Diagnose: Vaskuläre Demenz???

Hallo,
ich bzw. meine Familie ist zur Zeit völlig hilflos, was meinen Vater, der 75 Jahre alt ist, angeht. Seit Jahren litt er unter zunehmender Vergesslichkeit. Nicht nur, dass er Namen von ihm bekannten Personen vollkommen vergessen hatte, er konnte sich auch zunehmend schlechter im Straßenverkehr orientieren, fand Wege nicht etc. Meine Mutter, die 11 Jahre jünger ist, merkte die Veränderungen am deutlichsten. Es kam immer häufiger zu Streitigkeiten zwischen meinen Eltern bezüglich der Vergesslichkeit meines Vaters. Meine Mutter, wir drei Kinder übrigens auch, dachte keineswegs an eine Demenz, sondern warf ihm einfach Desinteresse an seiner Umwelt und seinen Mitmenschen vor und bat ihn fast täglich, sich doch anzustrengen.
Ich muss dazu sagen, dass mein Vater im Alter von 60 Jahren eine Bypass-OP hatte, darauf-folgend drei große OPs zweck Knievollprothesen und etliche kleinere Eingriffe. Seine Bewegungsfähigkeit war infolge der Knieoperationen, wovon eine nicht geglückt und dann wiederholt werden musste, erheblich eingeschränkt. Hinzu kamen seit dem vergangenen Jahr massive Rückenbeschwerden. Der Tagesablauf meines Vaters sieht also schon seit Jahren so aus, dass er meistens nur rumsitzt und Kreuzwort- bzw. Zahlenrätsel löst (darin ist er total fit und das kann er über Stunden hinweg machen). Leider hat er meines Erachtens viel zu wenig Bewegung, was ja auch die Hirnleistung beeinträchtigt, oder?
Meine Mutter wollte ihn schon seit mindestens zwei Jahren zum Neurologen schleppen, um feststellen zu lassen, was mit ihm los ist. Könnte ja auch eine Depression sein...Meine Vater lehnte dies aber immer mit der Bemerkung, er sei in Ordnung und nicht verrückt, ab. Im April 2008 hatten wir ihn dann aber endlich soweit und es wurde ein Neurologe aufgesucht. Dieser führte verschiedene Tests durch, es wurden EEG und CT gemacht. Weiß nicht so genau, was sonst noch...jedenfalls wurde von ihm die Diagnose VASKULÄRE DEMENZ gestellt. Auf den Bildern des CTs war wohl auch zu erkennen, dass mein Vater mal einen leichten Schlaganfall gehabt haben soll, der schon länger zurückliegt (Zeitpunkt konnte nicht festgelegt werden / uns ist dies nicht aufgefallen).
Und mit dieser Diagnose fing erst alles an....
Mein Vater bekam verschiedene Medikamente verordnet...ich weiß gar nicht mehr alle Namen. Auf einmal war die Vergesslichkeit zur Nebensache geworden, denn mein Vater ist (kann Zufall sein) seit Beginn der Behandlung total verwirrt und das wird täglich schlimmer. Er erzählt den größten Unsinn. Er ist zu Hause, will aber immer nach Hause. Er redet nur vom Nachhausefahren. In seinem Kopf sind fast nur noch Dinge und Personen aus seiner entfernten Vergangenheit. Stellt sich vor, er ist im Urlaub oder im Krankenhaus und muss alles einpacken und nach Hause fahren. Dementsprechend packt er auch Dinge zusammen. Wenn meine Mutter ihn davon abhalten will, wird er sehr böse. Für sie ist das sehr schlimm. Ich frage mich, wie lange sie das durchhalten kann. Im Moment weint sie sehr oft und ist hilflos. Man kann irgendwie nichts tun. Sie hat im Herbst letzten Jahres einen zehnwöchigen Kursus für Angehörige von Demenzkranken besucht. Vieles war hilfreich, aber dennoch wird man letztlich allein gelassen...
Die starke Verwirrung wurde dem Neurologen mitgeteilt, worauf er die Dosis des Medikaments veränderte bzw. ein anderes vorordnete. Im November 2008 habe ich mich bei unserem gemeinsamen Hausarzt, der unserer Familie seit Jahrzehnten glücklicherweise sehr verbunden ist, beraten lassen. Dieser änderte wiederum die Medikamentierung und sprach von möglicherweise Alzheimer. Mein Vater nahm einige Zeit Exelon in Verbindung mit Risperidon. Der Hausarzt ordnete an, das Exelon (Pflaster) wegzulassen und dafür das Risperidon zu erhöhen. Inzwischen wurde die Dosis wieder erhöht. Mein Vater ist aber nach wie vor sehr verwirrt und außerdem sehr müde. Das kann doch nicht gut sein. Meiner Meinung nach nimmt er die falschen Medikamente oder vielleicht auch nur falsch dosiert. Der Zustand verschlimmert sich eher als dass er sich bessert bzw. wenigstens gestoppt wird. Ich habe in den letzten Tagen so viel über diese vermeintliche Diagnose gelesen, dass ich nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht. Ich habe Angst vor der Zukunft. Der Verlauf war bisher so dramatisch schnell, dass ich Panik kriege, was auf uns zukommen mag. Morgen habe ich mir mit meiner jüngeren Schwester einen Termin bei dem behandelnden Neurologen meines Vaters gemacht, um mit ihm über das Krankheitsbild zu sprechen und nochmal nachzufragen, ob das mit den Medikamenten so richtig ist. In unserer Nähe gibt es leider keine Selbsthilfegruppe o. ä.
Wir fühlen uns so hilflos. Keiner gibt einem einen richtigen Rat oder Unterstützung. Ich hoffe, ich habe einigermaßen verständlich unsere bisherigen Erfahrungen nieder geschrieben. Es sprudelt nur so aus mir heraus. Es ist mir ein großes Anliegen, mich mit Betroffenen auszutauschen und ich bin jedem dankbar, der mir ähnliche Erfahrungen, Tipps usw. mitteilt. Man fragt sich nur noch: Warum wir?????

