Einzug ins Pflegeheim

Moin moin alle,
ich bin neu hier und hoffe und wünsche, dass ich Ihnen mit meinen Erfahrungen helfen. Wir stammen aus Kiel und bei meiner Frau wurde 2009 die Alzheimer mit 39% diagnostiziert. Ich bin selbst rollstuhlabhängig und habe meine Frau bis 2013 selbst gepflegt und alle Hausarbeiten erledigt. Aber dann ging es nicht mehr und unsere Kinder haben uns geraten, runter nach Nürnberg zu kommen und in ein Pflegeheim zu ziehen. Alle drei arbeiten hier. Übers Internet habe ich mich dann informiert und wir sind hier am 15.03.2013 eingezogen. Ich hatte von Pflegeheimen/Altersheimen keine Ahnung und wurde somit ins kalte Wasser gestoßen. Da ich selbst diesen Schritt vom wohnen im eigenen Haus bis zum "wohnen" im Heim miterlebt habe, kann ich dazu eine ganze Menge Ratschläge geben, wenn jemand einen seiner Angehörigen ins Heim geben muss. Ich kann mir vorstellen, dass man Ihnen meine E-Mail Adresse von Frau Susanne Saxl vom Forum geben wird.
Es würde mich freuen, wenn ich jemand helfen kann.
Liebe Grüße
Hartmut

Kommentare

  • Hallo Hartmut,

    das Thema Pflegeheim ist bei uns zur Zeit nicht aktuell, ich habe glücklicherweise einen kompeteten Pfleger gefunden, der sich zu Hause um meinen Mann kümmert und es sieht so aus, dass er auch so lange bleibt, wie wir ihn brauchen.

    Trotzdem würde es mich sehr interessieren, was der Umzug ins Pflegeheim für dich als "Bewohner" bedeutet, ich kenne bisher nur Schilderungen von Angehörigen von Demenzkranken, die ja auch nur das sagen können, was sie sehen oder vermuten. Macht es dir etwas aus, darüber zu erzählen?

    Vielen Dank und liebe Grüße
    Christel
  • Moin moin Christel,
    Dir steht der Einzug ins Heim Deines Angehörigen oder Dir noch bevor.
    Ich möchte Dir gern erzählen, worauf Du achten solltest.
    Als ersten ist zu sagen, dass der oder die wenn möglich, so schnell es geht ins Heim einziehen sollte. Das halte ich für wichtig, weil der/die noch soweit geistig obenauf ist, dass er/sie die Pflege beeinflussen beeinflussen kann. Wenn dem nicht so ist, verfallen die Pflegerinnen gerne in ihren allgemeinen Trott.
    Nehmen wir mal an, Du besichtigst ein Heim über das du Dich vorher im Internet informiert hast. Ein sog. Residensberater zeigt Dir alles, was er für relevant hält. Du mußt dabei bedenken, dass dieser Mann Dir etwas verkaufen will (nämlich einen nicht billigen Heimplatz) und somit alles toll erscheinen läßt. Er zeigt Dir z.B. das beste Zimmer des Hauses, erwähnt aber nicht, das es mit einem anderen Bewohner geteilt wird. Auf die Auswahl desjenigen, der das Zimmer ebenfalls bewohnt, hast Du keinen Einfluss. Es gibt aber auch Heime, die Einzelzimmer anbieten.
    Dann kommt das nächste, nämlich die Einrichtung des Zimmers. Man sollte auf keinen Fall so verfahren, dass das Zimmer mit Möbel aus dem Keller und einen Fernseher aus dem letzten Jahrhundert ausgestattet wird. Einen guten Flachbildfernseher gibt es schon für wenig Geld. Es ist wichtig, dass die Möbel mitgenommen werden, in welchen der/die Betroffene die letzten Jahre verbracht hat. Er hat eine innere Beziehung dazu. Genauso ist es mit der Bettdecke. Ich würde darauf pochen, das Bettzeug mitzubringen, welches der/die Betroffene in letzter Zeit benutzt hat. Wenn Du es nicht tust, wird vom Heim die "Bettwäsche" zur Verfügung gestellt. Unter Bettwäsche versteht man hier eine mit weißem/knopflosen Bettbezug überzogene Pferdedecke, die schon xmal von anderen Bewohnern benutzt wurde. Durch das weiße Bettzeug fühlt man sich wie im Krankenhaus. Außerdem werden sämtliche Kleidungsstücke ausgezeichnet. Es wird ein Schild mit Namen des Besitzers eingenät/eingeklebt. Die Wäsche wird in einer Großwäscherei gewaschen und anschließend n i c h t gebügelt. Man sollte also darauf achten, bügelfreie Wäsche mitzunehmen. Außerdem würde ich eigene Bettwäsche nicht im Heim, sondern in einer Wäscherei waschen und bügeln lassen.
    Ich glaube, das reicht erstmal. Wenn Du noch spezielle Fragen hast, schreib mich bitte wieder an.

