Körperlich Gewalt

Hallo,
ich bin neu im Forum und brauche dringend Rat. Wer kann mir bei meinem Problem helfen?
Mein Vater(72) leidet seit gut 2 Jahren an Alzheimer. Das Problem dabei ist, dass mein Vater Zeit seines Lebens ein cholerischer Mensch war und dies durch die Krankheit noch schlimmer wurde. In den letzten beiden Jahren haben seine Aggressionen, Beschimpfungen und Wahnvorstellungen erheblich zugenommen. Leidtragende dabei ist hauptsächlich meine Mutter(76). Ich war diesbezüglich auch schon sowohl beim Hausarzt meines Vaters als auch bei seinem behandelnden Neurologen vorstellig. Aber ausser ein paar wohlmeinenden Ratschlägen im Umgang mit meinem Vater konnte mir dort nicht geholfen werden. In dieser Woche ist die Situation zum ersten Mal eskaliert, indem mein Vater meine Mutter zum ersten Mal nicht nur geschlagen, sondern regelrecht verprügelt hat. Meine Mutter hat daraufhin das Haus fluchtartig verlassen und lebt seitdem unter erheblichen Ängsten.
Meine Frage: Was kann ich unternehmen? Kann man diese Aggressionen medikamentös behandeln? Wobei es sehr schwierig, wenn nicht gar fast unmöglich ist, mit meinem Vater über seine Erkrankungen zu reden ohne dass das Ganze wieder in extremen Aggressionen ausartet. Bereits der Hinweis meiner Mutter auf die Einnahme von Medikamenten (mein Vater nimmt bereits Medikamente) lässt meinen Vater jähzornig und bösartig werden. Falls eine medikamentöse Behandlung nicht erfolgsversprechend ist, wie sind die Möglichkeiten einer Zwangseinweisung in eine Klinik oder in Pflegeheim? Was kann unternommen werden, wenn der Hausarzt die Angelegenheit verharmlost?

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, es geht mir keineswegs darum meinen Vater in ein Heim abzuschieben. Aber ich finde auch meine Mutter hat ein Anrecht auf ein angstfreies und menschenwürdiges Leben.
Ich bin um jeden Rat froh und dankbar.

Kommentare

  • Hallo Bladerunner,
    meine Mutter 82 Jahre bekommt " Simvastatin " gehen die Wahnvorstellungen und sie wird auch dadurch etwas ruhiger. Frage den Neurologen doch einmal danach.
    Anderseits war meine Mutter immer ein friedlicher Mensch obwohl sie jetzt durch die Krankheit auch schon mal aggresiv wird.

    Ich bin Deiner Meinung, auch Deine Mutter hat ein Recht auf ein friedliches Leben und im Alter erst recht.

    Ehe Deiner Mutter nochmal was ernsthaftes passiert, schaue Dir einfach mal einige Heime an.

    Ich wünsche Dir alles Gute
    Schnuffel
  • hallo,
    ich hatte das problem auch das meine mutter so agressiv war, sie hat mich auch geschlagen.
    es macht die situation ganz und garnicht besser! aber ich habe mich umgehört und habe erfahren das man die medikamente auch in einer psychatrie so einstellen lassen kann das sie die agressivität zumindest so schlimm nichtmehr hat.
    sie ist vor gut einem jahr für 3 wochen in einer psychatrie gewesen und wurde dort eingestellt! heute ist sie noch immer zuhause und nicht agressiv (zumindest nicht in der intensität).

    ich denke ein solcher aufenthalt wäre die lösung!

    man muss dafür zum hausarzt oder neurologen und sich eine überweisung für eine solche klink geben lassen und dort dann klären wann eine solche behandlung möglich ist.

    ich bin heilfroh das ich diesen schritt gemacht habe!!! es hat uns beiden geholfen!
    heute muss sie noch die selben medikamente nehmen und sie helfen in dieser dosierung enorm! sie ist nicht stillgelegt (also nicht ein an die wände gucker). man kann sich mit ihr unterhalten (mehr oder weniger)
    naja für uns ist es auf jeden fall die lösung gewesen und eine beruhigung für mich uns sie, der tag läuft heute erheblich ruhiger ab!

    lieben gruss
    doris
  • Hallo Doris, Hallo Schnuffel,
    vielen Dank für die guten Ratschläge. Mittlerweile bekommt mein Vater Risperdal gegen seine Aggressionen. Es ist zwar besser geworden, allerdings kommt es trotzdem gelegentlich vor, dass seine Aggressionen ausbrechen. Er hat auch meine Mutter bereits mehrmals geschlagen. Bisher hat meine Mutter (77) nicht nur seine Aggressionen sondern auch all die Schwierigkeiten, die mit dieser schrecklichen Krankheit verbunden sind, mit sehr viel Stärke ertragen. In den letzten Monaten merke ich aber zunehmend, dass meine Mutter langsam an ihre körperlichen und psychischen Belastungsgrenzen stößt. So hatte sie erst kürzlich einen Hörsturz erlitten. Ich beschäftige mich deshalb zunehmend mit dem Gedanken, dass mein Vater in einem Pflegeheim am besten aufgehoben wäre. Wer kann mir meinem Problem helfen und weiß Antworten auf meine Fragen:
    - besteht die Möglichkeit meinen Vater gegen seinen Willen in ein Pflegeheim einzuweisen?
    (Zur Übernahme der Betreuung habe ich mich bisher noch nicht an das Vormundschafts-
    gericht gewandt, weil ich befürchte, dass durch die damit verbundene Untersuchung durch
    den Amtsarzt, mein Vater wieder sehr aggressiv wird und meine Mutter das Ganze "aus-
    baden" müsste.)
    - wer kann eine Zwangseinweisung veranlassen?
    - wie ist der formelle Ablauf ?
    - wie würde die "Vollstreckung" einer Zwangeinweisung konkret ausschauen? Da mein Vater
    Zeit seines Lebens ein cholerischer Mensch war und dieses Verhalten sich eher verstärkt
    hat, ist damit zu rechnen, dass sich mein Vater mit "Händen und Füßen" gegen die Zwangs-
    einweisung wehrt.

