Neue Phase der Missverständnisse

Hallo,

seit etwa 3 Tagen ist eine Erscheinung eingetreten, die mich hilflos macht. Bis jetzt konnte ich noch 1 - 2 Stunden aus dem Haus, wenn ich meinem Mann ganz genau gesagt hatte, wohin und wie lange.
Gestern waren wir bei sehr guten Freunden eingeladen: mehrmals und noch einmal vor Betreten des hauses hatte ich erklärt, zu wem wir gehen. Aber dann war er doch völlig konsterniert und auch böse, da ihm niemand gesagt habe, wohin es gehe. Heute musste ich in die Werkstatt, um Winterreifen aufziehen zu lassen. Mein mann war genauestens informiert, aber er hatte es offensichtlich sofort vergessen. Wieder die gleichen Vorwürfe, dass ihm niemand etwas sage. Da er nicht mehr lesen kann, nützt es auch nichts, etwas aufzuschreiben. Ich fürchte, ich kann ihn jetzt wohl nicht mehr alleine zu Hause lassen, aber andrerseits will er dann auch nicht mitgehen.

Ein zweites Problem:
Gute Nachbarn haben sich zusammengetan, sie wollen mir als "Nachbarschaftshilfe" ein wenig zur Seite stehen und mich einmal in der Woche für 3-4 Stunden entlasten. Dafür bin ich sehr dankbar - aber, wie sag' ich's meinem Kinde? Ich denke, es ist gut, wenn wir erst mal zu dritt zusammen sind, damit er sich an die Personen gewöhnt. Es ist für diese sicher schwierig, ihn zu beschäftigen, da ihn Vorlesen oder Hörbücher zu sehr anstrengen. Früher ging das noch Gut. Am liebsten erzählt er, aber ohne meine "Übersetzung" können Außenstehende in der regel gar nicht verstehen, worum es geht. Da braucht man schon viel Geduld.
Ich möchte die Leute auch angemessen entlohnen, aber was ist "angemessen"?

uschiborg

Kommentare

  • Liebe Uschiborg,
    Obwohl ich dir nicht viel bei der Lösung deiner Probleme helfen kann, muss ich dir jetzt doch mal schreiben, denn wenn ich deine Beiträge lese, denke ich immer, du schreibst über meinen Mann ! Es ist erstaunlich wie identisch die Verhaltensweisen, der Verlauf der Krankheit und damit unsere Probleme sind. Mein Mann nimmt übrigens auch Aricept.
    Auch ich habe seit einigen Tagen das Problem, dass mein Mann vergisst, wo ich hingegangen bin und wie lange ich weg bleiben wollte. Ich rufe ihn jetzt zwischendurch an und sage ihm, wo ich bin und wie lang es noch dauern wird. Ob das auf Dauer etwas bringt, weiss ich nicht, im Moment hilft es ein bisschen.

    Was die Betreuung anbelangt, so kann ich mir nicht vorstellen, dass mein Mann mit einer "fremden" Person alleine zu Hause bleibt, egal ob aus der Nachbarschaft oder dem Freundeskreis. Angebote hätte ich dafür, aber ich weiss auch nicht, wie ich ihn dazu bringen kann.
    Vielleicht bekommst du ja von anderen Nutzern des Forums einen brauchbaren Tipp, das würde mich natürlich sehr interessieren.
    Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und Geduld, Josie
  • Liebe Uschiborg,
    Obwohl ich dir nicht viel bei der Lösung deiner Probleme helfen kann, muss ich dir jetzt doch mal schreiben, denn wenn ich deine Beiträge lese, denke ich immer, du schreibst über meinen Mann ! Es ist erstaunlich wie identisch die Verhaltensweisen, der Verlauf der Krankheit und damit unsere Probleme sind. Mein Mann nimmt übrigens auch Aricept.
    Auch ich habe seit einigen Tagen das Problem, dass mein Mann vergisst, wo ich hingegangen bin und wie lange ich weg bleiben wollte. Ich rufe ihn jetzt zwischendurch an und sage ihm, wo ich bin und wie lang es noch dauern wird. Ob das auf Dauer etwas bringt, weiss ich nicht, im Moment hilft es ein bisschen.

