Ständig neue Anschuldigungen gegen die Pflegende Person

Hallo , also jetzt ist es soweit und ich muß mir Hilfe Suchen bei anderen Angehörigen. Die Oma meiner Frau ist 84 und hat eine ( bisher ) leichte Demenz . Bisher waren die meisten Sachen eher zum zum lachen. Oma war vergesslich aber ansonsten ganz umgänglich . Die Oma meiner Frau lebt mit ihrer Schwiegertochter also meiner Schwiegermutter in einem Haus. Meine Schwiegermutter pflegt/ versorgt Oma schon 10 Jahre und hat viele Opfer dafür gebracht.

Das Problem ist nun das unsere Oma anfängt wilde Beschuldigungen auszusprechen wir ( meine Schwiegermutter ) wollten zu vergiften oder wir hätten veranlasst das sie Insulin spritzen muß damit es ihr schlecht geht. Zum "Glück" hat Sie das nur mir gesagt. Wenn ich versuche, ihr vorsichtig zu erklären das die Demenz schlimmer geworden ist, wird sie böse. Ich sage Ihr immer Sie verwechselt da einiges im Zeitlichen Ablauf . Aber Sie kann anscheinend nicht einordnen das es nicht so ist wie sie Denkt.

Wen Oma solche Sachen zu meiner Schwiegermutter sagt wird diese der Aufgabe sicher nicht mehr gewachsen sein und Oma wird in ein Pflegeheim kommen. Mir ist klar das Oma nichts dafür kann das sie es auch nicht versteht. Aber es belastet selbst mich der eigentlich ein außenstehender ist.

Zuerst hat Sie nur Ihren Mann ( vor 15 J verstorben ) beschuldigt er wollte sie ermorden . Jetzt ist es meine Schwiegermutter die ihr falsche Tabletten gibt. Angeblich haben andere Personen sie gewarnt das essen lieber selbst zu kochen da sie sonst vergiftet wird. Aber selber kochen kann Oma schon 5 Jahre nicht mehr. Auch Ihren Sohn hätte meine Schwiegermutter vor 33 Jahren vergiftet sie wüsste das ganz genau.Das hätten ihr die Ärzte gesagt .

Ich zittere immer noch weil ich damit nicht umgehen kann.
Ist das nur eine Phase und geht das vorbei oder muss ich meine Schwiegermutter irgendwie schützen damit sie an diesen Beschuldigungen nicht zerbricht.


MfG Holger

Kommentare

  • Ich würde an deiner Stelle Rat vom Neurologen einholen. Es ist sicher nicht das erste Mal, dass eine kranke Person diese Ideen entwickelt. Vielleicht kann euch der Fachmann einen Rat geben.

    Jeder, der je mit Demenzpatienten zu tun hatte, wird euerer Oma die Dinge nicht glauben. Sicher verletzten einen solche Aussagen, aber ihr wisst ja, das es barer Unsinn ist und Oma nur auf Grund ihrer Erkrankung diese Dinge von sich gibt.

    Versucht bitte, es nicht persönlich zu nehmen! Omas Hirn ist krank und sie hält es für die Realität. Insofern sind klarstellende Diskussionen mit Sicherheit überflüssig, da sie es leider nicht verstehen kann.

    Ich wünsche euch gute Nerven!

    Lola
  • Beschuldigungen sind meist nicht verarbeitete Emotionen informieren sie sich über validation nach Naomi feil. LG Monika Bechtel
  • Lieber Holger Loewenhertz,

    diese Beschuldigungen sind furchtbar und sehr verletzend. Mir hat ein Angehörigenkurs für Demenzkranke sehr geholfen, viele Dinge zu verstehen. Als wichtigstes Thema, was in dem kranken Gehirn vor sich geht.

    Da saßen so ca. 20 weitere Angehörige von FTD-Kranken um den Tisch herum, die im großen und ganzen alle die gleichen Probleme haben. ...und auch die Damen, die die Schulung abhielten wissen um die großartigen 'Geschichten', die die Kranken erzählen.

    Der eine sieht andere Leute im Zimmer sitzen, den nächsten stören die nicht vorhandenen spielenden Kinder, die er sieht, und andere wollen nur noch das Essen, was sie selbst zubereitet haben, damit sie nicht vergiftet werden. Und vor dem vergiftet werden, haben sehr viele FTDler Angst. Das scheint mit der Krankheit etwas zu tun zu haben. - Schlimm bleibt es zwar immer noch, aber wenn der 20. den gleichen Sums erzählt, kann man sogar gemeinsam darüber lachen.

