Alzheimer Demenz - Plötzliche Verbesserung des Allgmeinzustandes

Guten Tag liebe Betroffene

Meine Freundin ist vor 6 Jahren an Alzheimer Demenz erkrankt, sie war 50 Jahre alt zu dem Zeitpunkt.
In den letzten Jahren war ihr Zustand in etwa gleichbleibend. Vor einem halben Jahr hat sie massiv abgebaut, sodass die alltäglichen Dinge immer mehr zum Problem für sie wurden. Körperpflege und Haushalt sind nur noch eingeschränkt möglich, sodass sie immer mehr auf Hilfe von Außen angewiesen ist. Sie neigte teilweise zu aggressivem Verhalten, Verneinung jeglicher Aktivitäten und auch das Sprachzentrum hat massiv Schaden genommen.

Nun ist es so, dass seit etwa 2 Wochen kaum noch etwas von ihrer Demenz spürbar ist. Sie kann plötzlich wieder Dinge, die vor einiger Zeit absolut nicht möglich waren, auch ihr Zustand ist im allgemeinen ein wenig wacher, sie starrt weniger Löcher in die Luft und ist freundlicher gesinnt. Einige Dinge gelingen natürlich nicht mehr ohne Hilfe, aber wir haben alle das Gefühl, dass es bergauf geht.

Kann es überhaupt möglich sein, dass Alzheimer Demenz wieder verschwindet bzw. sich der Zustand wieder so verbessert, dass sie wieder am normalen Leben teilhaben kann? Oder ist das nur die Ruhe vor dem Sturm?

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gesammelt?
Wir sind alle überglücklich über den momentanen Zustand, haben aber auch Angst, dass wir bald einen schlimmen Rückschlag erleiden werden.

Ich freue mich über einen Austausch :)

Liebe Grüße
Emmy

Kommentare

  • Liebe Emmy

    Deine Schilderung klingt sehr interessant. Ich freue mich, dass du dieses erleben darfst und kann deinen überglücklichen Zustand, aber auch deine Angst, gut verstehen.

    Eine derartige Besserung, wie du sie bei deiner Freundin beschreibst, wird in der Regel bei Alzheimer-Demenz jedoch nicht beobachtet. Dennoch gibt es Berichte und Fallbeispiele über Verbesserungen, vor allem in der Anfangs- und erst mässig-fortgeschtrittenen Phase.

    Siehe z.B.

    Dale Bredesen(-Studie), Michael Nehls.

    Diese sind in der offiziellen Wissenschaft zum Teil sehr umstritten. Ebenso die ketogene Ernährung, der nachgesagt wird, sie könne dem Gehirn nötige Baustoffe liefern, sodass es wieder besser mit Energie versorgt wird.

    Doch zurück zu deiner Freundin: Gibt es irgendeine Veränderung bei den Lebensumständen in den letzten vier Wochen? Ernährung? Bewegung? Medikamente? Soziale Kontakte? Sonstiges?

    Vielleicht kannst/willst du darüber berichten?

    Ich finde deinen Bericht sehr wichtig. Er macht Mut. Herzlichen Dank.

    Liebe Grüsse
    herbschill
  • Hallo,

    da bin ich wieder.

    Dieser Anflug von Besserung war leider nur von kurzer Dauer.
    Der Zustand hat sich ein wenig verschlechtert. Es ist ihr schier unmöglich Gegenstände richtig zuzuordnen und das Kurzzeitgedächtnis hat massiven Schaden genommen.

    Das Seltsame ist allerdings, das sie Dinge manchmal kann und dann wieder nicht. Wir verstehen nicht, warum das so ist. Und sie selbst versteht es auch nicht und verfällt dann zunehmend in tiefe Trauer. Sie sagt, sie würde gerne beschäftigt sein, schafft es aber nicht, sich eine Beschäftigung zu suchen und ist nun mehr den ganzen Tag mit Nichtstun beschäftigt. Auf den Vorschlag hin, für sie eine Tagespflege Einrichtung zu suchen, wo sich gezielt mit ihr beschäftigt wird, lehnt sie konsequent ab.
    Auf Anraten des Hausarztes machten wir ihr den Vorschlag und erklärten ihr auch, wenn sie mehr gezielte Beschäftigung hat, das Alzheimer ein wenig verlangsamt wird. Dennoch ist sie strikt gegen den Vorschlag und alles Bitten hilft nicht.

    Wir sind ratlos und auch machtlos.

    Wir haben allesamt keinerlei Erfahrung mit der Krankheit und wissen nicht ein und nicht aus. Wir wissen nicht, wann es wie schlimm werden kann oder ob es evtl doch möglich ist, diese blöde Krankheit im Zaum zu halten. Wir würden alles in unserer Macht tun, damit es ihr besser geht. Und das es zeitweise möglich ist, hat sie uns ja bewiesen.