Kommentare

  • Hallo susi1304,

    so begann es bei meiner Mutter auch. Vor etwa 12 Jahren war ich mit ihr 1 Woche in Urlaub und da war es für sie sehr schwierig, ihre eingeräumten Dinge, die sie dort in die Schränke geräumt hatte wiederzufinden und auch sonst. Vergesslichkeiten.
    Inzwischen mussten wir sie im Sommer 2004 in eine kleine Wohnung unter der unseren nehmen, da es allein (70 km Entfernung) trotz ständiger Besuche nicht mehr ging.
    Sie will auch immer heim und kapiert nicht, da sie doch ihr Zuhause hier hat.
    Man erfährt aber, dass sie nicht in die Wohnung möchte, wo sie bis vor 5 Jahren gewohnt hat, sondern in die Wohnung, in der sie von Geburt bis zu ihrem 27. Lebensj. gewohnt hat.

    Vor etwa 2 Jahren musste sie auch schon die Polizei wieder heimbringen. Sie kann auch selbst ohnehin mit Schlüssel nichts mehr anfangen, so dass wir jetzt darauf achten, dass sie das Haus nicht mehr allein verlässt.

    Auch fragt sie immer wieder nach allen möglichen (verstorbenen) Personen. Das war einige Jahre sehr, sehr schlimm.
    Jetzt hat dies ein wenig nachgelassen. Dafür werden die pflegerischen Arbeiten, die auf mich zukommen, mehr (Inkontinenz wird bedeutend schlimmer und Essverhalten usw.)
    So stopft sie z.Bsp. das benutzte Toilettenpapier in ihre Windelhose oder legt es woanders ab usw., usw.

    Wir waren damals auch bei einem Psychologen.
    Dies ist für Euch erstmal sehr wichtig, da Euch das Gutachten sehr bei der Pflegestufeneinstellung nutzt.

    Dazu habe ich hier auch schon viele Dinge geschrieben, aber gebe auch zu jeder Zeit gern Auskunft.

    So habe ich gerade heute einen Pflegestufenrechner im Netz gefunden, den ich für sehr gut und wichtig halte:
    http://www.seniorplace.de/pflegestufe.php

    Nun wünsche ich Euch aber erstmal viel Kraft und ein hilfreiches Gespräch beim Psychologen.