    Mit freundlichen Grüßen
    Hartmut
  • Nochmal ein herzliches Hallo Hartmut!
    Das Thema "Heimunterbringung" steht bei uns im Moment noch nicht an,du hast ja bestimmt schon gelesen...meine Mutter will nicht.
    Gerne nehme ich aber dein Angebot an mehr darüber zu erfahren.
    Es ist ja tatsächlich so dass man immer nur einseitige Erfahrungen zu hören bekommt.
    Deshalb finde ich es gut und wichtig auch mal die andere Seite zu erfahren.
    Ich hätte mir nie Gedanken darüber gemacht ob man seine eigene Bettwäsche mitbringen sollte.
    Oder dass die Wäsche nicht gebügelt wird.
    Darf ich dich fragen ob du/ihr mit den Fachkräften im Heim zufrieden seid?
    Hast du das Gefühl dass die Pflegekräfte mit Herz bei der Sache sind?
    Wird alles getan damit ihr euch wohlfühlt?
    Kümmert man sich?
    Entschuldige wenn ich mit diesen Fragen komme aber das sind die Fragen,die mich beschäftigen.
    Meine Mutter wird sicherlich irgentwann nicht mehr alleine wohnen können und auch in ein Heim müssen.
    Ich habe Angst vor dem Tag,gleichzeitig wäre mir wohler wenn ich wüsste dass sie in ein gutes Haus käme.
    Danke für deine Hilfestellung....viele können sie bestimmt brauchen!
    LG Anja
  • Hallo Gitte!
    Entschuldige wenn ich nicht sofort auf deinen Beitrag geantwortet habe!
    Aber einem "Erfahrenen" wie Hartmut muss man sofort antworten.
    Ich bin,genau wie du,an Erfahrungen von Betroffenen interessiert und freue mich wenn da jemand ist,der uns seinen Alltag beschreibt.
    Bei uns ist es auch noch nicht soweit aber man weiß nie,wie lange es noch dauert.
    LG Anja
  • Moin moin Christel,
    wir bleiben, wenn du nichts dagegen hast, beim "du".
    Ich möchte Dir gern den wichtigsten Teil unseres Dramas erzählen.
    Ich habe 1975 für uns (meine Frau und drei Kinder) ein Haus gebaut, in welchem wir nach meiner Pension unseren Lebensabend verbringen wollten. Aber kurz vor meiner Pensionierung ereignete sich ein Unfall, den ich lebend nach mehreren Operationen und langjähriger REHA entkommen bin. Ab 1999 bin ich Rollstuhlfahrer mit Pflegestufe II. Ich habe mich in den zurückliegenden 17Jahren an den Rollstuhl gewöhnt und kann viele Dinge erledigen.
    Das brauchte ich dann auch ab 2005, als ich erstmals merkte, dass bei meiner Frau vieles unrund lief. Ich bin 2009 mit ihr zum Neurologen in Kiel gegangen, der bei ihr die Alzheimer mit 39% feststellte. In der Zeit bis 2013 wurde es immer schlimmer, bis ich nicht nur den gesamten Haushalt übernahm, sondern auch meine Frau soweit pflegte, wie ich es als Rollstuhlfahrer konnte.
    Dann wurde ich von meinen drei Söhnen überzeugt, unser Haus zu verkaufen und zu ihnen nach Nürnberg in ein Pflegeheim zu ziehen. Über das Heim habe ich mich über´s Internet schlau gemacht, wurde jedoch komplett betrogen.
    1. Die Größe des Zimmers stimmte mit dem "Grundriß" überhaupt nicht überein.
    2. Lt. Internet sollten sie angeblich auf Alzheimer-Pflege spezialisiert. Aber auch das war eine Lüge. Die vornehmlich ausländischen Pflegekräfte konnten kaum deutsch sprechen und hatten von Alzheimer-Pflege keine Ahnung.
    3. Nachdem 2009 die Alzheimerkrankheit bei meiner Frau festgestellt wurde, habe ich mich übers Internet und viele Versammlungen der DAK und anderen Krankenkassen sowie der DAlzG informiert. Dieses Wissen kommte ich teilweise an die ahnungslosen Pflegekräfte weitergeben.
    4. Der Tag läuft jetzt so ab, dass wir täglich um 07:40Uhr geweckt und geduscht oder gewaschen werden.
    5. Meine Frau hat keine Kontrolle mehr über ihr autonomes Nervensysthem, welches uns sagt, die Blase oder der Darm ist voll. Ich muß zur Toilette. Daher trägt sie Windeln, welche ca. alle 3Stunden gewechselt werden müssen.
    6. Sie kann auch nichst mehr allein machen. Sie sitzt den ganzen Tag im Pflegerollstuhl.
    7. Sie ist aber ein verhältnismäßig einfacher Pflegefall, denn sie redet fast nicht. Und wenn, dann so leise, dass es kaum zu verstehen ist.
    8. Dann kommen täglich Reha-Maßnahmen wie basteln, Rätselraten, singen und Gymnastk.
    9. In den Zwischenzeiten sitz ich durchgehend am PC und versuche, euch mit dem Forum zu helfen.

    Mir tun jetzt die Finger weh. Ich muß erstmal aufhören.
    Wenn du aber noch irgentwelche Fragen hast, wöchte ich sie, soweit ich kann, beantworten.

