Der nächtliche Horror

Hallo,

Ich lebe mit meiner Mutter und meinem schwer an Demenz erkrankten Vater zusammen. Der Alltag geht einigermassen ganz gut. Der Gang auf die Toilette und die ständige Uneinsichtigkeit und Sturheit sind sehr mühsam und harte Kost für unsere Nerven. Aber ansonsten geht der Alltag einigermassen.
Trotz meines sehr strengen Studiums, helfe ich wo ich kann, da meine Mutter auch körperlich angeschlagen ist. (Auch der Grund warum ich zuhause wohne).

Aber an den Nächten zerbricht unsere Familie. Wir haben ständig einen Kampf in der Nacht. Es fängt an damit, dass er oftmals nicht einsieht, dass er seine Tageskleidung abziehen sollte um das Pyjama anzuziehen.
An das ständige umher laufen und unruhig sein haben wir uns langsam gewöhnt. Aber was uns wirklich fertig macht, ist die ständige Sauerei die er im ganzen Haus macht. Er pinkelt oftmals überall hin nur nicht in die Toilette. Stühle, Vorhänge, Matratzen, Schränke, Teppiche uvm. müssen ständig geputzt werden. Oftmals passiert das auch mehrmals in einer Nacht. In der Nacht ist er auch extrem aggressiv und noch viel "vernebelter" im Kopf.

Wir sind völlig ratlos. Für Windeln/Inkontinenzhosen ist er vermutlich zu fit, da er eigentlich nie im Liegen ins Bett macht. Er steht auf und verrichtet irgendwo sein Geschäft. Auch denken wir, dass es solche Hosen abziehen würde.

Am Tag passieren diese Malheure nicht, d. h. er geht zumindest auf die Toilette. Wie sollen wir dieses Problem lösen?

Ich habe mir schon viel darüber den Kopf zerbrochen, finde aber keine Lösung und suche darum um Rat. Ich habe 3 konkrete Fragen:

1. Ich habe mir überlegt, ob wir einen Plastikeimer ins Zimmer stellen sollen und ob er dann diesen vielleicht als Toilette benützt. Wir haben aber Angst, dass er dann gar nicht mehr aufs WC gehen würde. Ausserdem ist es sowieso dunkel (Er schläft im gleichen Zimmer wie meine Mutter), er würde vermutlich sowieso einfach irgendwo hin machen.
Habt ihr Erfahrung damit?

2. Wir haben gegen die unruhigen Nächte von der Neurologin Seroquel verschrieben bekommen. Ich habe aber durch Recherche im Internet mitbekommen, dass dieses Medikament für Demenzpatienten in Deutschland verboten ist. (Wir leben in der Schweiz, wo es in kleinen Mengen an Demenzkranke abgegeben wird). Darum hatten wir doch Angst und Bedenken, auch wenn die Portionen für Demenzkranke weit unter der normalen Dosis für Seroquel-Patienten liegt.
Da es aber das Leben meiner Mutter und mein Leben langsam zerstört, müssen wir vielleicht die Verabgabe von Neuroleptika oder Schlafmittel in Betracht ziehen. Wir sind uns aber nicht sicher, ob er dann jede Nacht ins Bett macht, so dass wir ihm immer Inkontinenzeinlagen anziehen müssen. Wird bei Einahme von Schlafmitteln der Harndrang unterdrückt?

3. Was sollen wir tun, wenn er sich weigert die dreckigen Pyjama-Hosen / Unterhosen auszuziehen? Oder er sich weigert seine Hände zu waschen, nachdem er auf der Toilette war. (Anm. Er benützt seine Hände... weiteres erspare ich euch.) Es ist für uns eine Zumutung und sehr unhygienisch, aber wir haben jedes mal einen extrem langen Kampf, bis er mal dazu bereit ist, die Hosen auszuziehen etc. Das kann bis zu einer halben Stunde dauern. Manchmal wird er sogar handgreiflich und packt ziemlich stark meine Mutter und macht ihr Schmerzen.

Ich wäre um Ratschläge froh. Vielen Dank fürs Lesen.

Kommentare

  • Hallo Hilbert,

    ich kann recht gut nachvollziehen, wie ihr euch fühlt, da meine Mutter auch an mittelschwerer Demenz leidet und immer mehr Aufmerksamkeit und Pflege braucht.

    Mir fällt zu eurer Situation nur Folgendes ein: Ihr solltet bei eurer Krankenkasse eine kostenlose Pflegeberatung anfordern und versuchen eine Nachtpflege zu organisieren, die teilweise auch von der Pflegekasse übernommen wird. Diese Nachtpflege ist ähnlich organisiert wie eine Tagespflege außer Haus. Die Kranken werden abends abgeholt und morgens gebracht. In dem Heim, in dem diese Nachtpflege angeboten wird, ist immer jemand anwesend, der die Kranken - wenn sie nicht schlafen - mit Beschäftigung versorgt, ihnen etwas zu essen anbietet oder sie zur Toilette führt, auf jeden Fall: Aufsicht.

    Vielleicht gibt es bei euch in der Nähe ein Heim, das diese Versorgung anbietet. Dann habt ihr wenigstens Ruhe in der Nacht, könnt euch erholen und habt auch die anderen beschriebenen Probleme nicht.

    Viele Grüße

    lisacarl
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