Widerstand gegen Untersuchung wg Demenz

Hallo,

unsere Mutter (81) ist der Meinung der ganzen Familie nach von Demenz betroffen. Das Kurzzeitgedächtnis ist schon seit Jahren stark in Mitleidenschaft gezogen, aber nun reden wir schon von ca. 1 Minute - und dann ist das Wissen von der letzten Konversation weg. Kommunikation und Partizipation am täglichen Leben geht ansonsten unproblematisch.

Wir wissen allerdings nicht, wie wir das Thema "sich mal untersuchen lassen" am besten adressieren, denn nach einem Versuch über den ehemaligen Hausarzt - der nach einem Telefonat anstatt mit Feingefühl mit der Holzhammermethode vorgegangen ist, "Frau XY - ihre Familie behauptet ja, sie wären dement..." war sie totbeleidigt und das Thema ist absolut tabu.

Gibt es irgendwo eine Beratungsstelle oder Begleitung - wie man da vorgehen kann, um ein solches Gespräch zu initiieren um unsere Mutter zu einer Untersuchung bewegen zu können?

Über jegliche Hilfe wäre ich sehr dankbar.

Kommentare

  • Hallo Herr Kauder,

    wenden Sie sich doch mal an eine Alzheimer-Gesellschaft in Ihrer Nähe (Adressen unter https://www.deutsche-alzheimer.de/adressen) oder lassen Sie sich am Alzheimer-Telefon beraten (030 - 259 37 95 14). Es gibt viele Tipps, aber was davon für Ihre Mutter passen könnte, lässt sich im Gespräch besser herausfinden.


    Viele Grüße, Susanna Saxl-Reisen (Foren-Admin)

  • Hallo, es gibt in den verschiedenen Landkreisen Pflegestützpunkte, die kostenlose Beratung anbieten.

    Wir haben über den Hausarzt einen Termin beim Neurologen gemacht, der testet im Gespräch und sieht , wo es fehlt.Es ist leider so und es gehört zum Krankheitsbild,dass die Betroffenen alles ablehnen. Man macht den Termin und geht zum Arzt, ohne von Demenz zu sprechen . Diese Krankheit will auch kein Demenzkranker haben, das ist ihnen schon noch bewußt.

    Ich hoffe, dass es etwas hilft… und es bleibt schwierig und wird nicht besser.., leider

    Ganz viel Geduld wünscht Manuela

  • Hallo,

    das Thema rund um die Diagnostik von Demenz und die weiteren medikamentösen und therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten finde ich auch gerade sehr schwierig. Einerseits mögen die Betroffenen wie beschrieben aus Angst vor der Diagnose nicht zum Arzt gehen, andererseits kann man ohne Diagnose auch keine geeigneten Medikamente verschrieben bekommen. Dazu kommt, das meiner Erfahrung nach die Ärzte auch keine Bereitschaft zeigen, auf die Ängste und Probleme Rücksicht zu nehmen, die für die Betroffenen und Angehörigen entstehen. Es zählt nur die Aussage " Der Patient hat ein Recht auf Wahrheit. " Das ist ja richtig, nur man sollte auch bereit sein, die Umstände des Einzelfalls mit zu berücksichtigen Es macht einen Unterschied, ob ich als Arzt einen Patienten in jüngeren Jahren über seine Demenzerkrankung aufklären muss, der vielleicht noch im Berufsleben steht, oder ob ich eine über 80- jährige Person vor mir habe, die sich vielleicht schon damit abgefunden hat, dass sie im Alter eben vergesslicher wird. Sie hat also ein Erklärungsmuster für sich gefunden und kann es bislang so akzeptieren. Was ist also dann der Mehrwert für diese hochbetagten Senioren, wenn sie vom Arzt erfahren, dass sie Demenz oder Alzheimer haben? Man kann als Arzt in solchen Aufklärungsgesprächen meiner Meinung auch schonender formulieren und empathischer auf die Betroffenen eingehen. Nur da habe ich leider schlechte Erfahrungen gemacht. Die Neurologin, bei der ich mit meiner Mutter in der Sprechstunde war, hat uns nach den Testungen, die durchgeführt wurden, sofort mit der Diagnose Demenz und Verdacht auf Alzheimer konfrontiert. Auch als ich sagte, dass wir die Diagnose durch ein CT beim Krankenhausaufenthalt bereits schon kennen und hier sind, um zu fragen ob Tabletten verschrieben werden können, hat sie unwirsch reagiert und ist gar nicht darauf eingegangen. Meine Mutter hatte zu der Zeit auch starke Probleme mit Bluthochdruck, die sich dadurch noch verstärkt haben.

    Heute führte ich ein Telefonat mit dem leitenden Neurologen aus der Gedächtnissprechstunde eines Bezirkskrankenhauses um einen Termin zu vereinbaren, um zu sehen, wie die Tabletten wirken ( ich habe den Eindruck, dass sie bislang gut wirken) und um weitere Therapiemöglichkeiten (Gruppentraining / Gedächtnistraining wird dort angeboten) zu besprechen. Zu der Neurologin möchte ich nicht mehr gehen.

    Ich sagte dem Leiter der Gedächtnisambulanz, dass ich die Vollmacht habe und ich nicht möchte, dass meine Mutter nochmal mit der Diagnose Demenz/ Alzheimer konfrontiert wird - ich würde das Gespräch mit ihm nach den Testungen führen- und wieder Fehlanzeige. "Der Patient hat das Recht auf Wahrheit. Ich könnte ja den eingetragenen Termin wieder absagen wenn ich damit nicht einverstanden bin". Sehr schade!

    Mir stellt sich tatsächlich die Frage, ob ich meine Mutter nochmal mit so einer Situation konfrontieren soll? Sie würde ja mitgehen. Ich habe ihr gesagt, dass ein Arztgespräch und ein MRT gemacht werden müssen, damit sie in eine Gedächtstrainingsgruppe gehen kann.

    Über weitere Erfahrungen mit dem Thema Widerstand gegen Demenzdiagnostik bin ich ebenso wie der Fragesteller dankbar.

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