Urlaub mit Demenzkranken

Hallo Mitbetroffene,
bei meiner Frau (75) ist im letzten Jahr frontotemporale Demenz festgestellt worden.
Ich habe mich inzwischen sehr über die Krankheit informiert und mit dem heutigen
Wissen hätte man die Anzeichen schon vor 2 Jahren oder früher erkennen müssen.
Aber.... - Rein gefühlsmäßig hat sich der Zustand in den letzten 6 - 8 Monaten sehr
verschlechtert. Meine Frau hat große Wortfindungsschwierigkeiten, könnte die Enkelkinder
nicht mehr namentlich aufzählen, weiß nicht wie alt sie ist usw.
Auf die richtige Einnahme der Tabletten muß ich achten und sie, die vorher pingelig
sauber war, zur entsprechenden Hygiene anhalten.
Zu Arztbesuchen muß ich sie mit viel Überredungskunst bewegen und im Wartezimmer
immer wieder beruhigen, weil es ihr nicht schnell genug geht.
Fremden gegenüber ist meine Frau oft sehr unhöflich und ich habe bisher auch noch
keine externe Hilfe zu uns geholt. Eigentlich habe ich drei Fragen, die evtl. von anderen
Betroffenen aus eigener Erfahrung beantwortet werden können.
- Wann sollte man mit externer Hilfe (z.B. niederschwellige Betreuung) beginnen?
Im Moment kann ich meine Frau noch stundenweise alleine lassen - ich gehe regelmäßig
2 - 3 mal wöchentlich zum Sport. Aber wie lange geht das noch so...
- Sprechen Sie (Angehörige) offen mit dem/der Erkrankten über die Krankheit?
Ich habe es bisher nicht getan, nicht fertiggebracht. Die Ärztin sagte, dass dies
auch nicht unbedingt nötig wäre.
- Ein normaler Urlaub wird problematisch sein. Hat jemand gute Erfahrungen gemacht
in Urlaubs-/Kureinrichtungen für Demenzkranke mit Angehörigen??
Die entsprechende Liste der Häuser kenne ich - wie gesagt, mich interessieren
die Erfahrungen anderer Betroffenen.
Über Antworten würde ich mich freuen.
Bernd

