Ich weiß nicht weiter
Hallo! Meine Mutter ist 63 Jahre und sie hat eine vasakuläre Demenz. Seit einem Jahr habe ich (21Jahre) zusammen mit meinem älteren Bruder die Betreuung übernommen. Es ist sehr schwer. Ich versuche jeden Tag bei ihr vorbei zu schaun und etwas für sie zu tun. Seit einiger Zeit ist sie sehr depressiv. Sie sagt andauernd, sie sei zu nichts mehr zu gebrauchen und sie würde sowieso bald sterben. Es kommen auch jedesmal Sprüche, nur wenn ich mal einen Tag nicht da bin, dass ich so selten da bin und mich nicht für sie interessiere , was überhaupt nicht der Fall ist. Das schlimmste ist auch, dass sie keine Freunde hat und den ganzen Tag vorm Fernseher sitzt und auf uns wartet. Das muss furchtbar sein. Sie tut mir so leid-was kann ich nur machen? Ich wünsche mir so sehr, dass sie wieder Freude am Leben hat! Wer kann mir helfen?
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Kommentare
Ich bin der Meinung, Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn Dir vorgeworfen wird, Du würdest Dich nicht genug kümmern. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Wahrnehmung der Realität und auch das Zeitempfinden meiner Schwiegermutter sehr "flexibel" sind. So sagt sie etwa von Nachbarn, die sie häufig besuchen kommen, dass sie genau diese Nachbarn ja schon ewig nicht gesehen hätte ("Lebt die noch?").
Auch das Problem mit dem Fernseher kenne ich, und in unserem Freundeskreis auch noch weitere. Auch hier sind die Betroffenen so um die 65. Ich weiß nicht, wie ausgeprägt die Demenz Deiner Mutter ist, aber hat sie vielleicht irgendein Hobby von früher, das reaktivierbar ist. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Betroffene die Alternative aber dann auch machen WOLLEN muß! Wir haben leider hier auch noch nix gefunden. Vielleicht müssen wir uns damit auch einfach abfinden, denn wir können auch nicht den ganzen Tag aufpassen und Animateur sein (ich weiß, dass das hart klingt), und zwingen hat ja auch keinen Sinn.
Ich wünsch Dir auf jeden Fall alles Gute und viel Kraft. Viele Grüße,
Regina
genau dieses Problem haben wir auch.
Seit ca. 2 Jahren wechselt es bei meiner Mutter zwischen Traurigkeit und bodenloser Verzweiflung. Es gibt eigentlich nichts mit dem man ihr eine Freude machen kann. Gerade, dass wir ihre Traurigkeit durch Ablenkung ein wenig mildern. Selbst Fernsehen geht nicht mehr.
Mein Bruder und ich sind jeden zweiten Tag bei ihr, versuchen sie abzulenken oder auch mal etwas mit ihr zu unternehmen. Doch es ist immer eine Gradwanderung, zu wenig.........dann kümmert sich "niemand" um sie, zu viel......dann ist sie so aufgeregt, dass sie vor lauter Aufregung nur weint und die Welt nicht versteht.
Unglücklicherweise beschäftigt sie sich auch noch ausgerechnet mit Situationen, die sie ganz besonders aufregen. So sucht sie jetzt schon wochenlang meinen Vater (er ist seit 17 Jahren tot !!), wird ihr dann vom Pflegepersonal erzählt, dass ihr Mann schon lange verstorben ist, durchleidet sie natürlich diesen Verlust immer wieder aufs Neue. Hinzu kommen bittere Vorwürfe an meinen Bruder und mich, dass wir unseren Vater beerdigt haben, ohne sie zu informieren.
Alle Versuche der Neurologin meine Mutter medikamentös einzustellen, sind bisher fehlgeschlagen. Zumal ich natürlich eine völlig Dämpfung auch schrecklich finden würde.
Ich wünsche meiner Mutter so sehr, dass sie mal wieder einen Tag mit Freude erleben könnte.......leider bisher ohne Erfolg.
