Kommunikation mit Alzheimer-Patienten aus der Ferne

Hallo!

Meine Omi hat eine Alzheimererkrankung und ich wohne 3 Stunden von ihr entfernt. Ich habe sie aufgrund von Corona seit 2 Monaten nicht mehr sehen können. Gestern ist sie von meinem Vater in ein Pflegeheim gebracht worden. Sie konnte nicht mehr alleine zuhause sein und mein Vater die Pflege nicht mehr leisten. Es war sehr schwer, sie hat viel geweint und nicht verstanden, warum man sie alleine da lässt. Ich bin dankbar, dass sie endlich gut versorgt werden kann, bin aber auch unendlich traurig. Dass sie es so schwer hat.

Ich habe ihr zu Ostern einen Brief geschrieben, ganz große Schrift und ganz wenig Text. Dazu habe ich Bilder von Osterhasen gemalt, als wäre ich noch ein Kind. Sie konnte es aber nicht lesen und nicht ganz verstehen, von wem der Brief kommt. Auch nicht mit Erklärungen. Sie hat sehr geweint darüber, dass sie diese liebe Geste nicht versteht. Und jetzt frage ich mich, ob ich ihr nicht mehr schreiben soll, weil ich es nicht noch schwerer machen möchte. Was kann ich ihr denn schicken? Und wenn wir telefonieren, weiß ich immer nicht, ob sie weiß, wer dran ist. Und ich weiß nicht, worüber ich mit ihr sprechen kann.

Muss ich ihr außerdem jetzt ein paar Tage geben, um im Heim anzukommen? Macht es das für sie schwerer wenn ich mich melde oder leichter? Mein Vater hat ihr erstmal keine Fotos mitgegeben, damit sie nicht traurig wird, wenn sie uns Angehörige sieht. Ist das richtig so?

Es ist eh alles so neu und jetzt noch Corona dazu... Ich vermisse sie sehr. Ich hoffe, dass es hier ein bisschen unterstützenden Austausch geben kann.

Herzliche Grüße,
Lisa

Kommentare

  • Hallo!

    Meine Omi hat eine Alzheimererkrankung und ich wohne 3 Stunden von ihr entfernt. Ich habe sie aufgrund von Corona seit 2 Monaten nicht mehr sehen können. Gestern ist sie von meinem Vater in ein Pflegeheim gebracht worden. Sie konnte nicht mehr alleine zuhause sein und mein Vater die Pflege nicht mehr leisten. Es war sehr schwer, sie hat viel geweint und nicht verstanden, warum man sie alleine da lässt. Ich bin dankbar, dass sie endlich gut versorgt werden kann, bin aber auch unendlich traurig. Dass sie es so schwer hat.

    Ich habe ihr zu Ostern einen Brief geschrieben, ganz große Schrift und ganz wenig Text. Dazu habe ich Bilder von Osterhasen gemalt, als wäre ich noch ein Kind. Sie konnte es aber nicht lesen und nicht ganz verstehen, von wem der Brief kommt. Auch nicht mit Erklärungen. Sie hat sehr geweint darüber, dass sie diese liebe Geste nicht versteht. Und jetzt frage ich mich, ob ich ihr nicht mehr schreiben soll, weil ich es nicht noch schwerer machen möchte. Was kann ich ihr denn schicken? Und wenn wir telefonieren, weiß ich immer nicht, ob sie weiß, wer dran ist. Und ich weiß nicht, worüber ich mit ihr sprechen kann.

    Muss ich ihr außerdem jetzt ein paar Tage geben, um im Heim anzukommen? Macht es das für sie schwerer wenn ich mich melde oder leichter? Mein Vater hat ihr erstmal keine Fotos mitgegeben, damit sie nicht traurig wird, wenn sie uns Angehörige sieht. Ist das richtig so?

    Es ist eh alles so neu und jetzt noch Corona dazu... Ich vermisse sie sehr. Ich hoffe, dass es hier ein bisschen unterstützenden Austausch geben kann.

    Herzliche Grüße,
    Lisa

    Hallo Lisa,
    ich habe nicht meine Oma im Heim, sondern meine Frau. Mit 66 musste ich sie vor einem Jahr dort leider unterbringen. Es ging zu Hause nicht mehr.