    Die Verzweifelung ist so groß :(

    Ich wünsche allen Angehörigen ganz viel Kraft

    Allerliebste Grüße
    Emmy
  • Hallo,

    da bin ich wieder.

    Dieser Anflug von Besserung war leider nur von kurzer Dauer.
    Der Zustand hat sich ein wenig verschlechtert. Es ist ihr schier unmöglich Gegenstände richtig zuzuordnen und das Kurzzeitgedächtnis hat massiven Schaden genommen.

    Das Seltsame ist allerdings, das sie Dinge manchmal kann und dann wieder nicht. Wir verstehen nicht, warum das so ist. Und sie selbst versteht es auch nicht und verfällt dann zunehmend in tiefe Trauer. Sie sagt, sie würde gerne beschäftigt sein, schafft es aber nicht, sich eine Beschäftigung zu suchen und ist nun mehr den ganzen Tag mit Nichtstun beschäftigt. Auf den Vorschlag hin, für sie eine Tagespflege Einrichtung zu suchen, wo sich gezielt mit ihr beschäftigt wird, lehnt sie konsequent ab.
    Auf Anraten des Hausarztes machten wir ihr den Vorschlag und erklärten ihr auch, wenn sie mehr gezielte Beschäftigung hat, das Alzheimer ein wenig verlangsamt wird. Dennoch ist sie strikt gegen den Vorschlag und alles Bitten hilft nicht.

    Wir sind ratlos und auch machtlos.

    Wir haben allesamt keinerlei Erfahrung mit der Krankheit und wissen nicht ein und nicht aus. Wir wissen nicht, wann es wie schlimm werden kann oder ob es evtl doch möglich ist, diese blöde Krankheit im Zaum zu halten. Wir würden alles in unserer Macht tun, damit es ihr besser geht. Und das es zeitweise möglich ist, hat sie uns ja bewiesen.

    Die Verzweifelung ist so groß :(

    Ich wünsche allen Angehörigen ganz viel Kraft

    Allerliebste Grüße
    Emmy
  • Hallo zusammen.
    Ich bin neu hier und möchte von meinen Erfahrungen berichten.
    Meine Mutter ist 89Jahre alt und 2010 wurde die Demenz diagnostiziert,was für uns beide sehr schlimm war.Sie hat zu diesem Zeitpunkt nach einer Darmkrebs OP bei mir in München gelebt,aber die Demenz war noch ganz am Anfang.
    Nach 9Monaten wollte sie wieder in ihre eigenen 4Wände nach Niedersachsen.
    Dort lebte sie allein im Haus,also habe ich einen ambulanten Pflegedienst organisiert und Freunde aktiviert die sich kümmerten,wenn ich nicht da sein konnte.
    Ich selbst fuhr so oft es ging,ich bin freischaffend,zu ihr.
    Telefonierte täglich mit ihr bis zu 1Std.
    2014 hatte sie einen Schlaganfall und hat sich davon wieder einigermaßen erholt.Zu dieser Zeit war ich mehrere Wochen dort,aber die Demenz nahm ihren Lauf,und sie könnte nicht mehr allein im Haus sein,Herd angelassen,orientierungslos,nicht waschen etc.Dann habe ich sie sehr sehr schweren Herzens in einem Heim im Harz untergebracht.
    Wir haben darüber gesprochen und wir beschlossen es ersteinmal mit einer 4wöchigen Kurzzeitpflege.
    Die Demenz schritt voran,aber nach exakt 4Wochen,sagte sie,die Zeit sei jetzt herum und sie will nachhause.Das war für mich der schlimmste Moment meines Lebens.Ich konnte nicht verantworten sie wieder nachhause zu lassen. Nach München wollte sie nicht,man verpflanzt keinen alten Baum,sagte sie.
    Also haben wir beschlossen sie dort zu lassen.ich habe ihr Zimmer so eingerichtet wie sie es von zuhause kannte.Viele Bilder,Pflanzen,Couchtisch und Sessel,gemütlich eben.Meine Mutter und ich waren und sind sehr innig miteinander,und es hat mir das Herz zerrissen sie dort zu lassen.Mit der Zeit hat sie sich eingewöhnt,hat,obwohl sie im Rollstuhl sass,an Unternehmungen teilgenommen.Ich war weiterhin regelmässig dort,habe mit der PDL gesprochen und dem Pflegeteam,weil mir viele Dinge missvielen.Auch heute nach 6Jahren bin ich dort bekannt,wir arbeiten inzwischen gut zusammen.
    Meine Mutter ist inzwischen schwer dement,aber,sie erkennt mich,wenn ich komme,wir gehen spazieren,ich lese ihr vor,schaue von mir angelegte Fotoalben mit ihr an,darauf reagiert sie,freut sich und lächelt,wenn ich von den Personen erzähle.
    Ich spiele Akkordeon,das hat sie auch getan und wenn ich bei ihr bin,1-2Wochen,bin ich nur für sie da!
    Ich habe in den letzten Jahren viel durchgemacht,denn meine Mutter war sehr oft im Krankenhaus,aber ich war meistens da,wenn sie aus der Narkose erwacht ist.
    Sie sprach kaum bis gar nicht mehr,bis ich anfing vor 2Monaten am Telefon vorzusingen!
    Darauf reagiert sie zu meiner Freude mit Worten,die immer mehr werden.
    Deshalb kann ich nur sagen:Reden,reden,auch wenn es am anderen Ende still ist,von seinem Tagesablauf berichten,lachen,sie an deinem Leben teilhaben lassen,und Lieder singen die Eure Liebsten von früher kennen.Ich spiele oft auf der Wohngruppe für Alle,und man glaubt nicht,wie positiv sie darauf reagieren!
    Mein Mann hatte die Idee ein Headset zu kaufen,weil sie Sehr schwer hört,seit dem funktioniert das Telefonieren sehr gut.
    Ich bin oft zutiefst traurig,aber ich gebe alles um sie glücklich zu machen.
    Wir waren und sind sehr eng verbunden.
    Meine Mutter hört täglich meine Stimme,und wenn ich sie besuche,braucht sie einen Moment mich zu erkennen,aber dann hört sie meine Stimme und lächelt und freut sich so sehr,das mir das Herz aufgeht.
    Man darf nie aufgeben,und das Beste daraus machen,wir haben nur EINE(N) Mutter oder Vater...
  • Liebe Goldi,


