Was kommt noch?

Seit ca. 3 Jahren hat meine Mama (nun fast 80) eine sich schnell verändernde Demenz; vom Beginn mit zeitweiser Verwirrung bis zur dauerhaften Verwirrung und völligen Wesensänderung war es nicht lang - nur drei Jahre. Sie lebt seit langem in einem Pflegeheim, da sie schwerstgehbehindert ist, nun seit 2 Jahren bettlägerig. Da es immer ihr Wunsch war, in ihrer Geburtsstadt zu bleiben, hatte sie sich selbst mit uns gemeinsam das Pflegeheim ausgesucht und war auch glücklich dort. Wir sind zwar 600 km entfernt, aber so oft es geht, mindestens alle 2-3 Wochen, bei ihr.

Bis jetzt telefonierten wir jeden Nachmittag. Aber es wird zunehmend schwieriger, da sie selbst einfachste Fragen nicht mehr versteht. Sie fängt an, mit dem Telefonhörer zu spielen und weiß nicht mehr, dass sie da horchen muss und ab und zu was sagen muss. Manchmal ist es so, dass ich ihr lange ihre heißgeliebten Weihnachtslieder vorsinge und sie dann irgendwann leise schnarchen höre.

Es tut weh, ich habe sie sehr lieb und es schmerzt mich ganz sehr, wenn ich merke, dass sie nicht mehr merkt, wer ich bin, dass das Lachen aus ihren Augen verlorengegangen ist, dass sie sich nicht mehr erinnert an Dinge, die uns so wichtig sind, dass sie sich von mir die Hand streicheln und sich drücken lässt und mich danach freundlich anschaut wie eine Fremde.

Die Ärzte sagen, sie hat großes Glück. Sie ist glücklich, hat ein ganz freundliches Wesen und ist zu jedem lieb und lässt sich auch ohne Gezerre und Zicken pflegen. Sie scheint zufrieden und das beruhigt mich auch.

Aber mir tut es weh, denn meine temperamentvolle, lustige, schlagfertige, starme Mutter ist nicht mehr, sondern es ist ein hilfloses Bündelchen Mama, was ich ganz sehr liebe. Es tut weh und ich komme damit sehr schwer klar.

