Weglauftendenz

Mein Mann leidet seit 9 Jahren an Alzheimer und in letzter Zeit will er immer nach Hause zu seinen Eltern.Einmal ist er bis in die Stadt gelaufen .Ich habe ihn hier in der Umgebung gesucht(wir wohnen ausserhalb)bis eine Nachbarin ihn zurück bracht,die ihn zufällig gesehen hat.Welche Tricks wende ich an um ihn davon abzuhalten.Ich schließe jetzt die Haustür ab(natürlich bin ich im Haus)denn er schleicht sich quasi nach draussen.Wer kann mir helfen?

Kommentare

  • Liebe adele34,

    ich habe hier im Forum auch schon davon berichtet, wie meine Mutter von der Polizei wiedergebracht werden musste.

    Ich hatte dann die Kraft nicht mehr, diese Aktionen ständig zu haben...
    Zu den Polizisten hat sie gesagt, sie wäre schneller gewesen und ihre Kinder seien unterwegs nicht hinterher gekommen. Sie wolle nach Chemnitz (dort hat sie bis vor reichlich 4 jahren gewohnt, nur dass sie dort nicht in die letzte Wohnung, sondern in diese möchte, wo sie vor 60 Jahren als Kind gewohnt hat).

    Da meine Mutter auch mit den Schlüsseln nicht mehr klar kommt und sich aus oder einsperrt, haben wir alle Schlüssel von den Türen entfernt.

    So oft ich kann und sie es noch körperlich schafft, lauf ich selbst mit ihr ein kleines Stück. Ansonsten schließe ich auch zu ihrer Sicherheit das Haus ab, da sie ja auch schon im Winter mit Sommerkleid raus wollte usw.

    Ich kann Dir nachfühlen, wie schwierig Deine Lage ist, einfach echt besch.....

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Momente zum Entspannen.

    Herzliche Grüße von Christine
  • Diese Weglauftendenz haben ganz viele Kranke.Da hilft nur aufpassen und abschließen. Von einer Bekannten hat der Mann im ersten Stock das Fenster aufgebrochen und ist rausgesprungen. Laß den Kopf nicht hängen. LG Trudel
  • Hallo Adele !
    Meine Eltern sind im August Beide verstorben .
    Meine Mutter hatte gut 5 Jahre Alzheimer und ich will gar nicht wissen wie lange wir davon ( vorher ) nichts gewußt haben ! Vieles hat mein Vater vertuscht und selbst aufgefangen ohne das wir davon mitbekommen haben . Aber das mit dem Weglaufen konnte er irgendwann nicht mehr verheimlichen . Fremde Leute riefen an - ich hatte meiner Mutter Zettel in die Jacken gesteckt ( später nahm sie die raus , denn mein Vater wollte sie nur wiederholen und sie umbringen - dabei hatte ich meinen Vater nie so geduldig gesehen wie mit ihr ! Immer lieb nie wirklich aggressiv - bewundernswert - jedenfalls nicht mit ihr ! )ob es sein könne das meine Mutter bei ihnen wäre oder einige Male hat sie auch die Polizei gebracht Sie wollte jahrelang zu ihrem Vater und beschimpfte meinen Vater sehr wenn er sagte der sei lange tot ( meinem Vater war nie begreiflich zu machen das Mutter ihn nicht verstehen konnte )sie wollte zu ihrer Schwester die sogar schon zu Kriegsende an TB verstorben war oder sonstwohin ... Etwa 3 Wochen vor ihrem Tod lief sie noch mal weg - sie war überall unterwegs - jeder hatte sie gesehen - nur wir nicht - nach einigen Stunden hat meine Tochter sie gefunden - sie saß in der Nähe von uns und war sichtlich verwirrt ( hat Marie auch nicht erkannt - tat aber so - das war auch eine ihrer Stärken so was zu vertuschen , aber mit der Zeit haben wir gelernt wann sie nur " mitspielte " )
    Nach diesem Tag hat sie aufgehört zu essen und trinken .../ ob das ein Abschiednehmen war ?
    Wenn ich Heute an diese Phase denke - dann kommt mir immer ein Szene in den Sinn - sie wartete häufig bei mir in den letzten 2 / 3 Jahren , weil wir meinem Vater ausgeredet hatten sie mit zum Einkaufen zu nehmen ... bis mein Vater mit den Einkäufen zurück kam , meistens hatte ich zum Ende hin abgeschlossen und tat einfach dumm - denn oft vergaß sie dann das sie eigentlich raus gewollt hatte ... an diesem einen Tag wollte sie auch mal wieder nicht Warten ... und zog sich an und ging laaangsam in Richtung der Haustür ich war in einigem Abstand gefolgt ... ich werde nie ihr trauriges Gesicht vergessen als sie merkte die Tür war zu und mich ansah und sagte : Oh , wie gemein !
    Es war nicht einfach - aber sicher für meinen Vater noch schlimmer als für uns ... er lief ihr oft nach und war dann teilweise schon am Rande der Erschöpfung ... dann wurde er auch noch beschimpft weil sie ihn bemerkte und ihn nicht mit haben wollte . Ich kann doch alleine gehen oft gab sich das dann im Laufe des " Spazierganges " und sie gingen gemeinsam weiter ...
    Eine Nachbarin von uns lief drei / vier Jahre immer im Kreis Strasse rauf und Nebenstrasse durch Hauptstrasse lang und wieder Nebenstrasse zurück dann bei uns durch die Strasse und oft dabei einige Male am Haus vorbei ...stundenlang !
    Ich wünsche Dir viel Glück und Stärke Adele ...
    Alles - Alles Gute Gabi !
  • Hallo Adele34,
    das mit dem Fortlaufen kenne ich nur zu gut.
    Vor ca. 11 Jahren ist mein Schwiegervater gestorben, er hatte Alzheimer. Er wurde schnell böse, vor allem wenn er nach Hause wollte. Wir haben ihn dann in das Auto gesetzt und sind einmal um den Block gefahren. Er stieg dann aus dem Auto aus und war Glücklich und zufrieden.
    Meine Schwiegermutter ist im Okt.08 gestorben (Alzheimer).
    Sie war friedlicher aber wollte immer weglaufen. Bei Ihr haben wir einen Bewegungsmelder angebracht, da habe ich (1 Stock) immer gehört wenn sie im Hof war. (Auch einmal in der Nacht um 01:00 Uhr im Nachthemd und Häuptchen). Mein Mann hat sie wieder "eingefangen", war meine Schuld ich hatte den Schlüssel nicht abgezogen. Aber so ein Bewegungsmelder ist Gold wert.
    Ich wünsche Dir viel Kraft
    LG Uschi
  • Hallo Uschi!Danke für die Anregung.Aberich finde die Idee ja gut,aber wenn mein Mann aus der Haustür gehen würde,würde die Nachbarschaft alamiert,denn er geht mit Vorliebe ganz früh morgens wenn es noch dunkel ist.Ausserdem,wie kann man verhindern,dass der Alarm nur bei ihm losgeht?ß
  • Hallo adele34,
    den Alarm hörst nur Du in Deiner Wohnung. Ich würde an Deiner Stelle den Bewegungsmelder an der Haustüre (innen) anbringen. Das Gegenstück wird in Deiner Wohnung in eine Steckdose gesteckt. Wenn Du zu tun hast und hören möchtest wenn Dein Mann aus der Türe geht hörst Du einen Gong. Du kannst jeder Zeit den Stecker ziehen und dann ist der Bewegungsmelder aus. Ich habe sehr gute Erfahrung damit gemacht. Du kannst auch mal etwas im Haushalt machen ohne immer Deinen Mann im Auge zuhaben. Ist halt nur ein kleines bisschen Freiheit für Dich.
    LG Uschi
  • Hallo,
    ich poste hier mal einen Link zu einem Hilfsmittel.
    Und zwar handelt es sich dabei um einen GPS-Tracker der zB. am Handgelenk der Person mit Weglauftendenz per Lederarmband befestigt wird.
    Dieses Armband hat einen Verschluss, der nur mit Hilfe eines mitgelieferten Magnetschlüssels (und nicht von der Person selbst) geöffnet werden kann.
    Man braucht nicht mehr in Panik ausbrechen wo z.B. die Oma hingelaufen ist, sondern man kann ganz einfach das GPS-Signal auf dem Smartphone verfolgen.
    http://www.seniorentechnik-martin.de/product_info.php?products_id=105
    Liebe Grüße
    SylvanaP.
  • Hallo adele34,

