Heimunterbringung: wie sag ich es meinem Vater?

Guten Tag Frau Saxl,

mein Vater leidet an Demenz in Folge von Alkoholkonsum. So wie Ärzte mir sagten, ist es wohl nicht Alzheimer, aber die Folgen der Krankheit sind ganz ähnlicher Art.
Nun lebt mein Vater bereits seit Mitte Okt. in einem Pflegeheim, da er sich bei einem Sturz den Knöchel gebrochen hatte und alleine zu Hause nicht mehr versorgt werden konnte. Bisher haben wir ihm noch nicht sagen können, dass er jetzt nicht mehr zu Hause leben kann, da seine Demenz immer schlimmer wird und wir begründen das jetzt noch mit dem gebrochenen Fuß. Natürlich spricht er nur davon, dass er nach Hause möchte, sobald der Fuß geheilt ist. Doch sein Hausarzt hat mir gesagt, dass er eigentlich schon vor drei Jahren nicht mehr alleine zu Hause hätte leben können.
Mein Bruder und ich haben uns viele Gedanken über seinen weiteren Aufenthalt im Heim gemacht und haben ein schlechtes Gewissen, dass wir ihn darüber so im Unklaren lassen müssen. Im Heim ist er wirklich gut untergebracht und sein Gesundheitszustand hat sich nach dem Krankenhausaufenthalt gebessert. Doch weder ich noch mein Bruder können eine Pflege rund um die Uhr zu Hause leisten und eine 24-Std.-Haushälterin würde er überhaupt nicht akzeptieren. So bleibt uns nur die Heimunterbringung, da mein Vater keine gefährlichen Situationen mehr einschätzen kann und sein Tag-Nacht-Rhytmus vollkommen gestört ist.
Nun meine Frage: wie können wir ihm die Unterbringung am besten näher bringen? Das Problem daran ist seine Aussage, dass er nie in einem Pflegeheim leben wollte.
Eine richterliche Entscheidung über das Aufenthaltsbestimmungsrecht ist beantragt und wird wohl in Kürze erfolgen. Können und sollen wir dann einfach entscheiden, dass er dort bleiben muss?
Vielleicht gibt es ja noch andere Meinungen dazu, ich würde mich über Vorschläge sehr freuen.
Gruß Ullie

Kommentare

  • hallo ullie,

    ich denke es ist sicher das beste ihn ins heim zu bringen. ich meine nicht für die angehörigen sondern für ihn. wenn schon der arzt sagt das es seit 3 jahren nicht mehr ok ist das er allein wohnt dann ist es nur gut wenn er nun die betreuung im heim bekommt.
    wie man es ihm sagt? man sagt es am besten erst dann wenn es kurz davor ist das er ins heim kommt oder wenn er schon im heim ist. man muss ja nicht gleich sagen das er dort für immer bleiben muss, ich denke man sollte ihn sich dort erstmal eingewöhnen lassen. und bei der wahl des heims sollte man schon auch gucken das jedes stadium des alters/der krankheit vorhanden ist. somit werden immer personen auch dort sein mit denen er sich versteht und das es ihm dort demnach auch gefällt.
    also das wichtigste ist die wahl des heims. es sollten beschäftigungsräume vorhanden sein, die pflegekräfte sollten auch in einer guten menge da sein... nicht das zu wenig zeit für die pflege ist und der vater nicht gut behandelt wird! (alzheimer heim wäre sicher das beste)
    ich hoffe ich konnte helfen!