Kommentare

  • Hallo Biggi,
    ich bin neu hier im Forum und durch einen Beitrag einer Apotheker-Zeitschrift auf die Internet-Seite aufmerksam geworden.
    Meine Mutter befindet sich seit April 2007 in einer Pflegeeinrichtung, nachdem sie sich zuhause nicht mehr zurecht fand, sich selbst und andere Mitbewohner ihrer Wohnanlage gefährdete. Die Unterbringung erfolgte vor genau 2 Jahren auf den heutigen Tag. Ich selbst als jüngste Tochter habe sie damals aus der Geronto-Psychiatrie abgeholt und auf dem Weg aus dieser Klinik ins Heim fragte sie mich immer wieder: "Du bringst mich doch nach Hause?"... Jede Frage schmerzt mich immer noch. Sehr! Heute spricht unsere Mutter gar nicht mehr, das Lachen gibt es nicht mehr, sie ist inkontinent und vergisst sogar manches Mal zu schlucken. Daher bekommt sie jetzt ihr Essen angereicht. So oft es meiner Schwester und mir möglich ist, fahren wir zu den Essenszeiten hin, um das sehr nette und kompetente Pflegepersonal zu unterstützen. Um mit Mama den Toiletten- und Waschgang zu tätigen, sie zu pflegen, mit ihr spazieren zu gehen oder - inzwischen "trauen" wir uns - zum Friseur zu fahren in unsere Stadt. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob es gut für sie ist. Auch mich beruhigt ihre ruhige und liebe Art und beim Friseur z.B. meine ich deutlich zu erkennen, dass sie es geniesst. Mama ist gelernte Krankenschwester, hat jahrelang auf Intensivstationen, zum Schluss in Altenheimen gearbeitet. Unser Vater (erst vor 3 Jahren verstorben, danach ging es mit Mama bergab!) war beids. beinamputiert und in ihrer Pflege. Unsere älteste dritte Schwester ist lernbehindert und jahrelang zuhause "kümmerungsbedürftig" gewesen. Inzwischen wohnt sie im betr. Wohnen allein und kommt gut aus darin. Unsere Mutter hatte also ein langj. Pflege-Leben für andere Menschen. Und nun das: selbst im Pflegeheim. Mein Schuldgefühl ist groß. Alleinerziehend gewesen, meine Schwester auch alleine und beide voll arbeitend konnten wir Mama nicht aufnehmen. Wenn ich sie heute sehe, liebe und besuche sehe ich, dass ich mich ihr gegenüber manchmal schuldig fühle. Der Schmerz, wie Du schreibst, ist groß. Auch ich komme damit nur schwer klar. Vor allem: wieso spricht Mama nicht mehr? Hat sie vergessen, wie oder dass man spricht? Ist die Form ihres Vergessens eine Form der Erinnerung? Oder ist die Erinnerung eine Form des Vergessens? Oder beides?
    Auch ich möchte mich so sehr gern MIT IHR zusammen erinnern. Ich erzähle ihr viel - Aktuelles und Vergangenes. Zeige Fotos, bringe Blumen, die sie stets so mochte und liebe sie. So sehr. Und dennoch bin ich mir ehrlich gegenüber und frage mich, ob ich der Pflege, falls sie irgendwie zuhause möglich gewesen wäre, alleine Stand gehalten hätte. Auch durch diese Frage gerate ich in Druck und bekomme Magenschmerzen. Und "beneide" Menschen/Familien, die ihre Angehörigen zuhause pflegen können. Dann wiederum, nach Besuchen bei Mama, spüre ich, dass ich das Richtige für sie entschieden habe.
    Einmal so - einmal so. Was, wie ist es richtig?
  • Hallo elegabriele, hallo biggi67,

    ins Heim bringen - daheim pflegen ... Ein "richtig" oder "falsch" gibt es nach meiner Meinung wohl überhaupt nicht.

    Ich selbst pflege meine Mutter daheim und bin nur als Geringbeschäftigte angestellt - in der Zeit ist meist mein Mann daheim.
    Ich weiss aber auch, dass ich 1. ohne sein Gehalt so nicht leben könnte und 2. ich denke, dass die Zeit kommen kann, wo ich die Pflege in meiner Umgebung nicht mehr bewältigen kann aus unterschiedlichen Gründen.

    Das "schlechte Gewissen" kenne ich und es ist auch bei der Pflege daheim da. Wie oft habe ich mich schon gefragt, ob Mutter im Seniorenheim nicht mehr positive Abwechslung hätte und abgelenkt würde (obwohl ich weiss, dass sie sehr schnell schläfrig wird und Trubel in keinster Form mehr verkraftet). Wenn ich eine kurze Zeit weg bin, habe ich immer ein schlechtes Gewissen usw.

    Ich erlebe auch immer wieder (obwohl nicht mehr mit dieser Intensivität als noch vor Jahren), dass Mutter weg möchte (früher hat sie auch "heim" gesagt, jetzt kann sie es nicht mehr benennen und weiss nicht, wo sie hin möchte).

    Das Sprechen wird auch bei ihr immer weniger. Oft komme ich mir in ihrer Gegenwart so vor, als würde ich Selbstgespräche führen oder wir schweigen uns an...

    Auch verschluckt sie sich immer öfter und schlimmer bei den Mahlzeiten. Ich kenne dies von meinem Schwiegervater her und weiss, dass die Patienten das Schlucken regelrecht verlernen.

    Es bleibt für uns Angehörige sehr schwer und ich wünsche allen, die selbst pflegen viel Kraft, aber auch immer wieder für sich selbst den nötigen "Freiraum".

