Ständiges Rufen

Die Demenz meiner Mutter geht jetzt ins 9. Jahr und ich habe mich - einzige Tochter ohne Anhang, Rentnerin - mit etwas Hilfe recht wacker geschlagen, auch wenn der Alltag mitunter nicht einfach ist. Jetzt ist es so, dass ich sie nur noch stundenweise allein lassen kann, aber unsere Wohnungen liegen nah beieinander, so dass ich immer schnell bei ihr bin, wenn etwas ist. Jetzt hat sich ein Problem eingestellt, was ziemlich an meinen Nerven zerrt. Es ist so, wenn ich das Wohnzimmer verlasse, fängt sie an, ständig zu rufen, bis ich mich wieder neben sie setze. Ich habe ihr schon viele Male gesagt, dass sie auch mal eine Weile allein sein muss und dass ich ja in Hörweite nebenan bin. Sie hört dann immer ganz willig zu und verspricht, mich nicht mehr zu rufen, aber kaum bin ich fort, geht das wieder los, ständig, im Minutentakt. Selbst wenn ich schimpfe, hat das keinen Erfolg. Selbst wenn ich eine halbe Stunde auf ihr Rufen nicht reagiere, macht sie weiter, es sei denn sie schläft in ihrem Sessel ein.
Ich bin - wie gesagt - am Ende meiner Nerven. Hat jemand eine Lösung?

Kommentare

  • Hallo,

    hast du schon mal versucht, ob dich jemand "ersetzen" kann? Eine Freundin oder Nachbarin? Wenn es da niemand gibt, frag mal beim Pflegestützpunkt, die vermitteln Helfer, die stundenweise Betreuung übernehmen. Am Anfang vielleich zusammen mit dir, damit deine Mutter weiß, dass sie den Leuten vertrauen kann.
    Vielleicht reicht es ja einfach, dass jemand da ist, der ihr Antwort gibt oder sich ein bisschen mit ihr beschäftigt.
    Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es schwer ist, loszulassen und einen pflegebrdürftigen Angehörigen jemand anderem anzuvertrauen, aber alleine kannst du das nicht schaffen.
    Eine andere Alternative wäre vielleicht Betreuung in einer Tagespflegestätte. Auch hier: einfach mal versuchen, evtl. erst mal halbe Tage. Die Ablenkung und das Zusammensein mit anderen älteren Menschen, die auch ein handicap haben, tut ihr vielleicht gut.

    Ich wünsche dir viel Erfolg und viel Kraft
    Christel
  • Vielen Dank für deine Antwort, gitte! Es ist tatsächlich so, dass ich ein- bis zweimal in der Woche "Ablösung" durch Betreuungspersonal von der Caritas habe. Das ist schon eine Entlastung, allerdings bleibe ich den Rest der Zeit ständig mit meiner Mutter zusammen und da ist das ständige Rufen, wenn ich Hausarbeiten oder Ähnliches verrichte, doch sehr nervig, denn sie hat keinen konkreten Wunsch, will nur nicht allein im Zimmer sein. An Tagespflege habe ich auch schon gedacht, aber mittlerweile ist sie so schlecht auf den Beinen, dass ich ständig Angst habe, sie stürzt. Und von selbst nimmt sie den Rollator nie, man muss sie immer darauf aufmerksam machen! Ja, ja, alles nicht so einfach. Frage mich, wie andere Leute so zurechtkommen. Es ist ja ziemlich ruhig hier in diesem Forum, dass ich denke, die meisten haben schon resigniert. Man kann ja effektiv auch wenig machen, außer als Angehörige(r) gut auf sich zu achten und nicht in Vereinsamung zu enden, denn diese Krankheit - als hätte man nicht genug zu schultern - wirkt sich auch sehr deutlich auf die zwischenmenschlichen Kontakte aus. Habe ich Besuch, so wird meiner Mutter das schnell zu viel, weil sie offenbar nicht folgen kann oder will. Dann mischt sie sich - oft auf unverschämte, unhöfliche Weise - ein und macht die Sache für mich zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Konsequenz: man lädt schon niemanden mehr ein, weil man sich das ersparen möchte. Es hilft wohl nichts anderes als mehr Personal einzustellen, das sich mit Mutti beschäftigt, so dass ich noch ein bisschen mein eigenes Leben leben kann. - Hätte nie gedacht, dass uns so etwas passieren könnte, und das geht jetzt bestimmt schon seit 10 Jahren so.
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