Motivation für ärztliche Erstuntersuchung

Hallo liebe Forumsteilnehmer,

es freut mich, ein Forum gefunden zu haben, dass sich mit Alzheimer und Demenz beschäftigt. - Eine ganze Reihe an Threads habe ich inzwischen auch schon gelesen, zu meiner Fragestellung allerdings noch nichts gefunden, so dass ich mich an die Experten und Erfahrenen wende. Sollte es doch schon ein gleiches Thema geben, sorry, ein Link hilft dann möglicherweise schon. In "Wie bekomme ich meinen Vater zum Arzt?" finde ich noch keine Ansätze.

Seit etwa 1 ½ Jahren haben meine Frau und ich bei meiner Mutter (70) eine zunächst leichte Wesensveränderung festgestellt. Da meine Eltern und uns ca. 400 km von einander trennen, sehen wir uns leider nur ziemlich sporadisch, telefonieren allerdings regelmäßig. Vor einem halben Jahr habe ich meinen Vater nun auf die sich verstärkten Auffälligkeiten angesprochen, worüber er sich sehr gefreut hat, denn er wusste auch nicht so recht, wie er das Thema am besten "platzieren" sollte.

Was wir bisher bei meiner Mutter festgestellt haben sind z.T. klassische Vergesslichkeiten (Namen, Begebenheiten, Wochentag, Datum, wer hat wann angerufen, die Suppe köchelt schon über die Zeit auf dem Herd), mangelnde bis gar keine Beteiligung an Gesprächen bei Tisch oder in gemütlicher Runde, mehrfaches Umpacken von Gepäck vor Reiseantritt und nach Ankunft am Zielort, in einer Märzabenddämmerung meinen, bald sei ja Weihnachten (mit Beharrlichkeit darauf bestehend...), wird sie vom meinem Vater verbessert, korrigiert, gewarnt, fühlt sie sich bevormundet, gegängelt. Die Liste könnte ich jetzt noch weit ausführen, aber meine Frage richtet sich weniger an die Symptome selbst. Dazu habe ich bereits einiges gelesen.

Vielmehr sind mein Vater, mein Bruder und ich der Auffassung, meine Mutter sollte schnellstmöglichst einen Arzt aufsuchen, der sie untersucht. Über die Vielfältigkeit der Krankheit bin ich mir sehr im Klaren, um so mehr sind wir daran interessiert, nicht selbst laienhaft zu deuteln, sondern einen Fachmann beurteilen zu lassen, in welche Richtung sich die Veränderung meiner Mutter bewegen könnte.

Das Problem besteht allerdings in einem mangelnden Vertrauen meiner Mutter gegenüber Ärzten im Allgemeinen. Sie sagt, sie fühle sich gut (wobei ich davon überzeugt bin, dass sie unsicher ist und sich über ihre "Vergesslichkeit" ärgert), bräuchte keinen Arzt. Außerdem würde mein Vater auch mal das eine oder andere vergessen.

Mein Vater hat inzwischen mit dem Hausarzt über das Problem gesprochen und dieser hat empfohlen, meine Mutter unter dem Vorwand eines Checkups zu schicken, worin ich ihn auch unterstützt habe. Diesen Termin hat meine Mutter sogar auch wahrgenommen. Und was unternimmt der Arzt? Er nimmt Blut ab, stellt fest, dass bis auf etwas leicht erhöhte Cholesterinwerte alles im guten Bereich ist. Punkt. Kein Folgetermin, keine Überweisung zu einem Facharzt.

Nun weiß ich bald nicht mehr, wie wir meine Mutter zu einem erneuten und (richtigen) Untersuchungstermin bewegen können. Sie ist ja zum Glück nicht so verwirrt, dass sie gar nichts mehr mitbekommen würde. Sobald sie spürt, man wollte Druck auf sie ausüben (was wir auch wirklich vermeiden wollen), reagiert sie (verständlicherweise) abweisend.

Hat jemand Erfahrung in der Bewältigung mit der Einleitung einer Erstuntersuchung und dann sich daraus ergebenden Folgeuntersuchungen, wenn der Kranke sich "sträubt"? Ich habe Sorge, dass, wenn wir zu lange mit einer möglichen Therapie beginne, irreparable Schäden eingetreten sein könnten. Für jede Hilfe wäre ich sehr dankbar.