    Was die Betreuung anbelangt, so kann ich mir nicht vorstellen, dass mein Mann mit einer "fremden" Person alleine zu Hause bleibt, egal ob aus der Nachbarschaft oder dem Freundeskreis. Angebote hätte ich dafür, aber ich weiss auch nicht, wie ich ihn dazu bringen kann.
    Vielleicht bekommst du ja von anderen Nutzern des Forums einen brauchbaren Tipp, das würde mich natürlich sehr interessieren.
    Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und Geduld, Josie
  • Liebe Josie,
    vielen Dank für die Antwort. Mein Mann ist erst 73, früher Universitätsprofessor und eine Kapazität in seinem Fach, heute ist sein Alltag auf das Auflesen der Blätter im Garten beschränkt. Dass immer wieder Blätter fallen, macht ihn richtig böse. Dass ein Zusammenhang zwischen diesem Phänomen und der Jahreszeit besteht, kann er leider nicht mehr verstehen.
    Ich denke, Aricept bringt nichts mehr, aber das kann man ja nicht beurteilen, weil man nicht weiß, wie es ohne das Medikament wäre.
    Die Nachbarn, die ihn einmal pro Woche abwechselnd betreuen wollen, habe ich für Samstag mal zum Kaffee eingeladen. Der eine, den er eigentlich gut kennt, weil er uns bei allen praktischen Dingen, für die wir zwei linke Hände haben, schon seit Jahren hilft, will morgen schon mal kommen.Ich bin schon gespannt, wie das klappt. Ich werde berichten, wie das gegangen ist.
    Leider kann ich, wenn ich weg bin, nicht anrufen, da er nicht abnimmt, weil er dann immer so Probleme hatte, zu verstehen und wiederzugeben, wer dran war.
    Ja, man muss und kann sich in diesem Forum gegenseitig ein wenig stützen - das brauchen wir aber auch dringend!
    Liebe Grüße
    uschiborg
  • Liebe Uschiborg,
    mein Mann ist 76 und die Diagnose wurde im August 2012 gestellt. Die Krankheit hat sich aber schon länger vorher in verschiedener Form gezeigt, ich wollte es aber nicht wahrhaben. Mein Mann war leitender Angestellter in einer großen Firma und geistig wie körperlich immer topfit, sportlich, vielseitig interessiert und engagiert. Einzig die körperliche Fitness hat er bis jetzt behalten.
    Wie lange lebt ihr schon mit der Diagnose und seit wann hast du die Veränderung bei deinem Mann bemerkt ?
    Ich frage deshalb, weil ich den Eindruck habe, dass die Krankheit bei ihm in den letzten Wochen sehr schnell fortschreitet, trotz Aricept.
    Ist dein Mann von sich aus zur Untersuchung gegangen ? Bei uns war es sehr schwierig und er hat es mir und dem Arzt, der zur Untersuchung geraten hat, sehr übel genommen. Der Name des Arztes ist deshalb bei uns ein absolutes Tabu. Mein Mann wird sonst sofort aggressiv.

    Ich bin schon gespannt zu erfahren, wie das mit dem nachbarlichen Besuch bei euch geklappt hat !
    Liebe Grüße, Josie
  • Liebe Josie,
    bei meinem Mann hat es kurz vor seinem 70.Geburtstag angefangen, Vergesslichkeit bei Namen usw. waren aber schon früher da. Da er als "typischer Professor" galt, der für den Alltag und die praktischen Dinge schon immer wenig Sinn hatte und bis nach 11 Uhr am Abend in seinem Arbeitszimmer bei seinen Forschungen saß, habe ich dies einfach seinem Wesen zugeschrieben.
    Körperlich ist er, Gott sei Dank auch noch fit.
    Du schreibst, Dein Mann würde bestimmt nie bei einem Fremden oder auch Freund bleiben.
    Vielleicht helfen Dir meine gestrigen Erfahrungen: Gegen 11 Uhr habe ich ihm vorsichtig erzählt, ich müsse in die Stadt und ein Nachbar, den er schon lange kennt und der uns schon viel geholfen hat, würde zu ihm kommen. Seine Empörung und der Widerstand waren vehement; er brauche niemanden und wisse auch nicht, was er mit ihm tun solle und überhaupt .... Ich war total fertig, habe unsere Tochter angerufen, sie meinte, damit habe sie gerechnet, aber ich müsse das jetzt durchziehen. Gegen 14 Uhr kam unser Nachbar, bester Laune und verkündigte, er werde nun mit meinem Mann bei dem herrlichen Wetter wegfahren, ein wenig wandern und dann vielleicht noch einkehren. Mein Mann hat immer Geld bei sich, kann damit aber nicht mehr umgehen, aber es ist ihm sehr wichtig, dass er bezahlt. Also machten wir aus, dass aus "seiner Geldbörse" bezahlt wird.
    Erst gegen 19 Uhr kamen die beiden sehr vergnügt nach Hause, meinem Mann hatte es wirklich gefallen, er erzählte - soweit möglich- mit Begeisterung davon und auch, dass das jetzt immer an einem Tag in der Woche stattfinde. Ganz offensichtlich ist es unserm Nachbarn wunderbar gelungen, ihn zu überzeugen.
    Du siehst, man muss es einfach mal probieren.

    Als ich meinem Mann sagt, dass ich für Samstag alle zum Kaffee eingeladen habe, war er Feuer und Flamme. Nun hoffe ich natürlich, dass das keine Eintagsfliege war, wahrscheinlich wir er die positiven Erfahrungen bis nächsten Die wieder vergessen haben, aber ich bleibe am Ball.

    Zum Arzt ist er gegangen, weil wir von einem bekannten erfahren hatten, er sei auch dort und habe gute Erfahrungen gemacht. Aber die ganze Prozedur bei einem anerkannten sehr freundlichen Professor war einfach furchtbar. Deshalb habe ich meinem Mann auch nicht mehr zu einer weiteren behandlung dort gebracht. Aber er vertraut auf den Hausarzt, und wie es aussieht, könnte ihm ja auch ein Neurologe nicht wirklich helfen.
    Wir können ja in Kontakt bleiben.
    Alles Gute und weiterhin Kraft und geduld
    uschiborg
  • Liebe Uschiborg,
    ich würde gern mit dir in Kontakt bleiben, vielleicht auch mal bilateral über email oder skype. Allerdings möchte ich nicht gerne hier in diesem Forum meine email Adresse bekannt geben und ich gehe davon aus, dass es dir genauso geht.
    Wenn es dir recht ist, frage ich bei Frau Saxl an, ob sie da vermitteln kann. Wenn du das nicht möchtest, halten wir Kontakt über das Forum.

    Inzwischen wünsche ich dir und auch allen anderen im Forum viel Geduld und Gelassenheit, Josie
  • Liebe Josie,
    gerne bleibe ich auch per private E-mail in Kontakt. Skype haben wir nicht, aber Du kannst gerne nach meiner E-Mail fragen, ich stimme der Vermittlung über Frau saxl ausdrücklich zu.

    Liebe Grüße
    uschiborg
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