Verdrehte Welt

Wie geht ihr damit um? Meine Mutter erfindet täglich neue Geschichten, die einfach nicht der Wahrheit entsprechen. Soll man zu allem ja ja sagen? Sie glaubt selber fest daran. Weiß alles besser. Ist sozusagen Beratungsresistent. Am Anfang haben wir die Augen verdreht und gesagt das kann nicht sein. Aber mittlerweile hat man keine Kraft mehr sie zu verärgern....

Kommentare

  • Hallo Kathrin,

    was du beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Auch meine Mutter "erfindet" plötzlich etwas, sieht Dinge, die nicht da sind, macht mir Vorwürfe, Dinge weggenommen zu haben, die gar nicht existieren. In ihren Augen leben auch noch ihre Eltern und Geschwister, die sämtlich verstorben sind. Es ist wohl ihre Methode, noch etwas Halt und Struktur in ihrem Leben zu haben. Wenn man auf Erinnerungen nicht mehr zurückgreifen kann, wird eben etwas "erdacht", um noch etwas am Gespräch teilnehmen zu können.

    Was macht man? - Ich habe die Erfahrung gemacht, diese Dinge zu bestätigen oder gar nicht mehr darauf einzugehen, wenn es geht. Ablenkung, Themenwechsel, ein Stückchen Schoko anbieten o.ä.. Korrigieren, richtig stellen verschleißt uns "Gesunde" nur, man reibt sich auf und bewirkt im Grunde überhaupt nichts! Die Demenzkranken leben in ihrer eigenen Welt und die sollten wir - auch aus Selbstschutz - respektieren. Wir werden sie dort nicht mehr herausholen können, also versuchen wir die Zeit so zu verbringen, dass unsere Nerven geschont werden, denn die Kranken brauchen uns.
  • Hallo Euch Allen,
    ich bin neu hier und überhaupt habe ich null Erfahrung mit Foren.
    Ich freue mich schon, es geschafft zu haben, bis hierher zu kommen.
    Aus Zeitmangel schaffe ich es auch nicht, zu diakonien oder anderen Beratungsstellen zu den Veranstalltungsterminen zu gelangen.
    Ich möchte auch so wenig Zeit wie möglich mit Kaffeetrinken vertun.
    Aber ich komme nur in sehr sehr kleinen Schritten Vorwerts, im Sinne, meiner Angehörigen Erkrankten zu Helfen ( wenn es überhaupt möglich ist).
    Für mich ist es Neuland, der Umgang mit dem Demenzkranken Menschen.
    Ich weis nicht, wie ich damit umgehen soll.
  • Hallo püppy,

    wenn du einen erkrankten Angehörigen hast, so würde ich dir raten, dich so gut es geht "schlau" zu machen, d.h. gehe z.B. zu einer Beratungsstelle der Alzheimer-Gesellschaft (unter deiner Stadt googeln!) und berichte über deine Erfahrungen mit deinem Angehörigen. Die Damen und Herren dort sind sehr erfahren und können dir sehr schnell weiterhelfen. Auch der Hausarzt ist eine gute Anlaufstelle, der dich auch weiter vermitteln kann.

    Hier im Forum gibt es eine Fülle von Informationen, du musst dir nur die Zeit nehmen zu lesen und das Wichtigste für dich herauszufiltern.

    Auch ich habe mit meiner Mutter anfangs vor einer Art Wand gestanden und nicht gewusst, was ich tun soll. Die Krankheit selbst erst einmal zu akzeptieren, fällt ja schon schwer! Aber was wichtig ist: Es gibt Hilfe, Betreuungs- und finanzielle Hilfe, die man bei der Krankenkasse beantragen muss. Ein Vertreter des medizinischen Dienstes kommt ins Haus und wird die Situation beurteilen. Liegt eine Demenz vor, kann man eine Pflegestufe 0 oder 1 erhalten, die einem schon gut auf die Sprünge hilft.

    Frage nach Angehörigen- und Selbsthilfegruppen, die dir auch sehr gute Tipps geben können!

    Alles Gute!

    lisacarl
  • Hallo lisacarl,
    ich freue mich schon, überhaupt eine Antwort bekommen zu haben.
    Die Pflegestufe 0 ist bereits bewilligt.
    Und auf der Suche nach Antwoten bin ich auch.
    Es fällt mir nur schwer, zu Filtern, was ist für mich wichtig?
    Zum einen steht der Umgang mit dem erkrankten Menschen.
    Die Geschichten die erfunden werden und der vorwurf, der mir gemacht wird, die ständige Unzufriedenheit des erkrankten Menschen.
    Wo ich aber ständig versuche Sie zumindest zufrieden zu stellen, ihr zu signalisieren, ist alles gut, du kannst dich fallen lassen, wir sind da, fangen dich auf und du musst auch keine Entscheidungen mehr treffen, die dich sowieso überfordern.
    Dem Menschen alles abnehmen, was nötig erscheint und nur böses und unsinniges zeugs zurück zu bekommen, ohne einschätzen zu können, was ist noch ernst gemeint, was bewegt sie wirklich, oder wie weit ist sie weg von Gut und Böse?