Sigrid
danke für die lieben Beiträge. Bin sehr froh einen platz gefunden zu haben an dem man sich austauschen kann! Die hobbys meiner mutter (fotographieren und wandern) sind leider nicht mehr zu aktivieren, da sie sehr schlecht zu fuß ist. aber danke für den tip. wir werden es jetzt wohl mal mit einer gerontopsychatrischen tagesbetreuung versuchen, um sie auch mal wieder unter leute zu bringen.SIrgrid, dass mit den immer schwankenden launen kenne ich nur zu gut...meine mutter ist oft sehr depressiv und nimmt alles viel zu persönlich. Dass mit ihrem mann ist natürlich echt ganz schön schlimm, wenn sie es immer wieder durchleben muss. Ihr müsst echt versuchen die nerven zu behalten und die vorwürfe deiner mutter nicht persönlich nehmen. Man muss sich immer wieder sagen, dass das wohl der verlauf der Krankheit ist, glaube ich. Ist echt alles ganz schön schwierig und anstrengend.Haben jetzt einen menübringdienst bestellt und ihren herd abgeklemmt...sie hat alufolie auf eine heiße herdplatte gelegt... PS vielleicht könnt ihr mal ein wochenende oder auch nur einen tag zusammen wegfahren, mit der familie...wir waren neulich mit meiner mutter im canter park, was sie sehr genossen hat. sie war wie ausgewechselt!
Lieben gruß
danke für Deine tröstenden Worte. Ich denke meine Mutter ist schon ein Stadium weiter als es bei Euch der Fall ist. So ein Tag im Center Park wäre undenkbar.
Wir sind sonst - weil sie Blumen so lieb - mit ihr immer in schönen Parkanlagen gegangen, doch jetzt wird sie schon in Auto unruhig. Ob man sie wieder in ihre Wohnung lässt, ob man ihr nicht böse ist, dass sie weg ist, ob sie pünktlich zum Essen zurück ist usw usw. ...Dabei hat sie sowieso jegliches Zeitgefühl verloren und vergisst ohne Erinnerung jedes Essen.
Ich hab' sie auch - weil sie kleine Kinder so gern hat - immer mal mit auf den Reiterhof genommen, dort hat sie dann der "Zwergen-Voltigier-Gruppe" zugeschaut. Die 5 + 6-jährigen Kinder auf den großen Pferden haben sie begeistert----leider vorbei. Auch dass sie vom Hofhund und - Katze begrüßt wurde und diese ausgiebig streicheln konnte, war etwas über das sie sich sehr freuen konnte. Jetzt ist sie zu unruhig.
So langsam gehen mir die Ideen aus, aber vielleicht können diese Erfahrungen Euch noch weiterhelfen.
Sigrid
Edy
Ich lebe seit vielen Jahren in den USA. Vor zwei Jahren habe ich beim Besuch meiner Eltern festgestellt, dass mein Vater (75) klare Anzeichen von Demenz hat. Zwar hat meine Mutter anfangs die Situation auch so gesehen, aber seitdem keine Schritte mit einem Arzt unternommen (er nimmt ja schon Knoblauchtabletten). Viele Hinweise und Diskussionen endeten im Nicht, z.B. der Hinweis, sich mal die Asshauerdokumentation (den sie beide kennen) anzuschauen, wurde mit Auflegen des Telefons quittiert. Koerperlich sind beide noch wohlauf und spielen fast taeglich Golf.
