Sind eigentlich alle Heime so "schlecht"?
In einem anderen Thread wurde angesprochen, dass wir das Heim meiner Mutter ja wohl für gut halten.
Nun ja, ich weiß es nicht, da ich nicht weiß, wie es in andern Heimen auf der Demenzstation zugeht.
Jedenfalls bin ich sehr unzufrieden. Ich bin der Meinung, dass meine Mutter verwahrt und in Ordnung (in noch erträglichem Maße) gehalten wird.
Zunächst einmal stört es mich, dass entgegen der Aussagen bei einer Besichtigung auf der Demenzstation doch sehr viele schwere Pflegefälle sind. Und es werden immer mehr. Miitlerweile sind von den ca. 18 Bewohnern nur noch 7 ganztägig auf. Dadurch wird der Personalschlüssel von 2 Pflegekräften tagsüber doch recht dünn.
Dann ist eine Betreuung, die von den 200 EUR Betreuungsgeld bezahlt wird, nur halbtags da. In dieser Zeit macht sie sogar noch Pflegearbeiten (Essen reichen, Getränke verteilen) mit. Das heißt, dass meine Mutter ganz wenig beschäftigt wird. Anregungen meinerseits, z.B. leichte Putzarbeiten, Sortierarbeiten, Wäsche machen oder so, werden einfach ignoriert.
Bei der Körperpflege meiner Mutter ist auch nicht alles so im grünen Bereich. Z.B. wird sie nur 1 mal wöchentlich geduscht. Die Haare werden fast nie gefönt. Dementsprechend sieht sie aus. Das nimmt sie wahr und es stört sie sehr.
Die Prothesenpflege lässt sehr zu wünschen übrig. Da meine Mutter ihre Zahnprothesen auch nachts trägt, werden dies fast nie mit Reinigungstabletten gereinigt (auch anders wohl nicht wirklich, das erkennt man an den massiven Belägen). Kommentar: Sie hat sie ja nachts an. Wir haben extra Schnellreiniger gebracht, die sind in 3 Minuten fertig. Und es muss ja auch nicht täglich 2 mal gemacht werden. 2 bis 3 mal pro Woche reicht völlig.
Dann entfernt das Pflegepersonal meiner Mutter die implantatgetragene Prothese aus dem Mund, das ist sehr, sehr unangenehm bis schmerzhaft (ich weiß wovon ich Rede), obwohl das meine Mutter selbst kann. Ich finde das auch ziemlich unwürdig. Genau so wie ich es unwürdig finde, wenn Pflegepersonal, besonders Männliches die Genitalien wäscht (auch das kann sie bei Anleitung ohne weiteres selbst).
Angeblich wird meine Mutter vom Personal angezogen. Wenn dem so ist, dann frage ich mich warum sie z.B. häufig verschieden Strümpfe an hat, der Witterung völlig unangemessene Kleidung (Strickpulli bei 30°, dünne Chiffonbluse bei Minustemperaturen)trägt, stark verschmutzte Kelidung an hat (die Flecken waren vorgestern schon drauf) oft keinen BH (bei Körbchengröße DD und 82 Jahren ist das schon fast schmerzhaft) oder so wie vor einigen Tagen einen BH der ihr auf gar keinen Fall sein kann, weil er nämlich max. Körbchengröße C hatte und auch sonst zu eng war.
Kürzlich hatte sie eine starke Unruhephase. Sofort wurde mir gesagt, dass ich mich darum kümmern solle, dass das medikamentös behandelt wird. Für andere Therapieversuche ist ja keine Zeit. Während der Wartezeit auf einen Termin beim Psychiater passierte es sogar, dass meinen Mutter im Bett mit hilfe eines Gitters festgehalten wurde, damit sie über die Mittagszeit im Bett bleibt. Weder mein Vater (Betreuer) noch ich (Betreuervertreter) hatten dem zugestimmt.