    Herzliche Grüße
    Christine
  • Seit meinem letzten Posting ist nicht viel Zeit vergangen, aber für meine Mama wohl eine Ewigkeit, denn nun hat sich ihr Krankheitsbild rapide verschlechtert. Ihr Herz ist sehr krank, nun ist Wasser in der Lunge hinzugekommen und sie verweigert das Essen. Trinken ist nur noch mit gutem Zureden und tröpfchenweise möglich.

    Nun ist es mir auch klar und es tut so sehr weh, ihr Körper hat die Entscheidung getroffen und ich muss sie akzeptieren. Ich sitze an ihrem Bett, halte ihre Hand. Vor zwei Tagen hat sie mal ganz sehr meinen Finger festgehalten, schon allein das hat mich für ein paar Stunden sehr glücklich gemacht, denn ich glaube, es war noch ein Gruß von ihr.

    Ach mensch, warum gibt es solche Scheißkrankheiten, warum solch eine Qual, warum können die Menschen nach einem glücklichen langen Leben nicht einfach im Schlaf heimgehen??? WARUM!!!!
  • Biggi , ich versteh Dich. Wenn mein Mann, der sonst fast nicht mehr spricht, Auf meine Anrede :ich hab dich lieb , Antworte: ich dich auch. Ist wie Weihnachten und hilft mir ihn zu pflegen.
  • Ihr Lieben,
    meine Mutter hat sich über einen bunten Blumenstrauß am WE sichtlich sehr gefreut. Ich glaube ganz fest ein Lachen gesehen zu haben. Auch das ist ein Gruß an mich und meine Schwester.
    Wenn sie nur noch mal sprechen würde...
  • Hallo elegabriele,

    meine Mutter spricht noch recht wenig, aber es steht meist in keinem Zusammenhang bzw. ist mir nur ganz wenig hilfreich.

    Ich selbst kann zur Zeit nicht sagen, was für mich leichter ist, wenn sie einzelne Worte spricht oder schweigt.

    Diese Krankheit ist für mich eine tägliche Herausforderung.

    Viel Kraft und für Dich selbst Zeiten zum "Abschalten", wünscht Christine
  • Hallo,
    es ist Sonntag.
    Wieso fühle ich nur diesen extremen Magendruck, wenn ich an meine Mutter und ihr Schicksal denke? Wann lässt das Gefühl nach? Dieses Gefühl, sich schlecht und "nicht richtig" zu fühlen? Gestern Spätnachmittag bin ich 1,5 Std. gelaufen, dennoch habe ich äußerst schlecht geschlafen. Am Dienstag habe ich Geburtstag. Mama weiß es nicht mehr.
    Und dann gibt es die Momente, in denen ich Geburtstag feiere: wenn sie - wie ich meine - lächelt und mich direkt ansieht.
    Danke, Christine, für Deine Wünsche.
    Auch für Dich!
    Gabi
  • Liebe Gabi,

    heute ist Dienstag und Du hast Geburtstag - und ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du dahin kommen kannst, dass Du für die Zeit mit Deiner Mama dankbar sein kannst, denn diese Erinnerungen kann Dir niemand - auch nicht die Krankheit der Mama - nehmen! Ich wünsche Dir viel Kraft und Stärke und dass Du Momente in Deinem Alltag findest, die Dir Mut, Hoffnung und Freude geben!

    Die Gefühle, die Du beschreibst, kenne ich auch sehr gut. Seit 2,5 Jahren geht es mir auch so. Ich habe sehr viel geweint, war - und oft bin ich es noch - sehr verzweifelt, dieses WARUM stand mir immer vor den Augen. Mein erster Geburtstag, den Mama einfach "vergessen" hat in ihrer Erkrankung war furchtbar, das erste Weihnachten, an dem Mama auf dem Suchen von Ostereiern beharrte, war schlimm. Das Schlimmste war im Dezember letzten Jahres. Da habe ich geheiratet. Sie hat es nicht begriffen, das war furchtbar. Ich habe mich am eigentlich schönsten Tag geschämt und war traurig, dass sie nicht mit dabei sein konnte und nicht mit feiern konnte.