Nun zwei Jahre spaeter sind meine Alarmzeichen auf rot gegangen, da neben klaren Kurzzeitluecken (Uno spielen geht nicht, da er Farben oder Zahlen nicht zuordnen kann aber Schach) auch nun "angebliche ?" Geldprobleme hinzukommen , die aber basierend auf Lebenstandard und -weise definitiv nicht existieren sollten. Ich moechte meine Mutter und Vater ueberzeugen, einen Arzt aufzusuchen und auf das Auto (er darf keinen Unfall machen) zu verzichten (er hat u.a. erste Anzeichen von Parkinson's und faehrt m.E. sehr unsicher). Mein Schwiegervater hat es seinerzeit mit meiner an Alzheimer erkrankten Schwiegermutter deutlich aktiver gehandhabt und war einsichtig, aber jetzt brauchen wir Hilfe. Meine Mutter ignoriert jeden Hinweis und sieht meinen Vater immer noch als Helden. Da ich als Einzelkind nur gelegentlich in Deutschland bin, versuche ich jetzt ueber den Hausarzt gegen den Willen zumindest eine Diagnose zu erhalten, ggf. auch ueber den Golfclub, da es ansonsten keine Sozialkontakte mehr bei meinen Eltern gibt. Danke im voraus, die Beitraege hier sind sehr ermutigend.
ich kann Deine Verzweiflung und Deinen Hilferuf gut nachvollziehen. Ich wohne ebenfalls seit vielen Jahren in den USA und weiss, dass die Entfernung einen vor lauter Sorge und Hilflosigkeit in den Wahnsinn treiben kann. Was ich allerdings nicht verstehe, ist was Du Dir erhoffst, wenn Deine Eltern sich eine Doku ansehen oder Du gegen den Willen eine Diagnose erhaelst. Wenn Du nur gelegentlich in Deutschland sein kannst, brauchen Deine Eltern denn da nicht eher Hilfe, die ihr ganz konkretes Alltagsleben unterstuetzen kann, wenn und wo es notwendig ist oder sein wird? Im Moment scheint es doch noch im gruenen Bereich zu liegen, wobei das Auto natuerlich ein Riesenproblem ist!
Vielleicht kannst Du Deine Fragen etwas konkreter formulieren, dann waere es leichter, Erfahrungen und Ratschlaege auszutauschen.
Liebe Gruesse
es macht mich traurig, dass ich den obigen Beitrag von kiiia21 erst jetzt gefunden habe - war ich doch 2005 mit 22 und einer 61-jährigen Mutter mit Alzheimer-Diagnose in einer ganz ähnlichen Situation und fühlte mich von den vielen Ratgebern unverstanden, die eindeutig für "fertige Erwachsende", nicht für noch Heranwachsende verfasst sind.
Falls du diesen Beitrag siehst - ich würde mich freuen zu hören, wie es dir und deiner Familie in den letzten 8 Jahren ergangen ist und wie ihr das Unfassbare meistert.
Viele Grüße!
ich weiß, dass ich auf keinen Beitrag Bezug nehme.
Seit dem letzten Mal hat sich das Layout verändert.
Mein Problem ist, dass ich nicht damit umgehen kann, dass meine Freundin - für mich plötzlich - mich als Feindin sieht. Bis lang hat sie mir ihre Probleme erzählt, wie "merkwürdig" diese auch waren.
Jetzt bin ich diejenige, die "Schuld" ist. Aber wie kann ich nach ihr gucken?
Ulrike1947
am besten nach einer Selbsthilfegruppe für Angehörige Ausschau halten. Dort gibt es alle Infos. Nichts überstürzen, der Mann ändert sich nicht über Nacht, sondern Demenz entwickelt sich schrittweise. Alzheimer Demenz verläuft meist langsamer als andere Demenzformen.
Wichtig in der sehr früher Phase ist die Regelung von Patientverfügung, Vollmachten, etc.. Bei konkreten Fragen, einfach hier posten.
Gruß Ulrich
wohnt ihr in der Nähe von Mainz? Wir auch. Ich bin auch noch berufstätig (habe alllerdings erst auf 80%, jetzt ab 01.08. auf 60% reduziert). Das ist natürlich ein Zeitproblem, aber ich werde alles versuchen, dass ich weiter arbeiten gehen kann. Die Betreuung belastet mich schon ziemlich, weniger der Aufwand, hauptsächlich psychisch. Im Büro habe ich es mit "normalen Leuten" zu tun, ich habe dort (wenigestens manchmal) das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben, ich muss mich auf die Arbeit konzentrieren und werde dadurch von der Situation zu Hause abgelenkt.
