Alltagsbewältigung FTD

Hallo ihr lieben,

ich habe mal wieder ein Anliegen, es kommt ja ständig etwas neues. Hat man sich gerade mit einer "Phase" abgefunden und sich darauf eingestellt, folgt schon etwas neues.

Seit Anfang des Monats klappt es nun endlich mit der Tagespflege. Mein Mann (57 Jahre) hat dort Spaß und einen geregelten Tagesablauf. Ab Februar kommt dann ein zweiter Tag in der Woche hinzu. Das bedeutet für mich wieder ein bisschen mehr Zeit für mich selbst zu haben oder auch anders gesagt, mal in Ruhe zu Putzen oder dass jemand direkt durch das gewischte hindurch läuft...

Momentan macht mein Mann gerne den Herd an. Da hilft also nur Sicherung raus, wenn ich mal nicht in der Küche bin. Alleine lassen ist gar nicht mehr. Er schreit und schreit, läuft raus und lässt gerne dabei die Haustür offen stehen. Das schreien hat leider auch zugenommen. Wenn ich dann Frage was los ist- sagt er nix! Reden ist nicht mehr viel. Oft nur Ja oder Nein. Er hält sich auch oft ganz doll den Kopf fest und schreit dann. Als ob er schmerzen hätte. Aber auch da ist dann nichts. Das spreche ich aber am Mittwoch bei unserem nächsten Arzttermin noch einmal an.
Abschließen geht leider nicht, da wird er sehr böse. Einmal hatte er seinen Schlüssel vergessen als er wieder rein wollte und ich war nicht da. Er hat dann die Tür eingetreten.

Mittlerweile trägt er Inkontinenzhosen. Zuerst waren sie nur dafür da, weil er oft vergessen hat sich nach dem Stuhlgang sauber zu machen. Seit ein / zwei Wochen ist die Windel auch oft durchgenässt. Er versucht trotzdem noch auf die Toilette zu gehen, leider ist dann natürlich das ganze Bad nass. Gestern hat er komischerweise in die Dusche uriniert, aus welchem Grund auch immer. Die Toilette ist ja in dem gleichen Raum.

Abends möchte er sich nicht mehr umziehen und geht dann mit Straßenkleidung und Schuhen ins Bett. Wenn ich ihn umziehen möchte, wird er böse. Auch schläft er überwiegend Nachts auf der Couch, wobei das Bett doch viel bequemer ist?

Die Tabletten die er bekommt, nimmt er oft nicht. Ich finde sie dann zerkaut in der Toilette oder er wirft sie in den Mülleimer. Von der Neurologin bekommen wir leider so gut wie gar keine Hilfe, sie sagt immer – Das macht ihr Mann nicht extra. Das weiß ich, aber geholfen ist mir mit der Aussage nicht.

Habt ihr vielleicht ähnliche Probleme und könnt mir Tipps geben wie damit besser umgehen kann?