    Herzliche Grüße
    Christine
  • Hallo susi1304,
    auch wir haben diese Probleme schon vor ca.11 Jahren bei meinem Schwiegervater gehabt. Er wollte immer "nach Hause". Wenn er seinen Willen nicht bekommen hat ist er sehr böse geworden. Das einzige was geholfen hat war -"ins Auto setzen und einmal um den Block fahren"- und er war glücklich und zufrieden.
    Ja, und zum schnellen Vortschreiten der Krankheit kann ich aus meiner Erfahrung nach der Pflege von 2 Alzheimer Patienten nur sagen, es st von Mensch zu Mensch verschieden. Bei meinem Schwiegervater ging es sehr, sehr schnell, und bei meiner Schwiegermutter in Schüben. Es gab Tage da hat man nichts gemerkt, sie war dann ganz normal und konnte sich auch unterhalten. Dann gab es wieder Tage wo sie völlig durch den Wind war. (und ich dann auch.-smile-)
    Mein Tipp an Euch ist einfach: Macht Euch schlau, lest, fragt nach (auch hier im Forum) oder vielleicht kennt Ihr jemanden in Eurem Umfeld oder Ort der einen Alzheimer Patienten Pflegt. Fragt, redet mit den Leuten wie sie Pflegen, welche Hilfe sie in Anspruch nehmen u.s.w.
    Ich habe hier in unserem Wohnort von Anfang an über die Krankheit meiner Schwiegermutter gesprochen und war erstaunt wie viele selber A.-Patienten pflegen oder gepflegt haben. Da kam dann schon mal der eine oder andere gute Tipp. Oder man konnte sich mal aussprechen. Denn Leute die nie mit der Krankheit zu tun hatten können sich nicht vorstellen wie Nervenaufreibend diese Krankheit ist, für den Kranken und noch viel mehr für den Pflegenden.
    Und wenn Ihr nicht mehr weiter wisst, dann schreibt es Euch hier von der Seele, habe ich auch immer gemacht. Der Frust ist dann erst mal weg und es geht einem schon wieder etwas besser.
    Ich wünsche Euch viel Kraft und LG Uschi
  • Hallo susi1304,

    so wie Uschi das schreibt, haben wir es auch erfahren. Bei meinem Schwiegervater schritt die Krankheit schnell voran.
    Bei meiner Mutter sind es auch eher Schübe, die wieder eine Verschlechterung bringen.

    Das "Von-der-Seele-reden" hilft auf jeden Fall.
    Man kann dies hier in diesem Forum tatsächlich.

    Auch habe ich hier im Dorf Leute, die Alzheimer-Patenten gepflegt haben und genau wissen, wovon man spricht.

    Dagegen ist die eigene Verwandtschaft mit den Gegebenheiten oft überfordert und ratlos.

    Ich wünsche Euch viel Kraft und auch Zuspruch von anderen Menschen.

    Herzl. Gruß
    Christine
  • Ich bin überrascht, dass so schnell jemand auf meinen Beitrag reagiert hat und sage ganz herzlich Danke. In Zukunft werde ich diese Plattform häufiger nutzen und mir vor allen Dingen meine Verzweiflung von der Seele schreiben. Heute haben wir, wie zuvor bereits erwähnt, das Gespräch beim Neurologen meines Vaters. Mal sehen, wie es dann weitergeht. Nochmals Danke und bis bald.
  • Hallo, ich habe im Moment noch eine wichtige Frage. Welche Medikamte haben Eure Angehörigen verordnet bekommen. Bitte nennt mir doch mal deren Namen. Mein Vater erhält für die Behandlung der Demenz zur Zeit Risperidon, aber das ist meiner Meinung nach nicht das richtige, weil er so müde ist. Er nickt im Sitzen ein, obwohl er einen Mittagsschlaf gehalten hat. Vorher bekam er Exelon und Risperidon gleichzeitig verabreicht.
    Wäre nett, wenn ihr mir Auskunft geben könntet.
  • Hallo susi1304,
    meine Schwiegermutter hatte Ebixa bekommen. Dazu muss ich aber sagen dass es nicht geholfen hat. Ich glaube die Krankheit war schon zu weit fortgeschritten.
    LG Uschi
  • Meine Freundin nimmt seit längerer Zeit Ebixa. Welche Erfahrungen gibt es hinsichtlich der Nebenwirkungen? Sie klagt, daß sie davon dick würde....
  • Hallo alfamromeo,
    meine Schwiegermutter hat fast ein Jahr Ebixa bekommen. Es hat ihr bei der Krankheit Alzheimer aber nicht geholfen. Sie wurde davon aber auch nicht müde oder gar dick.
    Ich würde bei Deiner Freundin einmal das Essverhalten prüfen. Bei meinem Schwiegervater war es damals so das er kein Sättigungsgefühl mehr hatte, er konnte bis zum Erbrechen essen.
    Wenn er seinen Teller leer gegessen hatte haben wir halt gesagt dass er schon gegessen hat und Satt sein müsste, hat auch meistens geklappt. Wenn nicht kann man auch mal noch einen Apfel oder geschnitte Möhren u.s.w. reichen. Bei meiner Schwiegermutter habe ich gerne einen Obstquark als Nachtisch gegeben. Milchprodukte sind sehr wichtig für die Haut und sollten einmal am Tag gereicht werden.
    LG Uschi
  • Hallo, Danke für Eure Mitteilungen. Wir waren ja heute nochmal beim Neurologen meines Vaters. Dieser hat jetzt die Einnahmeverordnung des Hausarztes wieder abgeändert. Das Exelon-Pflaster sowie Risperidon soll er nun wie gehabt wieder einnehmen. Wir haben ihm auch gesagt, dass mein Vater neuerdings immer so müde ist und auch so tapsig geht. Da hat er gemeint, das Risperidon sei vom Hausarzt überdosiert worden und daher komme das.
    Jetzt weiß ich gar nicht mehr, wem ich mehr glauben soll. Der Hausarzt steht uns seit vielen Jahren treu zur Seite und wir haben immer das Gefühl gehabt, dass er sich sehr um seine Patienten bemüht. Aber jetzt glaube ich, dass ein Facharzt, sprich der Neurologe, vielleicht doch mehr Ahnung von solchen speziellen Dingen hat als der Hausarzt. Kommende Woche haben meine Eltern wieder einen Termin bei dem Neurologen. Dort soll jetzt noch eine spezielle Untersuchung mit einem EEG gemacht werden und auch das Blut nochmal untersucht werden, um auszuschließen, dass es nicht doch etwas anderes ist, was diese extreme Verwirrtheit auslöst. Er benutzte auch den Begriff einer möglichen Frontotemporalen Demenz. Das habe ich inzwischen mal gegoogelt, aber diese Symptome stimmen irgend wie nicht mit denen meines Vaters überein. Ich bin mal gespannt, wie sich alles entwickelt. Der Neurologe hat uns heute gesagt, dass wir fast davon ausgehen können, dass die Erkrankung weiter schnell voranschreiten wird und er möglicherweise schnell zu einem Pflegefall werden könnte. Ich darf gar nicht darüber nachdenken. Wir drei Kinder wohnen alle zwischen 5 und 20 km von unseren Eltern entfernt. Meine jüngere Schwester ist fast jeden Tag da und kann schnell einspringen, wenn Hilfe von Nöten ist. Ich bin da leider weniger flexibel und mein Bruder erst recht. Zur Zeit bleibt leider das meiste an meiner armen Mutter haften. Ich weiß gar nicht, wie wir das alles bewältigen sollen, wenn mein Vater wirklich zu einem Pflegefall werden sollte. Ich könnte es nicht übers Herz bringen, ihn in ein Heim zu geben. Aber vielleicht bleibt einem irgendwann nichts anderes mehr übrig.
    Nie hätte ich mir träumen lassen, dass wir mal von so einer SCHEISSKRANKHEIT betroffen sein würden. Das ist wie jeden Tag ein bischen Abschied nehmen. Das tut so weh...man ist so hilflos und muss den Verfall eines früher mal gestandenen Mannes mit ansehen. Ich könnte nur heulen...aber das nützt uns allen ja nichts.
    Ich danke allen, die sich zu Wort gemeldet haben und freue mich über jede Rückmeldung.
    LG Susi
  • Hallo Susi !

