Künstliche orale Zusatzernährung - Fresubin
Hallo,
habe mich heute angemeldet, weil ich gerne andere Meinungen hören würde. Gelesen habe ich schon oft Beiträge in diesem Forum. Diese haben mir sehr geholfen. Irgendwie wiederholen sich die Probleme, die bei dieser Krankheit auftreten doch.
Meine Mutter, 84 Jahre, hat nun seit mind. 10 Jahren Alzheimer und ist seit 4 Jahren in einem Pflegeheim. Sie ist im 3. Stadium, steht allerdings noch nicht direkt vor dem Tod. Seit ca. 5 Jahren ist sie nicht mehr in der Lage alleine zu essen oder zu trinken. Füttert man sie, kann sie noch Suppe und Brei essen und macht dies auch gerne. Ab und zu hustet sie, es geht aber noch. Ca. 2 - 3 Stunden am Tag sitzt sie im Rollstuhl, sonst liegt sie im Bett. Hier kann sie sich schon seit vielen Jahren nicht mehr bewegen oder gar drehen. Sie nimmt am Leben nicht mehr teil, ist in ihrer Welt, kann nicht mehr reden, nur noch unverständlich "brabbeln".
Die Heimleiterin vertritt die Devise, dass Demenzkranke extrem viele Kalorien zu sich nehmen müssen. Meine Mutter ist deshalb sehr dick (früher hatte sie leichtes Übergewicht).
Nun isst meine Mutter natürlich kleinere Portionen als noch vor einem Jahr. Wie wir jetzt durch Zufall mitbekommen haben (wir besuchen sie eher morgens oder zum Mittagessen) erhält sie abends zusätzlich 1 Portion Fresubin (künstliche hochkalorische Nahrung)zusätzlich. Ist dies sinnvoll?
Meine Mutter hat schon immer gesagt (und dies auch schriftlich verfügt) dass sie auf keinen Fall eine künstliche Lebensverlängerung / Ernährung wünscht.
Nachdenklich macht mich, dass das Heim diese Nahrung ohne vorherige Rücksprache gegeben hat, die Kosten von der Kasse bezahlt werden. Ich habe nur davon erfahren, weil ich eine Rechnung über den Zuzahlungsbetrag von 133 10,-- erhalten habe. Mein hochbetagter Vater erhielt vor Wochen einen Anruf in welchem er zur Bezahlung aufgefordert wurde. Ihm wurde gesagt, dass seine Frau das bestellt hätte.
Reagiere ich hier überempfindlich? Möchte das Heim so über die Hintertür eine PEG erreichen?
Oder geht es ganz profan um die Zeitersprarnis, da das Essen geben natürlich viel Zeit in Anspruch nimmt?
Es wäre schön, eure Meinung hierzu zu hören. Vielleicht hat ja jemand Erfahrungen ähnlicher Art? Selbstverständlich habe ich auch einen Termin beim Hausarzt. Würde mir einfach vorher gerne ein Bild machen.
habe mich heute angemeldet, weil ich gerne andere Meinungen hören würde. Gelesen habe ich schon oft Beiträge in diesem Forum. Diese haben mir sehr geholfen. Irgendwie wiederholen sich die Probleme, die bei dieser Krankheit auftreten doch.
Meine Mutter, 84 Jahre, hat nun seit mind. 10 Jahren Alzheimer und ist seit 4 Jahren in einem Pflegeheim. Sie ist im 3. Stadium, steht allerdings noch nicht direkt vor dem Tod. Seit ca. 5 Jahren ist sie nicht mehr in der Lage alleine zu essen oder zu trinken. Füttert man sie, kann sie noch Suppe und Brei essen und macht dies auch gerne. Ab und zu hustet sie, es geht aber noch. Ca. 2 - 3 Stunden am Tag sitzt sie im Rollstuhl, sonst liegt sie im Bett. Hier kann sie sich schon seit vielen Jahren nicht mehr bewegen oder gar drehen. Sie nimmt am Leben nicht mehr teil, ist in ihrer Welt, kann nicht mehr reden, nur noch unverständlich "brabbeln".
Die Heimleiterin vertritt die Devise, dass Demenzkranke extrem viele Kalorien zu sich nehmen müssen. Meine Mutter ist deshalb sehr dick (früher hatte sie leichtes Übergewicht).
Nun isst meine Mutter natürlich kleinere Portionen als noch vor einem Jahr. Wie wir jetzt durch Zufall mitbekommen haben (wir besuchen sie eher morgens oder zum Mittagessen) erhält sie abends zusätzlich 1 Portion Fresubin (künstliche hochkalorische Nahrung)zusätzlich. Ist dies sinnvoll?