Hilfreich ist dabei natürlich, dass meine Schwiegereltern nebenan wohnen und sich um meinen Mann kümmern, wenn ich nicht da bin, alleine bleiben könnte er nicht mehr. Und an meine eigene Rente muss ich ja auch ein bisschen denken.
Vielleicht gibt es ja gute Freunde (denen man die Erkrankung auch schon mitteilen kann und möchte), die ab und zu nach deinem Mann schauen oder mit ihm etwas unternehmen, wenn er nicht mehr so lange alleine bleiben kann?
Wie Ullrich schon sagte, es wird nicht von jetzt auf gleich alles anders, und leider funktionieren die besten Pläne auch nicht immer weil es dann doch anders kommt...
Kopf hoch, du wirst einen Weg für euch finden.
LG, Christel
danke für die gute Antwort. Das mit der Vollmacht werde ich so schnell wie möglich machen. Hatte schon einmal drangedacht und es wieder vergessen. Habe mich heute schon mit einem Pflegedienst auseinander gesetzt. Das war sehr hilfreich.
Liebe Grüße
Anne
Dein Brief hat mich sehr bewegt. Wir kommen aus der Nähe von Mainz. Ich kann meinen Mann noch allein lassen, allerdings weiß ich dann nicht was er tut. Er verrichtet nicht mehr die Dinge die er früher gerne gemacht hat. Garten- und Küchenarbeiten. Ich denke das er viel schläft und ständig um das Haus läuft. Am Wochenende macht er das jedenfalls so. Ich werde auch mein Bürojob auf 80 % reduzieren. Dann hab ich vielleicht noch schöne Stunden. Verwandten zum helfen habe ich bedingt, aber ich habe mich schon mal mit einem Pflegedienst unterhalten. Es ist richtig, dass wir auch an uns denken müssen. Wir haben noch einen Urlaub gebucht den ich auch gerne noch machen würden. Vielleicht gelingt es ja noch.
Würde gerne von Dir wissen, wie lange es gedauert hat, bis Dein Mann nicht mehr allein bleiben konnte?
Liebe Grüße Anne
sorry, habe eben erst wieder reingeschaut. Magst du mich mal anrufen? 0151 /128 40 539. Mir tut der Austausch mit Gleichgesinnten bzw. "Leidensgenossen" recht gut, andere können sich in die Probleme doch nicht so recht einfühlen (konnte ich vorher auch nicht), aber zur Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe konnte ich mich noch nicht entschließen.
LG, Christel
habe Deine Nummer ins Handy eingetragen. Werde gleich morgen mal versuchen mit Dir Kontakt aufzunehmen.
Liebe Grüße
Anne
vielen Dank für Deine Tipps.
Habe jetzt eine unterschriebene Vorsorgevollmacht und eine Betreuungsverfügung. Bei der Vorsorgevollmacht steht das eine Notarielle Beurkundung dringend anzuraten ist. Da habe ich aber ein Problem. Mein Mann wird nicht mit mir dahin gehen wollen. Die Unterschriften von ihm waren problemlos zu bekommen. Was benötige ich noch?
Liebe Grüße
Mainzelmann Anne
eine notarielle Ausführung ist dann notwendig wenn Immobilienbesitz vorhanden ist. Angehörige können nur Immobilien alleine verkaufen, wenn diese notarielle Generalvollmacht vorliegt. Für andere Fälle könnte die Vorsorgevollmacht ausreichen. Banken haben meist eigene Formulare, bei der Hausbank daher nochmals prüfen.