    Deshalb brauche ich die Erfahrung anderer, um nicht kirre zu werden

    Danke
  • Liebes Forum,
    es ist schon erschreckend zu welchen Fantasieleistungen ein Mensch mit Alzheimer fähig ist. Mein Mann (71) versteift sich so in seine Scheinwelt, daß er mir gegenüber wirklich gemein und verletzend ist. Es sind die üblichen (wie ich hier gelesen habe) Beschuldigungen, wie Geld geklaut, Tasche weg, kein Essen bekommen, vergiften..... Ich bemühe mich ja alles halbwegs kommentarlos einfach zu schlucken, aber manchmal platzt mir dann doch einfach der Kragen. Ich bin voll berufstätig als Tagesmutter und habe bis zu 12 Stunden Kleinkinder um mich herum, aber die sind oft leichter zu ertragen. Mir wird auch ständig alles verdreht und abgestritten. Mir ist oft der Rat gegeben worden, mich an eine Selbsthilfegruppe zu wenden, aber zum einen fehlt mir die Zeit, ähnlich wie bei Püppy, zum anderen ist es nicht mein Ding mich öffentlich auszujammern. Hier bin ich ja anonym ;) Mir hilft es oft, sehr zum Leidwesen meines Sohnes, wenn ich ihn einfach mal anrufe und Dampf ablasse. Auch unsere Nachbarn wissen bescheid und haben immer Verständnis und ein offenes Ohr für mich. Ich habe schon so viel gelesen im Internet und so viel selbst ausprobiert, daß ich leider sagen muß alle Tricks die ich gelesen oder empfolen bekommen habe bei meinem Mann überhaupt nicht wirken. Ich habe dann angefangen selbst starke Beruhigungsmittel (Valium) zu nehmen um seine Attacken besser ertragen zu können, aber so langsam denke ich mir, eigentlich wäre es besser wenn er sie nehmen würde, denn er regt sich ja auch immer furchtbar auf. Er hat von seinem Neurologen ein Notfallmedikament verschrieben bekommen, aber in solch einer Situation nimmt er mir ja nichts ab! Ich kann sagen was ich will er dreht alles um und redet sich alles schlecht. In so einer Situation lasse ich ihn dann einfach in seinem Sessel sitzen und verziehe mich. So habe ich dann zwar halbwegs meine Ruhe, aber es wurmt mich, daß ich eigentlich nur noch die hälfte unseres Hauses benutzen kann. Hier ist übrigens die Beantragung der Pflegestufe erwähnt worden. Wie habt ihr denn euren Angehörigen diese Situation verkauft? Mein Mann wäre mit Sicherheit total empört und würde natürlich alles abstreiten und mich als die "eigentlich kranke" darstellen. Das macht er ja täglich mir gegenüber. Er "macht sich Sorgen um meinen Geisteszustand, ich bin ja krank und er muß mal mit meinen Eltern sprechen" (seit 32 bzw. 9 Jahren tot). Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen. Erkennen die Leute vom MD dann die Situation? Manchmal kann er z.B. unsere Adresse sagen und dann wieder nicht. So, sorry, jetzt habe ich mich richtig ausgek...., aber das ist meine Art damit fertig zu werden. Nicht böse sein!
  • Hallo naby, wenn ich deine Zeilen lese, sehe ich auch meine Situation. Mein Mann ist erst 59 Jahre und ich bin auch voll berufstätig und fühle mich zu Hause sehr schlecht. Mein Mann macht was er will, nimmt am Familienleben kaum Teil. Im Gegenteil er zieht sich an und geht mit dem Hund raus. Die Wohnung sieht nach meinem Arbeitstag manchmal sehr unordentlich aus. Ständig zieht er sich um. Ich habe die Nerven auch nicht immer, schöne Miene zu machen. Selbst habe ich Angst eines Tages die Kraft nicht mehr zu haben. Für mich ist das kein Leben mehr. Was soll man tun? Sicherlich nichts..keine Hilfe von außen nimmt mein Mann an. Vielleicht gibt es von irgendwo einen guten Rat. Ich sage immer, warum diese Krankheit.
    Gruß Sylvia
  • Hallo Zusammen,
    ich pflege seit 4 Monaten meine Mutter. Was ich hier so lese kommt mir alles bekannt vor. Am schlimmsten ist dieses Misstrauen welches mir meine Mutter entgegen bringt. Wenn ich mit Freunden tel. steht sie irgend wo und lauscht, verdreht anschließend meine Gespräche. Sie erzählt jedem, ich würde ihr Geld ausgeben usw und usw. Sie versucht meinen Lebensgefährten und mich gegeneinander auszuspielen, indem Sie wilde Geschichten erfindet. Wir versuchen die Situation mit Humor zu nehmen was uns nicht immer leicht fällt. Tagsüber fällt es leichter zu pflegen, da ich sie noch ein wenig im Haushalt mit kleinen Tätigkeiten wie Wäsche zusammen legen oder Staubwischen beschäftigen kann. Die Nächte sind heftig. Sie wandelt und fängt an mit Kot zu schmieren. Wieso bekommt man Hilfe für tagsüber, aber nachts ist niemand bereit von Pflegediensten einen zu entlasten? Nachtpflege in einer Einrichtung ist bei uns nicht in der Nähe. Gibt es andere Möglichkeiten, die von der Krankenkasse bzw. Pflegekasse angeboten werden, wo auch evt. ein Teil der Kosten für die Plfege abgerechnet werden, ich noch nicht in Erfahrung gebracht habe? Liebe Grüße kleine_27299
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