Kommentare

  • Hallo Bernd,
    ich war letztes Jahr mit meinem Mann im Juni in Winterberg/Fernblick von der AWO.
    Ich kann es nur empfehlen. Für die Pflege brauchte ich keine Hilfe. Jeden Tag (auch Sa u. So) gibt es die Tagesbetreuung. 09.15 Uhr bis 11.45 Uhr u. 14.45 Uhr - 17.15 Uhr
    Da mein Mann sehr auf mich fixiert war, wollte er natürlich nicht allein in die Betreuung. Also hat jeden Tag eine freundl. Mitarbeiterin meinen Mann direkt an der Wohnung abgeholt. Sie hatte einen kleinen Hund auf den Arm und fragte meinen Mann ob er ihr beim Tragen helfen könnte. Mein Mann nahm den Hund auf den Arm u. dann sind sie so zur Tagesbetreuung spaziert. Das hat sich dann jeden Tag wiederholt. Die Tür wird dann abgeschlossen u. ich hatte etwas Zeit für mich. Natürlich hat mein Mann sich gefreut, wenn ich ihn dann nach 2 1/2 Std abgeholt habe. Es gibt auch Unternehmungen u. Ausflüge die man gemeinsam unternehmen kann. So habe ich mit meinem Mann eine Planwagenfahrt durch Winterberg mitgemacht.
    zu Ihren Fragen. wann soll man Hilfe holen? So schnell wie möglich. Ich würde einmal in der Woche mit einer Demenzbetreuung anfangen. Die Dame kann dann mit ihrer Frau spazieren gehen, lesen oder Bilder anschauen. Es ist ganz wichtig, dass sie andere Bezugspersonen dazu holen.
    Frage 2: offen mit dem Erkrankten über die Krankheit sprechen? Ich habe mit meinem Mann offen darüber gesprochen, ihm erklärt, warum er jetzt nicht mehr arbeiten kann, warum er nicht mehr Fahrrad u. Auto fahren kann. Dazu gehört viel Fingerspitzengefühl. Ihm erklät, dass er irgendwann mehr Hilfe benötigt, dass ich selbst dabei Hilfestellung von außen brauche. Natürlich habe ich nicht erzählt wie das Endstadium aussieht. Alle im Umfeld habe ich aufgeklärt. Alle Nachbarn wußten Bescheid.
    Ich wünsche Ihnen viel Kraft und bitte bitte holen sie sich Hilfe. Auch wenn sie es jetzt noch allein stemmen, es wird schwieriger. Sie finden bestimmt eine gute Demenzbegleiterin, die stundenweise einmal in der Wo kommt. Später würde ich ihre Frau einmal in der Woche in eine Tagesbetreuung geben. Die Umstellung ist nicht einfach u. je eher umso einfacher für sie beide.
    Alles Gute für sie
  • Hallo "Duisdorf" - herzlichen Dank für Ihre Antwort und Tipps. Ich hatte inzwischen ein erstes Beratungs-
    gespräch bei einem Pflegedienst - dort wäre auch ein stundenweiser Aufenthalt in einer Gruppe für meine
    Frau möglich und es wird auch häusliche, niederschwellige Betreuung angeboten. Nächste Woche habe
    ich dort den nächsten Termin, zusammen mit meiner Frau. Ich weiß aber noch nicht, ob ich sie dort überhaupt
    hin bekomme. Danke auch für den Urlaubstipp "Winterberg". Alles Gute für Sie und Ihren Mann
    Viele Grüße
    "Bernd"
  • Hallo Bernd,

    ich war in den letzten Jahren mit meinem an Alzheimer erkrankten Vater (Diagnose: 2010, früher Typ) regelmäßig im Urlaub, da er aber zu einem recht großen Teil sehr umgänglich war und ist, sind wir zwar zuletzt gehbehindertengerecht mit Rollstuhl etc. und Unterstützung diesbezüglich gereist, haben aber keine direkte Erfahrungen mit Urlaubseinrichtungen für Demenzkranke gemacht.

    Es ist gut zu lesen, dass Sie Sich bereits über Hilfsangebote informieren. Nach meinen Erfahrungen, und ich kann mich da Duisdorf nur anschließen, ist es von Vorteil so früh, wie irgend möglich passende Hilfsangebote zu finden und auszuprobieren. Bei uns hat es mit einer Dame vom „Familienunterstützenden Dienst der caritas“ angefangen, welche ganz zu Anfang einmal die Woche für 1h zu Besuch kam, mit spazieren ging, sich unterhielt und halt bei all dem mithalf, was Vattern so machen wollte. Glücklicherweise haben sich die beiden auf Anhieb relativ gut verstanden, dafür kam mein Vater mit der Urlaubsvertretung dieser Dame gar nicht zu Recht, was vllt. zeigt wie personenabhängig Betreuung und auch Pflege sein kann. Daher nicht verzagen, wenn es nicht auf Anhieb klappen sollte. Diese Unterstützung funktionierte für alle Beteiligten so gut, dass wir sie bis heute, auch wenn sich über die Zeit viel verändert hat, nutzen. Die Dame kommt arbeitstäglich für mindestens 1,5h zu Besuch unterhält sich weiterhin viel, auch wenn die Gespräche nun ganz anders sind, als noch vor einigen, mehreren Monaten, sie kümmert sich unter anderem darum, dass Vattern nicht vergisst zwischendurch etwas zu essen oder zu trinken und hilft mir darüber hinaus auch ein wenig im Haushalt.