    lieben gruss

    doris
  • Hallo Doris,

    vielen Dank für deine schnelle Antwort. Ich war heute gerade wieder im Heim und habe meinen Vater besucht. Er ist jetzt seit dem 19. Okt. bereits dort und wir haben eine kleine Einrichtung auf dem Lande ausgesucht, in dem Alzheimer-Patienten und auch andere Heimbewohner leben, die einfach nur gebrechlich sind.
    Mein Vater unterhält sich gerne, hatte zu Hause aber kaum Ansprache, da er sich mit seinen Nachbarn teilweise überworfen hatte. Im Heim hat er jetzt so viele Gelegenheiten, sich zu unterhalten und nimmt es auch in Anspruch, da er sogar einige von den Bewohnern von früher kennt, da sie auch in seinem Heimatort gewohnt haben. Wir haben schon gemerkt, dass es ihm dort sehr gut geht, denn es sind ausreichend Pflegerinnen vorhanden, die ihn auch mal in den Arm nehmen oder sich mit ihm hinsetzten und reden. Im Grunde genommen weiß er auch, dass er es dort nicht schlecht hat, aber es ist eben nicht das eigene Zuhause und schon allein aus Prinzip kann er jetzt nicht sagen, dass es ihm dort gefällt.
    Nach Einschätzung der Heinmleiterin, zu der wir einen sehr guten Kontakt haben, ist mein Vater noch zwischen zwei Stufen... einerseits hat er noch klare Momente, in denen man sich mit ihm richtig gut unterhalten kann (was nicht heißt, dass er einsichtig wäre, denn alle anderen Bewohner sind ja geistig verwirrt, nur er nicht) und dann gibt es wieder Momente, in denen er total verwirrt ist und sich gar nicht zurecht findet.
    Bei unseren Besuchen passiert also folgendes:
    1. an guten Tagen können wir uns nicht vorstellen, wie wir ihm jemals klar machen können, dass er im Heim leben soll oder
    2. an schlechten Tagen wissen wir genau, dass wir gar keine andere Möglichkeit haben, da er eine Gefahr für sich und andere darstellt. Wir sitzen also immer zwischen zwei Stühlen. Aber ich denke, dass dieser Zwiespalt vielen hier bekannt ist.
    Die Heimleiterin hat mir heute gesagt, dass sie ihn auf seine Nachfragen zunächst bis Januar vertröstet hat, da er erst dann sein Bein wieder voll belasten könnte. Dann sind wir gefragt und ich hoffe, dass dann schon richterlich über die Aufenthaltsbestimmung entschieden wurde.Wir werden also sehen, wie es weitergeht und hoffen, dass wir die richtige Entscheidung treffen.

    Gruß Ullie
  • Hallo Ullie,

    aus Deiner Schilderung werde ich nicht so richtig schlau. Auf der einen Seite sagst Du, dass Ihr Deinem Vater nicht sagen könnt, dass er im Heim bleiben soll. Warum nicht? Weil er Euch leid tut, da es gegen seinen Willen geschehen würde? Oder weil er sich das nicht gefallen ließe? Auf der anderen Seite gibt es dann den richterlichen Beschluss. Ihm das zu sagen, ist, meines Erachtens, viel schlimmer. Denn dies führt dem Vater vor Augen, dass er nicht mehr über sich selbst verfügen kann und andere (Fremde!) ihm sein Leben aufzwingen und über ihn bestimmen. Das stelle ich mir schrecklich vor. Denn man ist doch gewöhnt, als erwachsener Mensch alles selber zu entscheiden und läßt sich bestimmt sehr ungern bevormunden. Ich fände es besser, wenn ihr als die nächsten Angehörigen dem Vater sanft die Vorteile des Heims klar machen könntet und ihm ehrlich die Situation auseinander legen würdet. Ich kenne natürlich den Vater und seine Reaktionen nicht, deshalb kann ich hier ja viel sagen, wenn der Tag lang ist, aber mir erscheint das einfach humaner als ihm zu sagen, so ein Richter hat das jetzt entschieden. Ich versuche, mir immer auszumalen, wie ich reagieren würde, wenn jemand mir meine Entscheidungen plötzlich so aus der Hand reißen und über mich bestimmen würde. Ich wäre verzweifelt und empört und würde demjenigen nie mehr vertrauen. Also, meine Meinung, versucht Klartext mit ihm zu reden und ihn auf freundliche Weise zu überzeugen. Wenn das geht...
    Alles Gute
    Silvi
  • Hallo Silvi,

    ich habe über deinen Einwand nachgedacht und du hast natürlich Recht, dass es schrecklich ist, wenn Fremde über den Aufenthaltsort bestimmen. Doch es ist beides: einerseits tut er uns leid, da er nicht einsehen kann, dass er schon so verwirrt ist, dass er nicht mehr alleine leben kann und andererseits läßt er sich auch nicht gefallen, dass wir ihm gute ratschläge geben. So haben wir uns also gedacht, dass wenn ein Richter oder Arzt ihm diese Mitteilung macht, wären wir nicht mehr "die Bösen", die ihn daran hindern, wieder nach Hause zu kommen.
    Ich weiß, dass uns wohl nichts anderes übrig bleiben wird, als ihm unsere Entscheidung mit guten Worten näher zu bringen, denn anscheinend nimmt uns das keiner ab. Konsequenz wäre aber sehr wahrscheinlich, dass er uns dann nicht mehr sehen möchte und uns nur noch böse ist. Aber da müssen wir wohl durch, denn wir haben auch eine Verantwortung für das Leben und die Unversehrtheit meines Vaters, welches oder welche er gefährden würde, würde er alleine zu Hause leben.
    Es ist nun mal keiner da, der ihn auch nachts betreuen kann, wenn er denn wieder in der Gegend herum läuft, alle möglichen Sachen anstellt, die man lieber nicht machen sollte und z.B. raucht und Zigaretten auf dem Boden fallen läßt (du hast noch nicht die ganzen Brandlöcher in der Küche und im Wohnzimmer gesehen oder das Brandloch in der Abdeckung der Waschmaschine, weil es mal wieder gebrannt hat). Ich hätte keine ruhige Minute zu Hause und würde mir unendlich Gedanken machen, was er denn schon wieder angestellt hätte. Eine Betreuungsperson würde er ja leider nicht akzeptieren, da ihm ja alle böses wollen.

