Was wäre wenn…
Ich bin 57, berufstätig (30h/Woche im Homeoffice - meine persönliche Auszeit), mein Mann (63) hat im Jahr 2021 die Diagnose Demenz bekommen und seitdem bin ich als 24/7 Pflege für ihn da. Er hat inzwischen Pflegegrad 3, sinnvolle Gespräche sind keine mehr möglich,… - das volle Programm, inklusive Suche durch die Polizei, weil „Hinlauftendenz“. Der Verfall geht ziemliche schnell.
Laut Selbsttest stehe ich kurz vor einer Depression und muss für körperliche Entlastung sorgen. Das weiß ich, aber wie kann ich etwas ändern, wenn mein Mann keine Krankheitseinsicht hat und jegliche Veränderung ablehnt. Er akzeptiert nur mich.
1x die Woche kommt für 3h ein Alltagsbetreuer. Das ist aber eigentlich mehr Stress, da mein Mann dies nicht möchte. Er ist nicht krank (betont er immer wieder).
Ich wollte eine Haushaltshilfe, damit ich zumindest beim Putzen entlastet werde - 2 Telefonate - 2 Absagen - „In Haushalten mit Demenz arbeite ich nicht.“
Nun zu dem „was wäre wenn“: was passiert eigentlich, wenn ich irgendwann nicht mehr kann und sage: „ich will und kann nicht mehr“?
Wie machen das andere?
Kommentare
Liebe Heike - Du sprichst mir aus der Seele - ich habe seit Jahren - aber mit den Eltern das Problem - also - Putzhilfe über eine Putzfirma.... oder über einen ambulanten Pflegedienst möglich - private Annoncen in Zeitungen schalten für Putzen und Betreuung.
Wenn jetzt doch meine Mutter ins Heim geht - der Vater ist aber auch dement.... dann werde ich an alle politischen Entscheidungsträger schreiben... mehr stundenweise Betreuung, mehr Tagespflegen.
Ich weiß nicht, wo Du wohnst, wende Dich bitte auch an den Pflegestützpunkt/an andere Beratungsstellen, ggf. vom Landratsamt....
Tagespflegen und Co.
Wenn es gar nicht mehr geht, muss das Betreuungsgericht - beim Amtsgericht - einen Betreuer bestellen, der alles regelt.
Viele Kraft wünscht Dir Mira aus Sindelfingen
Hallo zusammen,
ich habe mich vor einiger Zeit entschlossen, für meinen Mann (siehe oben, 63) ein Heim zu suchen. Ich glaube, dass es für ihn und auch für mich das Beste ist. Wenn ich das nicht mache, bin ich bald ein Wrack und dann ist keinem gedient.
Aktuell läuft das Verfahren am Betreuungsgericht, da mein Mann eine Weglauftendenz hat (ich weiß, heißt anders, aber für mich es ein Weglaufen). Nächste Woche kommt ein Richter, der Psychologe war schon da.
Danach werde ich die Suche nach einem Heim aktiv in Angriff nehmen. Ich bin zwiegespalten: erleichtert - ich sehe wieder Licht am Ende des Tunnels, schäbig - meinen Mann gefühlt im Stich zu lassen. Verstehen tut er es nicht und wie ich es schaffe, falls ich irgendwann einen Heimplatz finde, dass er dort einzieht, weiß ich auch nicht.
Ich habe großen Respekt für alle, die die Betreuung zu Hause bis zum Ende (Entschuldigung für den Ausdruck) stemmen können, ich kann es nicht.
Oje, liebe Heike, du sprichst mir aus der Seele, mein Mann, 73, vor 2 Jahren Alzheimer diagnostiziert, allerdings hatte ich den Verdacht schon länger. Im ersten Jahr hat mich mein Aktionismus, Selbsthilfegruppe, Arztbesuch etc. durch den Alltag getragen. Mein Mann ist sehr freundlich, macht vieles mit (so war er schon immer) Aber seit ca einem Jahr hangel ich mich an einer Depression entlang, mein Mann kann sich nicht beschäftigen, fragt ständig, was machen wir heute...ich mache einiges mit ihm, aber nicht den ganzen Tag lang. Ich brauche viel Zeit für mich, meine sozialen Kontakte, Kurse, das war schon immer so und hat wunderbar funktioniert. Meine Schuldgefühle (wie viel muss ich ihn beschäftigen? Wo kann ich mich abgrenzen) rauben mir oft den Schlaf. Ich fühle mich permanent überfordert. Ich frage mich oft, wie lange das noch gut geht. Vielleicht entlastet mich ja der Austausch mit anderen. Meine Option ist langfristig auch ein Heim, ich hoffe, dass ich es schaffe, ihn "abzugeben ", ohne, dass es mich emotional fertig macht. Ich wünsche dir viel Kraft bei diesem Schritt. Maggy
Ihr Lieben - ich habe hier so wunderbare Menschen kennengelernt - werde das auch immer wieder hier so teilen - also - mira.boerner@t-online.de - eine arbeitet als Selbstständige seit drei Monaten in Vollzeit bei mir zu Hause. Ganz liebe Grüße Mira.
Update: ich habe am Montag meinen Mann in ein Heim gebracht. Wie es dort dann laufen wird, wird sich zeigen, aber beim ersten Anruf am Donnerstag hieß es, das es keine Probleme gibt. Ich sollte froh sein, dies zu hören, aber gleichzeitig bleibt das Gefühl, versagt zu haben.
Für mich war es auf jeden Fall zu viel: ich liege seit Mittwoch mit Corona flach und denke, dass mein Körper genau weiß, dass er erst jetzt krank werden durfte.
Respekt an alle, die diese Belastung zu Hause leisten können.
Und einen Hinweis, falls ihr über ein Heim nachdenkt: bereitet alles so vor (Unterlagen, Vollmachten,…), dass dies bei einem Anruf eines Heimes sofort verfügbar ist. Spart Zeit und Nerven.
Alles, alles, alle Liebe und Gute Dir und Deinem Mann.
O je liebe Heike, du hast das Richtige gemacht, wenn du zusammenklappst ist niemanden damit geholfen, ganz im Gegenteil. Du hast auch ein Leben, und jetzt übernehmen die Fürsorge Menschen, die dafür ausgebildet und bezahlt werden. Du kannst ja weiterhin liebevoll für ihn sorgen durch deine Besuche mit leckeren Sachen, die er mag z.B. Aber dann bist du wieder du selbst, entspannter und geduldiger, und davon wird dein Mann profitieren. Ich meine das genauso wie ich es geschrieben habe, und wünsche mir, dass ich es auch so sehen kann, wenn es bei uns soweit ist. Und umgebe dich nur mit Menschen, die dich unterstützen und dir wohlgesonnen sind (die Neider und Besserwisser darfst du ignorieren) Ich wünsche dir Kraft und Zuversicht, Maggy