    Die Krankheit ist sche.ße. Mein Mann ist 60. Zur Zeit wickel und fütter ich ihn. Laufen kann er auch fast nicht mehr.Ist aber nicht zu änden, ist ein sterben auf Raten. Ich bin manchmal so vwezweifelt.
    Aber es hilft nicht.
    LG Trudel
  • Hallo Uschi,

    vielen Dank für die Mitteilung. Leider ist bei meiner Braut genau das gegenteilige Eßverhalten der Fall. Ich gebe ihr schon recht kleine Portionen und davon ißt sie nur einen kleinen Teil. Und dennoch behauptet sie, dick zu werden... ich kann das kaum bestätigen. Einbildung?

    Ein viel schwierigeres Problem ist vielmehr, daß sie mit 53 Jahren noch relativ jung ist. (Präsenile Demenz.) --- Man ist immer zu jung für so eine Krankheit.

    MFG
    SR
  • Hallo Uschi,
    das mit dem Essverhalten ist mir seit ein paar Tagen bei meinem Vater auch aufgefallen. Er isst auf einmal Sachen, die er sonst nie gegessen hat und er isst manchmal übermäßig viel, was ihm eigentlich gesundheitlich schadet. Er muss ja auf seinen Blutdruck achten, weil er Schlaganfall gefährdet ist.
    So ist er z. Bsp. beim Frühstück ein Brötchen nach dem anderen (gestern hatten wir Besuch zum Frühstück, da haben wir da leider nicht so genau hingesehen und auf einmal hatte er sich fünf Brötchen reingedrückt). Auf die Brötchen schmiert er sich dick Butter; zuvor hat er über 20 Jahre lang weder Butter noch Margarine zu sich genommen. Neuerdings tut er sich auch Zucker in den Kaffee, obwohl er schon Ewigkeiten den Kaffee schwarz trinkt. Wenn das so weitergeht, nimmt er weiter zu und der Hausarzt hat schon gesagt, er müsse abnehmen. Er ist zwar nicht extrem übergewichtig, er muss aber wie gesagt auf sein Gewicht achten. Diese Rolle übernimmt jetzt meine Mutter bzw. wir. Und wenn man ihn vom Weiteressen abhalten will, wir er böse.
    Ich finde es seltsam, dass er auf einmal so viel isst und auch Sachen, die ihm früher nicht mal geschmeckt haben, zu sich nimmt. Hat das was mit der Krankheit zu tun? Oder ist das eine Nebenwirkung der Medikamente? Vielleicht kann jemand etwas hierzu sagen...
    Gruß, Susi
  • Hallo Susi,

