Schwiegermutter dement?

Liebes Forum,

ich suche Austausch mit Erfahrenen, meine Schwiegermutter betreffend.

Kurz zur Vorgeschichte: Meine Schwiegermutter ist 75 Jahre alt und ich kenne sie nun seit ca 3,5 Jahren. Schon gleich zu Beginn ist mir ihr chaotisches und strukturloses Wesen aufgefallen. Zunächst ordnete ich dies ihrer "Charaktereigenschaft" zu. Im Laufe der Zeit bemerkte ich allerdings auch, dass sie sehr unselbstständig ist und vorwiegend von ihrem, damals noch lebenden Mann, umsorgt und und durch´s Leben geführt wurde. Was einerseits so charmant und liebeswürdig aussah, erweckte in mir immer größerer Zweifel. Denn mir wurde immer mehr klar, dass diese Frau überhaupt nicht auf eigenen Beinen stehen kann und nahezu das Leben eines Kindes führt. Ihre Merkfähigkeit war in dieser Zeit, in der ich sie kenne, immer schon (meinem Eindruck nach!) stark eingschränkt. Man konnte banalste Dinge, wie das Zubereiten eines Salatdressings bis zu 50mal erklären, ohne dass es abgespeichert wurde. Zunächst erklärte ich mir das dadurch, dass sie a) extrem vom eigenen Mann verwöhnt wurde und b) nichts anderes als Nahrungsfertigprodukte gewöhnt war.
Aber dieses "Sich-nichts-merken-können" erstreckt sich in alle Lebensbereiche. Und wie gesagt, auf einfachste Alltäglichkeiten, die man als "bestehend", als Basis voraussetzen müsste.
Nahrungszubereitung, die komplexe Arbeitsgänge erfordern sind so gut wie überhaupt nicht möglich. So kommt es, dass wir, ginge es nach ihr, wochenlang Pellkartoffeln mit hartgekochten Eiern essen müssten. Das einzigste, was sie scheinbar noch zustande bringt. Anderes ist ohne Betreuung bzw. Anleitung nicht möglich.
Nun, dies erstreckt sich auf fast alle Lebensbereiche. Ob das Bankgeschäfte sind, ob es ums Putzen geht etc........alle Tätigkeiten werden entweder gar nicht verrichtet oder auf uns "abgewälzt". Hierzu muss ich erwähnen, dass ihr Mann vor ca 9 Monaten verstorben ist. Dies wirkte sich wie ein Katalysator auf die ohnehin schon bestehende Problematik aus. Er hat, wie schon erwähnt, sehr vieles abgenommen u.a. den kompletten Haushalt, das Einkaufen, die Gartenarbeit sowie sämtliche Entscheidungsfindungen. Ich bin der Meinung, dass ihre Hilflosigkeit und ihr Chaos jetzt nur augenscheinlicher werden, da sie nicht mehr vom Partner aufgefangen werden.
Was auch sehr auffällig ist, ist das übermässige Persverieren. Alles wird hundertfach wiederholt.

Ich mache mir begründete Sorgen, ob es sich um den Beginn einer Demenz handelt.
Wer hat ähnliche Erfahrungen und kann mir Rat geben?

Kommentare

  • Hallo,

    obwohl meine Mutter eine sehr, sehr freundliche und insgesamt verträgliche Person war, so konnte sie doch auch über die Jahre immer mehr Dinge nicht mehr selbständig tun.
    Auffällig wurden mir Verhaltensweisen bereits etwa 1996/1997.

    Letztliche verstorben ist sie ja erst vor reichlich 2 Monaten.

    Wenn Du Möglichkeiten hast, versuche eine Überweisung für sie vom Hausarzt zu bekommen für einen guten Psychater, der sich besonders spezialisiert hat auf Alterspsychologie/Gerontologie.


    Herzliche Grüße
    Christine
  • Danke für deine Antwort!

    Ich bezweifle, dass ich sie dazu bewegen kann, einen Arzt aufzusuchen. Meine Schwiegermutter ist leider so orientiert, dass sie die Realtitäten nicht gerne konfrontiert (eingefleischte Esoterikerin). Sie zieht es generell vor, sich mit "Zauberwerk" selbst zu behandeln oder notfalls einen Homöopathen aufzusuchen und sich der Macht seiner Zuckerkügelchen zu unterwerfen. "Echte Medizin" ist ihr in jeglicher Hinsicht zu gefährlich........
    Ihr eingefleischter Hang zum Abergläubischen macht es in vielerlei Hinsicht noch schwerer.

    Jedenfalls werde ich heute meinen Hausarzt aufsuchen und die Problematik sowie die Symptome beschreiben.
    Je mehr ich darüber im Internet lese, desto überzeugter bin ich, dass da irgendwas nicht in Ordnung ist.

    Bei allem ist sie trotzdem eine, wie es du bereits schön formuliert hast, verträgliche Person. Anzeichen von agressivem Verhalten sind nicht erkennbar.
    Ich denke, dass Agressivität nicht zwingend ein Merkmal für Demenz sein muss. Auch wenn es vorwiegend so geschildet wird.
    Im Bekanntenkreis meiner Eltern gab es auch einen schwer dementen Mann, der bis zuletzt sehr freundlich war, ja nahezu kindlich-lieblich.
    Ähnliches beobachte ich bei ihr: Sie hat ein nicht altersgemässes,aber sehr ausgeprägtes Kindchen-Schema, welches sich auch zu verstärken scheint.

    Schade, dass mein Mann die Tatsachen so herunterspielt. Obschon er reichlich genervt und gereizt reagiert. Wenn ich das Thema anspreche, wird mir oftmals unterstellt "ich hätte was gegen seine Mutter". Klar, es mag den Eindruck vermitteln, da ich ebenfalls genervt und reichlich strapaziert bin. Manchmal habe ich das Gefühl, ein zweites Kind adoptiert zu haben. Sie fordert irrsinnig viel Geduld und Aufmerksamkeit ab.
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