Viele Grüße
Malcom

Kommentare

  • Hallo Malcom,
    wir kommen aus Köln.Meine Mutter -gerade 53 J. geworden-leidet genau unter den gleichen Symptomen.
    Hat dadurch letzten Sommer ihren Job verloren, aber sie meint ihr ginge es gut, sie würde nur manchmal etwas neben sich stehen.Alles reden hatte keinen Sinn, sie wollte nicht zum Arzt.Dabei konnte man gut merken,daß es ihr sehr unangenehm war und ist, wenn sie auf Fragen nicht adäquat antworten kann oder etwas vergessen hat.
    Wir sind dann mit Terminabsprache zu einem guten Arzt gegangen, der eine ehrenamtl. Sprechstunde anbietet.Dieser war uns von einer örtl. Selbsthilfegruppe empfohlen worden, die uns eindringlich davon abrieten, einen Patienten zum Hausarzt zu schleifen, da dies vielleicht einmal gut ginge, aber ein Zweites sicher nicht.
    Also kurz gesagt: hat jemand keine Krankheitseinsicht oder Angst vor einer Diagnose (denn sie merken und spüren schon, daß alles irgendwie anders mit ihnen ist, dann einfach einen Termin machen und unter einem Vorwand direkt zum richtigen Facharzt gehen.Vielleicht gibt es ja so ehrenamtl. Sprechstd. auch in anderen Städten!?Dort sind sie vorbereitet darauf, daß der Patient von der Untersuchung noch nix weiß und auch keine Chipkarte bei sich hat.
    Alles Gute und Gruß
  • Hallo bella05,

    vielen Dank für die nette Antwort! Inzwischen ist einige Zeit vergangen, die meine Frau und ich genutzt haben, uns weiter über die möglichen Krankheitsbilder zu informieren, sind inzwischen Mitglied bei der örtlichen Alzheimer Gesellschaft geworden, bei denen wir sehr hilfreiche Informationen bekommen haben. Gleichzeitig haben wir uns eng mit meinem Vater über ein mögliches weiteres Vorgehen abgestimmt.

    Es ist ihm gelungen, meine Mutter unter dem Vorwand der Nachuntersuchung der Blutwerte ein weiteres Mal zum Hausarzt zu bewegen. Mein Vater hat kurz vor dem Termin noch einmal die Situation direkt mit dem Arzt besprochen, woraufhin er meine Mutter, soweit das für einen Allgemeinmediziner möglich ist, untersucht, unsere erläuterten Symptome bestätigt gefunden und eine Überweisung zum Neurologen angeordnet hat.

    Parallel dazu haben wir uns von über den Weg einer Spezialklinik in der weiteren Nähe vom Wohnort meiner Eltern um eine Neurologin bemüht, die sich auf Demenz spezialisiert hat. Im Vorfeld habe ich dann mit ihr telefoniert und vereinbart, ihr vor einem Termin mit meiner Mutter eine Übersicht der Auffälligkeiten und der Veränderungen im Zeitablauf (abgestimmt mit meinem Vater) zur Verfügung zu stellen.

    Nun hatten wir also endlich einen Weg gefunden, einen Termin bei einem Facharzt sogar in gut erreichbarer Nähe meiner Eltern zu finden. Als nächstes galt es, meine Mutter zu diesem Termin zu bewegen. Um meinen Vater sozusagen etwas aus der "Schusslinie" zu nehmen, hatte ich angeboten, meine Mutter zu der Untersuchung zu begleiten. Am Vorabend versuchten wir, den Arztbesuch in ruhiger Atmosphäre vorzubereiten und beinah wäre es eskaliert. Wie Sie auch schilderten, sieht meine Mutter eben keinen Anlass für eine Arztvisite. Zum Glück gelang es uns, die Spannung wieder zu mildern und hofften einfach auf den nächsten Morgen. Wir sind extra ein wenig später aufgestanden, um die Zeit bis zu der Untersuchung nicht zu lang werden zu lassen. Als wir fertig gefrühstückt hatten, planten wir den Tag und gingen einfach davon aus, dass meine Mutter und ich zunächst zum Arzt fahren und dann noch andere Erledigungen vornehmen würden. Zu unserer Freude zeigte sich meine Mutter lediglich etwas irritiert über diesen Termin, machte sich dann aber fertig und wir konnten los.