    Ich wäre von Herzen froh und dankbar, wenn jemand einen Rat oder eine Anregung für mich hat.

    Gruß,
    Manfred
  • Hallo Manfred,

    einen Betreuungsantrag zu stellen ist erst einmal der "normale" Weg.
    Ich würde erst einmal am Amtsgericht vorsprechen und die Sachlage der Gewalt durch Deinen Vater schildern.
    Auf alle fälle würde ich das Gespräch beim Amtsgericht suchen, ich habe sehr gute Erfahrungen mit den Sachbearbeitern gehabt. Dort wird Dir Hundertprozentig alles erklärt wie Du am besten vorgehen solltest, und der Amtsarzt der Deinen Vater Besucht und Begutachtet weis dann auch schon einmal bescheid auf was er achten muss.
    Der Amtsarzt kann dann direkt vor Ort Handeln.
    Sei aber auf alle fälle bei diesem Ortstermin durch den Amtsarzt dabei und lass Deine Mutter nicht alleine.

    Die Zwangseinweisung wird durch die Polizei durchgeführt. Er wird praktisch Abgeholt und Zwangseingewiesen. Der Hausarzt kann das bei der Polizei beantragen.
    Der Amtsarzt wird dann aber auch hinzugezogen.

    Gruß Uschi
  • Hallo Manfred,

    ich schließe mich Uschi an: es kann natürlich Zufall sein, aber auch wir haben sehr gute Erfahrungen mit dem Amtsgericht gemacht. Die waren dort sehr viel menschlicher als ich es von so einer Behörde erwartet hätte.

    Gruß,
    Pit
  • Hallo,
    ich denke, dass ist von Amtsgericht zu Amtsricht verschieden. Ich habe da in meiner Nachbarschaft zu meinem Entsetzen Furchtbares erlebt. Der Betreuer des Amtsgericht vergreift sich sogar am Bargeld zweier Frauen und hat Mutter (80) und Tochter (54)ins Altenheim zwangseinweisen lassen. Beide sind nicht geistig behindert oder agressiv. Die Tochter ist etwas in ihrer Motorik eingeschränkt, die Mutter hat die üblichen Alterserscheinungen. Beide hatten auf 400 Euro Basis eine Hilfe. Als die zum Betreuer sagte, sie brauche an Wochenenden eine Vertretung sagte der Betreuer des Amtsgericht nein, die kommen ins Altenheim. Die Tochter wollte die Mutter nicht alleine ins Altenheim gehen lassen.
    Mir tut es in der Seele weh wenn ich das sehe und bin überzeugt, dass 2 Pflegerinnen im Haus und ein menschlicher Betreuer des Amtsgerichtes den beiden Frauen den teuren Altenheimplatz erspart hätten. Das Leid und die Trauer um den Verlust ihrer Heimat und ihres Hauses (was natürlich verkauft wird, um den Altenheimaufenthalt zu finanzieren)mag ich mir für mich gar nicht vorstellen.

    Ich weiss, dass das mit dem Fall von Manfred nichts zu tun hat, ich wollte nur sagen, überall sitzen Menschen, Gute und Schlechte.
  • Liebe Forummitglieder,
    ich komme zunehmend nicht mehr mit den ständigen verbalen und fremdaggressiven Attacken bei der Pflege meiner Schw.mutter nicht mehr klar? Wie geht ihr damit um. Wie könnt ihr euch bei der Pflege ablenken? Erklärungen, welche Handgriffe ich bei der Pflege mache, interessieren sie überhaupt nicht. Es ist auch egal, ob ich ruhig oder energischer mit ihr rede. Es kommt immer Aggression zurück. Ich kann aber auch nicht immer weghören und lasse mich provozieren. Ich habe schon überlegt, einen Walkman zu tragen, damit ich sie nicht hören muss. Auch habe ich ständig blaue Flecke, da sie mit Füßen tritt, kneift, kratzt und beißt (ohne Zähne). Ich bin zwar für die Pflege zu Hause, weiß aber nicht mehr, wie lange ich das noch durchhalten kann. Ich bin auch in einer Selbsthilfegruppe, hier kann mir jedoch auch niemand richtig Rat geben, da keiner so einen Fall hat. Ich warte also hier auf einige Tipps. Vielen Dank im Voraus.
    LG belline
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