AZ-dementer Vater (64) wird aggressiv, leidet teils unter Wahnvorstellungen, will weiter Autofahren
Liebes Forum,
bei meinem Vater wurde erst Ende Nov 19 Alzheimer diagnostiziert. Vermutet haben wir es schon seit zwei Jahren, doch da wurde alles auf eine spezielle Depressionsform geschoben. Nun befindet er sich schon im mittelschweren Stadium. Er ist erst 64, so dass - laut Angehörigenberatung - der Verlauf in seinem Falle wohl erfahrungsgemäß recht schnell vonstatten gehen kann.
Inzwischen habe ich verstanden, was das bedeutet. Er ist häufig verwirrt, hat offensichtlich auch bereits gewisse Wahnvorstellungen (die er nicht mal klar artikulieren kann) und weiß von heute auf morgen nicht mehr, was besprochen wurde.
Die Ärztin hat vom Autofahren abgeraten, ein Arztbrief mit Bestätigung der mittelschweren Demenz liegt vor. In klaren Momenten sieht er ein, dass er nicht mehr Autofahren sollte, möchte natürlich auch keinen Unfall bauen oder ggf. sogar jemandem schädigen. Am nächsten Tag brüllt er meine Mutter an (die Aggressionen sind seit einiger Zeit deutlich schlimmer geworden), sie würde ihn ja nur verarschen, er habe kein AZ und könne sehr wohl noch Autofahren. Er hat ihr/uns unterstellt, wir würden ihm das Auto wegnehmen wollen, meine Mutter habe ihn bei der Polizei gemeldet (dort war er angeblich, doch die wußten von nix???), die Nachbarin hätte rumerzählt, er dürfte kein Auto mehr fahren (die hat er dann auch noch angerufen und als hinterfotzig beschimpft).
Ich hatte schon von den Ideen gelesen zum Thema Autofahren, doch was macht man dann mit dem Angehörigen, der vor Wut durchdreht? Er weiß doch morgen schon nicht mehr, dass er z.B. den Führerschein abgeben musste?!
Meine Eltern wohnen 400km entfernt. Meine Mutter (58 und noch Vollzeit berufstätig) hat nicht nur das Auto als Problem, sondern jeden Tag irgendwelche Auseinandersetzungen mit ihm, die oftmals sehr laut und/oder ausfallend werden. Außer in der Firma, wo sie auch immer wieder von ihm angerufen wird, hat sich keine ruhige Minute vor ihm (er hängt neben ihr, wenn sie telefoniert oder am PC sitzt), sie kommt kaum zum Durchatmen. Ich fürchte, sie dreht irgendwann durch. Aktuell warten wir noch auf den medizinischen Dienst zur Feststellung des PG.
Was würdet ihr erfahrenen Angehörigen ihr/uns raten? Wie kann sie den Alltag mit ihm besser gestalten, um nicht ständig dieser Aggression ausgesetzt zu sein? Wie kann sie durchatmen, bevor sie mir noch umkippt? Leider gibt es auch keine Freunde oder groß weitere Familie vor Ort, sie sind allein mit einem kleinen Hund.
Danke euch!!!
bei meinem Vater wurde erst Ende Nov 19 Alzheimer diagnostiziert. Vermutet haben wir es schon seit zwei Jahren, doch da wurde alles auf eine spezielle Depressionsform geschoben. Nun befindet er sich schon im mittelschweren Stadium. Er ist erst 64, so dass - laut Angehörigenberatung - der Verlauf in seinem Falle wohl erfahrungsgemäß recht schnell vonstatten gehen kann.
Inzwischen habe ich verstanden, was das bedeutet. Er ist häufig verwirrt, hat offensichtlich auch bereits gewisse Wahnvorstellungen (die er nicht mal klar artikulieren kann) und weiß von heute auf morgen nicht mehr, was besprochen wurde.
