Entfernung Pflegeheim - was ist zumutbar

Hallo zusammen,
wir benötigen dringend Hilfe. Der an Demenz erkrankte Vater wird seit 7 Jahren von seiner Frau versorgt. Vor Kurzem ist die Situation eskaliert. Vater verweigert sich, Mutter mit den Nerven am Ende. Vater nun seit 5 1/2 Wochen in geschlossener stationärer Behandlung. Mutter sieht sich nicht mehr in der Lage die Pflege fortzuführen. Außerdem steht bei ihr in absehbarer Zeit selbst eine OP an.
Stationäre Heimunterbringung wird vom KH befürwortet. Lt. behandelnder Ärzte aufgrund starker Hinlauftendenz nur in geschlossener Einrichtung. Heimnotwendigkeitsbescheinigung und Zusage des Amtsgerichts zu geschlossener Unterbringung liegen bereits vor.
Bereits zu Beginn des Krankenhausaufenthaltes, haben wir den Vater in 2 geschlossenen Einrichtungen angemeldet. Leider sind geschlossene Einrichtungen sehr rar gesät. Der SD des KH ist hier mit am Ball. Leider warten wir bisher vergeblich auf einen freien Platz.
Haben uns auch über die Stadtgrenze hinaus kundig gemacht und den Vater in einer weiteren Einrichtung angemeldet die dem SD wohl nicht bekannt war. Auch haben wir uns geschützte Einrichtungen angeschaut, diese sind lt. SD und KH jedoch nicht gewünscht. Geben ns jedenfalls in aller Hinsicht Mühe eine Lösung zu finden.
Aufgrund der eigentlichen Entlassfähigkeit versucht man uns nun die Pistole auf die Brust zu setzen. Eine mögliche Unterbringungsmöglichkeit haben wir abgesagt. Würde für meine Mutter eine Fahrzeit von 1 Std. 45 Min. pro Strecke erfordern, wenn sie es denn schaffen würde am Bahnhof den Anschlusszug auf einem anderen Gleis innerhalb von 3 Min. zu erreichen. Insgesamt 3 Umstiege erforderlich. Diese Einrichtung haben wir uns außerdem angeschaut und für meinen Vater als völlig unpassend empfunden, da sehr klein (8 Bewohner pro Etage, eher wie größere Mietwohnung) und ganz eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten.
Außerdem wurde vom SD mal eine Einrichtung erwähnt, bei der es sicherlich kein Problem sei, einen Platz zu bekommen. Dies habe ich dann gegooglet und festgestellt, dass die Fahrzeit pro Strecke deutlich über 2 Stunden läge. Fußwege sind hier auch immer noch ein Knackpunkt. Meine Mutter ist mittlerweile 73 und mit Hüft- und Fußproblemen belastet. Haben dies daher nicht weiter in Betracht gezogen.
Mein Vater wird nun zwar nicht direkt rausgeschmissen, aber die Ansage lautet natürlich, dass wir ja nun schon 3 Angebote unterbreitet bekommen hätten und ja irgendwo mal eine Zusage eingehen müssten. Von einem Angebot wissen wir übrigens überhaupt nichts und beim 2. handelt es sich wohl um die über 2 Stunden entfernte Einrichtung, die Anfangs mal grob erwähnt wurde.
Lt. SD hat man vor Ort noch weitere 5 Patienten für die eine Unterbringungsmöglichkeit gefunden werden müsse, man höre "diese möchten auch keinen auswärtigen Platz". Da diese noch nicht entlassfähig sind, steht mein Vater derzeit jedoch noch an 1. Stelle auf de Liste.
Wir stellen uns nun die Frage, inwieweit ein auswärtiger Heimplatz zumutbar ist. Meiner Mutter fällt es schon schwer genug meinen Vater überhaupt in ein Heim zu geben und möchten ihn natürlich so oft wie möglich besuchen. Bei einem auswärtigen Platz könne man ja immer noch später auf einen näheren Platz umziehen sagt das KH. Ich gehe hier aber mal schwer davon aus, dass dann die weiteren Patienten der Liste zuerst dran kommen, da der SD hier wahrscheinlich mit seinen Anfragen vorrangig behandelt wird.
Wer kann uns hier weiterhelfen? An wen können wir uns wenden? Macht es Sinn mit der Krankenkasse/Pflegekasse Konakt aufzunehmen?
Wir sind für alle Tipps dankbar.

