Aggressives Verhalten gegenüber Familienangehörigen

Hallo zusammen, ich benötige Hilfe bzw. Tipps zu folgendem Problem:
bei meinem Vater (78 Jahre alt) wurde vor 6 Jahren die Diagnose Frontotemporale Demenz gestellt. Er kann seit ca. 1 Jahr nicht mehr sprechen und wird in zunehmendem Maße aggressiv. Diese Aggressivität äußert sich hauptsächlich in körperlichen Attacken gegen meine Mutter. Letzten Freitag eskalierte die Situation. Mein Vater hat versucht meine Mutter zu erwürgen. Eigentlich ist mein Vater noch ziemlich "klar" im Kopf, d.h. er erkennt uns alle noch und kann sich durchaus im Alltag bewegen. Er hat keinerlei Krankheitseinsicht, d.h. er will immer noch Autofahren und deshalb nimmt er auch die bereits durch den behandelten Neurologen verschriebenen Antidepressiva (die ihn angeblich "runterfahren" würden) nicht. Meine Frage ist nun, ob jemand diesen Fall schon einmal erlebt hat und mir vielleicht einen Rat gegen könnte, wie ich weitermachen soll. Die Frage hinsichtlich einer Zwangseinweisung habe ich mir bereits gestellt, weiß aber nicht ob und wie eine solche funktionieren soll. Ich möchte auf jeden Fall verhindern, dass mein Vater meine Mutter ernsthaft verletzt oder noch schlimmeres passiert. Vielleicht hat ja der eine oder andere von ihnen eine ähnliche Erfahrung gemacht und kann mir weiterhelfen. Ich bin für jede Info dankbar.

Kommentare

  • Guten Morgen anonym!
    Das hört sich heftig an!
    Ich habe in den letzten Wochen einen Demenzkurs gemacht und dort wurde auch diese besondere Form der Demenz behandelt.
    In eurem Fall würde ich Kontakt mit dem Neurologen aufnehmen und eine weitere Behandlungsstrategie besprechen.
    Ich denke ihr kommt nicht drum rum,den Vater in einer speziellen Klinik auf Medikamente einzustellen,wenn das möglich ist.
    Ambulant ist m.M nicht möglich...bin aber kein Fachmann....deshalb bitte den Neurologen informieren.
    Lg Anja
  • Ihr Vater ist leider nicht mehr klar im Kopf. Er mag sie noch alle erkennen, aber ist nicht mehr Herr seines Denkens. So kann er seine Gefühle nicht mehr willentlich steuern und kann seine Krankheit auch nicht einsehen oder gar verstehen. Er merkt vielleicht noch, dass etwas mit ihm nicht stimmt, kann sich aber nicht erklären warum und weshalb. Viele demente Menschen reagieren aggressiv, wenn sie sich unverstanden fühlen oder sich auch über sich selbst ärgern. Auto fahren darf er auf gar keinen Fall mehr. Am besten weg mit dem Auto. Schimpfen oder Erklärungen nutzen nichts, er versteht es nicht mehr, kann es nicht mehr verstehen. Versuchen Sie es mit Ablenkung und bitten Sie ihn um Hilfe bei Dingen die er noch gut kann. Holen Sie sich professionelle Hilfe ins Haus, ambulanter Pflegedienst und Betreuungspersonal. In beiden Fällen zahlt auch die Krankenkasse/Pflegeversicherung ganz oder teilweise. Eine Heimunterbringung wird aber irgendwann unumgänglich sein.
  • Hallo,
    Zuerst unsere „Eckdaten“: mein Mann ist 62, hat seit über 40 Jahren alle paar Jahre Depressionen, 2 Suizidversuche, und seit fast 2 Jahren die Diagnose zwar „nur“ Alzheimer und nicht FTD, aber mit dem Zusatz „sehr früher Beginn“. Da er die Diagnose komplett ablehnt, nennen wir das „mal wieder eine schwere Depression“.
    Aggression kenne ich auch – mit Packen und schütteln „gib mir sofort die Autoschlüssel, ich will mich umbringen“. Als er sich dann demonstrativ mit seinem Trainingsband an der Treppe aufgehängt hat und ich ihn abgeschnitten hatte, hat er nach ziemlich vielen Fehlversuchen geschafft die 110 zu wählen um sich dagegen zu beschweren- worauf der Polizei nichts übrig blieb als ihn einzuweisen. Dort wurde er sediert und mit richterlicher Verfügung fixiert. Nur dank meiner Betreuungsvollmacht konnte ich ihn nach 14 Tagen wieder nach Hause bekommen. Sein Psychiater hat dann die Medikation neu geordnet und angepasst, jetzt geht es. Unsere Kinder haben ganz klar gesagt, dass sie eher wollen dass ihr Vater in einer Einrichtung gepflegt wird bevor er mir was antut. Nun soll er also Tabletten nehmen – mal nimmt er sie, mal lehnt er „die Todespillen“ ab (nach 10 Minuten hat er das aber wieder vergessen und nimmt sie dann doch). Die Autoschlüssel sind versteckt und das Auto parkt meist um die Ecke wo er es nicht dauernd sieht., weil ohne kämen wir auf dem Dorf nicht zurecht.
    Eine Betreuungsperson die ins Haus kommt kann vielleicht stundenweise Entlastung bringen. Je nach Pflegestufe reicht das Geld für ca 10 Stunden im Monat. Nicht viel, aber besser als nix – und vielleicht kann der Hausarzt Ergotherapie verschreiben.
    Und sorgen Sie irgendwie für tägliche Spaziergänge, das macht auf natürliche Weise müde und bremst die Aggressionen auch ab (bei uns jedenfalls).
    Ich wünsche auf alle Fälle viel Kraft, Ihre Mutter kann sich freuen, dass sie nicht alleine steht!
    Liebe Grüße, Theresa
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