Die Ärztin hat vom Autofahren abgeraten, ein Arztbrief mit Bestätigung der mittelschweren Demenz liegt vor. In klaren Momenten sieht er ein, dass er nicht mehr Autofahren sollte, möchte natürlich auch keinen Unfall bauen oder ggf. sogar jemandem schädigen. Am nächsten Tag brüllt er meine Mutter an (die Aggressionen sind seit einiger Zeit deutlich schlimmer geworden), sie würde ihn ja nur verarschen, er habe kein AZ und könne sehr wohl noch Autofahren. Er hat ihr/uns unterstellt, wir würden ihm das Auto wegnehmen wollen, meine Mutter habe ihn bei der Polizei gemeldet (dort war er angeblich, doch die wußten von nix???), die Nachbarin hätte rumerzählt, er dürfte kein Auto mehr fahren (die hat er dann auch noch angerufen und als hinterfotzig beschimpft).
Ich hatte schon von den Ideen gelesen zum Thema Autofahren, doch was macht man dann mit dem Angehörigen, der vor Wut durchdreht? Er weiß doch morgen schon nicht mehr, dass er z.B. den Führerschein abgeben musste?!
Meine Eltern wohnen 400km entfernt. Meine Mutter (58 und noch Vollzeit berufstätig) hat nicht nur das Auto als Problem, sondern jeden Tag irgendwelche Auseinandersetzungen mit ihm, die oftmals sehr laut und/oder ausfallend werden. Außer in der Firma, wo sie auch immer wieder von ihm angerufen wird, hat sich keine ruhige Minute vor ihm (er hängt neben ihr, wenn sie telefoniert oder am PC sitzt), sie kommt kaum zum Durchatmen. Ich fürchte, sie dreht irgendwann durch. Aktuell warten wir noch auf den medizinischen Dienst zur Feststellung des PG.
Was würdet ihr erfahrenen Angehörigen ihr/uns raten? Wie kann sie den Alltag mit ihm besser gestalten, um nicht ständig dieser Aggression ausgesetzt zu sein? Wie kann sie durchatmen, bevor sie mir noch umkippt? Leider gibt es auch keine Freunde oder groß weitere Familie vor Ort, sie sind allein mit einem kleinen Hund.
Danke euch!!!
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Kommentare
mir ist,als hätte ich die Verhaltensweisen meines Mannes in ihrem Bericht gelesen:
Wenig bis keine Einsichtsfähig in seine Erkrankung
Fragile, instabile Gefühle, Angst, Unruhe, Aggressionen, Wut mit wenig bis kaum einer Impulskontrolle und Aggressionen, aggressiven Übergriffen
Kleben an mir als Bezugsperson, dass ich nichts mehr alleine machen kann. Er ist sozusagen eine 'symbiotische' Verbindung mit mir eingegangen.
Therapieverweigerung,oft also die Weigerung Tabletten einzunehmen.
Entlastungsangebote (wie Tagespflege, Alltagsbegleitung, Pflegedienste, etc.), die auch dazu dienen, uns, die pflegenden Angehörigen zu entlasten, werden abgelehnt
krankhafte Prokrastination (Aufschieben) von Kleinstaufgaben
Verwahrlosung (mangelhafte Körperhygiene), fehlende Lust irgend etwas zu tun oder sich für irgend etwas zu interessieren
Wahnideen bzgl. der eigenen Existenz (Angst vor Verarmung, Angst vor dem Verlust des letzten Menschen, der geblieben ist, Angst man/ich wolle ihm sein Auto wegnehmen, etc.)
Kontrollsucht
Echoen, also ständiges Rufen, d.h. ständige Versuche "Beziehung" herzustellen.
xxxxxxxxxxxxxxxxxxcxxxxx
Dazu das Rückzugsverhalten von Bekannten, Verwandten.
Die betroffenen pflegenden Angehörigen haben in der Situation eine "immense Herausforderung" zu bewältigen.
So auch ich.
1. Mit den Ärzten eine medikamentöse Therapie besprechen und den Demenzkranken ambulant oder stationär medikamentös einstellen lassen.; hierzu bietet die Alzheimer Ges. das Info- Blatt 5 an.
2.Ich versuche meinen Mann, der FTD hat, mittels humorigem und positiv validiertem (also verstehendem , liebevollem Verhalten) zu begegnen.
3.Ich Versuche die Kommunikation auf der intellektuellen Ebene minimal zu halten.
