Papa hat Demenz

Papa, Mitte Sechzig, hat Demenz. Hängt sie damit zusammen, dass er mit Anfang sechzig aus dem Berufsleben gemobbt worden ist? Wie sehr Mobbing Kopf und Seele belastet, weiss ich aus eigener Erfahrung, nur wollte und konnte ich mich regenerieren. Vater läßt und ließ sich von unserem alten, von mir nicht weiterempfohlenen Landarzt versorgen. Er ist lieb und nett, hat seine blackouts, möchte als Pascha seine Aufmerksamkeiten, hat einen Fahrstil, der nicht immer zu verantworten ist, keine eigene Aufgabe oder Engagement und kein Interesse, sich seiner Krankheit (Alzheimer ausgeschlossen!) zu stellen. Moderne, aufgeschlossene Ärzte lehnt er ab. Seine Geschäftsfähigkeit ist nicht durchgängig gegeben. Mal ist er mit dem Auto unterwegs und vergisst, wo er ist, kann dann sich auch nicht ans Handy erinnern. Oder er fährt zum Supermarkt, guckt sich die Angebote an und fährt ohne die Einkaufsliste abzuarbeiten wieder nach Hause. Meine Mutter lebt es tapfer mit, kann sich bei seinen dementen Momenten nicht bei ihm durchsetzten. Sie ist durch seine nächtliche Unruhe selbst geschwächt. Inzwischen finde ich sie beide reif für die Paartherapie. Dass Vater bisher nichts folgenschweres getan hat, schreibe ich ganz nüchtern dem Glück zu. Das ist keine Zukunftsaussicht für mich.
Was kann die Familie für die beiden tun? Verstärkt sich seine Demenz, wenn er weiterhin nichts gegen sie tut? Wie siehts rechtlich aus?Wie geht man mit dem Stolz eines Mannes dann um? Wir dürfen Vater nicht unterbuttern, es bringt auch nichts ihn mit seiner Konzeptlosigkeit laufen zu lassen. Gibt es einen typischen Verlauf der Krankheit bis zum Tod? Ja, und dann die Peinlichkeit der Demenz in einer Gegend, wo jeder jeden kennt und Rentner pfiffige und aktive Leute sind. Seine Schwächen verstärken sich jetzt. Er war eher kontaktscheu, nun ist er in der Gesprächsaufnahme noch unsicherer.
Seine Tante starb an Parkinson. Seine Eltern waren recht eigene, weltfremde Personen, die am Krebs/Krieg starben. Auch sie hatten die Ignoranz als Lebensauffassung. Wie weit ist er Kind seiner Eltern und wie weit regiert ihn seine Krankheit?
Und wie halte ich es als Tochter? Noch gebe ich mich recht brutal-nüchtern, die Machtkämpfe der Eltern mit mir sind noch nicht allzulange Vergangenheit, doch wir sind eine Familie . . .

Kommentare

  • Hallo,

    habe Sie sich schon einmal mit dem Thema Frontotemporale Demenz (Morbus Pick) auseinandergesetzt? Da Ihr Vater recht jung ist und auch andere Anzeichen dafür sprechen, sollten Sie sich hier auf den Seiten der Alzheimer Gesellschaft unter "Informationsmaterialien", "Informationsblätter" mal darüber informieren.

    An dieser Krankheit leidet mein Vater. Ich war selbst lange hilflos. Bis ich mich über Beratungsstellen hier in der Gegend erkundigt habe. Dann bin ich mit meiner Mutter zu einer Selbsthilfegruppe gegangen, wo wir Kontakt zu einer Ärztin aufgenommen haben, die eine Gedächtnissprechstunde leitet.

    Zu einem Besuch der Sprechstunde konnten wir meinen Vater nur mit Tricks überzeugen. Vielleicht lässt sich Ihr Vater dazu bewegen, indem Sie ihm verdeutlichen, dass er sich aufgrund des Mobbings so verändert hat und deshalb mal (mit Ihnen zusammen!) einen Arzt aufsuchen sollte.

    Empfinden Sie Ihren Vater auch so unberechenbar? Das Auto fahren war auch bei uns ein Problem.

    Viele Grüße
  • Hallo,

    mein Vater, 54 Jahre leidet seit knapp 1 Jahr an Demenz, vor 3 Monaten kam die genauere Bezeichnung "morbus Pick" als Betitelung heraus. Mir fällt es ziemlich schwer das so zu akzeptieren, weil ich meinen Vater immer als Vorbild genommen habe und nun muss ich zusehen, wie er immer hilfloser wird.
    in einer gedächtnissprechstunde sind meine eltern alle 8-10 wochen vorstellig. Aber die sagen, das man ihm "nicht mehr helfen" kann, es ginge ihm derzeit gut und damit soll man zufrieden sein.

    Was für mich aber auch sehr schlimm ist, das sich meine Mutter (53 J.) nicht helfen lassen will!!!! Eine Therapie möchte sie nicht, weil es angeblich alles "Quaksalber" sind! Ich als tochter, mit 23 Jahren habe eine Therapie begonnen und merke, das es mir gut tut. Aber bei meiner Mutter prallen alle Vorschläge ab!
    Eine Selbsthilfegruppe möchte Sie nicht mehr besuchen, weil es alles ältere Leute sind und die meisten nur rumjammern!!!!

    Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich mit meiner Mutter umgehen soll. Kann mir da jemand helfen?