    ich habe eher den Eindruck, dass das Essverhalten mit der Erkrankung zu tun hat.

    Ich habe dies vor Jahren schon bei meinem Schwiegervater festgestellt. Er hat sein Leben lang immer stundenlang an einer Fl. Bier (0,5l) gebraucht. Oft haben wir ihm gesagt, dass das Bier doch sicher dann nicht mehr schmecken kann.

    In den letzten Zeiten seiner Demenz (Ausnahme waren die allerletzten Wochen vielleicht) hat er das Bier förmlich "runter geschüttet" und wollte sofort mehr.

    Bei meiner Mutter ist es jetzt irgendwie auch so. Sie hat ihr Leben zeitweise nie Kaffee getrunken und einige Jahre den Bohnenkaffee nur dünn und nicht jeden Tag.

    Jetzt sitzt man mit Besuch am Kaffeetisch und sie möchte eine Tasse nach der anderen.

    Mit verschied. anderen Lebensmitteln hatten wir auch schon solche Phasen hinter uns.

    Es gibt Tage, da hat man den Eindruck, dass das Sättigungsgefühl verloren geht.
    Dann gibt es aber auch manchmal Tage, da scheint kein Hungergefühl mehr da zu sein, wobei es diese Tage weniger gibt.

    Da müssen wir sicher durch. Irgendwie scheint alles zur Krankheit zu gehören.

    Herzl.Grüße von Christine
  • Hallo Susi und Christine,
    sicher hat dieses verhalten mit der Krankheit zu tun. Uns war es damals bei meinem Schwiegervater erst nicht aufgefallen, er war immer recht Rund und ein guter Esser.
    Bis wir einmal Hl.Abend mit Besuch am Tisch saßen und ich einen reichlich gedeckten Tisch vorbereitet hatte. Wir waren alle fröhlich und haben uns das Essen schmecken lassen, auch mein Schwiegervater.- Ja, auf einmal dreht er sich zur Seite und erbricht sich........!
    Es hatte keiner darauf geachtet was er alles in sich hinein "geschaufelt" hatte.
    Hl.Abend war gelaufen und keiner konnte mehr was Essen. Das war unser letztes Weihnachtsfest mit meinem Schwiegervater, und ist der ganzen Familie heute nach über 10 Jahren noch im Gedächtnis.
    Ich habe das mal für Pflegende geschrieben, sollten erste Anzeichen für ein fehlendes Sättigungsgefühl vorhanden sein müsst ihr darauf achten das euch nicht ähnliches passier.
    Der Patient kann da nichts dafür aber man kann im Vorfeld aufpassen.
    LG Uschi
  • Hallo Ihr Lieben,

    was Susi im ersten Beitrag schreibt, kenne ich auch so. Zuerst die kleinen Vergesslichkeiten, dann das zunehmende emotionale "Desinteresse" und dann gibts plötzlich einen Schub - und man steht als Angehöriger da wie vor die Wand gerannt.

    Ich habe für meine Mutter, da ich die Betreuung über sie habe, leichte Medikamente für die mit der Demenz einhergehende Depression zugelassen. Da sie ansonsten "nur" recht harmlos ist, also weder böse noch aggressiv, habe ich nach Rücksprache mit ihrer Hausärztin, mit der ich befreundet bin, sämtliche anderen Medikamente abgelehnt.

    Der Nervenarzt hatte auch erst irgendwelches Zeug verordnet, aber davon ist sie sehr müde, schläfrig und völlig phlegmatisch geworden. Nach einer ausführlichen Diskussion mit dem Arzt habe ich nach genauer Beobachtung meiner Mutter über mehrere Tage hinweg die Einnahme dieser Medikamente untersagt! Ich lasse sie doch nicht "nur" ruhigstellen.

    Jetzt ist sie zwar völlig in ihrer eigenen Welt, spielt am liebsten mit ihrem heißgeliebten Plüschbiber (der auch mit mir telefonieren muss) und erzählt mir jeden Tag von ihren Theater- und Opernhausbesuchen (absolute Phantasie), aber sie ist in ihrer Welt und glücklich.