Viele Grüße
Tilatupp

Kommentare

  • Hallo Tilatupp,

    in welcher Gegend wohnt Ihr denn?

    Ich glaube, ob der SD Eures Krankenhauses geschuetzte Einrichtungen wuenscht oder nicht ist weniger relevant als Eure Einschaetzung, ob es fuer den Vater dort 'schoen' waere.

    Es gibt im Internet eine Reihe von Checklisten, die man bei der Auswahl einer Pflegeeinrichtung beruecksichtigen sollte.

    Alles Gute
  • Hallo Nenna,

    die Ärzte sagen nicht geschützt, sondern geschlossen. Das ist für uns auch nachvollziehbar, da wir den Vater schonmal wegen der Hinlauftendenz aus der Kurzzeitpflege wieder abholen mussten. Es handelte es sich damals sogar um eine reine gerontopsychiatrische Einrichtung, allerdings nicht geschlossen.
    Es geht also leider nicht um schön, sondern in erster Linie darum, einen Platz zu bekommen, den meine Mutter mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichen kann.
    Offene und geschützte Einrichtungen gibt es hier reichlich. Davon haben wir uns etliche angeschaut, leider für die Katz.

    Viele Grüße
  • HalloTillatupp,

    moeglicherweise habe ich Deine Frage falsch verstanden?

    Du meintest, was der SD des Krankenhauses Euch zumuten kann, was die Entfernung der Pflegeeinrichtung angeht? Soweit ich weiss, kann der SD lediglich Empfehlungen aussprechen, aber keine wirklichen Entscheidungen treffen oder erzwingen.

    Ich habe eine aehnliche Problematik bei einer guten Freundin miterlebt. Sie haben damals die Uebergangszeit von der Krankenhausentlassung bis zu dem Zeitpunkt, zu dem ein Platz in der favorisierten Einrichtung frei wurde, mit Hilfe von Tagespflege, ambulantem Pflegedienst und geballtem Familieneinsatz ueberbrueckt.

    Vielleicht koenntet Ihr Euren Vater in den geschlossenen Einrichtungen, die naehergelegen sind, anmelden, damit er zumindest schon mal auf der Warteliste steht? Bei uns war es so, dass die Einrichtung das persoenliche Engagment der Angehoerigen sehr geschaetzt und dem MD oder SD nicht automatisch Vorrang gewaehrt hat.

    Meine persoenliche Erfahrung basiert uebrigens auf einer gerontopsychiatrischen Einrichtung mit Schwerpunkt auf hirnorganische Veraenderungen. Dort waren auch einige Patienten mit 'Hinlauftendenz' und obwohl es keine geschlossene Einrichtung war, ist es ueber die Jahre, die ich miterlebt habe, nur zweimal passiert, dass jemand tatsaechlich kurzfristig verloren gegangen ist. Das Pflegeperonal und die Therapeuten waren auf Demenzerkrankungen spezialisiert und konnten Probleme weitestgehend auffangen.

    Die Sorge, dass haeufige Besuche realistisch sind, ist natuerlich vollkommen nachvollziehbar, dennoch glaube ich, dass auch die Frage, wie es dem Vater in der Einrichtung ergehen wird, wichtig ist und nicht vollkommen in den Hintergrund treten sollte. Er wird letztlich 24 Stunden am Tag dort verbringen und ich wuensche Euch von Herzen, dass Ihr einen Platz fuer ihn findet, an dem er liebevoll und fachkundig umsorgt wird. Und der fuer die Mutter gut erreichbar ist.

    Alles Gute
    Nenna
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