    Liebe Grüße
    Hartmut
  • Moin moin,
    wir bleiben, wenn du nichts dagegen hast, beim "du".
    Ich möchte Dir gern den wichtigsten Teil unseres Dramas erzählen.
    Ich habe 1975 für uns (meine Frau und drei Kinder) ein Haus gebaut, in welchem wir nach meiner Pension unseren Lebensabend verbringen wollten. Aber kurz vor meiner Pensionierung ereignete sich ein Unfall, den ich lebend nach mehreren Operationen und langjähriger REHA entkommen bin. Ab 1999 bin ich Rollstuhlfahrer mit Pflegestufe II. Ich habe mich in den zurückliegenden 17Jahren an den Rollstuhl gewöhnt und kann viele Dinge erledigen.
    Das brauchte ich dann auch ab 2005, als ich erstmals merkte, dass bei meiner Frau vieles unrund lief. Ich bin 2009 mit ihr zum Neurologen in Kiel gegangen, der bei ihr die Alzheimer mit 39% feststellte. In der Zeit bis 2013 wurde es immer schlimmer, bis ich nicht nur den gesamten Haushalt übernahm, sondern auch meine Frau soweit pflegte, wie ich es als Rollstuhlfahrer konnte.
    Dann wurde ich von meinen drei Söhnen überzeugt, unser Haus zu verkaufen und zu ihnen nach Nürnberg in ein Pflegeheim zu ziehen. Über das Heim habe ich mich über´s Internet schlau gemacht, wurde jedoch komplett betrogen.
    1. Die Größe des Zimmers stimmte mit dem "Grundriß" überhaupt nicht überein.
    2. Lt. Internet sollten sie angeblich auf Alzheimer-Pflege spezialisiert. Aber auch das war eine Lüge. Die vornehmlich ausländischen Pflegekräfte konnten kaum deutsch sprechen und hatten von Alzheimer-Pflege keine Ahnung.
    3. Nachdem 2009 die Alzheimerkrankheit bei meiner Frau festgestellt wurde, habe ich mich übers Internet und viele Versammlungen der DAK und anderen Krankenkassen sowie der DAlzG informiert. Dieses Wissen kommte ich teilweise an die ahnungslosen Pflegekräfte weitergeben.
    4. Der Tag läuft jetzt so ab, dass wir täglich um 07:40Uhr geweckt und geduscht oder gewaschen werden.
    5. Meine Frau hat keine Kontrolle mehr über ihr autonomes Nervensysthem, welches uns sagt, die Blase oder der Darm ist voll. Ich muß zur Toilette. Daher trägt sie Windeln, welche ca. alle 3Stunden gewechselt werden müssen.
    6. Sie kann auch nichst mehr allein machen. Sie sitzt den ganzen Tag im Pflegerollstuhl.
    7. Sie ist aber ein verhältnismäßig einfacher Pflegefall, denn sie redet fast nicht. Und wenn, dann so leise, dass es kaum zu verstehen ist.
    8. Dann kommen täglich Reha-Maßnahmen wie basteln, Rätselraten, singen und Gymnastk.
    9. In den Zwischenzeiten sitz ich durchgehend am PC und versuche, euch mit dem Forum zu helfen.

    Mir tun jetzt die Finger weh. Ich muß erstmal aufhören.
    Wenn du aber noch irgentwelche Fragen hast, wöchte ich sie, soweit ich kann, beantworten.

    Liebe Grüße
    Hartmut
  • Hallo an alle Interessierten,
    es gibt auch hervorragende Pflegeheime, die eine eigene Demenzabteilung haben. Hier werden die Mitarbeiter ständig geschult und haben einen besonderen Blick für die Bedürfnisse der Mitbewohner. Da die Plätze jedoch begrenzt sind, kann man sich nicht immer das Zimmer aussuchen, auch ob Einzel- oder DZ, aber je nach Belegung kann man auch wieder wechseln, falls ein anderes Zimmer frei wird, oder man sich nicht mit dem Mitbewohner versteht. Bei dem Bett handelt es sich um ein höhenverstellbares Bett, das ist auch sehr sinnvoll in einem fortgeschrittenen Stadium. Die farbige Bettwäsche und das Federbett werden gestellt, und das ist auch sinnvoll, da es sehr oft verschmutzt wird und rein logistisch ist es sonst auch kaum möglich, jedem das eigene wieder zu beziehen (man müsste ja auch etliche Federbetten auf Vorrat haben) Die Wäsche wird etikettiert und bei uns wurden alle Blusen etc. immer tiptop gepflegt und gebügelt. Das Essen wurde frisch im Haus gekocht, alles war sehr gepflegt. Es herrschte immer eine entspannte und liebevolle Atmosphäre mit vielen Veranstaltungen (Hühner im Garten zu Besuch) Hunde zum Streicheln, Sommerfeste, Kindergarten zu Besuch...
    Leider ist meine Mama im letzten Jahr verstorben, ich halte aber noch immer Kontakt....so kann es auch sein.......und ist eine große Erleichterung für die Angehörigen!
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