Ich frage mich wirklich, was an dieser Station Demenzstation ist. Die schweren Pflegefälle werden als solche behandelt. Die Patienten, die bei Anleitung eigentlich keine bis wenig Pflege brauchen werden wie Pflegefälle behandelt und ansonsten mehr oder weniger sich selbst überlassen.
Ist das jetzt in allen Heimen so? Oder noch schlimmer?
Schildert doch mal die heime euerer Angehörigen.
Kassandra
Nun ja, ich weiß es nicht, da ich nicht weiß, wie es in andern Heimen auf der Demenzstation zugeht.
Jedenfalls bin ich sehr unzufrieden. Ich bin der Meinung, dass meine Mutter verwahrt und in Ordnung (in noch erträglichem Maße) gehalten wird.
Zunächst einmal stört es mich, dass entgegen der Aussagen bei einer Besichtigung auf der Demenzstation doch sehr viele schwere Pflegefälle sind. Und es werden immer mehr. Miitlerweile sind von den ca. 18 Bewohnern nur noch 7 ganztägig auf. Dadurch wird der Personalschlüssel von 2 Pflegekräften tagsüber doch recht dünn.
Dann ist eine Betreuung, die von den 200 EUR Betreuungsgeld bezahlt wird, nur halbtags da. In dieser Zeit macht sie sogar noch Pflegearbeiten (Essen reichen, Getränke verteilen) mit. Das heißt, dass meine Mutter ganz wenig beschäftigt wird. Anregungen meinerseits, z.B. leichte Putzarbeiten, Sortierarbeiten, Wäsche machen oder so, werden einfach ignoriert.
Bei der Körperpflege meiner Mutter ist auch nicht alles so im grünen Bereich. Z.B. wird sie nur 1 mal wöchentlich geduscht. Die Haare werden fast nie gefönt. Dementsprechend sieht sie aus. Das nimmt sie wahr und es stört sie sehr.
Die Prothesenpflege lässt sehr zu wünschen übrig. Da meine Mutter ihre Zahnprothesen auch nachts trägt, werden dies fast nie mit Reinigungstabletten gereinigt (auch anders wohl nicht wirklich, das erkennt man an den massiven Belägen). Kommentar: Sie hat sie ja nachts an. Wir haben extra Schnellreiniger gebracht, die sind in 3 Minuten fertig. Und es muss ja auch nicht täglich 2 mal gemacht werden. 2 bis 3 mal pro Woche reicht völlig.
Dann entfernt das Pflegepersonal meiner Mutter die implantatgetragene Prothese aus dem Mund, das ist sehr, sehr unangenehm bis schmerzhaft (ich weiß wovon ich Rede), obwohl das meine Mutter selbst kann. Ich finde das auch ziemlich unwürdig. Genau so wie ich es unwürdig finde, wenn Pflegepersonal, besonders Männliches die Genitalien wäscht (auch das kann sie bei Anleitung ohne weiteres selbst).
Angeblich wird meine Mutter vom Personal angezogen. Wenn dem so ist, dann frage ich mich warum sie z.B. häufig verschieden Strümpfe an hat, der Witterung völlig unangemessene Kleidung (Strickpulli bei 30°, dünne Chiffonbluse bei Minustemperaturen)trägt, stark verschmutzte Kelidung an hat (die Flecken waren vorgestern schon drauf) oft keinen BH (bei Körbchengröße DD und 82 Jahren ist das schon fast schmerzhaft) oder so wie vor einigen Tagen einen BH der ihr auf gar keinen Fall sein kann, weil er nämlich max. Körbchengröße C hatte und auch sonst zu eng war.
Kürzlich hatte sie eine starke Unruhephase. Sofort wurde mir gesagt, dass ich mich darum kümmern solle, dass das medikamentös behandelt wird. Für andere Therapieversuche ist ja keine Zeit. Während der Wartezeit auf einen Termin beim Psychiater passierte es sogar, dass meinen Mutter im Bett mit hilfe eines Gitters festgehalten wurde, damit sie über die Mittagszeit im Bett bleibt. Weder mein Vater (Betreuer) noch ich (Betreuervertreter) hatten dem zugestimmt.
