Misstrauen gegenüber dem Partner

Hallo,
es geht um meinen Schwiegervater. Er lebt bei seiner Lebensgefährtin (sie ist nicht die Mutter meines Mannes und seines Bruders).
Schon seit mehr als zwei Jahren beobachten wir Veränderungen und denken an eine Demenz. Haben dies auch wiederholt vorsichtig mit ihm angesprochen, aber er will es nicht wahrhaben.
Die Lebensgefährtin, die ihn ja am meisten sieht, hat nach einem erneuten Vorfall kürzlich erstmals offen gesagt, dass sie wünscht, dass er sich auf Demenz untersuchen lässt. Seine Antwort war, dass er ihr in solchen Dingen nicht vertraut, und selbst wenn er wüsste, dass er eine Demenz hat, dies ihr nicht sagen würde. Sie hat wohl nur gesagt, dass sie, als diejenige die mit ihm und den Problemen lebt, ein recht auf solche Informationen hätte.
Ich habe ein recht gutes Verhältnis zu ihr, und bewundere wie viel sie schon erträgt und sich kümmert und das ohne Diagnose, geschweige denn Pflegestufe oder Hilfe von ausserhalb. Ich würde es vollkommen verstehen, wenn sie eines nahen oder fernen Tages sagt, dass sie nicht mehr kann.
Aber wie kann man den beiden helfen? Rein rechtlich hätter mein Schwiegervater wahrscheinlich sogar das Recht, auf eine ärztliche Diagnose zu verzichten bzw. wenn es eine gäbe, diese für sich zu behalten und auf die Schweigepflicht zu verweisen.
Aber ich denke, wenn man mit jemandem zusammenlebt, ob nun mit oder ohne Trauschein, ist man gegenüber diesem Menschen doch auch in der Verantwortung. In einer normalen Beziehung müsste er doch auch für sie das beste wollen. Selbst ohne Verdacht auf eine Krankheit, wenn so offen das Misstrauen ausgesprochen wird, würde es mich nicht wundern, wenn eine Lebenspartnerin die Beziehung für gescheitert erklärt und verlangt, dass er ihre Wohnung verlässt.
Mal ganz davon abgesehen, dass es praktisch ja gar nicht geht, das offensichtliche dauerhaft zu verheimlichen. Oder ist das nun schon Ausdruck der Krankheit selbst, dass er glaubt, niemand würde etwas merken, selbst wenn schon mehrere Personen im Umfeld ih immer wieder darauf ansprechen?
Ich habe Angst vor dem grossen Zusammenbruch, wenn plötzlich alles ungeplant ganz schnell geregelt werden muss.