    Das ist einsehe schöner und sehr mitmachender Bericht! Du hast viel gutes für deine liebe Mutter getan und ich freue mich, das du es hier gepostet hast!
    Alles liebe und gute für dich!
  • Hallo Emily-Erdbeere,
    ich weiß genau wie ihr euch fühlt.

    Ich halte mich jetzt kurz. Es gibt ein paar Ansätze die "Besserung" versprechen.
    Auch wenn eine Heilung noch nicht möglich ist.

    Ich habe wie verrückt recherchiert für meinen Vater, als er 2012 Demenz bekam.

    1. Entzündungshemmende Medikamente
    Zum einen gibt es die Erkenntnis, dass Entzündungshemmende Mittel auch die Demenz reduzieren können solange der Patient diese nimmt. Kann es sein, dass eure Angehörige in der Zeit in der es ihr besser ging etwas bekam was Entzündungshemmend war?
    Man weiß mittlerweile, dass die Demenz durch Entzündungsprozesse im Gehirn ausgelöst wird.
    Es gibt wohl eine Klinik in Hamburg die sich auf die Forschung spezialisiert hat. Aber das muss ich selbst noch herausfinden.

    2.Zähne und Mundhöle reinigen
    Im Frauenhofer Institut gibt es vielversprechende Studien.
    Zum einen wird ein Chip für das Zahnfleisch entwickelt der (wenn dann implantiert) dafür Sorgen soll, dass keine Parodontose mehr entsteht. Man ist dort darauf gestoßen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Zustand der Zähne und der Demenz gibt.
    Da es das Produkt noch nicht zu kaufen gibt wäre aber sicher eine gründliche Reinigung beim Zahnarzt (regelmäßig) und tägliches Zähne putzen sicher gut.
    Der gleiche Forscher ist auch an der Entwicklung eines neuen Medikaments beteiligt das sehr vielversprechend sein soll. Dieses war aber 2017 noch in der Test-Phase und es dauert immer einige Jahre bis so ein Medikament erhältlich ist.

    3.
    Weiter habe ich Beiträge der Forschung von Prof. Jens Pahnke gesehen und ihm geschrieben.
    Tatsächlich hat er sich darauf bei mir gemeldet. Dies war schon 2014.
    Er gab den Tipp griechischen Bergtee und das frei verkäufliche Mittel "laif 900 Balance" (stark konzentriertes Johanniskrautextrakt zu geben. Das nennt man dann off-label use, da das eigentlich für Depression eingesetzt wird. Ist aber nicht vergleichbar mit den Johanniskraut-Präparaten in den Drogeriemärkten. Laif ist viel stärker konzentriert.

    Von dem Tee sollte es schon 1 Liter pro Tag sein (langfristig) und von dem laif 1 Tablette morgens.

    Es gibt Videos von ihm zu seinen Studien bei nTv.

    Mein Vater darf das laif leider nicht mehr nehmen, weil er Blutverdünner bekommt und es da zu Komplikationen kommen kann, meinte seine Ärtzin.