    Vielleicht wäre so ein Kurs für Ihre Schwiegermutter eine Hilfe. Andere Betroffenen habe so manchen Tipp auf Lager. Die fallen mir dann immer ein, wenn ich in einer ähnlichen Situation bin. Manches hat tatsächlich geholfen.

    Zu dem Thema fällt mir einfach der Vorkoster ein. Vielleicht lässt die Oma sich ja beruhigen, wenn sie, bzw. ihre Schwiegermutter, auch etwas von den Speisen essen oder das Getränk aus einem größeren Behälter in 2 Gläser füllen, von dem ihre Schwiegermutter zuerst trinkt. Bei den Tabletten würde ich so Wochendosierer kaufen und der Oma sagen, der Arzt hätte diese Tablettenvorbereitungen geprüft und für i. O. befunden. Oder, die Tabletten sind eingeschweißt und versiegelt. Evtl. den Arzt mit einweihen. Viele Angehörige sind da sehr erfinderisch im beruhigen. - Es ist entsetzlich, aber für Oma ist diese Angst einfach real.

    Eine sehr unangenehme Situation. Ich wünsche ihnen allen sehr viel Kraft. ...und vielleicht kann ja tatsächlich eine Medikamentenumstellung da Hilfe bringen. Keine Sorge. Der Neurologe weiß, dass das ein Krankheitsbild der FTD ist.

    Was auch evtl. helfen könnte in Bezug auf die Beschuldigung, Schwiegermutter hätte schon ihren Sohn umgebracht. Stellen sie Angehörige zusammen die Oma zur Rede. So, dass es für sie total unangenehm wird. Tun sie so, als wenn sie die Beschuldigung ernst nehmen und fragen sie sie, wie sie zu der Anschuldigung kommt. Zerpflücken sie in kurzen, für demente gut verständlichen Sätzen die Anschuldigung und sagen sie ihr gemeinsam, wie haltlos und unverschämt das ganze ist. Komischer Weise funktionieren bei den Dementen solche Ausspielaktionen der Angehörigen untereinander sehr lange. Bei fast allen. Halten sie zusammen und machen sie zusammen Front gegen diese Anschuldigung. Bei einigen hat diese Aktion gefruchtet, weil das Muster für den Dementen plötzlich nicht mehr aufgegangen ist. Einen Versuch wäre es allemal Wert.

    Ich wünsche viel Kraft und viel Erfolg.

    Viele Grüße

    Annabell
  • Hallo Holger,
    zunächst finde ich es klasse, dass du dir so viele Gedanken um deine Schwiegermutter machst, diese Unterstützung ist für sie ganz wichtig.
    Zu den Anschuldigungen: bei meinem Mann hilft es gar nicht (mehr), wenn ich sage, dass seine Ansichten/Anschuldigungen falsch sind, er besteht darauf und fühlt sich von mir auch noch angegriffen oder im Stich gelassen. Am besten funktioniert es, wenn ich darauf eingehe und verspreche, ihm zu helfen. Du könntest der Oma z. B. versprechen, darauf aufzupassen, dass sie nicht vergiftet wird, dann fühlt sie sich verstanden und sicher - vielleicht hilft das ja.
    LG, Christel
  • Hallo Monika,

    habe über Validation nach Naomi Feil nachgelesen. Ich verstehe leider den Zusammenhang zwischen solchen Mord Anschuldigungen und nicht verarbeiteten Emotionen nicht?? Aber ich möchte gerne verstehen, weshalb FTDler so etwas behaupten.

    Vielen Dank schon einmal im Voraus für eine für mich als Laie verständliche Erklärung.

    Viele Grüße

    Annabell
  • Hallo Anabell,
    entschuldige die verspätete Antwort.
    Hier handelt es sich um eine unglücklich orientierte Person.
    Jeder Einzelne an Demenz Erkrankte leidet in der Gegenwart, weil er Gefühle ausdrücken muss, die er in der Vergangenheit nie erleben wollte. Verluste die er in der Gegenwart erleidet, rufen Erinnerungen an frühere Verluste wach. (Demente können die wachsenden körperlichen und sozialen Verluste, die das hohe Alter mit sich bringt nicht akzeptieren. Sie haben wichtige Lebensaufgaben nie wahrgenommen. (Identität finden, Initimität teilen, lernen, wie man enstpr. emotionale und soziale Kontrollen errichtet, lernen, anderen zu vertrauen, Verluste hinzunehmen, danach etwas neues beginnen zu können).
    LG Monika
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