4. Ich Versuche meinen Mann so oft es geht, zu bestätigen, um die Beziehungsebene positiv zu gestalten.
5. Auf YouTube gibt es sehr wertvolle kompetenzgebende Videos von DemenzTrainern...z.B. Demenz Kompetenz
6.Für sich selber mindestens einige Stunden Freiräume suchen! Denn, wenn man als pfl. Angeh. ausfällt, ist meist das Chaos vorprogrammiert.
7.Entlastungsangebote für sich selbst aktiv suchen.
8. Sich in Foren austauschen
9. Kurse besuchen, um die "neue Fremdsprache Demenz" zu erlernen.
10. Belastende Alltagssituationen telefonisch mit der Alzheimer Gesellschaft besprechen, oder sie dort als schriftl. Frage per E-Mail formulieren.
11. Pflegefamilie suchen
12. Demenz-WG suchen
13. Kurz-, Verhinderungspflege (stationär)
14.Pflegeheim
Das ist das, mit dem ich der Herausforderung begegne oder noch begegnen will/muss.
LG
mir ist,als hätte ich die Verhaltensweisen meines Mannes in ihrem Bericht gelesen:
Wenig bis keine Einsichtsfähig in seine Erkrankung
Fragile, instabile Gefühle, Angst, Unruhe, Aggressionen, Wut mit wenig bis kaum einer Impulskontrolle und Aggressionen, aggressiven Übergriffen
Kleben an mir als Bezugsperson, dass ich nichts mehr alleine machen kann. Er ist sozusagen eine 'symbiotische' Verbindung mit mir eingegangen.
Therapieverweigerung,oft also die Weigerung Tabletten einzunehmen.
Entlastungsangebote (wie Tagespflege, Alltagsbegleitung, Pflegedienste, etc.), die auch dazu dienen, uns, die pflegenden Angehörigen zu entlasten, werden abgelehnt
krankhafte Prokrastination (Aufschieben) von Kleinstaufgaben
Verwahrlosung (mangelhafte Körperhygiene), fehlende Lust irgend etwas zu tun oder sich für irgend etwas zu interessieren
Wahnideen bzgl. der eigenen Existenz (Angst vor Verarmung, Angst vor dem Verlust des letzten Menschen, der geblieben ist, Angst man/ich wolle ihm sein Auto wegnehmen, etc.)
Kontrollsucht
Echoen, also ständiges Rufen, d.h. ständige Versuche "Beziehung" herzustellen.
xxxxxxxxxxxxxxxxxxcxxxxx
Dazu das Rückzugsverhalten von Bekannten, Verwandten.
Die betroffenen pflegenden Angehörigen haben in der Situation eine "immense Herausforderung" zu bewältigen.
So auch ich.
1. Mit den Ärzten eine medikamentöse Therapie besprechen und den Demenzkranken ambulant oder stationär medikamentös einstellen lassen.; hierzu bietet die Alzheimer Ges. das Info- Blatt 5 an.
2.Ich versuche meinen Mann, der FTD hat, mittels humorigem und positiv validiertem (also verstehendem , liebevollem Verhalten) zu begegnen.
3.Ich Versuche die Kommunikation auf der intellektuellen Ebene minimal zu halten.
4. Ich Versuche meinen Mann so oft es geht, zu bestätigen, um die Beziehungsebene positiv zu gestalten.
5. Auf YouTube gibt es sehr wertvolle kompetenzgebende Videos von DemenzTrainern...z.B. Demenz Kompetenz
6.Für sich selber mindestens einige Stunden Freiräume suchen! Denn, wenn man als pfl. Angeh. ausfällt, ist meist das Chaos vorprogrammiert.
7.Entlastungsangebote für sich selbst aktiv suchen.
8. Sich in Foren austauschen
9. Kurse besuchen, um die "neue Fremdsprache Demenz" zu erlernen.
10. Belastende Alltagssituationen telefonisch mit der Alzheimer Gesellschaft besprechen, oder sie dort als schriftl. Frage per E-Mail formulieren.
11. Pflegefamilie suchen
12. Demenz-WG suchen
13. Kurz-, Verhinderungspflege (stationär)
14.Pflegeheim
Das ist das, mit dem ich der Herausforderung begegne oder noch begegnen will/muss.
LG