    Ich bin es nicht, denn meine Mama, die ich sehr sehr lieb habe, ist nicht mehr DIE Mama, die ich kenne. Aber aus Liebe zu ihr zeige ich ihr nicht meine Verzweiflung über diese Sch...krankheit!

    Das mit dem fehlenden Sättigungsgefühl kenne ich von ihr auch. Wir hatten ihr einmal ein großes Stück Aal mitgebracht, den sie immer sehr gern aß. So schnell konnten wir gar nicht gucken, da hatte sie den halben Aal reingedreht und schaute uns an und fragte vorwurfsvoll, wann sie denn endlich den versprochenen Fisch bekäme ... ab dem Zeitpunkt gab es kleine Portionen, die wir ihr verbal schmackhaft machten und der Genuß für den Augenblick war da - nach paar Minuten vergessen, aber er war da.

    Ich glaube, jeder muss eigene Strategien im Umgang mit seinen Angehörigen entwickeln - kein einfacher Weg.

    Ich wünsch Euch allen Kraft
    Liebe Grüße
    Brigitte
  • Ich beobachte eine übertriebene Selbstaggression, immer wieder verbunden mit der frustrierten Fragestellung: "Warum gerade ich?", "Was habe ich verbrochen?", "Wer ist schuld an den Krankheitsursachen?"
    Dann schlägt sie sich mit den Fäusten gegen Kopf und Bauch und will Selbstmord begehen.

    Ich verstehe das. Beschwichtigen, runterspielen, verharmlosen will ich die Situation auch nicht. Aber schön ist es nicht. Und beim Selbstmord helfen kann ich auch nicht. Nicht wirklich.

    Sie hat ihre Persönlichkeit verloren.

    SR
  • Ja, ja und nochmals ja. Damit habe ich bei meiner Mutter gerade diese Woche auch wieder tüchtig zu tun!

    Sie sitzt im Sessel, fragt nach ihrer Mutter (vor bereits 35 Jahren verstorben) und dann kommen mehrmals Sätze wie:" Warum sitze ich hier?" oder "Ich weiss nicht warum ich hier sitze" oder "Ich weiss gar nicht wie ich hierher komme" usw.

    Heute früh, nach 13 Stunden Nachtruhe im Bett, schlief sie immer wieder beim Frühstück ein und bekam damit natürlich kaum Nahrung. Ich entschloss mich, direkt daneben sitzen zu bleiben und zu sprechen, damit sie nicht einschläft. Ich sagte ihr dann:"Es ist heute schon spät für das Frühstück- da müssen wir bald zu Mittag essen" und "Vorher möchte ich aber noch zum Zahnarzt".

    Dies muss für sie total etwas ausgelöst haben und obwohl sie gerade noch so extrem müde wirkte, schlang sie plötzlich einen Teil ihres Frühstücks hinter, schob den Teller von sich und erklärte."Ich haue erstmal ab". Ich sagte nur:"Aha."

    Dann stand sie vom Tisch auf, So schnell hatte ich sie wochenlang nicht aufstehen und laufen sehen, ging durch den Flur zur Haustür und wollte hinaus.
    Dann merkte sie, dass sich die Haustür nicht einfach öffnete, schaute mich verwirrt an und brachte keinen richtigen Satz mehr raus.

    Ich sagte ich, dass es sehr kalt draußen sei, sehr glatt und extrem windig und dass sie doch weder Mütze, Schal, Handschuhe, Mantel und Schuhe anhabe. Dies ignorierte sie.
    Als ich fragte:"Wo möchtest Du denn bei dem Wind hin?", machte sie mir deutlich, dass sie das auch nicht weiss.

    Manche Tage stört es mich weniger, aber an manchen Tagen könnte ich schon losheulen - und dabei ist diese Szene ja gerade mal eine Situation von 2 oder weniger Minuten von vielen solcher Situationen pro Tag!

    Ich wünsche uns allen viel Kraft und "Auftank-Pausen"

    Herzl. Grüsse von Christine
  • Vollstes Veständnis!

    Losheulen möcht ich auch oft.

    Wenn sie so dasitzt vor sich hinschaut und die Welt nicht mehr wahrnimmt. (Ich weiß nicht was sie wahrnimmt...das weiß man ja erstmal bei niemandem...) Aber an den weiteren Reaktionen merke ich, daß sie nicht in der Situation ist. Dann nehme ich sie in den Arm und möchte nur einfach heulen.

    Isso!