    Vor sieben Jahren lernte ich ihn kennen, nach einiger Zeit lernten sich auch meine Mum und er kennen und verstanden sich von Anfang an sehr gut, sie hatten einen "Draht" zueinander. Wir hatten den Plan, dass wir bei unserer Hochzeit die Mamas "tauschen", also er mit meiner Mutter ankommt und ich mit seiner. Die Zeit der Krankheiten unserer Mamas kam uns zuvor. Wir haben sehr still geheiratet in dem Gedanken, dass wir uns das sehr wünschten und dass unsere Mütter auch damit glücklich wären bzw. sind. Aber es war bitter, dass meine Mama nicht einmal verstanden hat, dass wir geheiratet haben, denn wir wissen, dass sie sehr glücklich darüber gewesen wäre.

    Seit vergangenen Donnerstag waren wir wieder bei meiner Mutter. Nach einem Schlaganfall vor drei Wochen spricht sie nun kein Wort mehr, guckte uns manchmal an und wenn wir ihre Hand hielten, hat sie manchmal ein bisschen festgehalten. Schon das Drücken der Hand war wie ein Feiertag.

    Aber der schwerste Weg war am Samstag für mich, da habe ich nach Rücksprache mit den Ärzten die PEG-Magensonde abgelehnt, da das meine Mum, als sie noch geistig auf der Höhe war, vehement ablehnte. Nun heißt es, dass sie nach dem Krankenhaus in ein Hospiz kommt und das habe ich am Samstag zuerst angesehen und sie dann angemeldet. Danach - in der Pension - bin ich zusammengebrochen, habe wieder nur geweint und war verzweifelt. Aber ich bin mir sicher, es wäre Mamas Wunsch, dass ich ihr den Weg ebene, dass sie in Ruhe und Frieden einschlafen kann, wenn ihr Körper keine Kraft mehr für das Leben hat. So verdreht es auch sein mag, aber das Wissen, dass ich ihr diesen Wunsch erfüllen kann, gibt mir etwas Kraft für den weiteren Weg.

    Was ich damit sagen möchte: Liebe Gabi, ich kann Deine Gefühle sehr gut verstehen, Deine Verzweiflung und die Traurigkeit und auch die Zweifel, ob Du alles richtig machst und/oder mehr oder anderes tun könntest. Aber ich kann aus der eigenen Erfahrung sagen, die Erinnerungen an die guten, glücklichen Zeiten mit Deiner Mama kann Dir niemand nehmen, sie gehören Dir und Deiner Mama - und das ist es, was zählt. Jetzt kommt es darauf an, dass Du für Deine Mama die Entscheidungen triffst, die notwendig sind und sie mit viel Liebe begleitest, denn nur das Emotionale zählt noch bei der Erkrankung, alles andere wird sie nicht verstehen können. Aber ein Drücken, Streicheln und ein Bussi auf die Nasenspitze - das wird sie sicher wahrnehmen irgendwie.

    Liebe Gabi, ich wünsche Dir alles Liebe und ganz viel Kraft im emotionalen Auf und Ab dieser Krankheit Deiner Mama.
    Liebe Grüße
    Brigitte
  • DANKE!!!
    Für diese Zeilen Brigitte.
    Ich weiß sie sehr zu schätzen.
    Und gebe sie gern retoure, da auch Du sie brauchst.
    Bis bald und alles Liebe. Auch für Deinen Mann.
    Gabi
  • Wieder waren wir bei meiner Mama und es wird immer offensichtlicher, dass seit dem Schlaganfall die Demenz einen Schritt weitergegangen ist. Mama spricht nicht mehr, ab und zu brummt sie mal, was wohl "ja" bedeuten soll. Wenn sie etwas nicht mag, verzieht sie das Gesicht ein bisschen. Sie hat nun auch vergessen, dass sie ihre Zähne zum Kauen benutzen kann. Sobald man ihr das Gebiss rein"schraubt", sprudelt sie es heraus und spielt damit.