Meine Mutter hat schon immer gesagt (und dies auch schriftlich verfügt) dass sie auf keinen Fall eine künstliche Lebensverlängerung / Ernährung wünscht.
Nachdenklich macht mich, dass das Heim diese Nahrung ohne vorherige Rücksprache gegeben hat, die Kosten von der Kasse bezahlt werden. Ich habe nur davon erfahren, weil ich eine Rechnung über den Zuzahlungsbetrag von 133 10,-- erhalten habe. Mein hochbetagter Vater erhielt vor Wochen einen Anruf in welchem er zur Bezahlung aufgefordert wurde. Ihm wurde gesagt, dass seine Frau das bestellt hätte.
Reagiere ich hier überempfindlich? Möchte das Heim so über die Hintertür eine PEG erreichen?
Oder geht es ganz profan um die Zeitersprarnis, da das Essen geben natürlich viel Zeit in Anspruch nimmt?
Es wäre schön, eure Meinung hierzu zu hören. Vielleicht hat ja jemand Erfahrungen ähnlicher Art? Selbstverständlich habe ich auch einen Termin beim Hausarzt. Würde mir einfach vorher gerne ein Bild machen.
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Kommentare
Viele Kalorien braucht ein Demenzkranker nur dann, wenn er dauernd rastlos umherläuft und dadurch auch einen hohen Enegieverbrauch hat.
Scheinbar hat man in Heimen große Angst, daß die Bewohner Gewicht verlieren könnten, habe ich zumindest auch schon so kennengelernt.
Aus ärztlicher Sicht wird Zusatznahrung erst dann sinnvoll (und die Verordnung vor den Krankenkassen vertretbar), wenn der BMI unter Normalgewicht absinkt.
Zunächst klingt es für mich auch erst mal etwas eigenmächtig, daß diese Zusatznahrung einfach so ohne erkennbar sinnvollen Grund gegeben wurde. Vielleicht steckt aber doch irgendeine Überlegung und Fürsorge dahinter, auch wenn die Maßnahme selbst nicht so ideal ist.
Wie viel tauschst Du Dich denn mit der Station über Deine Mutter aus? Ist man dort gewohnt, Entscheidungen ohne Dich zu treffen?
Eine Wegbereitung für die PEG würde ich hier nicht gerade wittern, aber vielleicht findest Du im Gespräch mit den Pflegedamen heraus, was sie zu dem Schritt bewogen hat. Ein falsch verstandenes Image vom gut versorgten, "properen" Bewohner, schlichte Bequemlichkeit, Gedankenlosigkeit / Unkenntnis, oder auch Bemutterung, ein gewisses Verwöhnen oder auch ein viel zu reichhaltiges Betthupferl zum besseren Schlafen oder, oder, oder...?
Rastlos umhergelaufen ist meine Mutter während der gesamten Kranheitsdauer noch nie. Irgendwie hatte sich die Alzheimer eher auf den Bewegungsapparat gelegt.
An für sich habe ich einen engeren Kontakt zur Heimleitung. Ich besuche meine Mutter regelmäßig und spreche bei dieser Gelegenheit des öfteren mit der Leiterin. Bis vor ca. 6 Monaten haben mein Vater und ich ihr täglich das Mittagessen gefüttert. Auch aus diesem Grund fühle ich mich hintergangen. Nachdem meine Mutter diese Krankheit nun schon so lange hat wollen mein Vater und ich auf keinen Fall, dass lebensverlängernde Maßnahmen ergriffen werden und die Leidenszeit so noch verlängert wird.
Könnte ich sie u.U. in ein Hospiz verlegen?
Werde deinen Rat befolgen und im Gespräch versuchen, die Beweggründe des Pflegeheims herauszufiltern. Nächste Woche habe ich einen Termin beim Hausarzt.
Vor diesem Hintergrund finde ich es wirklich schade, daß der Austausch zwischen den Pflegekräften und Dir nicht offener ist und man Dich wegen dem Fresubin nicht mit einbezogen hat.
Aber wie oft gibt es in den Pflegeheimen diese Hierarchien, Empfindlichkeiten, Animositäten, Kleinkriege ...
Da mag eine Station sich übergangen fühlen, weil der Angehörige nur mit der Heimleitung redet.
Oder Eure Hilfe beim Essen-anreichen wird als Bevormundung empfunden ("wir machen das wohl nicht gut genug").
Eigentlich möchte ich mich in solche Eventualitäten nicht reindenken.