    Da ich sie auch seit 8 Wochen nicht sehen kann, schreibe ich ihr. Ich fahre ca. 40 Km zum Heim um dann dort den Brief und Dinge welche sie gerne mag persönlich abzugeben. Dazu immer ein Strauß Blumen.
    Ab und an kann sie die Briefe noch lesen, ob sie den Inhalt versteht weiß ich nicht genau, aber sie weint auch immer, wie mir das Pflegepersonal berichtet. Ich ein deiner Stelle würde ihr auch weiterhin Briefe schreiben. Es ist kein Problem diese vom Pflegepersonal ihr vorlesen zu lassen. Auch wenn deine Oma Dement ist, so ist sie ein Mensch und merkt vielleicht da ist ein lieber anderer Mensch, der an mich denkt. Unter jeden Brief kopiere ich ein Bild wo wir beide drauf sind.

    Ich habe bei Poster XXL ein Fotobuch für sie erstellt. Titel "Gabi mein Leben in Bildern". Dort sind Bilder von ihr angefangen von der Kindheit, bis heute enthalten. Sie zeigen sie z.b. als Kleinkind mit ihren Eltern. Bilder aus ihrer Jugend und von unserer Hochzeit. Unserer Kinder in verschiedenen Phasen ihres Lebens. Bilder von unseren vielen Reisen und Orten wo sie gerne war. Zum Schluss beinhaltet dieses Buch eine Galerie von Fotos mit Erklärung von allen ihren Lieben.
    Als ich noch hin durfte haben wir dieses Buch oft zur Hand genommen und bei meiner Frau kamen doch recht viele Erinnerungen zurück. Teilweise konnte sie Geschichten dazu erzählen.
    Wäre doch eine Idee für dich. Jetzt noch mehr sie alleine zu lassen ohne Erinnerung wäre sicherlich schädlicher.

    Hat sie z.b. gerne bestimmte Musik gerne gehört, wenn ja einfach eine CD mit geliebten Titeln brennen. Meine Frau hat gerne Joan Baez gehört. Musik beruhigt und gibt ein kleines Stück "Normalität" zurück.

    Ich hoffe das ein paar Anregungen dabei waren.

    Ich wünsche dir alles Gute und das du deine Oma ab und an besuchen kannst. Glaube mir schon eine vertraute Stimme hilft diesen Menschen, auch wenn sie dich vermeintlich nicht erkennt. Wir wissen nicht wie es in der ihr jetzt eigen Welt ist.

    Karl
  • Hallo liebe Lisa,

    auch meine Oma ist seit erst 3 Monaten im Heim. Die Diagnose vaskuläre Demenz wurde vor 3 Jahren gestellt, seitdem lebte sie bei mir, meinem Mann und den zwei Kindern. Ihr Zustand verschlechterte sich und nach einem Krankenhausaufenthalt entschieden wir uns schweren Herzens, sie in ein Heim zu geben.
    Anfangs fühlte sie sich dort sehr wohl, ich besuchte sie täglich. Nun ist das leider nicht mehr möglich und sie leidet sehr darunter. Um deine Frage zu beantworten: meiner Meinung nach gibt es die perfekte Antwort nicht. Leider. Wie mein Vorredner schreibt, ein Fotoalbum ist eine schöne Idee. Es bringt ihr Abwechslung und sicher auch Freude, wenn sie sich an die ein oder andere Situation erinnert. Meine Oma freute sich immer sehr über Fotos, kurze Briefe und bunte Postkarten. Nun ist das plötzlich anders, sie will das alles nicht mehr. Auch das muss man dann akzeptieren.
    Ein Versuch wäre es aber wert. Ruf doch einmal in der Einrichtung an und erkundige dich, wie deine Oma deine Post aufgefasst hat. In unserem Heim gibt es auch die Möglichkeit der Videotelefonie. Vielleicht gibt es sowas bei euch ja auch. Ich denke die Pfleger sind bemüht darum, daß es deiner Oma so gut geht wie nur möglich und dein Anruf wird gern entgegen genommen. Versuch es doch einfach mal.
    Ich wünsche dir viel Kraft für die weitere Zeit. Liebe Grüße
  • Liebe Lisa,

    Menschen mit Demenz empfangen emotionale Signale sehr gut und oft noch genauer als Menschen ohne Demenz. Lieb gemeinte Worte sind für deine Oma somit sehr wertvoll, insbesondere in dieser für sie neuen Situation.