    Ich habe lange an ihrem Bett gesessen und ihre Hand gehalten, manchmal hat sie ein bisschen gedrückt. Etwas wunderschönes habe ich entdecken können: Als mein Mann, den sie ins Herz geschlossen hat, in ihr Blickfeld kam, da lächelten ihre Augen. Wir wechselten dann die Plätze und er hielt lange ihre Hand. Da ist sie mit einem Lächeln eingeschlafen und eine ganze Weile vor sich hin geschnarcht.

    Uns ist klar, dass über Worte, über Sinn und Realität nicht mehr mit ihr zu kommunizieren ist, sie kann es nicht mehr. Aber das Emotionale, das erleben wir sehr deutlich, ist in dem Stadium dieser Krankheit immer noch ein Mittel zur Kommunikation. Wir sind einfach nur lieb zu ihr, das genießt sie sehr und wir spüren das.

    Klar, wenn ich aus ihrem Zimmer raus bin, muss ich erstmal die Tränen laufen lassen. Es ist eine ziemliche psychische Belastung. Ich denke oft daran, wie es früher mit Mama war, ich vermisse sie sehr, ihren schwarzen Humor, ihre lakonischen Kommentare, ihr schelmisches Lachen, ihren grenzenlosen Appetit auf Kartoffelsalat und ihre Lust am Leben. Es tut sehr weh, aber die Erinnerungen kann mir niemand nehmen. Es ist nur so - ach ich schreib das Wort jetzt nicht -, dass diese Zeit vorbei ist.

    Heute, als ich mich bis nächste Woche von ihr verabschiedet habe, habe ich an 05. August 1995 gedacht. Mama war 66 und ich 27, da sind wir zusammen nach Prag gefahren zum Rolling-Stones-Konzert. Bei "Satisfaction" haben wir beide mitgegrölt. Nachts um 4 auf dem Venzelsplatz haben wir Bivo getrunken. Man, war ich stolz auf so ne verrückte Mutter. Und ich bins immer noch!
  • Nun ist es soweit. Gestern, am 20. 02. 2010, ist meine geliebte Mama friedlich eingeschlafen.

    Ich sitze weinend hier und habe nochmal meine Postings des vergangenen Jahres gelesen. Zum Glück habe ich damals noch nicht gewusst, was alles noch auf uns zukommt und wie sehr wir lernen mussten zu akzeptieren.

    Seit dem Schlaganfall im Mai hat Mama nicht mehr gesprochen. Im Oktober kam ein Gehirnschlag dazu. Wieder gab es ewigen Kampf mit den Ärzten, die nicht kapieren wollten, dass Mama eine PEG ablehnte und ich dies als Betreuerin durchsetzen muss. Streiterei ohne Ende mit diesen weißen Teufeln!

    Zu Weihnachten waren mein Mann und ich - wie immer - bei meiner Mama. Heiligabend 17 Uhr hatte sie einen letzten Gehirnschlag. Wir verbrachten mit ihr gemeinsam die Nacht auf der Intensivstation. Ab da lag sie nur noch da, hatte die Augen kaum noch auf und nahm uns nicht mehr wahr. Meine Mama, und nun das kleine zusammengekuschelte Bündelchen im Bett. In der Hand hielt sie immer ganz fest ihren kleinen Plüschpittiplatsch, der auch immer mit ihr im Krankenhaus war.

    Nach einer unendlich langen Leidenszeit (sie hat davon jedoch nichts mehr mitbekommen) ist sie gestern für immer eingeschlafen.

    Ich denke an den Kirschbaum; jedes Jahr in der letzten Aprilwoche hat sie auf die Blüten gewartet und gehofft, dass Vollmond ist, denn bei Vollmond sah der Baum besonder schön aus ... daran denke ich jetzt.

    Meine liebe Mama, ich wünsche Dir ganz sehr, dass es Dir dort, wo Du jetzt bist, wieder besser geht und Du Dein Lachen wieder hast und das Leuchten der großen braunen Augen, was wir alle so geliebt haben! Ich habe Dich so sehr lieb!
  • Liebe biggi67,

    erstmal von mir herzliche Anteilnahme. Ja, es ist ein harter Weg und man wird auch selbst davon sehr mit geprägt (mir gefällt das Bild von einem Diamanten, der geschliffen wird - so geht es wohl uns allen hier).