Dann wird man nur selber unlocker und der Umgang mit dem Heim wird RICHTIG kompliziert.
Aber die Pflegekräfte sind 23 Stunden am Tag mit Deiner Mutter zusammen, Du nur eine Stunde. Zwar kennst Du Deine Mutter besser und länger und von früher, so wie sie wirklich war. Aber die Krankheit bringt ja die erstaunlichsten Veränderungen mit sich. Manches, was deine Mutter tut und wie sie drauf ist, bekommt die Station eher mit als Du. Dementspreched kann es nicht schaden, dort öfter mal ein Schwätzchen zu halten.
Wenn die Damen sich wertgeschätzt fühlen, ist die Pflege Deiner Mutter eher ein Gemeinschaftsprojekt als eine Auftragsarbeit. Andererseits kannst Du auch klar Grenzen ziehen, wenn man dort überschnappt oder unsinnige Dinge tut. Es ist schon manchmal eine ziemliche Gratwanderung!
Hospize haben in der Regel gewaltige Wartezeiten. Wie ist es mit den Kosten? Das wäre auch eine Frage, die man dem Hausarzt stellen könnte.
Es ist so, dass ich mich mit vielen Pflegekräften sehr gut verstand und ausgetauscht habe. Allerdings hat die Leiterin im Laufe des letzten Jahres fast die komplette Belegschaft (bis auf 2-3 Ausnahmen) "ausgetauscht" - heißt: Die Alten weg und Junge rein. Jetzt arbeiten dort sehr junge Leute, zu denen ich dieses Verhältnis noch nicht aufbauen konnte. Es handelt sich um ein sehr kleines Heim mit nur 30 Betten.
Tja, die Kosten! Bis jetzt sind ca. 133 90.000,-- angefallen! Da das Heim von der Pflegekasse nochmals den gleichen Betrag erhält ist meine Mutter - ganz nüchtern betrachtet - ein echter Aktivposten in der Bilanz. Sorry, dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin mit ihrer Pflege dort bis jetzt sehr zufrieden. Allerdings bin ich mir sicher, dass sie dort meine Mutter so lange als möglich behalten wollen. Werde diesen Aspekt mit dem Hausarzt, der mit den Verhältnissen dort vertraut ist auch besprechen.
Es hilft mir sehr, neutrale Standpunkte und Anregungen zu erhalten. Nochmals vielen Dank!
Zudem es ja hier nicht einmal notwendig ist, da es ja nur dann eingesetzt werden sollte, wenn eine unterernährung vorliegt.
Habe diese Geschichte in der Zwischenzeit mit der Heimleitung dahingehend geklärt, dass ich die Gabe von Fresubin grundsätzlich als lebensverlängernd ansehe und daher nicht wünsche. Abgesehen davon ist es derzeit nicht notwendig, ein künstliches Zusatzpräparat zu geben da meine Mutter immer noch gut isst.
Interessant war, dass sich die Heimleiterin entschuldigt hat und es als "Versehen" bezeichnet hat, dass Fresubin gegeben wurde. Andererseits kam doch tatsächlich die Aussage: "Das geht halt wesentlich schneller zum Füttern abends als "normales" Essen! Klar, ich habe gesehen, wie einer anderen Bewohnerin eine solche Portion innerhalb höchstens 3 Minuten eingeflößt wurde.
Wie schon gesagt, die Pflege ist gut in dem Heim und es ist sehr sauber. Meiner Mutter ist nach nun über 4 Jahren dort zuhause. Aus diesen Gründen passe ich ganz einfach auf und hoffe, dass sie Ihre letzte Zeit gut versorgt dort verbringen kann ohne dass eine künstliche Lebensverlängerung erfolgt.
Alzheimer Patienten werden wohl von den Hospizen eher nicht aufgenommen. Hospize versuchen todkranken Menschen Ihre letzte Zeit zu erleichtern und möglichst schmerzfrei zu verbringen. Sie geben diesen Menschen seelischen Beistand. Vor allem bieten sie Hilfe beim Regeln von letzten Dingen.
Alles Punkte die bei Krankheiten des "Vergessens" eher nicht gebraucht werden.
Fazit: Unsere Tasse Kakao aus Fresubin-Schocki bringt meiner Mutter sehr viel Freude. Fühlt sich gut, hat normales Gewicht wieder erhalten, kann mit Rollator wieder nach draussen und im Haus - ohne Schwankungen - Treppen wieder steigen und aufstehen - ohne das ihr Schwarz vor Augen wird. Es ist und bleibt immer eine Einzelfallentscheidung, die hier dem "Patienten" viel Lebensqualität wieder bringt....