Autofahren Demenzkranker

Hallo,

wir sind ratlos. mein Schwiegervater ist 90 jahre und versorgt sich in seiner Wohnung weitgehend selbst.

Er fährt auch im Wohngebiet noch selber Auto um einzukaufen. Dabei haben wir ein ungutes Gefühl, weil die Reaktionsfähigkeit stark eingeschränkt ist. Außerdem sind Anzeichen einer Demenz gekoppelt mit Wahnvorstellungen bemerkbar. Eine ärztliche Diagnose liegt aber noch nicht vor. Wir mußten vor 2 jahren seinen Wohnungsschlüssel abgeben, weil in seiner Wohnung Bettwäsche und ein Mantel fehlen. Außerdem sei Bettwäsche und ein Mantel hinzugekommen, die ihm nicht gehören.Vielfach werden wir verdächtigt. Er hat auch die Vorstellung, wir wollten ihn ins Heim stecken. Jedes vernünftige Argument prallt an ihm ab und endet im Streit.

Wir bringen ihm schweres Einkaufsgut natürlich vorbei. Er will aber keine Hilfe und zeigt sich auch unseinsichtig, was das Autofahren betrifft. Die Ärztin hat auch versucht mit ihm zu sprechen. Seitdem geht er nicht mehr zur Hausärztin.

Was können wir als Angehörige tun ehe ein Schaden entsteht ?

Kommentare

  • Das ist schwer. Bei mir mischen sich zwei verschiedene Erfahrungen. Mein Vater ist ebenfalls noch mit über 80 Auto gefahren. Er war nicht dement, aber wir hatten auch das Gefühl, dass er nicht mehr so fit ist bzw. seine Fahrtüchtigkeit nachlässt und es langsam sinnvoll wäre, wenn es nicht mehr fährt. Wir sind auch von anderen angesprochen worden, weil er aufgrund seiner körperlichen Erkrankung manchmal kurz ohnmächtig wurde. Das könnte ja jederzeit auch beim Fahren passieren. Dies ließ meinen Vater unbeeindruckt und er hatte Argumente, warum das beim Autofahren nicht passieren würde, die auch irgendwie plausibel erschienen. Und wir sahen auch, dass dies seine einzige Fortbewegungsmöglichkeit und Kontakt nach außen war, so dass wir uns im Zwiespalt befanden. Aber zu meinem Vater kamen wir auch nicht durch und Hilfe wollte er schon gar nicht. Das ist schwer. Aber in verschiedenen Punkten sind wir über Freunde oder durch einfühlsames Immer-Wieder-Ansprechen stückweise vorangekommen.


    Meine Mutter ist dement und bei ihr konnten wir meinen Vater überzeugen und so haben wir den Trick angewandt, erstmal dass der Autoschlüssel verlegt war und dann dass das Auto kaputt war und haben auch bei der Batterie etwas herausgenommen, so dass das Auto nicht mehr anspringen konnte. Sie hat lange Zeit immer nachgefragt und wir haben sie vertröstet. Mittlerweile weiß sie gar nicht mehr, dass sie Autofahren konnte.

    Vielleicht hilft Dir das etwas weiter oder gibt Dir Anregung.
  • Man kann ihr Schwiegervater verstehen. Er hat langes Leben alles allein gemacht.Und jetzt darf er das nicht. Er möchte keine Hilfe usw.
  • Bei meinem Papa hat der Arzt vom Autofahren abgeraten, welcher die Frontotemporale Demenz festgestellt hat. Er hat sich auch zum großen Teil daran gehalten. Nur einmal ist er einfach los, die Lebensgefährtin wusste nicht, wo er war. Auf einmal stand er mit dem Auto vor der Tür, welches er aus der Tiefgarage geholt hat. Sie hat bald einen Koller bekommen. Ich als seine Tochter bin mit Argumenten nicht weiter gekommen. Mein Papa sagte immer, ich könne reden wie ich will. Er würde erst nicht mehr fahren, wenn es ihm ein "Profi" sagen würde. Mein Mann hat sich dann darum gekümmert,dass mein Papa einen Test absolviert - ähnlich dem "Idiotentest, als MPU" für Leute, die den Führerschein abgeben mussten. Mein Papa hat diesen nicht bestanden, die Konzentration reichte dafür nicht aus und hat dann auch seinen Wagen meinem älteren Sohn gegeben. Wir waren alle sehr erleichtert. Doch er fängt immer wieder mal an, dass er doch gerne wieder Auto fahren würde...
  • Hallo zusammen,

    bei meinem Vater war es ähnlich, er ist mehrmals orientierungslos stundenlang durch die Gegend gefahren, bis eines Tages ein Passant, den er nach dem Weg gefragt hat, die Polizei gerufen hat. Die natürlich dann bei mir vor der Tür stand.
    Lange Geschichte, kurzer Sinn: Ein (anonymer) Anruf bei der Führerscheinstelle hilft. Diese fordert ein ärztliches Gutachten über die Fahrtauglichkeit an. Kein vernünftiger Arzt wird dieses unterschreiben, da er/sie sich damit haftbar macht. Wenn das Gutachten nicht ausgestellt wird, hat derjenige einige Wochen Zeit, den Führerschein freiwillig abzugeben, danach wird es ungemütlich mit Einzug der Fahrerlaubnis. Es ist nicht leicht, da viele gerade in ländlichen Gebieten auf ein Auto angewiesen sind, aber ich glaube, die Vorstellung, dass die demente Person jemanden umfährt, nur weil keine Reaktion mehr vorhanden ist, ist schlimmer.

    Hoffe das zeigt vielleicht eine Möglichkeit auf.

    Gruss,
    Sonja
  • Hallo....mein Mann ist 80 und ist auch nicht vom Autofahren abzubringen.Habe stellenweise Angst,weil ich ja auch mitfahre.
    Mit der Führerscheinstelle das hat geklappt? Geht das auch ohne , dass die Polizei mit involviert ist ?
  • Hallo zusammen,

    macht das unbedingt. Der Psychologe hatte meinen Mann bereits nach Feststellung der Demenz auf das Abgeben des Führerscheins hingewiesen. Als ich voriges Jahr auf der Autobahn den Rechtsdrall bei meinem Mann feststellte und er permanent auf dem Seitenstreifen fuhr, wurde mir auch anders. Er verwechselte Links- und Rechtsabbiegen. Er wurde sehr böse, als ich ihn darauf hinwies. Schließlich fuhr er "nur" einem anderen Fahrzeug den Spiegel ab und merkte es nicht einmal. So stand schließlich die Polizei bei mir. Er zeigte schweren Mutes Einsicht und gab den Führerschein ab. Personen, die nachweislich an Demenz erkrankt sind, können durchaus von der Versicherung ausgeschlossen werden.
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