    Ich habe nie ausgiebig mit meinem Vater über seine Krankheit und das was vor uns liegt gesprochen. Natürlich spricht man über Dinge, die nicht mehr gut funktionieren und Probleme, welche auffallen. Aber auch hier bin ich meist dazu übergegangen, zumindest solange es noch kommunikativ möglich war, mit ihm nach pragmatischen Lösungen zu suchen, die er verstehen und akzeptieren konnte. Wenn er trotzdem traurig war, weil er zumindest in den frühen Phasen sich seiner Krankheit und seinen immer stärker auffallenden Defiziten bewusst wurde, habe ich versucht ihn zu trösten, ihm Mut zu machen, dass wir nicht aufgeben und zusammen alles schaffen.

    Hoffe, ich bin nicht zu sehr abgeschweift und wünsche Ihnen viel Kraft und gute Unterstützung.

    Beste Grüße
    Piet
  • Hallo Bernd

    In Thailand können Menschen, die an Demenz oder Alzheimer erkrankt sind, kompetent gepflegt werden.

    Das Home Stay ist unter Schweizer Leitung und bietet auch den Angehörigen die Möglichkeit in einem Bungalow Ferien zu machen.

    Einfach Mal schauen: www.homestaysurin.com

    Lieber Gruss

    Hans
  • Hallo Bernd,

    mit der Demenz unzugehen, ist für Angehörige ein schwieriges Unterfangen. Eine sozialstation hinzu zu ziehen, die eine stundenweise Demenzbetreuung wahrnimmt, ist sicher der absolut richtige Weg. Nur: Was ist in der übrigen Zeit, in der Zeit, die dich Jahre deines Lebens kosten kann, in der Zeit, wo du nicht mehr weißt, wo vorne und hinten ist, wo dein Nervenkostüm so angegriffen wird, dass due bald selbst Hilfe brauchst?
    So etwas ist nicht alleine zu stemmen und man braucht einfach jemanden, der einem zu Hause unterstützt.
    Wir standen vor einer ähnlichen Situation wie du und der Zufall wollte es, dass uns ein Bekannter eine Vermittlungsagentur für ponische 24-Stunden-Betreuungskräfte empfahl, die sehr zuverlässig, kompetent und hilfsbereit ist.
    Durch die Einsetzung einer 24-Stunden-Helferin erfährst du nämlich eine Entlastung, die dir deine fast verlorene Lebensqualität wieder zurückgibt. Glaube mir: Diese Erfahrung mussten wir auch erst machen, obwohl wir uns dies vorher nicht vorstellen konnten, dass eine externe Person, also eine 24-Stunden-Betreuerin uns hier tatsächlich helfen kann. Aber schnell merkten wir die Entlastung - wir konnten wieder wir sein, konnten wieder etwas unternehmen, ohne gleich ein schlechtes Gewissen zu haben, was wohl zwischenzeitlich zu Hause passiert.

    Ich empfehle dir, und das mache ich mit ruhigem gewissen, dich einmal an die Vermittlungsagentur für polnische 24-Stunden-Betreuerinnen zu wenden, mit der wir sehr gute Erfahrungen machten und immer noch machen.
    Rufe einfach mal im Internet die Seite https://www.rundumpflege24.de auf, informiere dich und rufe dort an. Glaube mir: Ich würde nie wiede zu einer anderen Vermittlungsagentur gehen, denn die organisieren zuverlässig und gesetzeskonform Betreuerinnen, die dir und deiner Frau wirklich helfen können. Parallel kannst du natürlich eine Sozialstation mit Demenzbetreuung beauftragen, was rein über die Kasse abgerechnet wir und nicht von deinem eventuell bereits erhaltenen Pflegegeld der entsprechenden Pflegeeinstufung abgeht. Probiere es.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Joe Bredl
  • Hallo an alle hier im Forum,

    ich möchte darauf hinweisen, dass Werbung hier nicht erwünscht ist. Es gibt Firmen, die gezielt Beiträge in Foren posten, bei denen schwer zu erkennen ist, ob es sich tatsächlich um Beiträge von Betroffenen handelt oder um versteckte Werbung.
    Pflegekräfte, Haushaltshilfen und Betreuer/innen aus meist osteuropäischen Ländern sind eine Lösung, die nur in bestimmten Fällen und unter bestimmten Bedingungen gut funktioniert.
    Ein sehr empfehlenswertes Buch dazu ist "Eine Polin für Oma" von Ingeborg Haffert.
    Auch im Archiv zum "Alzheimer Info" unter https://www.deutsche-alzheimer.de/unser-service/archiv-alzheimer-info.html#c2463 finden Sie einige Artikel zu diesem Thema.