Kommentare

  • Hallo Bo,
    einiges kenne ich von meiner Mutter, die aber an LewyKörperDemenz leidet.
    Als sie noch daheim war, hat sie auch oft andere Dinge als Toilette benutzt: Wäschetonne, Mülleimer ... Wir hatten einen eigenen Raum mit Toilette und ich habe dort immer die Tür offen gelassen und das Licht war an, so dass der Raum hell war. Hat aber nur eine Zeitlang geholfen.
    Die Aussage der Neurologin finde ich - wenig hilfreich - . Das wissen wir ja, dass unsere Angehörigen das nicht mit Absicht machen, sondern dass die Krankheit sie so verändert. Aber die Compliance leidet und Ihrem Mann und Ihnen ist nicht geholfen. Ich habe es so gemacht, dass ich die Tabletten zerkleinere und in Pudding rühre oder Quarkspeise, Joghurt usw.. aber nur ganz oben, also in die oberste Schicht. So dass man mit 2 Löffeln das Medikament bekommt. Danach schmeckt es dann besser. Meine Mutter schmeckt nicht mehr viel. Wie ist das bei Ihrem Mann? Meine Mutter kann nur noch schlecht schlucken. Wir essen dann gemeinsam: sie ihre Schüssel mit dem Pudding+Medikament, ich meine. Und ich achte darauf, dass sie am Ende etwas trinkt, damit der Mund auch leer wird. Denn oft hat sie vorher die Tabletten im Mund behalten und dann wieder ausgespuckt. Vielleicht hat sie sie für schlecht schmeckende Bonbons gehalten. Bonbons hat sie früher nämlich gern gegessen.
    Das Schreien war bei meiner Mutter nur, wenn sie etwas nicht wollte. Das gab sich erst, als sie starke Medikamente gegen ihrer Wahnvorstellungen bekam. Leider verstärken die auch die Demenz. Inzwischen hat meine Mutter ihre Sprache verloren. Ihr Mann ist erst so alt wie ich selbst, es tut mir sehr leid, wenn ich so etwas von relativ jungen Menschen lese. Meine Mutter ist 90! Dann ist es auch schrecklich, aber man kann es etwas eher annehmen.
    Alles Gute für Sie und Ihren Mann!
  • Hallo Jutta,
    vielen Dank für deine Nachricht.
    Das mit den Tabletten zerkleinern hat bei den ersten auch ganz gut geklappt. Jedoch bekommt mein Mann jetzt über den Tag verteilt 6 Tabletten, davon sind 3 Retard Tabletten die man nicht zerkleinern kann. Ich denke auch dass die Anzahl der Tabletten schwierig ist, da er mittlerweile genervt ist wenn ich mit den Tabletten ankomme. Ich werde das alles am Mittwoch mal ansprechen, es muss jetzt irgendeine Lösung her, denn so geht es zuhause nicht mehr weiter.
    Liebe Grüße
  • Hallo Bo,
    bitte berichten Sie unbedingt, welche Lösung es bei den Retard-Tabletten geben kann, wenn Sie etwas finden, was hilft. Das könnte für andere auch interessant sein.
    Ich habe bei meiner Mutter alle Medikamente, die nicht unbedingt nötig waren (Vitamine usw.) gnadenlos weggelassen, damit es von der bloßen Anzahl her weniger werden. Aber mit dem Schlucken wird es bei ihr zunehmend schwerer. Manche Wirkstoffe gibt es auch als Pflaster. Hoffentlich erfahren Sie etwas, was die Situation erleichtert. Viele Grüße!
  • So, heute stand dann der lang ersehnte Arztbesuch an.. Sie sagte, dass sie wüsste dass es Anstrengend für die Angehörigen ist. Abends soll ich jetzt 1x 150mg geben, morgens 1x 50mg und dann bei Unruhe nochmal 2x 25mg geben. Bin mal gespannt ob er jetzt besser schläft und vor allem durchschläft und nicht nachts draußen rumläuft. Frage mich allerdings ob 1x 150mg eine andere Wirkung hat als 3x 50 mg. Ich bin ja schon froh, dass aus den abendlichen 3 Tabletten jetzt 1 wurde. Zerkleinern kann man die Tabletten weiterhin nicht. Das muss so funktionieren.
    Für eine Medikamenten Einstellung brauch man einen Richterlichen Beschluss und den bekommt man erst wenn der erkrankte sich verläuft und nicht mehr nach Hause findet. So in etwa war die Antwort darauf, dass ich Angst habe wenn er nachts draußen rum läuft.

    Hoffentlich werden die Nächte jetzt wieder besser, denn wenn man nachts nur 2 Stunden Schlaf bekommt, ist der Tag noch schlimmer als er eh schon ist.
  • Hallo Bo,
    ja, ich weiß, was Sie meinen. Persönliche Freiheit ist (zu Recht) ein hohes Gut und entsprechend gibt es hohe Hürden. Wenn Sie also keine Erlaubnis haben, die Einwilligung dahin für Ihren Mann zu geben, dann muss man im Gefahrenfall mit der Polizei arbeiten und anschließend braucht es eine Bestätigung durch einen Richter. Als ich zum ersten Mal mit meiner Mutter in die Gerontopsychiatrie kam, habe ich mich gewundert, warum gefühlt der halbe Parkplatz für das Amtsgericht reserviert ist ... Dann habe ich mir das allmählich klar gemacht. Es ist keine schöne Situation und keiner wünscht es sich, in eine solche Lage zu kommen.
    Vielleicht hilft es ja, wenn Ihr Mann tagsüber möglichst wenig schläft, damit er am Abend auch müde ist? Ist er denn am Morgen direkt fit oder gibt es da noch so einen Müdigkeitsüberhang? Für mich ist Schlafentzug oder dauernd aufgeweckt zu werden (war bei meiner Mutter auch so) auch Folter. Ich muss aber zugeben, dass ich mich erst beruhigen konnte, nachdem ich sie untergebracht hatte. Sie lief auch in der Nacht weg und ich hatte daraufhin keine ruhige Minute mehr. Aber sie hatte dabei immer einen Schutzengel. Ich würde Ihnen so gerne noch etwas Tröstendes sagen, aber diese Krankheit ist einfach nur grausam. Trotzdem alles Gute für Sie und natürlich auch für Ihren Mann!
  • Mein Mann schläft tagsüber gar nicht, er ruht sich auch nicht aus oder ähnliches. Er ist den ganzen Tag nur am auf und ab laufen und ständig am Essen. Ich bin mal gespannt was uns als nächstes erwartet, es kommt ja ständig eine „Phase“..

    Viele Grüße
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