Wenn der Pflegedienst auf totalen Widerstand stößt

Hallo zusammen,
ich hatte vor ca. drei Jahren hier über den Umzug meiner Eltern berichtet.
Meiner Mutter (85) geht es weiterhin eigentlich ganz gut, dank einer Medikamentation mit reminyl,
ABER!!

Wir haben jetzt doch eine Pflege beantragt und der Pflegedienst (Arbeiter-Samariter-Bund) wird im
Hause meiner Eltern sich demnächst vorstellen...

Bei Meiner Mutter lässt die Körperpflege sehr nach und sicherlich machten wir alle die Augen davor eine Weile zu, aber es geht eigentlich schon lange nicht mehr.

Wir haben es alle (mein Vater (83), meine Frau und ich als Sohn) versucht, mit ihr das zu Klären und zu helfen, aber meine Mutter wird da total aggressiv und ungehalten und es gibt und gab immer
ein "großes Theater".

Nun ist das ja keine so seltenes Problem mit Alzheimer-Patienten...

Wie ist das also, wenn nun der Pfleger oder die Pflegerin das erste Mal aufkreuzt?
Setzen die sich dann durch, sind die resolut?
Ich könnte mir bei meiner Mutter sogar vorstellen,
das Sie handgreiflich wird.

Wir haben in der Vergangenheit schon mal mit einem
dreckigen Wäschestück, welches meine Mutter nicht hergeben wollte, ein "Tauziehen" veranstaltet.

Wir wären sehr dankbar, wenn uns jemand ein paar Tipps geben könnte, wie man evtl. Ängste und Komplikationen gebannt bekommt. Sicherlich ist da jeder Patient doch wieder individuell aber vielleicht standen schon einige von Euch vor der gleichen Situation.

Gruß Bernd

Kommentare

  • Hallo Bernd,

    meine Mutter (Frontotemporale Demenz) hatte am Anfang auch Schwierigkeiten, Hilfe durch eine fremde Person (=Pflegedienst)zu akzeptieren. Wir haben drei Anläufe gebraucht, bis wir die passenden Schwester gefunden haben. Witzigerweise ist sie mir (Tochter) vom Äußeren und vom Typ her ähnlich.
    Ganz wichtig ist, der Mutter im Vorfeld zu erzählen, dass bald jemand kommt, um ihr bei der Körperpflege zu helfen. Macht es ihr schmackhaft, indem ihr auf den "Wohlfühlfaktor" hinweist (bsp.Da kommt jemand, der dir den Rücken wäscht,...). Und seid beim ersten Kontakt nur in Hör- nicht aber in Sichtweite der Mutter. Die Mitarbeiter eines Pflegedienstes haben in der Regel da so ihre Tricks, wie sie mit dementen Personen ungehen und meistens klappt es besser, als wir Angehörigen erwarten.

    Zu dem "Kampf um dreckige Wäsche" vielleicht einen Tipp: besteht nicht auf euer durchaus berechtigtes Interesse, sondern akzeptiert die Situation zunächst und nehmt das Kleidungsstück später in einem unbeobachteten Moment und wascht es dann. Das spart viel Nervenkraft auf beiden Seiten.

    Alles Gute für euch und viel Erfolg!!

    Gruß Micha
  • Hallo Micha,
    danke für Deine schnelle Antwort.

    Sicherlich haben wir nach dreimal hin und her den BH meiner Mutter wieder überlassen und dann mit meinem Vater zusammen heimlich die gesamte Körperwäsche gewaschen und sie wieder sauber und wieder heimlich in Ihren Schrank gelegt.

    Wir werden das beherzigen mit dem "Wohlfühlfaktor" und werden in Abstimmung mit dem Pflegedienst es dann zum Anfang mit 3x in der Woche "Körperpflege mit Anleitung" versuchen.

    Hast Du Deiner Mutter erzählt, das Du den Pflegedienst bestellt hast? Sozusagen "hinter Ihrem Rücken"! Wir haben der Stimmung wegen eigentlich vor, das Ihre behandelnde Ärztin das "verordnet" hat. Vorm Arzt ist ja doch mehr Ehrfurcht, als wenn das Sohn+Schwiegertochter erzählen.

    Hat Deine Mutter noch einen Partner? Wenn ja, was spielt der bei der Pflege für eine Rolle?

    Viele Grüße Bernd
  • Hallo, Bernd,

    ja, die Ärzte sind mir bei nahezu allen Aktionen eine große Hilfe. Sind halt in den Augen meiner Mutter Autoritäten. Ich habe das aber auch wieder so verpackt, dass die Hausärztin ihr quasi eine Freude mit der Schwester von Pflegedienst machen möchte (=> Wohlfühlfaktor) und habe sogar am Anfang ein bisschen neidisch getan.

    Außerdem konnte ich ihr in einem klaren Moment vermitteln, wie wichtig eine weitere Person für sie ist, falls ich mal ausfalle.
    Ich bin nämlich (fast) die einzige Pflegeperson, da mein Vater vor 4 Jahren verstorben ist. Mein Lebensgefährte unterstützt mich in der Pflege bezüglich der Verpflegung (er kocht für meine Mutter und bringt ihr das Essen, da ich ganztags außer Haus bin und er im Schichtbetrieb arbeitet), aber der Rest ist meine "Baustelle".

    Versucht, jede Art von Hilfestellung von außen möglichst früh zu installieren, solange die Mutter noch verstehen kann, was dort mit ihr geschieht. Sie gewöhnt sich dann leichter daran und ihr seid in der Notfallsituation nicht so allein. Bei uns ist der Notfall kürzlich schon eingetreten. Ich musste operiert werden (Gott sei Dank nur ambulant) und konnte somit keine Körperpflege bei meiner Mutter durchführen. Aber da sie ja bereits die Schwestern vom Pflegedienst kannte, war es einfach, für die Große Pflege (Duschen,...) jemanden von dort zu holen und ich konnte mich in Ruhe erholen.

