Erfahrungen mit Wohngemeinschaft

Hallo zusammen,

seit 2 Jahren hat meine Mama die Diagnose Alzheimer. Vor fast 7 Wochen ist meine Mama ins Krankenhaus gekommen, weil sie orientierungslos auf der Straße gefunden wurde. Im Anschluss kam sie zur Kurzzeitpflege in ein betreutes Wohnen. Ich habe den Eindruck, dass meine Mama, seit dem sie nicht mehr zu Hause ist, extrem abgebaut hat. Vorher z. B. konnte sie stundenlang spazieren gehen, als wir sie am Wochenende abholten, um mit ihr spazierenzugehen, musste sie alle 5 min. eine Pause einlegen, weil sie kaum laufen konnte. Auch allgemein hat sie sich verändert, sie ist immer mehr verwirrter und lebt in einer anderen Welt, was ich so bisher nicht von ihr kannte.
Eigentlich war mein Plan, sie im betreuten Wohnen, wo sie jetzt zur Kurzzeitpflege ist, dauerhaft unterzubringen. da sie immer wieder vergisst zu essen, Halluzinationen hat und auch die Pflege und Sauberkeit von Wohnung und Körper nachlassen. Hinzu kommt, dass sie Alkohol trinkt, wenn sie alleine ist und das dann die ganze Krankheit verschlimmert.
Und nun weiß ich mir einfach keinen Rat. Was ist richtig und was falsch. Habt Ihr auch in dieser Richtung eure Erfahrungen gemacht?

Liebe Grüsse Seni

Kommentare

  • Hallo Seni,

    ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Alles was Du schreibst, kann ich mit eigenen Erfahrungen verbinden, denke ich. Mittlerweile ist die Demenzerkrankung bei meiner Mutter fortgeschritten, aber in der Anfangsphase hat sie auch versucht, sich mit Alkohol zu betäuben. Sie lebte alleine, mein Vater war gestorben, sie war einsam und hatte diese schreckliche Diagnose. Ich war manchmal wütend/verzweifelt, da sie sich durch den Alkoholmissbrauch in der Symptomatik der Demenzerkrankung weiter nach vorne katapultierte, als es nötig war.
    Aber das war eine Phase, nicht schön, ging dann auch wieder weg (ich meine die unzeitgemäßen Symptome). Ihr Trinkverhalten ist mittlerweile auf einem normalen Niveau. Sie hat diese Trinkgewohnheit einfach auch vergessen. Manchmal hat sie heute Halluzinationen, manchmal unterhält sie sich mit ihrem Spiegelbild usw.
    Aber das ist kein Dauerzustand, geht vorbei und kommt unerwartet wieder. Neuerdings fragt sie sich manchmal, ob die Menschen im Fernsehen alle bei uns zuhause sind. Sich selbst pflegen und völlig selbstständig anziehen kann sie nicht mehr. Es liegt aber nicht an ihren körperlichen Fähigkeiten, sondern, dass sie eine Aktion nicht in einzelne Aufgaben aufteilen/erinnern kann und dann auch ihre Aufmerksamkeit nicht so lange auf diese Aktion lenken kann. Es geht, wenn man ihr hilft: Ruhige Erklärungen, Kleidungsstücke anreichen usw. Sie ist keinen Moment mehr alleine. Meine Erfahrungen mit einer Heimunterbringung oder der Kurzzeitpflege waren nicht so gut. Sie lebt nun wieder zuhause.
    Das Außergewöhnliche der Erkrankung wird irgendwann normal. Als meine Mutter das erste Mal unbedingt nach Hause wollte (obwohl sie zuhause war) zu ihren Eltern (ihr Vater würde sonst schimpfen) war schon schwierig, da denkt man: oje, jetzt ist es soweit. Danach vergaß sie auch Dinge ihres Lebens, die ihr außerordentlich wichtig waren. Nur, alles ist kein Dauerzustand. Manchmal habe ich das Gefühl, sie ist wieder in ihrem alten Leben angekommen, wir sind Mutter und Tochter... Das ist flüchtig, wie ein leichter Stoffvorhang, der über das Gesicht streift und den Blick vernebelt. So ungefähr.

    Aber derzeit bin ich dabei eine Wohngemeinschaft für Menschen mit einer Demenzerkrankung zu realisieren, vielleicht schaust Du mal vorbei?

    www.trotz-demenz-wg.de

    Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiter helfen. Gerne beantworte ich auch weitere Fragen.
    Liebe Grüße
    AnniD.
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