Im Heim .... betreuen oder loslassen?

Hallo euch allen. Ich freue mich, dass ich dieses Forum gefunden habe.

Zuerst zur Situation:
Beide Eltern waren in den letzten Jahren mehr bzw. weniger pflegebedürftig - was wir Töchter u. Schwiegersohn mit Hilfe v. osteurop. Betreuerinnen und unter Einsatz unserer ganzen Kraft so gut wie möglich erbringen konnten.
Während eines längeren Krankenhausaufenthaltes der Mutter verstarb völlig unerwartet der Vater.
Aufgrund von Demenz plus krasser Nachwirkungen der Narkose brauchte die Mutter etliche Wochen, bis sie diese Nachricht erfassen konnte. Noch im Schock und in desolater geistiger und körperlicher Verfassung sahen wir keine Möglichkeit, sie nochmal nachhause - wohnt in anderem Ort - zurückzubringen. Wir mussten sie schweren Herzens in ein Pflegeheim geben. Zu diesem Zeitpunkt war sie immer noch sehr verwirrt. Nun ist sie seit etwas über 4 Monaten in dem Heim, ihr geistiger Zustand ist deutlich besser als am Anfang. Was einerseits schön und andererseits schwierig ist. Denn, langsam wurde ihr klar, dass sie nicht nachhause zurück kommen wird. Allerdings redet sich immer davon, dass sie "nicht lange im Heim bleibt, und es schon allein schafft, etc."
Ich muss dazu sagen, dass ich täglich zu ihr gehe, um ihr die Eingewöhnung zu erleichtern. Wir haben deshalb ein Heim in meinem Wohnort gewählt. Auch ich bin ziemlich zufrieden mit dem Umgang und der Betreuung dort. Trotz allem weint und bettelt Mutter, doch bitte wieder in ihr Haus zu dürfen. Das macht mich ganz fertig. Rationale Argumente dagegen kann sie auf Grund der Demenz nicht annehmen.

Jetzt zu den Fragen:
Ist es gut oder eher kontraproduktiv, sie täglich zu besuchen? (Ich mache dann viel mit ihr, Klavierspielen, Mensch-ärgere-dich-nicht, Spaziergänge mit d Rollstuhl.)
Sie kann sich überhaupt nicht selbst beschäftigen, auch nicht Fernsehen, nur die Zeit mit den Betreuerinnen, singen usw. scheint sie positiv zu empfinden. Aber der Tag ist lang und die Betreuungszeiten sind begrenzt.
Besteht Hoffnung, dass sie sich doch noch eingewöhnt - oder wird das weiterhin so traurig sein? Es tut mir weh zu sehen, wie verzweifelt sie ist und wie verlassen sie sich fühlt. Meine Besuche sind ihr sehr wichtig, da fühlt sie sich geborgen. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich so nach und nach meine Besuche reduzieren kann, auf nur noch jeden 2.Tag. Sie hat aber richtig Angst, dass ich mal nicht kommen könnte.

Muss ich "hart" sein und das einfach durchziehen?? (Wie bei Kindern - im KiG.)
Es fällt mir sehr schwer, sie dort - trotz aller guter Pflege - allein zu lassen.
Am liebsten würde ich sie zu mir nachhause nehmen - was aber nur ein Gefühl ist. In Realität nicht machbar. Berufstätig. Räumlichkeiten nicht vorhanden, etc.
Was meint ihr??? Wie kann ich damit umgehen?
Vielen Dank für jede Antwort!!!

Kommentare

  • Liebe Agnes,

    ihr Beitrag macht mich betroffen und ich maße mir nicht an, Ihnen einen "Ratschlag" zu geben.

    Ich habe den Eindruck dass sie sehr, sehr liebevoll für Ihre Mutter sorgen und gesorgt haben. Mir scheint es wichtig zu sein, dass Sie Ihre Kräfte gut einteilen und mit Menschen sprechen, die Ihnen eine gute Unterstützung sein können, wenn es um die Frage geht wie Sie lernen können, mit der Trauer und Verzweiflung Ihrer Mutter gut umzugehen.

    Wie verhält sich Ihre Mutter denn nach Ihrem Besuch? Ist sie hinterher lange traurig? Vielleicht sprechen Sie mit den Pflegekräften und mit den BetreuerInnen, welche Ideen die haben.

    Ich denke, dass es nicht um "loslassen" geht, wenn Sie jeden zweiten Tag zu Ihrer Mutter gehen. Für mich hört sich diese Idee so an, dass Sie mit diesem Schritt gut für sich sorgen würden und damit unterstützen Sie Ihre Mutter auch.

    Alles Gute für Sie !
    Truschka
  • Hallo Truschka, vielen Dank für die einfühlsame Antwort.
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