    War bei euch jetzt schon der Pflegedienst da? Falls ja, wie ist es gelaufen?

    Gruß Micha
  • Hallo zusammen,

    eigentlich lief alles super, aber trotzdem mussten wir einen Rückschlag hinnehmen.

    Ich habe am 1.8.11 bei Mutters Kasse den Antrag auf Pflegestufe gestellt. Ca. 3 Wochen später kam der MDK ins Haus meiner Eltern und diese Woche kam die Antwort über die Bewilligung der Pflegestufe I.
    Zwischenzeitlich war auch eine Termin mit einem Pflegedienst (der uns empfohlen wurde) bei meiner Mutter. Aber die Inhaberin des Pflegedienstes gab sich alle Mühe, sie war ca. 45 min bei meinen Eltern, aber brach dann ab, weil meine Mutter total ablehnend war.
    Der Pflegedienst meinte, es hätte keinen Zweck, wir können ja sie nicht mit Gewalt unter die Dusche zwingen...

    Nun sind wir wohl einige der wenigen Fälle, die eine Pflegestufe besitzen, aber keinen Pflegedienst!

    Soll man nun weitersuchen, abwarten, ich weis es auch nicht...

    Was ist mit der Pflegestufe, die auf Sachleistungen beantragt war, verfällt die nun, wenn es keine abrechenbaren Leistungen eines Pflegedienstes gibt?

    Natürlich gab es bei beiden Terminen ein riesen Gezeter! Ob wir dahinterstecken ihr fremde Leute ins Haus holen, Selbstmord-
    drohungen usw. Da erkenne ich meine liebe, kleine Mutter immer nicht wieder, sonst ist sie trotz ihrer Krankheit eigentlich auch immer lieb und umgänglich. Es darf eben bloß nichts gegen ihre Person und ihre Fähigkeiten gesagt werden...
  • Die bewilligte Pflegestufe hängt mit dem objektiven Pflegebedarf zusammen und nicht damit, auf welche Weise er erbracht wird - Sachleistung, Geldleistung oder Kombileistung. Es muß lediglich sichergestellt sein, daß die Pflege tatsächlich geleistet wird und nicht nur das Geld kassiert wird (kommt leider manchmal vor).

    Wenn ihr als Angehörige die Pflege übernehmen könnt, würde ich der Pflegekasse schreiben, daß ihr euch aufgrund persönlicher Umstände nunmehr doch bis auf weiteres für die Geldleistung entschieden hättet und die Pflege von Angehörigen übernommen würde. In diesem Fall muß (bei Pflegestufe I und II) alle sechs Monate ein Beratungsbesuch eines zugelassenen Pflegedienstes erfolgen, der auch zur Kontrolle der Pflege dient. Die Kosten dafür zahlt die Pflegekasse.

    Eventuell könnt ihr dann später noch auf eine Kombileistung (teils Sachleistung, teils Geldleistung) umstellen oder ganz auf eine Sachleistung. Die Kasse muß bloß wissen, was sie zahlen soll.

    Ob ein anderer Pflegedienst mehr Erfolg haben wird, kann dir leider keiner sagen. Das ist ja auch, wie so oft im Leben, eine Frage der "persönlichen Chemie", die manchmal einfach nicht paßt.

    Nebenbei noch gleich gefragt: habt ihr auch Sondermittel für die Betreuung von Personen mit "erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz" bewilligt bekommen? Das müßte im Gutachten gleich mitgeprüft worden sein. Dies wären nochmals 100 oder 200 Euro monatlich, die aber nur für die allgemeine Betreuung verwendet werden können.
  • Hallo Bernd,
    bei Pflegestufe I vermute ich, dass sich Deine Mutter eher am Anfang der Erkrankung befindet. Und das ist ganz oft die Phase, die fuer den Betroffenen am schwersten und schmerzhaftesten ist oder sein kann. Deine Mutter merkt vermutlich selber, dass sich was mit ihr veraendert und haelt das, was ihr wichtig ist (Identitaet, Selbstwert, Unabhaengigkeit usw.) so fest aufrecht, wie es ihr nur irgendwie moeglich ist. Als bei uns klar wurde, dass wir beginnen, Hilfe zu brauchen, habe ich meinem Papi alles so praesentiert, dass er das Gefuehl hatte, die Entscheidungen zu treffen und nicht er derjenige ist, dem geholfen wird, sondern ganz im Gegenteil. Kurzversion: Die "Putzfrau", die sich natuerlich um ganz viele andere Dinge gekuemmert hat, brauchte einen kleinen Nebenverdienst und Gesellschaft, weil sie so alleine war. Die Dame, die wegen der Medikamente gekommen ist, war meine Freundin, die ein Praktikum machen musste usw. Mein Papi war sein Leben lang hilfsbereit und vor allem, wenn es meine "Freundinnen" waren, hat er ihnen gerne geholfen. Vielleicht findet ihr ja einen Ansatz, der vor der Lebensgeschichte und unter Beruecksichtigung der Persoenlichkeit Deiner Mutter fuer sie leichter zu akzeptieren ist. Wir haben uebrigens auch oft den Ratschlag bekommen, auf jeden Fall alles frueh genug zu beginnen. Mein Papi hat mich allerdings gelehrt, dass es manchmal auch ein "zu frueh" geben kann. Wo wohnt ihr denn? Falls in der Naehe von Velbert oder Oedt wuerde ich vielleicht jemanden kennen, der Euch moeglicherweise helfen koennte oder zumindest ein guter Ansprechpartner waere.

    Liebe Gruesse
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