Angst, Scham und Verzweiflung
Hallo liebe Leute,
unter anderem habe ich mich hier angemeldet um einfach mal Sachen los zu werden. Ich weiß sonst nicht wem ich das erzählen soll. Habe Angst vor Verurteilung und schäme mich z.T. für meine Gedanken
Ich bin Sohn(35j) eines dementen Vaters.
Vor ca. 3 Jahren bekam er eine Hirnblutung. Zum Glück sind größere Schäden ausgeblieben. Er hat "nur" ca. 50% seiner Geschicklichkeit/Motorik verloren und 30% seines Kurzzeitgedächtnis.
Eine Zeit lang ging es wirklich gut, zwar konnte er kein Sport mehr machen, aber lange Spaziergänge und Essen gehen, war ohne Probleme möglich.
Dies ist jetzt leider nicht mehr der Fall. Seit einem halben Jahr ist er sehr schnell dement geworden (Pflegestufe 3).
Er wohnt noch zu Hause mit meiner Mutter.
Eine Tagespflege einmal die Woche hat nur 2x geklappt, danach mußten wir Ihne dort rausnehmen, da spätestens 15min nach dem er dort war das Telefon klingelte und wir gebeten wurden ihn abzuholen. (verbal aggressiv, erfordert 100% der Aufmerksamkeit der Betreuer, so daß sich nicht mehr um die anderen leute gekümmert werden konnte)
Seitdem pflegt Ihn meine Mutter alleine zu Hause. Ich habe am Anfang noch oft geholfen ( wenn Mutter zum Sport/Einkaufen/Chor ist, habe ich auf Ihn aufgepasst ) aber es wird in letzter Zeit immer weniger.
Ich habe richtig Angst wenn ich wieder eine Nachricht bekomme um auszuhelfen "zu müssen". Viele werden evt. sagen, wie kannst du das deine Mutter so gut wie alleine zumuten usw. ....ich kann es halt nicht, eine andere Antwort kann ich nicht geben.
Wie ich bemerkt habe, löse ich mich auch schon emotional von Ihm....ich kann damit leider nicht umgehen. Es tut mir weh das ich so denke/bin und es nötigt mir den größten Respekt ab, wenn ich hier lese was die Menschen als Angehörige alles machen. Das ist heftig und Ihr seid klasse!
Ich schaffe es nicht es auszuhalten wenn er "Fotze, verpiß dich, Arschloch" etc. zu mir sagt, das schmerzt bis in den letzten Winkel meiner Seele ( und ich weiß das es krankheitsbedingt ist, aber das ändert für mich viel).
Aber nun ist meiner Meinung nach der Punkt erreicht, an dem eine Pflegeeinrichtung ins Spiel kommt, als Selbstschutz für meine Mutter. Das jeden Tag auszuhalten macht sie langsam kaputt. Es ist schließlich ein 24std. Job.
Jedoch schäme ich mich auch dafür, es kommt einem wie "Abschieben" vor. Zu dem weiß er ja, das er noch zu Hause ist, und will definitiv nicht wo anders hin ( Ihn zur Tagespflege zu bekommen war schon ein Akt - keine Gewalt oder Medikamente versteht sich, nicht das es falsch verstanden wird! ).
Wie kann man es schaffen das es mit einem Platz in einer geeigneten Einrichtung klappt? Wenn man einen Platz hat, wie bekommt man Ihn dahin? Ich will auch nicht das er irgendwie "festgeschnallt" wird.
Ich bin wirklich verwezweifelt, schäme mich über mich selbst und hab tierisch Angst vor den nächsten Schritten.
Vielleicht ging/geht es jemandem genau so/ähnlich und kann mir weiter helfen.
Danke für das zuhören
unter anderem habe ich mich hier angemeldet um einfach mal Sachen los zu werden. Ich weiß sonst nicht wem ich das erzählen soll. Habe Angst vor Verurteilung und schäme mich z.T. für meine Gedanken
Ich bin Sohn(35j) eines dementen Vaters.
Vor ca. 3 Jahren bekam er eine Hirnblutung. Zum Glück sind größere Schäden ausgeblieben. Er hat "nur" ca. 50% seiner Geschicklichkeit/Motorik verloren und 30% seines Kurzzeitgedächtnis.
Eine Zeit lang ging es wirklich gut, zwar konnte er kein Sport mehr machen, aber lange Spaziergänge und Essen gehen, war ohne Probleme möglich.
Dies ist jetzt leider nicht mehr der Fall. Seit einem halben Jahr ist er sehr schnell dement geworden (Pflegestufe 3).
Er wohnt noch zu Hause mit meiner Mutter.