    Ich wünsche Dir sehr, dass Du selbst wieder seelisch und körperlich zu Kräften kommst und auftanken kannst.

    Wir (mein Mann und ich) waren heute nach einigen Wochen mal wieder gemeinsam einige Stunden zu Besuch weg und mein Bruder hat sich in dieser Zeit hier um Mutti gekümmert.

    Er machte mir hinterher deutlich, wie betroffen er ist, was Mutter alles nicht mehr kann und fragt sich, wie lange man so eine Pflege überhaupt leisten kann in dieser Form.
    Dazu muss ich bemerken, dass ich heute wohl erstmalig entdecken musste, dass meine Mutter beim Besuch meines Bruders mal nicht ihr "Sonntagsgesicht" aufgesetzt hat, was bisher fast nur der Fall war. Ich musste da manchmal staunen, da plötzlich Dinge bei ihr gingen, die sie bei mir vor Jahren letztmalig getan hat.
    So war es eben heute nicht. Na, und wie dies dann aussieht - es ist schon schlimm!

    Dir nochmals ganz viel Trost
    wünscht Christine
  • Dir biggi meine herzliche Anteilnahme.
    Auch wenn ich Deine Mutter und Dich nicht kenne beim lesen deiner Zeilen sind mir die Tränen gekommen.
    Du hast alles so schön auf den Punkt gebracht. Sicher ist es eine schlimme und grausame Krankheit dennoch bleibt auch noch die Zeit miteinander die guten und die weniger guten Tage.
    Ich hatte ein tolles Wochenende mit meinem Vater - er hat gepfiffen und gesungen und war richtig lustig drauf. Ganz toll - ich habe Angst vor dem Tag wenn er nicht mehr da ist - ganz ehrlich ist er zu einem ganz wichtigen Bestandteil in meinem Leben geworden. Klar könnte ich die Zeit auch anders verbringen - mene Freunde sind Gott sei Dank sehr verständnisvoll und achten bei allen Terminen auf mich und meine Zeit.
    Ich habe nun -nachdem die restliche Familie auch abgesprungen ist was mich nicht stört - denn jeder soll das tun was er will und kann, eine Haushaltshilfe für meine Vater genommen. Und so habe auch ich etwas Zeit für mich abends wenn er im Bett ist (ab 20.00Uhr) mit meinen Freunden was zu machen.
    Das tut mir sehr gut und für meinen Vater ist das auch o.k.! Er richtet immer Grüße aus denn all meine Freunde kennt er aus früheren Zeiten.
    Ich danke Euch allen für die schönen Worte und für die Zeit die Ihr Euch nehmt für dieses Portal.

    Danke!

    Susanne
  • Ja, Biggi,auch von mir herzliches Beileid. Ich sitz hier auch mit Tränen in den Augen. Als ich deinen Beitrag gelesen habe, kamen bei mir auch alle diese Gefühle wieder hoch. Mein Mann ist im Dezember gestorben.

    Gestern bekam ich die Nachricht, dass eine alte Freundin meiner verstorbenen Mutter nun auch dement ist. Ich hatte seit ein paar Jahren keinen Kontakt mehr zu ihr. Sie wird in diesem Jahr neunzig, hat keine Kinder und keine Verwandten, die sich um sie kümmern könnten. Ich werde sie am Montag besuchen, sie lebt allein und ich werde, wenn die weit entfernten Verwandten damit einverstanden sind, die Betreuung für sie beantragen. Ich hoffe, dass ich sie dazu bewegen kann, in ein Heim zu gehen.