Mit ist ein Fall bekannt, wo eine notarielle Generalvollmacht wegen Immobilienbesitz notwendig war. In diesem Fall wurde ein Rechtsanwalt über die Demenz informiert, der den Text gemeinsam mit dem Notar besprach (ohne ihn zu informieren!!!) und so beschränkte sich der Notarbesuch auf kurzes vorlesen und unterschreiben.
Wenn ein Notar die Geschäftsunfähigkeit eines der Partner erkennt, muss er die Vollmacht ablehnen. In diesem Fall wird dann ein Betreuer eingesetzt. Über diese Zunft, ohne Ausbildung gibt es allerdings auch wilde Geschichten.
Gruß Ulrich
bin eben (zum Glück) auf dieses Forum gestoßen.
Meine Schwiegermutter ist seit nunmehr 13 Jahren an Alzheimer-Demenz erkrankt. Mein Mann und ich leben mit ihr in einem Haus und kümmern uns täglich um sie. Das wird nur leider mit der Zeit immer schwieriger. Hilfe will sie nicht annehmen. Sie vergisst zu essen und zu trinken und schimpft seit 14 Tagen auf alles und jeden. Was uns zusätzlich belastet sind die ständigen Selbstgespräche. Wenn man nachfragt, was sie denn gesagt habe, antwortet sie nur "Nichts."
Sie läuft ständig hin und her, lässt nach draußen alle Türen auf und schimpft nach 20 Uhr mächtig, warum denn nun schon die Haustür abgeschlossen ist. Wir müssen doch aber auch mal irgendwann zur Ruhe kommen.
Bei ihr ist seit 3 Jahren ein Pflegedienst für 4 Einsätze am Tag, bei dem ich auch selbst arbeite.
Hier nun das nächste Problem. Wenn irgendwelche Vorfälle sind werde ich sofort angesprochen, obwohl es in allen Belangen einen Berufsbetreuer gibt. Nur leider interessiert diese Dame nicht im Geringsten, was mit SchwieMu ist und wie es ihr geht.
Zu meiner "Schande" muß ich eingestehen, dass es Tage gibt, an denen ich meine SchwieMu nach der Arbeit einfach nicht ertragen kann.
Die vorherigen Tipps mit Hobbies usw. finde ich toll, lassen sich aber leider bei uns nicht umsetzen, da SchwieMu keine Hobbies hatte(außer Landwirtschaft) und auch nicht aus dem Haus will.
Ich bin im Moment echt mit meinem Latain am Ende und froh auf dieses Forum gestoßen zu sein, bei dem man sieht wie vielen es genauso oder ähnlich geht.
LG dina
wenn ihr Landwirtschaft habt, hat deine Schwiegermutter doch auch bestimmt eingekocht usw.- kannst du sie nicht damit ein bisschen beschäftigen? Z.B. Bohnen schneiden, Johannisbeeren abzupfen o. ä.? OK, Messer ist vielleicht schon zu gefährlich, aber etwas in der Art. Vielleicht auch Gummistiefel saubermachen, Hof kehren oder schmutzige Wäsche vorbehandeln (das sind ja dann sowieso nicht die "Sonntagshosen").
Gerade in der Landwirtschaft ist es ja oft so, dass der Wert eines Menschen an der von im geleisteten Arbeit gemessen wird (meine Schwiegereltern sind auch Landwirte, da ist es jedenfalls so), wenn sie das Gefühl hat, etwas sinnvolles getan zu haben, wird sie vielleicht insgesamt wieder etwas umgänglicher.
Kann natürlich auch sein, dass ihr hinterher mehr Arbeit habt, um wieder alles sauber zu machen...
Aber glaub mir, ich kann dich gut verstehen. Ich habe immer die besten Vorsätze wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, aber ich dann gleich aufräumen muss oder mit Wünschen in Anspruch genommen werde, kann ich nicht immer freundlich bleiben... leider - es ist ja kein böser Wille des Erkrankten (bei mir auch nicht...)