    Die Untersuchung erschien mir sehr gründlich. Die Neurologin hat erst verschiede Gedächtnis- und Konzentrations- und Koordinationstests durchgeführt, anschließend noch ein EEG angeordnet. Alles in allem hat sie sich etwa eine Stunde für meine Mutter Zeit genommen. Als nächstes wollte sie eine CT durchführen lassen, die vorgestern stattgefunden hat. Wir sind nun sehr gespannt auf das Ergebnis, das in einem Folgetermin mit der Neurologin besprochen werden soll.

    Wie Sie auch geschildert haben, gingen sowohl die Sprechstundenhilfen als auch die Ärztin ausgesprochen respektvoll und beruhigend mit meiner Mutter um. Das hat mich gefreut und beeindruckt. Ich denke, wir haben einen ersten Schritt unternehmen können, der uns für alles was bevorsteht, helfen wird. Denn ja, wie auch Ihrer Mutter spürt auch meine ziemlich genau, dass vieles nicht mehr stimmt, zusammenpasst, irritiert. In diesem Falle bedarf es eines angemessenen Umgangs meines Erachtens noch mehr als sowieso in bei allem Zwischenmenschlichen.

    Nochmals vielen Dank für Ihren Beitrag und auch für Sie alles Gute. Sobald wir eine (hoffentlich konkrete) Diagnose haben, werden wir klarer sehen, womit wir in Zukunft rechnen und womit wir uns auseinander setzen müssen.

    Viele Grüße
    Malcom
  • Hallo,
    ich bin neu in diesem Forum und froh dieses gefunden zu haben. Auch ich habe das Problem meine Mutter zu einem Arzt zu bekommen. Meine Mutter ist 69 und seit einigen Jahren beobachte ich bei ihr Verhaltensveränderungen. Das erste was mir aufgefallen ist, das sie mich nicht mehr angerufen hat. Ich wohne ca. 400 km entfernt. Nur noch mein Vater ruft an. Meine Mutter ging auch nicht mehr ans Telefon. Und dann die üblichen Veränderungen die schon so viele hier beschrieben haben (Dinge werden verlegt, sie kann keinen Kaffee mehr kochen oder überhaupt kochen, putzt 3 mal das Wohnzimmer aber nichts anderes, findet nichts mehr in der Wohnung, fängt an ihr äußeres zu vernachlässigen usw.) Schlimmer ist ihre Wesensveränderung. Früher ein aufgeschlossener und spontaner Mensch, die sich sicher in großen Gruppen bewegt hat, ist jetzt ein Besuch bei Freunden und Verwandten sehr schwierig. Sie zieht sich häufig in sich zurück, bekommt einen starren Blick, antwortet nicht auf Fragen, sitzt nur teilnahmslos dabei oder steht auf und verrichtet irgendwelche unnötigen Dinge. Dann wiederum lacht sie aus unerfindlichen Gründen.
    Dies alles bringt mich und meinen Vater zu der Überzeugung, das bei meiner Mutter eine Demenzerkrankung vorliegt. Um dies von einem Arzt abklären zu lassen, habe ich mich im letzten Jahr bei meiner Mutter unbeliebt gemacht und sie unter vielen Tränen zu ihrem Hausarzt bewegt. Dieser, von meinem Vater im Vorfeld informiert, schickt sie zum Röntgen wegen des Verdachts auf einen Tumor im Kopf, ist aber nicht, und verschreibt ihr dann Tabletten. Mehr nicht. Das wären eben Alterserscheinungen. Da sich die Lage weiter verschlimmert, muß meine Mutter, meiner Meinung nach, noch einmal von einem Facharzt untersucht werden. Doch wie bekommen wir sie dorthin und zu wem? Ich wäre über Ratschläge und ähnliche Erfahrungen sehr froh. ich will in ein paar Wochen für mehrere Tage zu meinen Eltern um erste Anstöße geben zu können.
    Viele Grüße
    Moni2
  • Hallo Moni2,

    leider begegnet einem immer wieder soviel Unwissenheit bei einem Hausarzt!!!