    Ich würde dir empfehlen, sie weiter regelmäßig anzurufen (es muss sicher auch nicht täglich sein, mach dir da keinen Stress). Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie deine Stimme erkennt und ihr das Vertraute gut tut. Solche Telefonate müssen auch nicht lang sein, auch da brauchst du dir keinen Stress machen. Wichtig ist eine ruhige Stimme und kurze Sätze. Du könntest ihr vielleicht erklären, in welcher neuen Umgebung sie jetzt ist, um ihr etwas Sicherheit zu geben und sagen, dass man sich dort gut um sie kümmert (also die Orientierung ein wenig fördern).

    Angehörige geben Demenzpatienten immer Sicherheit und das ist gerade in dieser neuen Situation gut für sie. Ich kenne es so, dass Bilder von Angehörigen eher empfohlen werden, weil sie eben auch Sicherheit geben.

    Auch kurze Briefe mit lieben Worten kannst du sicher weiter schreiben. Im Kommentar davor stand so richtig und schön geschrieben, dass es kein "Richtig" oder "Falsch" gibt bzw. nicht die eine optimale Lösung. Du kennst deine Oma so gut und kannst auch deinem Bauchgefühl vertrauen. Sich jetzt aus Ängstlichkeit etwas falsch zu machen zurückzuziehen, ist aber vielleicht nicht das Beste. In der neuen Situation im Heim tut deiner Oma der Kontakt zu vertrauten Angehörigen gut.

    Ich hoffe, die Beiträge hier helfen dir ein wenig weiter. Man merkt, wie lieb du deine Oma hast und das du das Beste für sie willst - das ist ein großer Schatz für deine Oma.

    Viele Grüße und viel Kraft für die nächsten Tage und Wochen!
  • Einen schönen guten Tag, liebe Foren-Mitglieder,

    mich interessiert Ihre Meinung zu einer besonderen Lösung beim Thema Video-Telefonie, die ich für meinen Nachbarn und dessen dementen Vater gefunden habe. Das Hauptproblem ist, dass der Vater kein technisches Gerät mehr selber bedienen kann und das Pflegepersonal auch nicht die Zeit hat eine Video-Telefonie zu organisieren.

    Der Vater hat nun einen Bildschirm mit Kamera im Zimmer stehen, der einen vorhandenen Internet-Anschluss nutzt. Die Besonderheit ist, das dieses Gerät so eingerichtet ist, dass der Nachbar per Videotelefonie anrufen kann, ohne dass der Vater etwas tun muss -die Verbindung erfolgt automatisch nach einigen Hinweistönen.

    Beide sind nun völlig begeistert - der Vater freut sich, täglich seinen Sohn am Bildschirm zu sehen und zu hören und der Nachbar hat nun endlich einen Weg gefunden unkompliziert in Kontakt mit seinem Vater zu treten. Das ganze ist natürlich in Abstimmung mit dem Pflegeheim umgesetzt worden. Nun ist sogar ein stärkerer Austausch mit den Pflegern entstanden, die ebenfalls mit dem Nachbarn sprechen, wenn diese gerade im Zimmer des Vater sind.

    Darf ich Sie um Ihre Meinung fragen? Wie finden Sie diesen Ansatz? Ich habe aus Privatsphären-Gründen etwas gezögert, aber am Ende sehe ich zwei glückliche Menschen, die sich freuen, einander zu sehen und zu sprechen - wie finden Sie das?

    Schon einmal vielen Dank für Ihre Antwort. Viele Grüße und alles Gute für Sie und Ihre Angehörigen, Holger Hofmann
  • Die Lösung finde ich super - ist so, wie ich mir das vorstelle. Jetzt würden mich die technischen Details der Realisierung interessieren ?
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