Wie bringe ich meinen Vater vom Autofahren ab?

Hallo,
bei meinem Vater(63) wurde letztes Jahr im September Demenz festgestellt.Zuerst sah es danach aus, dass er sich mit der Krankheit abgefunden hat. Er hat das Autofahren gelassen und war auch psychisch sehr gefasst. Diese hatte sich jedoch schnell wieder geändert. Im Moment ist er der Meinung, dass er nicht krank ist, dass wir in alle anlügen, die Ärzte keine Ahnung haben und er vollkommen normal ist. Sobald man ihn auf seine "Mißgeschicke" hinweist rastet er völlig aus und beschuldigt meine Mama, dass sie diejenige sei, die Schuld daran ist und ihn mit ihrer Art immer nervös macht. Natürlich fährt er auch wieder Auto-was mittlerweile schon an russisch Roulette grenzt. Wenn man im seine Fehler-er kann die Spur nicht mehr halten, fährt oftmals im zu großen Bogen um die Kurve, kann nicht mehr gescheit parken und ist schon mehrmals verkehrt in eine Einbahnstrasse reingefahren- aufzählt rastet er völlig aus und wird extrem agressiv. An die Vernunft zu appelieren bringt leider gar nix- ihm die Schlüssel wäre die andere Art, allerdings haben mein Bruder und ich dann die Befürchtung, dass er meiner Mutter etwas antun würde (er hat sie schon einmal geohrfeigt). Könnt ihr mir bitte mit irgendwelchen Ratschlägen weiterhelfen? Ich habe gelesen, dass der Arzt aufgrund seiner Schweigepflicht ihn nicht beim Landratsamt melden darf. Ich selber würde ihn gerne melden, hoffe aber, dass es vielleicht noch irgendeine andere, schonendere Möglichkeit gibt-letztendlich ist das seine ganze Selbstständigkeit, die man ihm da nimmt...und das ist furchtbar grausam.

Vielen Dank schon mal im voraus.
Mimi

Kommentare

  • Liebe Mimi, bei meiner Mutter, damals 66, war es ähnlich. Auch sie war nicht einsichtig. Als sie eines Tages nach Hause kam und die ganze rechte Seite des Autos verbeult und verkratzt war, haben wir dann den Werkstattaufenthalt genutzt und ihren Wagen abgeschafft. Wir wissen bis heute nicht, was passiert ist, haben dann anhand von den Spuren vermutet, dass sie im örtlichen Parkhaus die Kurve zu eng genommen hat,parallel allerdings auch die Presse verfolgt, ob irgendwor eine Fahrerflucht passiert ist. Die Polzei zu fragen, haben wir uns nicht getraut..Man setlle sich nur mal vor, wir hätten andere Spuren an dem Auto vorgefunden...Ihr müsst wirklich unbedingt verhindern, dass er weiter Auto fährt. Stellt euch doch nur mal vor, wenn Unschuldige zu Schaden kommen.. Das habt ihr sicherlich schon... Weiss er von seiner Diagnose ? Vielleicht kann man mal anonym bei seiner oder einer anderen Versicherung nachfragen, ob er überhaupt Versicherungsschutz geniesst ? Vielleicht ist das ein Argument für ihn... Oder man fragt einmal bei der Polizei nach. Ich kenne einen Fall, wo ein offenbar auch verwirrter Mann mehrere Autos beim Parken beschädigt hat und der Geschädigte ihn darauf hin bei er Polizei gemeldet hat, um seine Fahrtüchtigkeit zu überprüfen. Vielleicht ist es bei deinem Vater, wie bei vielen Erkrankten aber auch so, dass er sich in solchen Momenten, wie auch immer, zusammenreissen kann... Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, einen Außenstehenden zu beauftragen, zu intervenieren, einen Freund oder Verwandten ? ... Im Übrigen hat diese Phase der Leugnung der Krankheit hier wohl fast jeder betroffene Angehörige schon mal erlebt, von wegen wenn hier einer spinnt, dann seid ihr das...Und auch die Aggressionen...
    Ich wünsche Euch, dass ihr eine schnelle Lösung findet und auch den Mut habt, so schnell, wie möglich zu handeln. Fragt doch auch einmal bei einer Alzheimerberatungsstelle nach, auch für deine Mutter, die sich ja auch auf die Zukunft vorbereiten wollte, wäre das sicherlich hilfreich. Vielleicht bekommt ihr aber auch für eure momentane Situation Tipps.
    Liebe Grüße, Yvonne
  • Liebe Mimi !
    Ich kann Deine Sorgen total verstehen !
    Leider ( oder auch Gott sei Dank ) kann ich Dir nicht aus Erfahrung helfen .
    Aber beim Stöbern hier im Forum habe ich einen Beitrag gefunden wo es um Dinge wie Schlüssel austauschen ging , um jemanden am Autofahren zu hindern - vielleicht weiß ja noch jemand wo das stand ! ? Allerdings fürchte ich - so wie Du schreibst - das Dein Vater für so eine Art der Schummelei noch zu fit sein wird !
    Gruß Gabi !
  • Hallo Mimi !