    Grüße und DANKE
  • Liebe Stefanie,

    hier gibt es ein eigenes Forum für Angehörige mit morbus Pick (Frontotemporale Demenz, FTD). Es ist ein geschützter Bereich. Melden Sie sich doch an und tauschen sich dort mit uns aus.

    Liebe Grüße

    Tine
  • Guten Tag Tine,

    da bin ich auch angemeldet, aber da sind schon ein paar mehr leute am schreiben und ich weiß nicht, ob da mein zutragen zugehörig ist. hab mir nur ein paar der letzten Beiträge durchgelesen!
    aber wenn Sie meinen, tue ich es gerne!!!
  • Dieser Beitrag wurde gelöscht, da Werbung in den Foren nicht erwünscht ist!

    Viele Grüße

    Susanna Saxl
    Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.

    (Beitrag nachträglich am 17., März. 2006 von saxl editiert)
  • Hallo Humsec AG,

    es gibt auf diesem Server eine leicht zu findende Liste mit technischen Hilfsmitteln (http://www.deutsche-alzheimer.de/index.php?id=53#91). Daher ist es nicht nötig, Ihre Werbung bei jedem Thema anzufügen.

    Gruß,
    Pit
  • Hallo,

    ich habe auch ein Problem und wäre dankbar wenn ich gute Tipps bekomme.
    Mein Vater ist 76 und leidet schon länger wohl an Demenz. Allerdings sind die Symtome noch nicht so bedrohlich. Er sucht Schlüssel die wir dann finden meist in der Hosentasche. Kontrolliert diese Schlüssel immer wieder ob sie da sind. Mal fehlt dann der Geldbeutel auch der ist immer noch derselbe wie vor Jahren also immer wieder in kurzer Zeit aufgefunden. Er weiß welcher Tag ist mal mehr mal weniger. Seit nun meine Muter gestorben ist gerade mal 8 Wochen her, sucht er sie und ist gerade in der Trauerphase den Tod zu verarbeiten. ER fragt nach ihr ob sie noch kommt oder das er nach ihr schauen muß bei Rückfrage ist ihm aber immr bewußt das sie gestorben ist.
    Nun bin ich die ganze Woche weit weg und mein jüngster Bruder betreut ihn. Mein Bruder war noch nie sehr kommuniktiv und bemüht um andere Menschen. Am Wochenende wenn ich mich mit meinem Vater beschäftige ihn zu Geburtstagsfeiern begeleite, mit ihm Essen gehe, ist er sehr komunikativ und angenehm zu haben.
    Mein Bruder will ihn nun ins Altersheim abschieben mit Mitteln die ich nicht gut finde.Mein Vater war es immer gewohnt in den Garten gehen zu können und ich wie auch andere Angehörige sind der Meinung Altersheim hilft ihm in keinem Fall er wird eingehen wie eine Pflanze.
    Hat mir jemand einen Tipp an wen ich mich wenden kann der meine Vater untersuchen kann und den Stand klar erkennen kann in welchem Stadium wir uns befinden und wie man meine Vater die Möglichkeit geben kann in seinem Haus so lange als möglich mit Unterstützung natürlich bleiben kann. Welche Stellen helfen. Mein Vater lebt im Postleitzahlenbereich 89547. Über Tipps wüde ich mich echt freuen. Ich möchte einfach für meinen Vater das Beste tun.

    Susanne
  • Hallo Susanne,

    natürlich kenne ich deinen Bruder jetzt nicht, aber einen an Alzheimer erkrankten Menschen zu betreuen ist harte Arbeit. Sich den Menschen für ein paar Stunden zu borgen, um dann zu sagen "ist ja nicht so schlimm" klingt ganz schön unfair deinem Bruder gegenüber.
    Aber ich verstehe was du meinst. Natürlich ist es schön, wenn dein Vater in der Familie bleiben könnte, aber manchmal geht das eben nicht. Und es gibt durchaus pflegerische Einrichtungen, die es ihren Einwohner ermöglichen Hobbies nachzugehen. Ich würde sagen, erkundige dich mal danach. Du schreibst auch nichts über eventuelle Medikamente, die dein Vater bekommt, falls er welche bekommt. Mein Vater hat zum Beispiel das Medikament verschrieben bekommen und er konnte, mit leichter Unterstützung meiner Mutter, noch circa zwei Jahre ohne größere Probleme zuhause wohnen. Wünsche euch alles Gute.
  • Hallo Anonym,

    klar rechne ich es meinem Bruder an, aber die Zeit die er sich für meinen Vater nimmt ist nicht gerade enorm, ich betreue meinene Vater jedes Wochenende wenn das betreuen genannt werden kann. Ich habe auch schon mit den Arzt gesprochen, er hat mir bestätigt das es so weit noch lange nicht ist. Er bekommt ein CT und danach kann dann auch medikamentös vielleicht besser eingegriffen werden. Mein Bruder hat ittlerweile miterlebt wie der Umgang sein kann wenn er seinen Vater nicht übergeht sondern ihn mit einbezieht.
    Aber Danke für Dein Interesse an den Einträgen und die Anteil an den Mitmenschen.
    Ich wünsche Dir auch alles Gute. Schöne Vorweihnachtszeit.
    Susanne
  • Hallo,
    Da die Welt eines Demenzkranken immer kleiner und enger wird, erfährt er kaum noch positive Sinnesreize wie z.B Lieblingsseife oder Waschgel und. Auch das Parfum oder Aftershave, das Ihrem Vater am besten gefiel, dürfte schöne Erinnerungen wecken.

    (Beitrag nachträglich am 09., Oktober. 2012 von saxl editiert)
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