    Alles Gute für Dich

    Gitta
  • Liebe Biggi,
    heute lese ich die Zeilen und ich drücke Dir auf diesem Wege mein Beileid aus.
    Denke bitte stets daran: "Nach jeder Nacht kommt immer wieder ein neuer Tag".
    Liebe Biggi, diesen Satz hat mir mein vor 4 Jahren verstorbener Vater vor langen Jahren nach einer sehr schweren Fehlgeburt meines ersten Kindes ans Krankenbett gebracht. Und er hat Recht behalten. Meine Eltern durften danach liebevolle Großeltern meiner heute nun schon 21-j. Tochter sein und haben diese Aufgabe bis es nicht mehr ging mit Hingabe erfüllt. Genau, wie sie meinen beiden Schwestern und mir ebensolche Eltern waren und meine Mama bis heute in ihrer Krankheit immer noch ist...
    Wir haben inzwischen die Pflegestufe III erreicht. Sie spricht nach wie vor nicht mehr, schaut mich mit ihren grünen Augen, die ich von ihr geerbt habe :-), an und ich freue mich, wenn ich ein Lächeln darin erkennen kann/zu erkennen meine. Auch wir haben Ärger mit Ärzten und z.Zt. mit dem MDK. Die meinen nämlich, dass Mama unbedingt zunehmen muss. Dazu muss ich sagen, dass Mama mit 1,51 m und 46 kg Gewicht, das sie immer schon so gehalten hat und immer Sport betrieben hat, ausreichend da steht. Sie hat sehr viel Wert darauf gelegt und wollte und will das auch so! Nun meinen einige Herren dieses MDK, dass das nicht geht und sie wird bisher "zugefüttert". Meine Schwestern und ich legen Schreiben vor, Vollmachten, Verfügungen, etc., die aussagen, was sie will und was nicht. Dennoch wird dagegen gehandelt. Nächste Woche Mittwoch findet eine Sitzung statt. Ein Leserbrief für die Zeitung ist vorbereitet und in der Sitzung wird neben Politik auch Presse vertreten sein.

    Biggi, ich umarme Dich von hier aus sehr herzlich, sende Dir Kraft und Zuversicht für kommende Tage in Deinem Leben.
    Ich habe meinem Vater nach seinem Tod einen langen Brief geschrieben. Das tat mir gut. Den habe ich sogar mitgegeben!
    Den zweiten langen Brief habe ich im letzten Jahr geschrieben - für mich. Vieles kann ich dann besser kompensieren. Mein Vater war beidseitig beinamputiert. Und Biggi: heute weiß ich, dass er sie wieder hat und ohne Schmerzen herum laufen kann. Er hat keine Schmerzen mehr!

    Alles Gute und vielleicht hast Du ja das Bedürfnis, mir zu schreiben.

    Alle Gute auch für die anderen!

    Deine/Eure
    Gabi
  • Liebe Christine, Susanne, Gitta, Gabi,
    habt ganz herzlich DANK für Eure lieben Zeilen, die mir sehr gutgetan haben. Wir haben ja alle die gleichen Sorgen und leiden alle unter dieser Sch...krankheit von ganz lieben nahen Angehörigen. Seid auf dem Weg ganz herzlich gedrückt!!!!

    Immer noch ist vieles wirr, das Vergangene noch nicht richtig verinnerlicht, der Verstand hat's wohl kapiert, das Herz noch lange nicht. Aber eines weiß ich, der Kampf mit den Ärzten und Behörden für Mama war richtig so. Sie hat in Frieden leben und im seelischen Gleichgewicht gehen dürfen. Sie fehlt uns, aber es ist ok so.

    Ich möchte noch so vieles schreiben, an jede von Euch ... und ich mache es in den nächsten Tagen, muss nur die letzten zwei Tage erst mal verdauen, wir mussten ja ihr Appartment ausräumen - und das war nochmal eine dicke psychische Belastung. Aber ... das, was ich Euch schreiben möchte, tue ich in den nächsten Tagen, weil es mir großes Anliegen ist.

    Alles Liebe für Euch und bis sehr bald!
    Brigitte
  • Hey Brigitte!
    Wie geht es Dir?
    LG
    Gabi
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