    Mein Mann war Gott sei dank einsichtig. Wie wäre es wenn ihr die Batterie abklemmt oder sonst was einbaut das der Wagen nicht starten kann (vielleicht mal in einer Werkstatt fragen ).Sonst hilft es nur sich an die Polizei zu wenden. Viel Erfolg !
  • Vielen Dank für die lieben Anregungen. Ich werde mich jetzt mit meiner Mutter und meinem Bruder schnellstmöglichst zusammensetzen und beratschlagen was wir tun. Evtl. auch ob jemand sich anonym beim Landratsamt meldet, dass man ggf. die Fahrtüchtigkeit überprüfen lässt und dann meinem Vater in dem Zuge den Führerschein entzieht. Falls noch jemandem was einfällt, ich bin über alles sehr dankbar.
    Liebe Grüße
    Mimi
  • Hallo Leidensgenossen,
    bei meinem Mann habe ich das Problem mit dem Autofahren wie folgt gelöst - vielleicht klappt der Weg ja auch für andere:

    Wir haben die Sicherung für die Kraftstoffpumpe entfernt, dadurch springt das Auto nicht mehr an. Ich habe dann in der Werkstatt angerufen, die Situation erklärt und folgendes vereinbart: Sobald ich anrufe (mein Mann kann das nicht mehr), wird das Auto in die Werkstatt abgeschleppt. Die Werkstatt diagnostiziert dann, dass ein elementares Teil ("Steuergerät") kaputt ist und, da das Auto schon so alt ist, wahrscheinlich nicht mehr besorgt werden kann. Ich tröste meinen Mann jeden Tag, dass die Werkstatt ja noch aktiv ist und es immer noch sein kann, dass das Auto wieder in Gang gesetzt werden kann.

    Wenn mein Mann auf die Idee kommt, sich einen neuen Wagen kaufen zu wollen (ich vermute das aber eher nicht, da die Krankheit dafür schon zu weit fortgeschritten ist, er kann nicht mehr planerisch agieren), würde ich auch mit ihm in ein Autohaus fahren und Autos angucken. Im Vorfeld würde ich dann mit dem Autohaus telefonieren, wieder die Situation erklären und dann wäre der Ablauf wie folgt:

    Der Verkäufer würde meinen Mann zu Beginn des Gesprächs nach einem verlängerten Führerschein fragen. Diese Verlängerung sei ein neues Gesetz für alle Autofahrer ab 60 Jahren und er dürfe kein Auto verkaufen, falls diese Unterlage nicht vorliegt. Damit ist im Zweifel das Autohaus der "Buhmann" und nicht ich.

    Und falls es dann wirklich auf die Spitze getrieben würde, weil er die Verlängerung will, würde ich sozusagen ganz offiziell die Überprüfung der Fahrerlaubnis beim Straßenverkehrsamt beantragen und dann ist der Führerschein auch futsch. Und auch hier sind wieder nur die anderen schuld.

    Bei dem ganzen muss man sich bewusst machen, dass man ja sowohl den Kranken vor sich selber, andere Verkehrsteilnehmer und letztlich auch sich selber schützt - einen eventuellen Schadensfall übernimmt keine Autoversicherung.

