Wahnvorstellungen

Mein Mann, 82 Jahre, leidet seit ca. 4 Jahren als Demenz, inkontinent, Wahnvorstellungen, wie man sie sich nicht schlimmer vorstellen kann. Ich habe ihn bis zum 21. Januar 2020 allein zu Hause gepflegt. Keine Nacht hatte ich Schlaf, über ein Babyphon habe ich ihn in seinem Schlafzimmer gehört un bin natürlich ständig aufgestanden, um nach ihm zu sehen. Seine irren Wahnvorstellungen waren bühnenreif, Tag und Nacht hat er "Besuch" von Menschen, die teilweise schon 50 und mehr Jahre tot waren, er sprach mit denen, ich sollte dann Kaffee kochen und was zu essen auf den Tisch bringen. Wir waren im November 2019 60 Jahre verheiratet, also ich kannte die Menschen seiner Familie und unserer Bekannten. Wir hatten nachts Besuch von einem Zirkus, die Tiere verschmutzten die Wohnung und wollten ihn fressen, der Kirchentag hatte auf unserer Terrasse Zelte aufgebaut, viele Menschen kampierten in unseren Zimmern, er rief aus seinem Zimmerfenster um Hilfe, weil er sich eingesperrt fühlte und dann standen leibhaftige 4 Polzisten vür meinem Bett. Ich war gegen 4.00 Uhr morgens vor Erschöpfung eingeschlafen. So ging es Tag für Tag, Nacht für Nacht. Nun konnte ich nicht mehr. Er ist jetzt in einem Pflegeheim, wobei ich nicht weiß, wie lange, denn die Zuazhlung kann ich nicht aufbringen. Ich habe über das Heim einen Antrag beim Sozialamt gestellt. Aber auch im dem Heim gehen seine Orientierungslosigkeit, seine Wahnvorstellungen und sein Nichterkennen von uns weiter.
Wer hat von Euch ähnliche Erfahrungen gemacht oder kann mir einen Rat geben.
Danke
Joana

Kommentare

  • Hallo Joana,

    ich habe gerade Deinen Beitrag gelesen. Mir kommt all das bekannt vor von meiner Mutter, die 85 Jahre alt ist und ähnliche Wahnvorstellungen hat mit Leuten in ihrem Zimmer, tagsüber ab und an aber vor allem nachts.

    Mein Vater (fast 86) und ich, pflegen meine Mutter gemeinsam zu Hause. Ich nur nicht über Nacht, da ich einen eigenen Haushalt und Familie habe. Mein Vater aber dafür, und es geht ihm zum Großteil so wie Dir, daß er nachts kaum schlafen kann.
    Ins Heim möchte er sie nicht geben, da würde sie eingehen, Essen verweigern und noch mehr Wahnvorstellungen bekommen, denn die Alptraumartigen, die hat sie von mehreren Krankenhausaufenthalten in den letzten Monaten erst bekommen, daß man sie einsperren und wegholen will. Vorher waren die Wahnvorstellungen mehr harmlos, zwar auch so wie bei Deinem Mann, daß Tiere bei ihr durchs Zimmer liefen, Löwen, Katzen usw. oder Menschen irgendwas aufbauten...aber davor hat sie sich nie gefürchtet. Anders nach ihren Krankenhausaufenthalten, wo man sie zu Dingen zwang und dabei festgebunden hat, was ich erst später erfahren habe. Genauso gab man ihr dort, für Demenzkranke, verbotene Medikamente (Psychopharmaka und Neuroleptika), was auch Vieles verschlimmerte.
    Leider gibt es in Deutschland keine Nachtpflegedienste, zumindest nicht in meiner Stadt, die nachts meinen Vater mal entlasten könnten. Erst einmal schauen wir, wie wir so zurecht kommen, ob evt. Tagespflege für 1-2x pro Woche was bringen würde, damit meine Mutter mal gefordert wird, um dann nachts vielleicht auch mal müde zu sein. Allerdings könnte sie das wieder mit dem "Gefängnis in der Klinik" in Verbindung bringen und sich dagegen sperren.

    Leider habe ich bislang auch keine ehrenamtlichen Besuchsdienste für demenzkranke Senioren finden können, die sich mit ihr vielleicht mal zu Hause zwei Nachmittage mit ihr beschäftigen würden. Ich selbst mache es schon aber ich muss auch noch den Haushalt und die pflegerischen Dinge bei meinen Eltern dort führen, da kommt das dann zu kurz.
    Besuchsdienste für Senioren gibt es zwar ehrenamtlich aber wenn sie das Wort "Demenz" hören, dann schrecken sie davor zurück und meinen, daß man dafür extra geschult sein müsse. Ist aber Quatsch, ich bin auch nicht geschult, dass Einzige, was man mitbringen sollte, ist einfach nur Herzblut dafür und Geduld.

    Mehr Joana, kann ich leider auch nicht erzählen. Ich kann Dir nur einen Tipp geben, lass Dir die Medikamentenliste vom Heim geben, weil auch gerne dort wie in Krankenhäusern, einfach Beruhigungsmittel, Psychopharmaka, Neuroleptika oder Antidepressiva verabreicht werden, OHNE vorher darüber zu informieren. Wie gesagt, sind die meisten, auch gängigen, für Demenzkranke gar nicht zugelassen, werden trotzdem gegeben und verwirren noch mehr, neben dem kommt noch Schwindel, der die Sturzgefahr erhöht, und auf die Leber gehen diese Mittel außerdem, weshalb meine Mutter fast einen Leberschaden davon getragen hatte. Eine Rippenserienfraktur IM Krankenhaus ausserdem. Seitdem lasse ich mir VORHER immer erst alles zeigen.

    Euch alles Liebe und Gute,
    Linda
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