    SR
  • Hallo zusammen,
    ich bin neu im Forum, muss aber feststellen, dass mir viele von den geschilderten Problemen bekannt sind.
    Bei Mutter (82 J.) fing es vor ca. 2 Jahren an, bzw. da habe ich es erst bewusst wahrgenommen, dass sie sich verändert. Im nachhinein waren vorher auch schon Anzeichen da, die sie und ich auf das Alter geschoben haben (mit 80 darf man schon mal etwas vergessen, vergisst du nichts?. Dann wurde es aber innerhalb von 14 Tagen dermassen heftig mit Agressionen,verbaler und tätlicher Art, sodass sie ins Krankenhaus/Geronto psychatrie eingewiesen werden musste. Dort haben sie sie dann medikamentös eingestellt (Exalon,Dipiperon, Risperdal) sodass sie nach knapp 6 Wochen wieder entlassen werden konnte. Bis man einen Termin beim Neurologen oder Psychiater erhält dauert es 3-4 Monate. Da aber bei der Entlassung innerhalb von 3-4 Tagen ein weiterbehandelnder Arzt aufgesucht werden muss habe ich auf einen Arzt der Institutsambulanz zurückgegriffen.Nach der Entlassung konnte sie sogar noch stundenlang alleine in der Wohnung bleiben, hat sich ganz gut im Alltag zurecht gefunden (Anziehen, Hygiene, kaltes Essen zubereiten,etc, warmes Essen wurde von mir zubereitet). Nach ca. 1 Jahr hat sich der behandelnde Arzt, der bisdahin die Medikamente des Krankenhauses unverändert weiter benutzt hat (leider!)eine andere Stelle gesucht.Der Nachfolge-Arzt (Psychiater)hat dann sukzessive die Medika mentengabe verändert und reduziert. Dipiperon wurde im Spätherbst ganz abgesetzt, ca. Mitte Dezember 2009 Exelon abgesetzt, Anfang Januar 2010 wieder verordnet und höher dosiert. Wegen Hautunverträglichkeiten dann auf Reminyl gewe chselt und höher dosiert. Anfang März 2010 ist meine Mutter innerhalb von 10 Tagen mehrmals kollabiert. Im Krankenhaus, in das sie mit dem Notarzt gebracht worden ist wurde Risperdal als Auslöser festgestellt und abgesetzt. Seit dieser Entlassung ist jemand ständig in der Nähe. Zuerst wurde keine Ersatz für Risperdal verschrieben. Da meine Mutter aber zunnehmend unruhiger und unleidlicher wurde, wurde von dem behandelnden Arzt alle 2-3 Wochen die Dosierung bzw. das Medikament geändert (Lyrica, Tavor, Seroquel).Seitdem will sie wieder verstärkt "nach Hause", obwohl sie hier seit ca. 60 J. wohnt, Sie sucht ihre verstorbenen Geschwister und Eltern, erkennt mich und ihren Enkel teilweise nicht, spricht und schimpft mit ihrem Spiegelbild oder auch mal mit einem sonstigen Gegenstand. Sie findet oft nicht mehr die Toilette, isst und trinkt Unmengen, weiss nicht mit mehr mit Besteck oder Tasse umzugehen...Aufgrund fortschreitender Unruhe und Agressivität habe ich beim Arzt darauf gedrungen (er wollte dies nicht!) sie unter Aufsicht (=Krankenhaus/Geronto) medikamentös wieder einzustellen.
    Seit der Enlassung Mitte März war ich mit meiner Mutter alle 2 Wochen beim Arzt, zusätzlich diverse Telefonate. Immer hat er mir eine "Grund dosierung" mitgeteilt, aber wenn "sie meinen, dass die nicht ausreicht können sie bis xx geben. Wir wollen doch mit dem minimalsten Aufwand das bestmögliche erreichen". Grundsätzlich hat er recht, das bestmögliche für beide Seiten zu erreichen, aber nicht so, dass man nur Versuchskaninchen ist. Seit Jahreswechsel habe ich so viele Medikamente im Haus, dass ich bald selbst eine Apotheke aufmachen kann.
    Ich hoffe nun, dass in der Geronto meine Mutter gut eingestellt wird (aktuell wieder Dipiperon und neu Ebixa, Lyrica bleibt z.Zt. noch).Aber von Ebixa hält der behandelnde Arzt nicht viel "ist keine Alternative". Nach der Einstellung werde ich darauf drägen, dass von der Geronto verordneten Medikamente beibehalten werden.
    Man braucht auf jeden Fall starke Nerven und auch Durchsetzungsvermögen.
    Viele Grüße
  • Bei meiner Mutter war es auch so. Auf eine Vergesslichkeit erfolgte fast schlagartig eine sehr starke Verwirrung und Desorietierung.