Ich frage mich wirklich, was an dieser Station Demenzstation ist. Die schweren Pflegefälle werden als solche behandelt. Die Patienten, die bei Anleitung eigentlich keine bis wenig Pflege brauchen werden wie Pflegefälle behandelt und ansonsten mehr oder weniger sich selbst überlassen.
Ist das jetzt in allen Heimen so? Oder noch schlimmer?
Schildert doch mal die heime euerer Angehörigen.
Kassandra
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Kommentare
leider leider ist all das, naja bis auf die BH Geschichte ;-), bei meinem Mann ähnlich passiert.
Als ich deinen Bericht las, kam mir das alles wieder in Erinnerung und es tat erneut sehr weh. Weil mein Mann als er noch gesund war, sehr viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres gelegt hatte, war das um so schlimmer mit anzusehen. Es fiel mir auf, dass der Pflegezustand sehr unterschiedlich war, je nachdem wer grade Dienst hatte. Nach einer Weile habe ich dann mit der Pflegedienstleitung über meine Beobachtungen gesprochen, was mir zuerst nicht leicht fiel. Andererseits wollte ich die berechtigten Interessen meines Manns vertreten. Rasieren, Zahnpflege, zwei verschiedene Socken, lauter Sachen die für sich allein gesehen noch nicht dramatisch sind, aber in der Menge dann doch ärgerlich werden. Grade die vernachlässigte Zahnpflege hat mich sehr geärgert, zumal mein Mann auch nach Aufforderung durchaus dazu in der Lage gewesen wäre.
Sprich unbedingt mit der Pflegedienstleitung und beschwere dich. Die Unterbringung ist teuer genug, da müssen diese Grundanforderungen unbedingt sicher gestellt werden. Dann muss eben mehr Personal eingestellt werden.
Liebe Grüße!
Giga
meine Antwort auf Deine Frage ist: Nein, sind sie nicht.
Mein Papi ist im November 2009 nach einem Krankenhausaufenthalt in ein Pflegeheim umgezogen, weil es anders nicht mehr zu verantworten gewesen waere.
Ich wohne (leider) sehr sehr weit weg und besuche ihn jetzt mehrmals im Jahr fuer 2-4 Wochen (vorher habe ich ihn immer mitgenommen, aber das ist eine andere Geschichte). Wenn ich in Deutschland bin, bin ich natuerlich jeden Tag bei ihm. Der Grund, warum ich das erwaehne ist, weil ich oft hoere: Na ja, wenn Du da bist... Ich denke aber nicht, dass nur weil ich da bin, der gesamte Ablauf und Umgangston wochenlang veraendert wird.
Unser neues Zuhause ist eine Gerontopsychiatrie, die auf hirnorganisch veraenderte Bewohner spezialisiert ist. Es ist keine "geschlossene Einrichtung" (grosse Guete, wie sich das anhoert).
Das Pflegepersonal ist kompetent, hat Zeit und das ganze Haus ist in Wohnbereiche unterteilt: Mein Papi wohnt im Moment mit acht anderen Bewohnern; tagsueber sind 2-4 Mitarbeiter praesent. Alle acht sind in unterschiedlichen Verfassungen und die Mitarbeiter kennen jeden einzelnen ganz genau.
Ich finde es dort prima und glaube nicht, dass es noch viel besser geht. Moeglicherweise ist es fuer Bewohner, die noch ein besseres Beurteilungsvermoegen haben, etwas "altmodisch", aber fuer meinen Papi spielt das keine Rolle.
Dort wird die sogenannte "erhaltende" Pflege praktiziert: Selber essen, wenn es geht. Wenn nicht, dann und "nur dann"! helfen wir.
Mein Papi kann meistens alleine essen, aber er kann es nicht leiden, mit den Fingern auf oder in die Leberwurst zu fassen. Die mag er aber besonders gerne und deshalb bereiten sie ihm "Doppeldecker". Das klassische Butterbrot eben. Das legen sie dann an den Tellerrand, so dass es leicht zu fassen ist und er isst alleine.
