestellter Arzt in der Gemeinschaftspraxis.

Einige Zeit später beantragte ich das Rezept. Plötzlich hieß es ich solle in die Praxis kommen, man möchte mit mir ein Aufklärungsgespräch führen. Ich lehnte dieses Gespräch ab, da ich a schon ein Gespräch geführt hatte und b, weil mir durch das Pflegepersonal bekannt war, dass die Ergo abgelehnt wurde.

Ich begab mich in die Arztpraxis und bat nochmals um ein Rezept und erwähnte dabei, dass ich mich rechtlich habe beraten lassen und mir geraten wurde, mich an die Ärztekammer zu wenden.

Einen Tag später erhielt ich einen Brief, in dem mir mitgeteilt wurde, dass eine Ergotherapie keinen Sinn mache, da ihre Demenz zu weit fortgeschritten sei. Außerdem würde durch meine Äußerung ich würde Rechtsbeistand suchen und die Ärztekammer einschalten, das Vertrauensverhältnis gestört sei und ich mir für meine Frau eine neue Hausarztpraxis suchen sollte.

Nun stehe ich normale ärztliche Versorgung da. Die Hausarztpraxis hat in dem Ort quasi eine Monopolstellung, da es dort nur noch eine Praxis gibt und die nimmt schon lange keine neuen Patienten auf. Zusätzlich musste, ich jetzt feststellen das der Inhaber der Praxis 1. Vorsitzender der Ärztekammer ist.

Nach einem Rezept gefragt, welches ihr laut Pflegekasse zusteht. Einem "Gott" in Weiß widersprochen und jetzt steht eine kranke alte Frau ohne Arzt da . Mein „Vergehen“ ich wollte einem Menschen ein kleines bisschen Lebensqualität zurückgeben. Es ist lächerlich immer wieder zu lese, es gibt in Deutschland frei Arztwahl. Nein, es gibt für die Ärzte freie Patientenwahl und wer mir nicht passt oder genug Geld in die Kasse spült den lasse ich vor der Tür stehen.

Ich bin zurzeit vollkommen ratlos. Vielleicht hat der eine oder andere auch solch eine Erfahrung gemacht. Bin für jeden Tipp dankbar.

Viele Grüße Karl

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