Vater an Demenz erkrankt!

Hallo!

Mein Vater hat sich in den letzten beiden Jahren sehr verändert, er war früher ein richtiger "Macher", immer gut drauf und viel unterwegs. Wandern, skifahren, reisen....
Meine Mama ist heuer im Jänner gestorben, er wurde immer merkwürdiger und vor kurzer Zeit haben wir vom Neurologen die Diagnose Demenz bekommen. Man kann ihm zuschauen, wie er von Woche immer mehr abbaut, es ist so beängstigend. Meine Schwester und ich haben mittlerweile alles in die Wege geleitet, er kommt jetzt mal für vier Wochen auf Reha und dann müssen wir weiterschauen, alleine leben kann er nicht mehr wirklich.
Manchmal kann ich einfach nicht mehr, ich bin erst 36 Jahre alt, die Mama tot, diese Trauer begleitet mich auch immer noch und nun ist der Vater auch irgendwie gestorben. Ja, er ist körperlich noch fit, aber der Geist zieht sich immer mehr zurück.
Ich bin dann manchmal gereizt, ich schreie ihn an, weil ich einfach nicht verstehen kann, wie man die einfachsten Dinge nicht mehr alleine hinkriegt. Danach habe ich ein schlechtes Gewissen und er tut mir wieder sehr leid, weil er nichts dafür kann. Er war immer so eine Stütze und die bricht nun einfach weg, mein Papa wird so schwach und wir Kinder müssen die Starken sein, das ist oft sehr schwierig.

Wie geht ihr damit um? Mit den Gefühlen?

Kommentare

  • Es ist eine äußerst schwere und herausfordernde Zeit, wenn man miterlebt, wie ein Familienmitglied in eine andere, uns fremde Welt hineingleitet. Man kommt wirklich an seine Grenzen, und auch ich bin manchmal ungerecht gewesen. Im Nachhinein tut es mir sehr leid, absolutes Verständnis und Fürsorge dem Kranken gegenüber haben sich immer abgelöst mit Unverständnis und dem nicht Zulassenwollen, daß sich jemand so sehr verändert. Man muß sich immer wieder vor Augen halten, daß NIEMAND sich diese Krankheit aussucht, und sich im Traum nie vorstellen konnte, an Demenz zu erkranken. Auch die Kranken selbst vermissen ihr vorherges gesundes ICH. Eigentlich kann ein Mensch alleine eine solche Krankheit nicht ertragen, ich glaube am schlimmsten ist die erste Zeit, wo noch genau gespürt wird, was man alles nicht mehr kann, und das macht große Angst und ist eine deutliche Grenzerfahrung und das Gefühl: ICH VERMISSE MICH....ein Leben im Treibsand. Die Kranken brauchen einen Begleiter durch die dunkle Nacht des unbewohnten Geistes, jedwede Unterstützung, Verständnis, das Gefühl gebraucht zu werden, Lob, Einfühlungsvermögen, Zeit, Geduld, Menschlichkeit und Wärme. An irgendeinem Punkt kann man das selbst alles nicht mehr leisten, ohne ungerecht zu sein. Dann muß man sich professionelle Hilfe suchen, um die Pflege zu sichern und sich so Freiräume für das so wichtige Miteinander zu schaffen....ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Geduld. Es wird auf jeden Fall belohnt!!!
  • Hallo "Schnutz",

    ich kann mich der Antwort von "Herbstlaub" eigentlich nur anschließen. Ich kenne dieses Wechselbad der Gefühle sehr gut, eigentlich Verständnis, möchte helfen, für den Kranken dasein, aber manchmal ist einfach zu viel, dann bin überfordert, weil ich hilflos bin, nicht wirklich helfen kann, nicht mehr weiß, was ich tun kann....

    Ich habe lange gebraucht, bis ich Hilfe von Fremden angenommen habe (die kümmern sich ja nicht so gut wie ich...), inzwischen geht es nicht mehr anders, aber ich habe festgestellt, es tut uns beiden gut, dem Kranken (meinem Mann) und mir. Ich habe mehr Freiraum und kann in der Zeit meine Nerven schonen, wenn ich dann bei meinem Mann bin, kann ich wesentlich entspannter mit ihm umgehen und auch in anstrengenden Situationen meistens ruhig bleiben. Qualität geht hier eindeutig vor Quantität, auch er hat mehr davon, wenn ich weniger Zeit mit ihm verbringe, diese aber positiv verläuft, als wenn ich öfter bei ihm bin aber mit ihm schimpfe oder ihn anschreie.

    Deshalb auch meine Empfehlung: suche dir Hilfe! Es kann ein bisschen dauern, bis du die richtigen Leute gefunden hast, je nach Entwicklung der Krankheit ist auch immer eine Anpassung erforderlich, leider. Nimm doch Kontakt auf mit eurem Pflegestützpunkt, die können Empfehlungen geben, was für deinen Vater in Frage kommt und wahrscheinlich auch vermitteln, z. B. Tagespflege, Besuche von ehrenamtlichen Helfern, Demenzcafe, hauswirtschaftliche Unterstützung, Korrespondenz mit Pflegekasse wegen Kostenübernahme u. ä.

    Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld für die Zukunft
    Christel
  • Vielen Dank für eure lieben Worte!

    Nach Rücksprache mit den Ärzten auf der Reha werden wir eine 24-Stunden-Pflege für ihn benötigen. Er ist - wie gesagt - körperlich noch sehr fit, aber geistig liegen wir bei einer mittleren Demenz.
    Wir haben schon Nachforschungen angestellt, auch wegen der Zuschüsse vom Staat und einer Pflegerin im Haus.
  • Hallo Schnutz,

    Deine Gefühle sind nur all zu verständlich. Einerseits will man sich kümmern, andererseits den geistigen Verfall nicht einfach hinnehmen, darüber hinaus wird man oft überrumpelt durch schnell wechselnde oder abrupt auftretende krankheitsbedingte Veränderungen.

    Hierfür kann ich mich nur meinen Vorrednern bezüglich der Unterstützung und Entlastung durch Andere anschließen. Pflege ist eine Sache, aber auch Betreuung ist fast noch wichtiger, ob man nun noch Freunde und Verwandte hat, die sich ab und zu einspannen lassen, oder man sich bei diversen professionellen oder ehrenamtlichen Angeboten umschaut. Letztendlich kommt es darauf an, dass Euer Vater und Ihr Euch damit wohl fühlt, wenn es auch manchmal zuerst ein wenig gewöhnungsbedürftig ist.

    Ich war und bin in einer ähnlichen Situation, derzeit noch 31, Mutter noch nicht all zu lange tot und mein Vater irgendwo zwischen einer mittleren und einer schweren Demenz. Seitdem ich mich dazu entschieden habe mir mehr Zeit für mich zu nehmen und ein wenig stressfreier und terminungebundener zu leben, geht es mir den Umständen entsprechend gut und Vattern eigentlich auch, es gibt keinen Tag an dem er nicht lacht.

    Wünsche Dir viel Kraft und Unterstützung!
    Beste Grüße
    Piet
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