    Viele Grüße
    Gertrud
  • Hallo alle zusammen, hallo liebe Gertrud,

    ganz so einfach, wie Sie es darstellen ist es leider nicht.
    Meine Mama leidet seit geschätzten 2 Jahren an einer dementiellen Veränderung, weigert sich aber bis dato beharrlich, sich neurologisch abklären zu lassen.
    Mein bruder und ich sind seit geraumer Zeit der Ansicht, dass sie im Straßenverkehr eine Gefahr darstellt (sie fährt noch Auto, lässt sich davon auch nicht abbringen) und so haben wir höchst offiziell eine Eingabe ab die Führerscheinstelle des Landratsamtes gemacht und um Überprüfung der Fahrtüchtigkeit gebeten. Und haben uns einen reisen Abrotzer eingehandelt.
    Was wir uns eibilden, wer wir wären, soooo einfach ginge das nicht, wenn kein neurologisches Gutachten vorliege.
    Nun hatte unsere Mutter heute Vromittag einen Unfall versursacht. "Unfall mit Ansage" könnte man das nennen, weil wir darauf schon gewartet haben. Nun erhoffen wir uns von der Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei, dass eben sie den Antrag auf Festestellung der Fahrtüchtigkeit stellt.
    Hier in diesem Lande muss immer erst das Kind in den Brunnen gefallen sein, ehe was passiert.
    Wir haben alle Schriftstücke sauber abgeheftet, niemand war bis dato gewillt uns zu helfen.
    Ich werde Sie gerne auf dem Laufnden halten, wie sich die Sache weiter entwickelt hat.

    Viele Grüße,

    ein Waldwichtel
  • Hallo Waldwichtel,
    letztlich geht es nicht um den Führerschein, sondern nur um das Autofahren an sich, d.h. dafür zu sorgen, dass das Auto nicht verfügbar ist. Selbst wenn der Führerschein weg ist - das vergisst der Kranke ja und fährt dann ggf. trotzdem.

    In der Rückschau: Nachdem ich die ganze Prozedur mit dem Straßenverkehrsamt gemacht habe, würde ich das heute nicht wieder tun - meinen Mann hat das nur tierisch aufgeregt, weil er alles nicht mehr verstanden hat, ich würde heute nur noch alles machen, was dazu führt, dass kein Auto verfübar ist.

    Was bei uns funktioniert, ist, dass ich das Auto stillgelegt habe und dass es auch nicht / erst nach längerer Zeit reparabel ist (weil schon so alt/ Ersatzteil schwer zu bekommen...). Das Thema Auto ist zwar für meinen Mann nach wie vor sehr wichtig und wird immer wieder angesprochen, aber ich fahre eine Hinhaltetaktik. Die Krankheit meines Mannes ist schon so weit fortgeschritten, dass er nicht mehr allein losgehen kann, um ein Auto zu kaufen. Gemäß der Empfehlung unseres Neurologen arbeite ich mit Validierung, sage also, ja - Auto ist wichtig, ich kümmerere mich etc. Manchmal kann ich es nicht vermeiden, dass ich mit ihm in ein Autohaus fahre. Dafür habe ich kleine Zettel griffbereit, dass mein Mann demenzkrank ist und nicht mehr Autofahren darf. In einem eventuellen Verkaufsgespräch sollen sie ihn auf einen notwendigen aktuellen Reaktionstest vom TÜV ansprechen, das sei eine nue Vorschrift für Menschen über 60 und ohne diesen Test dürfen sie kein Auto verkaufen. Damit besteht eine Hürde, für die ich aber nicht verantwortlich bin(allerdings ist mein Mann bereits in der Krankheit so weit fortgeschritten, dass er einen solchen Test auch nicht bestehen würde).
    Viele Grüße
    Gertrud
  • Hallo liebe Gertrud,