    es ist zwar schon sehr lange her,aber für spätere Interessanten teile ich meine Erfahrungen zum Weglaufen bei Demenz. Mein Vater hat auch häufig probeirt wegzulaufen und selten es auch mehr oder weniger geschafft.

    Wir haben dann neben einem GPS-Tracker, der leider viele Nachteile hat, auch ein Geruchskonservierungspaket aus den USA bestellt. Das sichert den Vermisstenfall ab, indem es dann die Chancen erhöht die vermisste Person wiederzufinden. Es gibt es mittlerweile auch in Deutschland beispielsweise unter meh-geruchskonservierung.de... Zum Glück kam es nie zum Vermisstenfall.

    Hoffe konnte ein paar von Euch helfen
  • Guten Morgen,

    über die Weglauftedenz von Alzheimerpatienten haben meine Vorredner schon ausführlich geschrieben. Es ist wichtig, die Balance zu entwickeln zwischen dem Wohl des Patienten und den des Angehörigen. Wir waren privat auch davon betroffen gewesen und haben eine Lösung für die Weglauftendenz gefunden: Eine Alarmtrittmatte. Diese hat uns geholfen, in der Nacht mehr Ruhe zu finden.
    https://www.pratoline.de/info/2015/09/14/pratoline-homecare/
    Ich kann diesen Projekt nur den Pflegern empfehlen. Ein Weglauferschutz ist allermal besser, als seine Angehörigen möglicherweise in ein Heim unterzubringen.
    Viele liebe Grüße und bei weiteren Fragen, gerne mich kontaktieren.
  • Alarmtrittmatte. Diese hat uns geholfen, in der Nacht mehr Ruhe zu finden.

    Hallo Pratoline !
    Die Ruhe hält wohl nur bis zum nächsten Alarm.
    Mein Rezept am Tage ist das Mitlaufen bis zur Umkehr weil kein Ziel gefunden wurde.
    Nachts gibt es abgeschlossene Türen und (zunehmend öfter nötig) schon gegen 17°° Uhr was zum Einwerfen.
    Eine Pille zur Beruhigung hilft beiden.

    Gruß! John
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