    Was mich aber immer wieder wundert, ist, dass Risperidon so häufig gegeben wird. Wir haben damit, genau wie mit Perazin, nur sehr schlechte Erfahrungen gemacht.

    Seit meien Mutter keine Neuroleptika mehr nimmt, geht es ihr deutlich besser. Sie kann gelegentlich etwas für 1 Tag behalten, sich Situationen anpassen, ab und zu ein fast vernüngtiges Gespräch führen und zumindest für den Moment eine Erklärung verstehen.
    Aber besonders körperlich geht es ihr 1000 mal besser. Mit Risperdon hatte sie in 8 Monaten 12 kg abgenommen, war 2 mal wegen dehydrierung im KH, konnte kaum noch laufen, war völlig verwirrt und zeigte Parkinson-syndrome. Das alles verschwand, bis auf leichte Parkinson-Syndrome nach dem Absetzen. Die Pakinson-Syndrome sind nach dem Absetzen des Perazins auch weg.
    Ebixa und Co ist okay. Da es ja Medikamente gegen Demenz sind. Aber die Neuroleptika sind mit Vorsicht zu genießen. Häufig werden diese Medikament verordnet um die patienten ruhig zu stellen und pflegeleicht zu machen.

    Grüße
  • Hallo, mein Vater wurde im letzten Jahr 70 Jahre alt und leidet an einer präsenilen Demenz.Veränderungen seiner Persönlichkeit habe ich selbst als Tochter schon ca. 1996 festgestellt, meine Mutter wollte es nie wahrhaben.2008 starb meine Mum mit 60 Jahren und ich zog mit meiner damals 11-jährigen Tochter in mein Elternhaus zu meinem Dad(weil man ihn da schon nur noch einige Stunden alleine lassen konnte).Die erste Demenz-Diagnose hatten wir 2007, ab dato wurde uns Exelon verordnet(hatte er nicht gut vertragen), da ich selbst PTA bin, habe ich in Rücksprache mit dem Arzt umgestellt auf Axura Tbl..Hat er gut vertragen, nur nachts klappte es mit dem schlafen gar nicht(er kam mindestens 20x zu mir in der Nacht), daraufhin sollten wir zusätzlich Risperidon nehmen, was das ganze noch viel schlimmer machte, mein Dad hatte gar keinen Plan mehr und hat z.B. an einem Tag bestimmt 20x in die Hose gemacht(was vorher nie der Fall war).Das habe ich dann sofort abgesetzt, Besserung trat ein, aber leider hat niemand Einfluss auf den Krankheitsverlauf, im August 2008 hat er mich dann vor meiner Tochter zusammengeschlagen und kam mit Polizei und Rettungswagen in ein Psychiatrisches Krankenhaus.Mittlerweile lebt mein Dad in einer geschlossenen Abteilung eines Seniorenheimes, an Medis bekommt er nur noch 1/4 Tbl. Seroquel 25mg tgl. und 10 ml Melperon Lsg. am Abend.Ich bin tgl. ca. 3h bei ihm, um ihn zu füttern und dafür zu sorgen, daß er genug trinkt.Es geht ihm soweit gut(dank der Medi-Änderung und mein tägliches bei ihm sein, denke ich).Ich glaube, dein Vater ist falsch eingestellt und bekommt die falschen Medis, wenn Du mehr wissen willst, kannst Du mir gerne schreiben.Liebe Grüße margit
  • Hallo, letzte Woche wurde meine Mutter auf anraten des Arztes aus der geschlossenen Abt. in die offene verlegt. Mit dem Personal auf der offenen habe ich gesprochen, da ich sie selbst wg. Personalmangel dort hingebracht habe. Nach dem Gespräch habe ich darauf hingewiesen, dass es nach meiner Meinung wahrscheinlich nicht gut gehen wird. Sie war 1 Tag dort und ist danach wieder auf die geschlossene Abt. zurück gekommen (sie hat ihr Zimmer nicht gefunden und lag u.a. im fremden Bett). Nach Rücksprache mit dem Arzt: andere Dosierung bringt nichts für die Demenz. Das war mit klar, es ging mir ja um die Agress ivität. Jetzt soll sie wenn ich den Termin nennen kann (wg. Betreuungsperson organisieren) entl assen werden und wenn es dann zu Hause nicht klappt, dann soll ich sie wieder bringen, dann müsste ein Pflegeplatz gesucht werden. Nur wird dies dann ihr gerecht werden, passt man auf, ob sie isst, trinkt, sich anzieht, nicht im falschen Bett ist und.. Würde sie dann aber meiner Meinung nach nicht ruhig gestellt werden? Ich will es auf jeden Fall wieder mit zu Hause versuchen.
    Gruß
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