Wenn er einen schlechten Tag hat, kommt der hausinterne Physiotherapeut und entscheidet: Nein, nein, heute waere es Quaelerei. Am naechsten Tag ist er wieder da und guckt und entscheidet neu.
Bei einem meiner Aufenthalte hatte mein Papi zweimal hintereinander die Brille morgens nicht auf. Ich dann natuerlich darauf hingewiesen und die supernette Pflegekraft B. hat vollkommen entsetzt gesagt: Scheisse, wie konnte mir das denn passieren? Dann ist sie losgaloppiert und hat sich bei meinem Papi und nicht bei mir! entschuldigt, der dann ganz Gentleman-like gesagt hat: Davon geht sie Welt nicht unter. Er hat die
"Entschuldigung" gefuehlt und sich als Mensch wahrgenommen gesehen. (Mein Papi hat Pflegestufe drei und die Demenz ist fortgeschritten.)
Mein Fazit: Niemand ist perfekt, aber wenn wir keine Angst vor Konsequenzen haben muessen, koennen wir das trotzdem nutzen, um einen wirklichen, authentischen Kontakt zu etablieren.
Marmelade auf dem Schuh, singen wir ein Lied dazu ... und mein Papi schunkelt.
Ich koennte noch stundenlang Beispiele erzaehlen, die herzerwaermend sind.
Ich habe lange ueberlegt, ob ich Dir das schreiben soll, weil ich mir vorstelle, dass es Dir nicht wirklich in Eurer Situation hilft, sondern Dich eher traurig stimmen koennte. Deshalb ein verhaltener Vorschlag: Wenn das Pflegeheim, in dem Deine Mutter ist, wirklich so schlecht funktioniert, wie Du es beschreibst, vielleicht solltet Ihr ueberdenken, ob es nicht doch sinnvoll waere, umzuziehen.
Ich weiss aus Deinem andern Post, dass es eine finanzielle Frage ist. Das spielt aber in Deutschland, wie Du weisst, keine wirkliche Rolle. Die andere Frage ist natuerlich, ob Ihr Deiner Mutter einen Umzug zumuten koennt.
Ich wuensche Euch auf jeden Fall von Herzen alles Guite
Nenna
ich kann Nenna nur bestätigen: es sind längst nicht alle Heim schlecht, aber es ist doch recht mühselig, die richtige Wahl zu treffen und dann auch noch in geeigneter Entfernung, damit Besuche möglich sind. Es gibt aber sicher genügend Literatur und Hilfestellungen mit denen man Heime prüfen kann. Das ist natürlich alles subjektiv und hängt natürlich auch von den Bedrüfnissen und Bedarfen ab.
Ich bin auch amtlicher Betreuer und gehe oft in Heimen ein und aus. Bei der Bewertung lasse ich persönlich mein Gefühl und - ganz wichtig - meine Sinne walten. Z.B ein Heim, welches schon an der Pforte eklatant nach Urin riecht, käme für mich auf keinen Fall in Frage.
Ich rate bei der Heimsuche dazu UNANGEMELDET einen Besuch zu machen und einfach mal ein wenig Atmosphäre schnuppern. Wie geht das Personal mit den B ewohnern um? Wie ist der Ton? Ist das Personal gereizt, gehetzt? etc..
In diesem Sinne herzliche Grüße an die Mitleser
werner
pflegeschluessel wird immer mehr herunter gesetzt und die leidtragenden sind die pflegekraefte und bewohner..
ich hab dinge gesehen die ich lieber nicht sehen wollte, hab pdl und heimleitung informiert und zuletzt auch heimaufsicht mit keinem erfolg...
jetzt endete mein vertrag und ich moechte mich selbstaendig machen wenn das moeglich ist denn mit den zustaenden in den heimen komme ich nicht klar denn fuer mich sind alle menschen einmalig und wertvoll auch wenn sie demenz haben