    Aber du hast mit deinen Übergungen schon Recht, dass es wohl im Endeffekt für ihn besser zu akzeptieren ist, wenn wir ihm alle möglichen Vorteile der Heimunterbringung schildern. Nur leider glaube ich nicht, dass wir damit bei ihm irgendeine Einsicht bewirken können.

    Lieben Gruß
    Ullie
  • hallo ulli,
    ich bins nochmal und ich habe mir mal alles in ruhe durchgelesen was bisher passiert ist.
    also meine mutter ist auch unter betreuung bzw. habe ich auch ihr aufenthaltsbestimmungsrecht. das weiss sie selber nicht...
    sie lebt zwar bei mir aber wenn ich mein wochenende habe kommt sie ja auch immer wieder mal ins heim, das gefällt ihr auch nie...
    aber sie bekommt nur von mir zu hören das ich mal weg wollte und kein anderer zeit hat sich zu kümmern weil alle (geschwister) weg sind in der selben zeit.
    und wie gesagt gefallen tut es ihr auch nie...
    aber wenn wir da sind beschönige ich auch alles. da ist ein toller garten nette leute und sie kann dort urlaub machen und hat keine aufgaben und pflichten wie zuhause. dort kann sie sich eben ausruhen.
    aber nie würde ich zulassen das jemand ihr sagt das sie keine eigene entscheidung mehr hat!!! und das wäre auch wirklich das schlimmste!!! wie schon gesagt, man muss alles beschönigen und eben auch lügen... und wenn januar ist kann man den fuss noch länger als grund nehmen wieso er nicht weg kann (zwinker)
    unter normalen umständen merkt er es dann eh nicht...
    also einfach die zeit arbeiten lassen bis er eben alles soweit vergessen hat.
    meine mutter weiss auchnicht das sie hier bei mir zuhause ist obwohl sie hier in diesem haus seit über 43 jahren zuhause ist... daher ist es doch egal...
    lieben gruss
    doris
  • Hallo Doris,
    zur Zeit hat sich die Lage ein wenig entspannt, da auch die Krankengymnastin dahingehend eingenordet wurde, meinem Vater die Lage zu erklären. Sie sagt ihm also, dass er noch etwas Geduld mit seiner Genesung haben muss und seinen Fuß ja erstmal nur mit 20 kg belasten darf (was er natürlich nicht tut, sondern fast die ganze Zeit ohne Stock o. anderer Hilfsmittel spazieren geht) Doch als ich ihn am Freitag besuchte, kam von seiner Seite die Aussage, dass er ja noch bis Weihnachten abwarten könnte und sich wohl gedulden muss. Ich war recht erstaunt über diese Äußerung und habe mich mit dem Pflegepersonal unterhalten. Dabei sagte man mir, dass er in der letzten Woche weniger davon gesprochen hatte, dass er nach Hause möchte und sich sehr viel mit den anderen Bewohnern unterhalten hätte.
    Mit dem Vergessen ist das bei ihm so eine Sache, da er noch einige klare Momente hat, in denen er genau weiß, was er möchte und was nicht, können wir nicht davon ausgehen, dass sich das in der nächsten Zeit ändern wird. Das "nach Hause wollen" hat sich so in seinem Kopf festgesetzt, dass er auch nichts anderes aufnimmt oder hören will. Wir haben ihm schon öfter vorsichtig zu sagen versucht, was für Vorteile sein Aufenthalt dort hat, aber wie gesagt, dass möchte er gar nicht hören, obwohl er sicher insgeheim schon weiß, dass es ihm dort viel besser geht.
    Nun werden wir mal den Dezember abwarten und dann schauen, wie es weiter geht.
    Ich wünsche dir eine schöne Adventszeit und viel Kraft bei der Betreuung deiner Mutter.