Eine Tagespflege einmal die Woche hat nur 2x geklappt, danach mußten wir Ihne dort rausnehmen, da spätestens 15min nach dem er dort war das Telefon klingelte und wir gebeten wurden ihn abzuholen. (verbal aggressiv, erfordert 100% der Aufmerksamkeit der Betreuer, so daß sich nicht mehr um die anderen leute gekümmert werden konnte)
Seitdem pflegt Ihn meine Mutter alleine zu Hause. Ich habe am Anfang noch oft geholfen ( wenn Mutter zum Sport/Einkaufen/Chor ist, habe ich auf Ihn aufgepasst ) aber es wird in letzter Zeit immer weniger.
Ich habe richtig Angst wenn ich wieder eine Nachricht bekomme um auszuhelfen "zu müssen". Viele werden evt. sagen, wie kannst du das deine Mutter so gut wie alleine zumuten usw. ....ich kann es halt nicht, eine andere Antwort kann ich nicht geben.
Wie ich bemerkt habe, löse ich mich auch schon emotional von Ihm....ich kann damit leider nicht umgehen. Es tut mir weh das ich so denke/bin und es nötigt mir den größten Respekt ab, wenn ich hier lese was die Menschen als Angehörige alles machen. Das ist heftig und Ihr seid klasse!
Ich schaffe es nicht es auszuhalten wenn er "Fotze, verpiß dich, Arschloch" etc. zu mir sagt, das schmerzt bis in den letzten Winkel meiner Seele ( und ich weiß das es krankheitsbedingt ist, aber das ändert für mich viel).
Aber nun ist meiner Meinung nach der Punkt erreicht, an dem eine Pflegeeinrichtung ins Spiel kommt, als Selbstschutz für meine Mutter. Das jeden Tag auszuhalten macht sie langsam kaputt. Es ist schließlich ein 24std. Job.
Jedoch schäme ich mich auch dafür, es kommt einem wie "Abschieben" vor. Zu dem weiß er ja, das er noch zu Hause ist, und will definitiv nicht wo anders hin ( Ihn zur Tagespflege zu bekommen war schon ein Akt - keine Gewalt oder Medikamente versteht sich, nicht das es falsch verstanden wird! ).
Wie kann man es schaffen das es mit einem Platz in einer geeigneten Einrichtung klappt? Wenn man einen Platz hat, wie bekommt man Ihn dahin? Ich will auch nicht das er irgendwie "festgeschnallt" wird.
Ich bin wirklich verwezweifelt, schäme mich über mich selbst und hab tierisch Angst vor den nächsten Schritten.
Vielleicht ging/geht es jemandem genau so/ähnlich und kann mir weiter helfen.
Danke für das zuhören
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Kommentare
Zunächst einmal du bist nicht alleine. Ich bin Tochter eines Vaters der in der letzten Phase ist. Auch mein Vater hat im Laufe der Demenz Aggressionen im Alltag gezeigt die man sonst eigentlich von ihm gar nicht kannte. Dass dies einem nahestehenden extrem irritiert, Angst macht und andere Gedanken auslöst ist völlig normal. Deine Ängste bezüglich des abschiebens kenne ich auch. Ich hoffe für dich dass du bei jemanden in deiner näheren Umgebung dich auch mal aussprechen kannst. Ich weiß es ist nicht einfach. Vor allem der Übergang vom zu Hause in eine Pflegeeinrichtung. Rufe einfach in den Pflege und Altenheimen in deiner Umgebung an und erkundige Dich ob sie für Demenzkranke, entsprechende Wohneinrichtungen haben. Schaue auch dir diese Pflegeheime einfach mal an. Ich wünsche dir viel Kraft.
Alles Gute
ich wünsche Dir/Euch viel Kraft und Geduld ! Es ist super hart so etwas zu erleben und ich konnte jedes Deiner geschriebenen Worte nachvollziehen. Bei meinem Vater fing es mit 79 Jahren an, vielleicht auch schon eher, aber erst da habe ich mich mit dem Thema beschäftigt. In einer Sekunde auf 180 und 1 Sekunde später wieder extrem lieb, das gab mir zu denken. Inzwischen ist er Tablettenmäßig gut eingestellt, aber es ist dennoch nicht aufzuhalten. Angst? Ja, das es schneller zuende geht als gedacht und gehofft. Scham? Auf keinen Fall ! Verzweifelung? Ja, die ist sicher, habe ich auch des öfteren. Es zehrt an den Nerven und der Alltag leidet darunter. Meine Freundin hat FTD.
ich wünsche Dir und allen anderen Betroffenen viel Kraft und Verständnis für die Zukunft. Ich wünsche mir, dass dieses Thema viel weiter veröffentlicht und behandelt wird als bisher.
Bei Ihrem Vater liegt ein plausibler Grund für die Demenz vor, bei den meisten anderen ist das eher eine Mischung aus vielen Möglichkeiten.
Man sollte aber auch Vitaminmängel wie B12, Vit. D, den Calciumstoffwechsel nicht außer Acht lassen.
LG