Mitfühlende Grüße
Christel
Mein Mann und ich (29 und 27 j.) sind vor 6 Wochen in das Haus meiner Oma eingezogen, knapp eine Woche nach dem Tod meines Opas. Seit 2006 wissen wir, das meine Oma an Alzheimer erkrankt ist. Sie hat in den letzten zwei Jahren ordentliche Schübe gemacht und ist momentan auf dem Stand einer 4 jährigen. Solange mein Opa noch lebte, war Oma sehr lieb und leicht *händelbar*. Seit wir hier eingezogen sind, meint Oma, sie müsse hier das Zepter in die Hand nehmen. Sie hat das Gefühl ich kommandiere sie rum, (was ich nicht tue) oder ich wolle sie kontrollieren. Ausserdem misstraut sie mir. Sie hat immer einen gewissen Bargeldbestand im Haus, den sie im Schlafzimmer aufbewahrt. Nun ist gleich zweimal innerhalb von eineinhalb Wochen dieser Betrag verschwunden. Wenn ich mit ihr suchen möchte, blockt sie das ab. Alleine findet sie nichts wieder. Sie versteckt das Geld, und wenn sie es dann sucht und nicht findet, glaubt sie ich hätte sie beklaut. Mein Mann und ich wollen ihr Haus kaufen um ihr somit den Heimaufenthalt zu ersparen. (alles etwas kompliziert) Aber im Moment weiß ich nicht, ob ich das so alles hinbekomme.
Auch ihr eine Freude zu bereiten ist sehr schwierig. Sie möchte sich nicht mit mir unterhalten, oder mit mir kochen. Essen generell ist sehr schwierig, da sie NIE Hunger hat. Alles was von mir als Vorschlag kommt, wird generell erstmal abgelehnt.
Welche Erfahrung habt ihr gemacht? Gibt es Wege ihr Misstrauen abzubauen? Habt ihr Ideen, wie es uns leichter fallen könnte, miteinander umzugehen? Mein Mann und ich schleichen eher durch das Haus, als das wir uns wirklich frei bewegen könnten. Haben immer das Gefühl, Oma zu stören.
Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ich viele Antworten bekommen könnte
LG Wiebke
ich habe jetzt die anderen Texte nicht gelesen, deshalb weiß ich nicht, ob meine Gedanken passen. Aber ich schreibe einfach mal, was meine Ideen zu Ihrer Frage sind, Sie können ja selber selektieren.
Der Opa war sicher für die Oma der einzige wirkliche Bezugspunkt. Der Demenzkranke sucht sich einen "siamesischen Zwilling" und fühlt sich nur von diesem verstanden. Oft ist die Beziehung auch so eng, dass der Zwilling fast Gedanken lesen kann und so das verlorene Gedächtnis des Kranken auffängt. Das fällt bei der Oma weg und sie hat jetzt den letzten Rest Halt verloren. Diese Bodenlosigkeit bringt nun das ganze Ausmaß an Verwirrung zu Tage. Sie werden es wahrscheinlich auch nicht mehr auffangen können.
Aus Ihren Worten lese ich, dass Ihnen nicht genügend klar ist, was die Krankheit bedeutet und ich fürchte, Sie werden überfordert sein und das nicht lange durchhalten können.
Mein spontaner Rat, suchen sie lieber früher als später Hilfe. Sie sollten dringend fachlichen Rat einholen, um die Krankheit besser verstehen zu können und zu lernen, alle Verhaltensweisen Ihrer Oma aus der Sicht der Oma zu verstehen und NICHT nach Ihrem Maßstab zu bemessen. Auch eine Gesprächsgruppe wäre hilfreich. Und ich vermute, Sie brauchen langfristig eine zusätzliche Hilfe, die in der Lage ist, sich liebevoll mit der Oma zu beschäftigen.
Soweit nur mal auf die Schnelle, hoffe, ich konnte einen Gedankenanstoß geben.