Kommentare

  • Hallo Schwiegertochter,
    alles was Sie schreiben ist wahr. Ihr Schwiegervater sollte ... sich untersuchen lassen, ehrlich sein, .... Aber mangelnde Krankheitseinsicht, fehlende Urteilsmöglichkeit über die Konsequenzen seines Verhaltens und dieser merkwürdige Starrsinn gehören oft zu einer Demenz. Aber auch eine Depression könnte ähnliche Symptome machen. In einem Forum kann man natürlich keine Diagnose stellen. Sie werden selbst am besten wissen, wie sehr sich Ihr Schwiegervater verändert hat. Und Sie befürchten natürlich, dass die Partnerschaft zerbricht und Sie sich dann u.U. ganz schnell selbst um den (vermutlich) kranken Vater kümmern müssen. Es sind ja noch mehr Personen betroffen, Ihr Mann und Ihr Schwager. Meiner Meinung nach sollten sie sich als Familie zusammensetzen und überlegen, wie man dem Vater helfen kann. Natürlich mit der Lebensgefährtin Ihres Schwiegervaters, die bisher die Hauptlast trägt. Besteht bereits eine Betreuungsvollmacht? Eine Pflegebereitschaft bei der Lebensgefährtin und/oder bei einem der Söhne? Wenn Sie als Angehörige wissen, wie weit sie zu gehen bereit sind, dann lassen sich die nächsten Schritte besser planen. Sprechen Sie oder eine andere Vertrauensperson mit dem Vater. Vielleicht nicht direkt, eher so: was würdest Du für eine Betreuung wollen, wenn ... Dann werden Sie feststellen, worüber er zu reden bereit ist und worauf er sich einlässt. Vielleicht können Sie ihn zum Besuch einer Gedächtnissprechstunde überreden. Oder der Hausarzt könnte unter einem Vorwand zu einem Hausbesuch vorbeischauen. Oder gibt es eine außerfamiliäre Autoritätsperson, auf deren Wort er hören würde? Der erste Schritt wäre natürlich, dass Ihr Schwiegervater eine Diagnose bekommt. Aber wenn keine Vollmachten vorliegen, wird das gegen den Willen Ihres Schwiegervaters sehr schwer werden. Wenn Sie befürchten, dass Sie über kurz oder lang für Ihren Schwiegervater entscheiden müssen, dann brauchen Sie die Betreuungsvollmacht und müssen versuchen, diese über ein Amtsgericht zu bekommen. Das zerstört dann wieder das Vertrauen des Vaters ... ein Teufelskreis.
    Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie als Familie eine gute Lösung finden, mit der alle Beteiligten leben können.
  • Hallo Jutta,
    es bestehen keinerlei Vollmachten, keine Patientenverfügung und bisher auch keine Bereitschaft ansatzweise darüber zu sprechen, was im Falle eines Falles sein Wille wäre. Denn er ist ja noch jung, es ist doch unwahrscheinlich, dass man so etwas einmal braucht, er hat ja auch nichts, er hat alles besser im griff als irgendjemand anderes es könnte ...
    Kurz gesagt, eine komplettere Verdrängung kann ich mir nicht vorstellen. Einen Hausarzt hat er nicht wirklich. Letztes Jahr war er wegen einer körperlichen Geschichte mal bei einem Arzt, hat sich fürchterlich über den und sein Personal beschwert und beschlossen, nicht wieder hinzugehen. Danach konnten wir mit viel Zureden erreichen, dass er die auffälligen Werte nochmal bei der Hausärztin meiner Mutter überprüfen lässt, aber die hat ihn damit auch erst einmal gesehen. Ohne Arztbesuche kann er natürlich behaupten fit zu sein.
    Ich frage mich auch schon, ob es überhaupt jemanden gibt, dem er ausreichend vertraut. Mit den Söhnen hatter er zeitweise über Jahre kaum Kontakt (ist auf Betreiben meines Mannes besser geworden).
    Es gibt ein paar Menschen, die Ihm anscheinend wichtig sind. Für solche Termin bereitet er sich vor und man merkt, dass er sich Mühe gibt nicht negativ aufzufallen. Es ist aber nicht so, dass er diese als Ratgeber oder Autoritäten wahrnimmt, sondern eher so, dass er sich deren Anerkennung wünscht und versucht sie zu beeindrucken. Ich vermute, erstrecht gegenüber diesen Menschen will er seine Fassade aufrecht erhalten und sich nicht öffnen.
    Ich kann nur hoffen, dass er z.B. seine Finanzen noch überblickt, denn da gewährt er niemandem Einsicht.
    Was die Pflegebereitschaft angeht fürchte ich, das mein Schwager voll auf die Lebensgefährtin setzt bzw. selbst die Augen verschliesst. Wir wohnen weiter weg und planen jetzt die Familiengründung. Und die Lebensgefährtin ist selbst noch berufstätig, hat Enkelkinder, Freunde, Hobbies ... es beging, dass sie dies wegen ihm verliert. Ich möchte ihr auch gar nicht mehr zumuten. Sie hat bereits ihre Schwiegereltern und ihren Ehemann mit schlimmen Erkrankungen bis zum Ende gepflegt. Ihre Töchter machen da auch deutlich, dass sie genug Pflege geleistet hat. Ich glaube, die derzeitige Situation beginnt auch an ihrer Gesundheit zu zehren. Zumal ohne Trauschein ja auch die rechtlichen Bedingungen nicht so einfach sind.
    Es bleibt wohl nur hartnäckig weiter zureden, und hioffentlich nicht den Zeitpunkt verpassen, wenn man eine Vollmacht beim Gericht beantragen sollte.
  • Hallo Schwiegertochter,
    ja, da wird es wohl leider drauf hinaus laufen. Natürlich verpasst Ihr Schwiegervater so die Chance, dass es sich um etwas handelt, was behandelt werden könnte. Depressionen, Durchblutungsstörungen. Bei einer Demenz verpassen Sie dagegen nichts, weil keine Heilung möglich ist und nichts rückgängig gemacht werden kann. Darum müssen Sie sich also nicht sorgen. Ansonsten zeigen Ihre Zeilen, dass man sich über solche Dinge rechtzeitig Gedanken machen sollte. Also in diesem Fall Ihr Schwiegervater. Er scheint kein einfacher Mensch gewesen zu sein. Mein Rat wäre, dass Sie sich in Ihrem Leben nicht allzu sehr einschränken lassen von der Frage "was wird sein ...". Planen und richten Sie Ihr Leben ein, alles andere wird sich finden. Helfen können Sie anscheinend im Moment wirklich nichts. Vielleicht anbieten, die Steuererklärung zu machen oder dabei zu helfen? Meine Mutter war mit fortschreitender Demenz dafür dankbar... Und da sieht man dann, wie es mit den Finanzen so steht.
    Wenn Ihr Schwiegervater sich oder andere gefährdet, dann müssen Sie handeln. Und vorher vielleicht immer wieder reden, steter Tropfen höhlt manchmal den Stein. Aber das Vertrauen eines Demenzkranken ist manchmal recht schnell zu verlieren und Ihr Mann scheint da erst wieder mühsam etwas Vertrauen aufgebaut zu haben. Ich wünsche Ihnen alles Gute!
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