    Lieben Gruß
    Ulrike
  • Hallo Zusammen,

    ich möchte nur mal kurz einen Zwischenstand abgeben. Wir haben jetzt die richterliche Entscheidung noch vor dem Fest bekommen und uns entschlossen, meinen Vater am 24.12. für einen kleinen Besuch in seinem alten Zuhause abzuholen. Ich denke es war die richtige Entscheidung, denn als er in seiner Küche saß, es ihm gesundheitlich wirklich nicht gut ging, da hat er zugeben müssen, dass es ihm in seinem neuen Zuhause gut geht und er ohne Hilfe, alleine zu Hause nicht mehr zurecht kommen würde. Der Besuch hat ungefähr eine Stunde gedauert und als es Zeit wurde, zum Mittagessen zurückzufahren, meinte er, dass wir nun ja wohl los "nach Hause" müssten. Auch der richterliche Besuch und die Befragung seinerseits ging wesentlich besser, als wir uns das jemals gedacht hatten. Mein Vater selbst schlug mich und meinen Bruder als Betreuer vor und sagte am Ende zu mir:" Na, früher hab ich ja alles entschieden..aber heute eben nicht mehr". Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass uns so mancher Stein vom Herzen gefallen ist und die Besuche jetzt wesentlich entspannter verlaufen, da man nicht immer vom Thema "nach Hause wollen" ablenken muss.
    Es wird sicher noch oft der Wunsch kommen, dass er mal nach Hause möchte (um nach dem Rechten zu sehen), den wir ihm dann auch ab und zu erfüllen werden, aber er hat es jetzt akzeptiert, dass das Pflegeheim sein neues zu Hause ist.
    Heute waren wir mit 5 Leuten zum Weihnachtskaffee bei ihm und haben bemerkt, dass er eher seine ruhige Routine im Heim benötigt, als so viel Trubel um sich herum. Das konnten wir auch verstehen und haben nach 1 Stunde den Besuch beendet. Manchmal haben wir das Gefühl, dass wir viel zu viel erwarten und mein Vater einfach nur seine Ruhe haben möchte. Doch auch daraus lernen wir und werden in Zukunft weniger mit ihm veranstalten und unsere Besuche kürzer halten, da wir einfach nur möchten, dass es ihm gut geht.

    Ich wünsche allen, die ihre Angehörigen pflegen, einen schönen 2.Weihnachtstag und viel Kraft für das nächste Jahr, bei dieser schwierigen Aufgabe.

    Lieben Gruß
    Ulrike
  • Hallo Ulrike!

    Ich habe gerade Deinen Text gelesen und kann mitfühlen, wie der Stein vom Herzen gepurzelt ist! Wir haben auch die gesetzliche Betreuung durch, aber durch einen Berufsbetreuer. Dieser gibt sich auch sehr viel Mühe und wollte versuchen, unsere Mutter so lange wie möglich zu Hause zu lassen! Aber schon nach 2 Tagen war die Hoffnung vorüber! Sie lässt auch bei ihm keinen herein ( Medikamentengabe etc. )und wir werden nur noch beschimpft, weil wir ihr das angetan haben!Wir kommen einfach nicht an sie heran und der Betreuer hat schon angedeutet, dass es dann nur noch stationär geht, was wir eigentlich alle vermeiden wollten!
    Das Schlimmste war das Weihnachtsfest, sie war nicht zu bewegen mit uns zu feiern und so wussten wir, dass sie ganz alleine in ihrer Wohnung sitzt und es ihr gar nicht gut geht, denn sie nimmt auch nicht ihre Blutdruckmittel!
    Ich hoffe bei uns regelt es sich auch irgendwann einmal und alles kommt zur Ruhe.Als sie in der Klinik war und alle Tabletten regelmäßig genommen hat, war es so toll, sie hat mal wieder gelacht, gebastelt und einfach ein bischen Spaß am Leben gehabt!
    Auch ich wünsche allen Angehörigen einen schönen 2. Weihnachtstag und auch viel Kraft für´s neue Jahr!
    Lieben Gruß
    Andrea
  • hallo,
    weihnachten und der ganze trubel ist nun vorbei und der normale tag kommt wieder....
    ich finde es schön das sich das mit dem heim bei euch geregelt hat!! das freut mich!!! ich überlege auch schon weiter in richtung heim<IMG SRC="http://www.deutsche-alzheimer.de/discus/clipart/sad.gif" ALT=":-(" BORDER=0> ich wollte es nicht, aber so langsam werden meine nerven doch blanker und das weihnachtsfest ist natürlich nicht ganz unschuldig...
    aber es ist schon einfacher wenn man allein ist und man nicht auchnoch die mutter ständig wieder beruhigen muss.
    naja... aber ich schau mal was das nächste jahr so für uns bringt! vielleicht wird es ja doch wieder besser...
    sodenn ich wünsch allen das ihr ein schönes weihnachten hattet und noch einen guten rutsch ins neue jahr habt!!!
    alles liebe
    doris
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