    Die Untersuchung auf einen Tumor ist ja nicht ganz schlecht, nur hätte der Arzt sofort weiter reagieren müssen und sie zu einem anerkannten Psychater überweisen müssen, denn diese kennen sich mit am besten über die Krankheitsbilder der Demenz aus.
    Also wäre eine Überweisung sehr ratsam dorthin.

    Allerdings müsstest Du sogar auch ohne Überweisung einen Termin dort bekommen können. Erkundige Dich nach einem guten Facharzt in der Nähe, rufe dort die Schwester an, schildere die Lage und versuche einen Termin zu machen. Die 10,00 Euro zusätzlich sind dann sicher nicht das Problem.
    Wenn Dein Vater sich nicht querstellt, hast Du selbst schon eine Riesenhilfe.
    Da müsst Ihr wohl nun dann nur noch sehr erfinderisch werden, wie Ihr am besten Deine Mutter dorthin bekommt.

    Viel Mut und Erfolg
    wünscht Christine
  • Hallo Moni,
    vielleicht kann man sie noch einmal unter dem Vorwand jährlicher Checkup zum Arzt bewegen. Ich habe meine Mutter einfach abgeholt und bin mit ihr, ohne meinen Vater, zum Neurologen gefahren. Auf dem Weg dahin habe ich ihr gesagt, dass ich mir Sorgen mache und möchte, dass es ihr gut geht und deshalb mit ihr zum Arzt fahre. Demenz oder gar Alzheimer habe ich gar nicht erwähnt, einfach nur von Routineuntersuchungen gesprochen, wie der regelmässige Frauenarztbesuch. Ich habe sie richtig ein bisschen eingelullt im Plauderton. DieÄrztin war vorbereitet und auch sehr einfühlsam in ihren Fragen. Vielleicht klappt es ja auch auf diese Weise. Meine Mutter war immer die Haushalts- und Freizeitsmanagerin, deshalb habe ich auch extra meinen Vater zu Hause gelassen, um sie nicht bloßzustellen. Viel Erfolg wünscht dir Yvonne
  • Hallo Moni,

    den Vorschlag von Yvonne finde ich spitze!
    Du selbst weisst am besten, worauf sich deine Mutter einlassen könnte, da gibt es sicher einige Möglichkeiten...
    Man könnte auch sagen, man möchte einfach sicher sein, dass der Hausarzt die nötigen Medikamente gibt, man möchte noch einen 2. kompetenten Arzt aufsuchen. Vielleicht kann das für manche dementen Personen ein Weg sein, für andere Patienten vielleicht wieder überhaupt nicht...
    Du bekommst bestimmt da noch einen guten Einfall...

    Liebe Grüße am Abend von Christine
  • Vielen Dank für Eure Vorschläge. Vielleicht ist die Idee mit den regelmäßigen Routineuntersuchungen ja eine Möglichkeit meine Mutter zu einem Arzt zu bewegen. Obwohl sie auch solche Untersuchungen nur schwer über sich ergehen läßt und noch nie ein Mensch war, der öfters mal zum Arzt gegangen ist. Aber wie finde ich denn einen kompetenten Arzt? Leider wohne ich ja nicht bei meinen Eltern und habe deshalb auch keine Kontakte vor Ort, die ich nach Empfehlungen fragen könnte. Gibt es irgendwo eine Liste von Fachärzten zum Thema Alzheimer? Und was gibt es noch zu beachten? Ist eine Selbsthilfegruppe für meine Eltern hilfreich? Hat da jemand Erfahrung mit?
    Für Anregungen und Tipps immer dankbar
    Moni
  • Hallo Moni, kopier einfach mal folgenden Link in die Adresszeile:
    http://www.deutsche-alzheimer.de/index.php?id=61&no_cache=1
    Dann landest du auf der Seite der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. mit den hilfreichen Beratungsstellen, wo du mit Hilfe der PLZ deiner Eltern eine Beratungsstelle in der Nähe findest. Wenn Du dort anrufst und dein Problem schlderst, bekommst du bestimmt auch einen Hinweis auf den passenden Arzt in der Nähe. Viel Glück dabei...
    Grüße von Yvonne
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