    4. Viel frische Luft und Bewegung!
    So viel wie möglich an der frischen Luft bewegen, denn steigert man die Druchblutung, ist das auch äußerst förderlich! Auch gut als Prävention.

    5. Viel trinken!
    Hält auch das Blut dünn und verbessert so auch die Durchblutung.



    Generell muss man wissen, dass die meisten Hausärtze ja nichts anderes kennen als die üblichen Medikamente die nix bringen und wenn man dann von so etwas berichtet, stößt man gleich auf Wiederstand. Wird von vielen Ärzten nicht gern gesehen, wenn man sich selber schlau macht. Warum auch immer. Ich suche uns immer Ärzte die offen sind.

    Der alte Hausarzt meines Vater sagte mir, dass man gegen die Krankheit eh nichts machen könnte, aber die Leute "ruhig stellen" kann. Er hatte angefangen meinem Vater A-typische Psychopharmaka zu verschreiben. Dadurch war mein Vater gar nicht mehr er selbst. Hat nur noch geschlafen... einfach grauenhaft. Der Arzt sagte wörtlich: mit der Krankheit haben die Leute noch ca. 4 Jahre und man kann nur die Psychopharmaka immer mehr steigern um sie ruhig zu stellen.
    Ich habe meinen Eltern daraufhin andere Ärzte organisiert und das furchtbare Psychopharmaka in den Müll geschmissen.

    Glaubt bitte nicht einfach alles was die Ärzte sagen. Prüft und recherchiert selbst.
    Durch das Internet kann man eigentlich fast alles selbst herausfinden.

    Wie man sieht lebt mein Vater heute noch. Er lebt schon seit mind. 2012 damit! Also bereits 8 Jahre und ist bisher noch nicht im Heim. Auch wenn es gerade schwerer wird mit ihm, da er sich immer mehr weigert zu trinken und mich manchmal nicht erkennt. Für uns sind die Maßnahmen die ich oben aufgelistet habe leider schon nicht mehr erreichbar. Aber vielleicht für jemand anderen.

    Alles Gute
  • Hallo,

    Hallo Emily-Erdbeere,
    Der Arzt sagte wörtlich: mit der Krankheit haben die Leute noch ca. 4 Jahre und man kann nur die Psychopharmaka immer mehr steigern um sie ruhig zu stellen.


    Ein Arzt, der eine Prognose bei Alzheimer stellt hat offenbar den Beruf verfehlt, ganz zu schweigen von der Bemerkung Demente einfach so "Ruhig zu stellen". Katastrophal.
    Eine Medikamentöse Therapie mit Antidepressiva und Neuroleptika darf nur dazu dienen das Wohlbefinden des Betroffenen zu steigern und nicht dazu ihn "Ruhig zu stellen". Mit ruhig stellen hilft der Arzt nur sich selbst.
    Zur Prognose: Der Verlauf einer Alzheimer Erkrankung ist absolut nicht vorherzusehen. Ich habe Menschen gesehen, die fünf Jahre lang im Prinzip unverändert in ihrem zustand waren und Andere die alle drei Monate einen "Schub" haben, bei dem sich die Symptome massiv verschlechtern.
    Eine Bewohnerin in unserem Pflegeheim ist neulich leider verstorben, die fast 10 Jahre lang mit ihrer schweren Demenz gelebt hat. (Sie verstarb letztlich auch nicht an der Demenz)

    Anna 007: Ich finde deine herangehensweise und deinen Einsatz klasse (Das mit der Paradontose war mir auch nicht ganz geläufig). Du beziehst dich auf Studien und Mediziner.
    Ich möchte aber ganz gerne noch hinzufügen, dass man grade bei Wunderpräperaten immer vorsichtig sein sollte. Vieles ist da leider nur Geldmacherei (z.B. Tebonin oder homöpathische Mittelchen, soweit ich sie kenne). Eine wirksamkeitsstudie zu initiieren ist sehr, sehr einfach, wenn man es richtig angeht.
    Es gibt viele Mittel bei denen man eine Wirksamkeit zwar nachweisen kann, die aber in einem so geringen Bereich ist, dass man das Geld lieber nutzen kann um mit dem betroffenen Angehörigen ein Eis essen oder Kaffee trinken zu gehen.
    Wir bekommen recht regelmäßig Bewohner in unser Pflegeheim deren Angehörige hunderte von Euro, die sie eigentlich gar nicht haben, im Monat für irgendeinen Kram ausgeben, in der Hoffnung Mutti helfen zu können (Umso schwieriger ist es für uns deren Hoffnungen in Globoli xy zerstören zu müssen).
    Medikamente bitte immer mit einem (guten) Arzt gegen checken.
    So, das lag mir noch auf der Seele zu dem Thema =).

    Herzliche grüß

    Timo
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