    Viele Grüße
    Susanna Saxl, DAlzG
  • Ich weiss, dass Werbung nicht gerne gesehen wird..... doch wir sind auch gelistet in div. Alzheimer und Demenzratgebern, und werden dort auch empfohlen.
    Ebenfalls bekannt aus dem TV, Bild der Frau und anderen Zeitungen wir Berliner Zeitung etc.
    Wir haben jetzt noch zwei Bungalows frei, die wir für Ehepaare bereitgestellt haben.
    Doch schaut Euch das Angebot doch gleich selbst an:
    http://www.lanee.ch/ferienangebot-fuer-demenz-oder-alzheimer-gaeste

    Gerne gebe ich weitere Auskünfte

    Hans-Jörg
  • Ich weiß nicht, ob Thailand für unsere Erkrankten ein wirklich gutes Reiseziel ist.
    Zum einen die Hitze, zum anderen der lange Flug.
    Wenn die Erkrankung schon weiter fortgeschritten ist, ist die Aufregung am Flughafen nichts für unsere Angehörigen.
    Da sollten wir doch in Deutschland bleiben, um sich gleich vom ersten Tag an zu erholen.

    Hans Jörg, du hast schon in anderen Foren Werbung für Thailand gemacht.
    Wenn keine Rückmeldung kommt, solltest du akzeptieren, das keiner seine Angehörigen nach Thailand schicken will.

    Lieben Gruß Ehefrau
  • Liebe Ehefrau

    Wer aufhört zu werben ist schon weg vom Fenster, zudem bin ich verantwortlich für gegenwärtig 18 Angestellte und 9 Dauergäste, davon vier mit Demenz, das ist eine grosse Verantwortung und auch Verpflichtung.

    Nun,, wenn sich meine Einträge nicht in Reaktionen zeigen würde, könnte ich was anderes machen, nein dem ist nicht so, dass es hier im Forum eventuell keine Reaktion gibt, verstehe ich sehr gut, denn wer gibt schon zu, dass ER/Sie mit dem Gedanken spielt, eine Lösung in Thailand zu suchen?
    Diese kommen direkt zu uns, dass merke ich immer wieder nach einem Eintrag in einem Forum.

    Wenn Du Facebook hast, liebe Ehefrau, dann kannst Du uns beobachten, wie es so zugeht bei uns;
    https://www.facebook.com/LaneeResidenz/

    Doch Du hast sicher recht mit Deinen Äusserungen, doch was tun, wenn das Geld fehlt? Nicht alle haben das Glück, viel Geld zu haben, und dadurch einen guten Aufenthalt in einem guten Heim zu erkaufen, sondern müssen dann das nehmen was da ist.

    Liebe Grüsse
    Hans-Jörg
  • Lieber Hans-Jörg,
    es ist lobenswert, dass du deine Verantwortung als Arbeitgeber ernst nimmst, trotzdem ist dies kein Forum für Werbung und ich finde es absolut unpassend, bei fast jeder Frage oder fast jedem Problem für eine Abschiebung der Pflegebedürftigen nach Thailand zu werben. Das mag in manchen Fällen eine Lösung sein, aber mit Sicherheit kein Allheilmittel, schon gar nicht für die Angehörigen, die ihre Kranken zu Hause betreuen möchten. Ich würde es sehr begrüßen, wenn du woanders werben würdest.
    Christel
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