Wie mit verbalen Angriffen umgehen?

Guten Abend,

ich bin neu hier und auch relativ unerfahren in Foren.

Ich bin sehr gestresst und ja, auch verzweifelt.

Nach dem Tod meiner Mutter veränderte sich mein Vater relativ schlagartig weiter zum Negativen. Meine Mutter ist 1 Jahr tot. Eine Veränderung der Persönlichkeit konnte man schon früher bemerken. Unschöne Gesten (Vogel zeigen), hämisch Lachen und Augen verdrehen entwickelte er schon einige Zeit vor dem Tod meiner Mutter. Untersuchungen ergaben, sein Gehirn schrumpft, kognitive Veränderungen/ Beeinträchtigungen.

Seit 1 Jahr attackiert er mich, wenn etwas für ihn frustrierendes passiert. Wenn ich nicht tue, was er möchte. Wenn er nicht erhält, was er meint, was eine Tochter tun müsse.

Er benutzt eine erniedrigende, gewaltbesetzte Sprache. Halt mal deine Klappe ist noch das netteste Gesagte. Primitives Stück, du spinnst ja, bist du verrückt geworden, du hast doch ein Problem, du bist das Letzte, du bist ein Ekelwurm, du lügst nur noch, du hast Wahrnehmungsstörungen, geh mal zum Arzt, es geschieht dir alles recht, was schlimmes passierte in deinem Leben (es gab Unfälle, Gewaltangriffe und Krankheiten), wer soll es mit dir aushalten, du bist eine gescheiterte Existenz und und und. Das Repertoire seiner Beschimpfung kennt keine Grenzen.

Der Tod meiner Mutter sei meine Schuld, ich hätte sie falsch beraten, sie den Ärzten ausgeliefert, alle Verschlimmerungen (der Brustkrebserkrankung) hätte ich zu verantworten, ich sei eine herzlose, kaltschmäuzige Person usw.

Immer käme ich zu ihm, wäre 1 Std normal und schön umgänglich und plötzlich würde ich Krach anfangen und immer dasselbe sagen und er würde das einfach nicht verstehen, was ich damit bezwecken würde. Er hätte seinen Ärzten von meiner Art erzählt und alle hätten den Kopf geschüttelt und über mich gelacht. Ich solle mich endlich mal benehmen und schon wäre alles gut.

Er legt damit immer los, wenn ich, aus Vernunftgründen, Entscheidungen seinerseits nicht gutheiße. Z.B. dass er ein gekipptes Fenster aushebelt und dort hindurch klettert, wenn er wieder einmal seinen Schlüssel vergessen hat und er keinen Ersatzschlüssel bei Nachbarn hinterlegen möchte. Oder, wenn ich sage, das könne ich so nicht mittragen, da ich es für falsch halte, wie z.B. eine Patientenverfügung/ Vorsorgevollmacht dann ausstellen, wenn er "dann richtig dement ist und nichts mehr machen kann". Er zog die bereits verfassten Dokumente zurück, weil ein Arzt allein mit mir sprach,nachdem gemeinsame Termine von meinem Vater abgelehnt wurden.

Fast jedes Gespräch verbringt er mit geschlossenen Augen, kribbelt immer gleich in seinem Gesicht dabei und fällt einem mit Schimpfattacken ins Wort, so dass ich keinen Satz (den er nicht hören möchte) aussprechen kann.

Es ist unendlich anstrengend und macht mich tief traurig. Ich bin verzweifelt, würde gern im Kontakt mit ihm bleiben, ihm helfen oder schönes zukommen lassen, aber Unvernünftigem, Schädlichem zuzustimmen oder zu forcieren, weil er das so möchte und nur dann Frieden ist, fällt mir extrem schwer.

Nur Diskussionen, laut und aggressives Stakkato seinerseits mit ständig erhobenem Zeigefinger auf mich gerichtet und mich auffordernd, mich zu benehmen, halte ich kaum noch aus.

Ich bin 52 Jahre, war Personalleiterin in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung und durch Krankheit nach Unfall in vorrübergehender Rente.

Kennt jemand so etwas? Wo kann ich, wie, Hilfe bekommen? Wohin entwickelt sich dies erfahrungsgemäß? Welche konkrete Demenz kann dahinter stecken? Was haben Sie getan in solchen Situationen, was hat sich bewährt?

Nicolassa

Kommentare

  • Könnte eine Form der frontotemporalen Demenz sein, es sind fast immer eine Veränderung der Persönlichkeit und des zwischenmenschlichen Verhaltens erkennbar. Die Betroffenen werden in IhrenVerhalten oberflächlich, unkonzentriert und vernachlässigen ihre Pflichten sowie die Hygiene. Es kann zu Wutausbrüchenund Aggressionen kommen. Organisations- und Urteilsfähigkeit sind beeinträchtigt. Ein Pflegestützpunkt in Ihrer Nähe kann ihnen helfen,die Beratung ist kostenlos, neutral und unter Einhaltung der Schweigepflicht. Einfach im Internet Pflegestützpunkt und Ihren Ort eingeben. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen möchte ich Ihnen ans Herz legen auch mal eine Angehörigen Sebsthilfegruppe aufzusuchen. Dort kann man viele Anregungen und Information erhalten. Liebe Grüße

  • Liebe Nicolassa,

    es ist, als hätte ich diese Zeilen über meinen Mann geschrieben!

    Er ist 84, ich 62.

    Bei ihm ist Alzheimerdemenz im vorigen Jahr diagnostiziert worden.

    Leider habe ich genau wie Du (ich darf doch Du sagen?) noch mit keinem darüber sprechen können oder gar Hilfe gefunden.

    Ich würde mich gern mit Dir austauschen. Wir brauchen Hilfe, um nicht daran zu zerbrechen. Lass uns gemeinsam auf Suche nach Hilfe gehen. Gern auch per Mail.

    Beste Grüsse

    Elke

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