LG, Eva Franziska
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Mein Steckbrief : Mutter, fast 90, betreut von mir (Tochter), 55, selbstständig. Keine weiteren Verwandten; Wohnen im selben Haus; Verstärkte Auffälligkeiten seit zirka 2006 nach Narkose wegen Arm-OP. Therapie nach Diagnose seit August 2009: Citalopram 20mg, Aricept 5mg (3 Jahre bekommen, dann abgesetzt um das Herz zu schonen), jetzt nur Blutdruck- und Schilddrüsenmedikamente und wenig Melperon zur Nacht. 1x/Woche Krankengymnastik (Hausbesuch). Ab 2009 bin ich fasst Vollzeit im Einsatz, keine Freizeit, kein Urlaub. Seit Juni 2013 haben wir eine polnische Hilfe im Haus. Trotzdem müssen wir zu zweit agieren, um der Mutter genügend Sicherheit geben zu können, sie ist sehr aktiv und bedürftig. Nach wie vor habe ich als Tochter wenig Entlastung, ohne die Hilfe hätte ich aber schon aufgeben müssen. Morgens ist die Hilfe verstärkt im Einsatz, abends und nachts ich. Ich habe allerdings fast Null Privatleben, doch so gelingt es uns, zumindest zu "leben".
mir tut es sehr leid, wie sich deine Oma jetzt verhält, nachdem ihr bei ihr im Haus eingezogen seid. Leider habe ich dazu im Moment keinen rechten Rat. Vielleicht könnt ihr Rat bei einer Gedächtnissprechstunde bekommen!
Was mir aber aufgefallen ist, dass ihr das Haus von ihr kaufen möchtet. Dazu mein Hinweis, dass ihr euch vorher bei einem Anwalt bzw. Steuerberater genau erkundigt, inwieweit das Haus bzw. der Sachwert dann zurückgefordert werden kann, falls die Oma innerhalb der nächsten 10 Jahre doch in ein Heim muss, soweit der Kaufpreis nicht dem regulären Wert des Hauses entspricht. Soweit mir bekannt ist, gibt es hier eine 10-Jahres-Frist, in der die Vermögensverhältnisse überprüft werden, damit der Staat ja nicht einen Cent zu viel Heimkosten bezahlt...
Ich hatte ein ähnliches Problem mit meiner Oma, die ebenso Demenz hatte, irgendwann doch ins Heim musste und mir ihr Haus geschenkt hatte....
Starke Nerven, liebe Grüße
Silke
ich bin neu hier und sehr froh, dieses Forum gefunden zu haben. Meine Mama (69) ist dement und durchläuft gerade sämtliche Alzheimertests. Betreut wird sie zur Zeit mit viel Geduld von meinem Papa (70), der zum Glück noch sehr fit ist.
Meine Frage wäre, da sie fast keine Unterschrift mehr leisten kann, brauchen wir eine Art Unterschriftenbrechtigung für medizinische Untersuchungen, Bankgeschäfte, Versicherungen, Patientenverfügung usw. Kann das formlos erfolgen, muss ich das noteriell beglaubigen lassen, gibt es da Vordrucke?
Ich würde mich sehr über ein Antwort freuen...
Danke Ines
so einfach ist das nicht. Sie, bzw. der Vater, brauchen eine Vorsorgevollmacht. Diese Vollmacht vertritt den Patienten dann in allen Belangen, das geht bis zum Aufenthaltsbestimmungsrecht. Das hört sich hart an, kann aber mal im Notfall wichtig sein. Es geht ja darum, dass Angehörige die Interessen des Patienten vertreten und nicht eventuell ein staatlicher Betreuer. Lassen Sie sich da beraten, z.B. bei Demenzgesprächsgruppen oder den Alzheimer-Gesellschaften. Für die Vertretung bei Bankgeschäften geht man extra zur Bank. All das ist sehr notwendig, wenn Sie nicht später unendliche Lauferei haben wollen.