    wenn das alles so einfach wäre ... Ich habe es richtig dick. Meine Mutter ist zeitlebens eine dominante, aktive Frau gewesen. Da sie nun gestern diesen Autounfall hatte, steht für sie ganz klar fest, dass ich sie zum nächsten Autohändler zu begleiten habe. Und: Dass ich irh den Unfallbericht schreiben soll. Sie ist noch im Frühstadium der Demenz und erinnert sich noch an vieles, aber zum Beispiel nicht mehr daran, dass die Polizei sie gestern nach Hause gebracht hat. Unwichtiges Detail eben.
    Sie ist noch motiviert und temperamentvoll genug, wieder ein Auto zu kaufen. Und für den Fall eines Schadens hat sie immer einen Mechaniker zur Hand, der ihr das Auto unter der Hand repariert. Gegen unser Einverständnis, weil der eben nur die Kohle sieht.
    Ich jedenfalls fahre heute Nachmittag zur Polizei und erhoffe mir da etwas Schützenhilfe. Ich hoffe einfach, dass DIE den Antrag auf Feststellung der Fahrtüchtigkeit stellen. Wenn nicht, weiß ich erst mal auch nicht weiter. Mit deinen Tipps, die sich auch für mich sehr hilfreich anhören, komme ich bei meiner Mutter leider (noch) nicht weiter.
    Der letzte Autohändler, der ihr vor 4 Jahren das Auto verkauft hat, hat mich schon im Regen stehen lassen, als ich iohm signalisierte, dass sie nicht mehr wirklich verkehrstauglich ist. Der hatte nur die Dollarnoten in den Augen. Und meine Mutter ihr Auto im Visier. Da war alles recht.
    Drück mir die Daumen, um 14:00 Uhr bin ich auf dem Revier ...
    Und entschuldige, dass ich dich ständig dutze - ich hoffe, das ist okay?

    Liebe Grüße und bis bald,
    ein
    Waldwichtel
  • Lieber Waldwichtel,

    ich drücke Dir ganz fest die Daumen. Und natürlich ist das mit dem "Du" okay.
  • Hallo liebe Gertrud,

    also war ich gestern auf der Polizeidienststelle in der Hoffnung, der stillen, dass man mich dort unerstützen möge hinsichtlich eines Antrages auf Feststellung der Verkehrstüchtigkeit.
    Die Herren bei der Polizei erklärten mir, meine Mutter sei völlig fit, sei nur ein wenig geschockt gewesen, daher ihre Verwirrtheit, und auf die Bemerkung, dass das nun mit einem Blechschaden gehalten sei, ich habe fürchte, dass sie irgendwann einen personenschaden verursache, antwortete mir der Polizist: "Wenn sie irgend einen tot fährt, dann ist das eben so."
    Ich war schockiert. Entsetzt. Fassungslos. Habe ihm geantwortet, dass er eine sehr gesunde Menscheneinstellung habe und habe mich für die Unterstützung bedankt.
    Und nun?
    Meine Mutter ist gedanklich bereits auf dem Sprung, sich ein neues Auto zu kaufen. Wir haben ihr gestern erklärt, dass wir das nicht mehr wollen, und dass sie dazu nicht mehr in der Lage sein, daraufhin wurde sie aggressiv und meinte, sie lasse sich von uns nicht einschränken.
    Ich kann doch nicht ruhigen Gewissens mit ihr ein Auto kaufen gehen. Nur über meine Leiche.
    So ist der Stand der Dinge.

    Liebe Grüße,

    ein Waldwichtel
  • Lieber Waldwichtel,
    das ist wirklich eine ausgesprochen schwierige Situation. Ich habe immerhin das Glück, dass die Leute kooperativ sind, das ist bei Dir viel schwieriger. Und vermutlich ist Deine Mutter auch nicht bereit, sich neurologisch in einer Memory-Klinik oder Gedächtnisambulanz untersuchen zu lassen. Kannst Du da ggf. etwas über ihren Hausarzt anleiern?

    Und, leider, aus meiner Erfahrung: Du wirst Deine Mutter in der gegenwärtigen Lage vom Kauf eines neuen Autos nicht abhalten können, dafür ist es (hört sich schrecklich an) noch zu früh. Und selbst wenn Du/Dein Bruder nicht helfen, dann geht sie eben mit ihrem Mechaniker oder anderen Freunden oder...

    Vielleicht solltet Ihr mal mit dem Automechaniker Deiner Mutter reden, wie ihr die Situation einschätzt. Vielleicht ist er ja einsichtig und arbeitet mit Euch zusammen. Dann könnte man nämlich auch bei dem neuen Auto immer wieder dafür sorgen, dass es nicht fährt (siehe Sicherung Kraftstoffpumpe) und der Mechaniker könnte dann immr wieder dafür sorgen, dass die Reparatur etwas dauert - damit würdet ihr das Auto indirekt immer wieder aus dem Verkehr ziehen können.

    Liebe Grüße
    Gertrud
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