Eines ist sehr wichtig: es macht Sinn, sich um diese Vollmacht zu kümmern, BEVOR die Demenz amtlich ist, denn dann ist die Mutter ja eventuell nicht mehr voll geschäftsfähig und es kann sein, dass die Vollmacht dann nicht mehr so einfach zu bekommen ist. Allerdings gibt es da schon einen gewissen Spielraum.
Ich habe es notariell fest gemacht, hörte aber auch im Gesprächskreis, dass es auch anders geht.
Viele Grüße,
Eva Franziska
beziehe mich auf den Beitrag vom 21. 01. 2014 (leider kann man hier wohl nicht direkt unter dem jeweiligen Beitrag antworten).
Ich würde Ihnen dringend raten, sich an eine Beratungsstelle zu wenden, die helfen auch beim Erstellen des Antrags auf Pflegestufe.
So wie Sie die Lage beschreiben, kann ich mir nicht vorstellen, dass es nicht genehmigt wird. Bei der Beantragung auf eine Pflegestufe bei Demenzkranken muss man wissen, dass es nicht so sehr zählt, ob der Demenzkranke ständig ruft, oder nicht mehr alleine sein kann oder oder. Nach wie vor wird nach Minuten ungerechterweise nach dem Prinzip verfahren: alles was mit der Grundpflege (Waschen, Ernährung) zusammenhängt, zählt. Haushaltliches zählt auch, aber nicht so viel und da kommt man ja immer auf die notwenigen Minuten.
Beispiel: Die Patientin kann sich nicht mehr alleine die Zähne putzen, der Betreuer putzt die Zähne: dafür gibt es, glaube ich, 2 Minuten. WENN der Betreuer aber der Patientin lange erklärt, wie man die Zähne putzt, es ihr vormacht und den Vorgang beaufsichtigt, dann wird mehr Zeit angerechnet. Das nennt man AKTIVIERENDE Pflege. Oder: Füttern, geht schneller, als Vormachen wie man isst. Es ist ja auch für den Patientin wichtig, dass er möglichst lange Dinge selbständig machen kann.
Der MDK befragt die Ärzte und es ist wohl unabdingbar, dass die Krankheit diagnostiziert wird (Lesen Sie auch, was ich Ines geschrieben habe bezüglich vorheriger Vorsorgevollmacht). Es kann aber auch sein, dass der MDK die ärztliche Untersuchung mit übernimmt. Ich würde es aber lieber anders versuchen. Evt. gibt es einen Allgemeinmediziner der im Rahmen eines Hausbesuches wenigstens einen Test vornehmen kann (wobei diese Tests nicht immer unbedingt so zuverlässig sind. Oder Sie versuchen, der Mutter einen gemeinsamen Besuch zu "verkaufen", wo sich alle mal einen kleinen "Gesundheitscheck" gönnen. Dann fühlt sie sich nicht so in die Enge getrieben.
Das und noch viel mehr, erfahren Sie bei der Fachberatung. Erkundigen Sie sich an Ihrem Wohnort.
Wenn ich mir aber Ihre Beschreibung durchlese, denke ich, dass es zu schwierig für Ihren Vater ist. Er wird langfristig eine 24-Stundenhilfe brauchen. Da auch medizinische Schwierigkeiten dazu kommen, ist leider auch daran zu denken, dass es zu Hause nicht zu schaffen ist …
Die Mutter reagiert abwehrend und ärgerlich, weil sie die Zusammenhänge nicht mehr richtig zuordnen kann. Lassen Sie sich dadurch nicht irritieren, es ist nicht die Mutter, die böse ist, sondern die Krankheit. Der Mensch ist hilflos und überfordert. Am besten vermeidet man jegliche Konfrontation oder Kritik und versucht es auf liebevolle Art und Weise. Das geht nicht immer, jeder hat ja Nerven, doch bei Demenz gibt es eigentlich keinen anderen Weg.
Viel Kraft, Eva Franziska