über meine Kräfte

Meine Mutter leidet an einer Alzheimer-Demenz. Die Vermutung war schon sehr früh da, sie ist selbst Psychologin und konnte die Warnzeichen deuten - aber sie hat sich dann dafür entschieden, nicht weiter zu forschen und die Krankheit noch für einige Zeit zu verdrängen und nicht zuzulassen. Sie hat das im und bei vollem Bewusstsein getan und wir haben ihre Entscheidung respektiert. Letztes Jahr wurde es deutlicher und schließlich bin ich mit ihr doch zum Uniklinikum um doch mit ihr die Diagnostik zu durchlaufen - um so zumindest die aufschiebende Medikation zu erhalten.

Sie ist bzw. war eine sehr intelligente mitfühlende Frau. Nach dem Tod meines Vaters versorgte sich selbstständig im Haus. Es war gerade am Kippen, meine Schwester und ich hatten den Sozialdienst schon beauftragt und wollten eine pflegende Person mit der sie gut zurecht kam, nach und nach hinzuziehen. Klar - irgendwann wäre es nicht mehr ohne 24h Betreuung gegangen, aber diese Person sollte mit dabei sein - und wir wollten, dass jemand unsere Mutter kennenlernt bevor sie sich verändert.
Dazu muss man sagen, dass wir beide kleine Kinder haben und nicht selbst pflegen können. Das war mit meiner Mutter auch immer so vereinbart.

Vor zwei Wochen geschah die Katastrophe. Sie eine große Hirnblutung, die operiert werden konnte. Körperlich sind die Einschränkungen wieder verschwunden, keine Lähmung mehr und auch die Verlangsamung, die sie hatte, ist wieder weg. Aber: die Alzheimererkrankung hat einen unglaublichen Sprung gemacht. Sie wusste nicht wo sie war, lief in andere Zimmer, ist unsicher und dadurch unterschwellig oder auch verbal agressiv - sie hat kein Kurzzeitgedächtnis, weiß also nicht, dass wir sie besuchen und viel Zeit mit ihr verbringen - immer wenn sie allein ist, denkt sie, dass wir seit Wochen nicht da waren. Da die Neurologie damit nicht umgehen kann (erstaunlich, ich weiß, aber anscheinend ist es sehr ungewöhnlich dass die Menschen in der Akutklinik mobil UND verwirrt sind ...) - haben wir sie ein Wochenende zu Hause im Wechsel betreut. Und wir sind völlig kaputt, da der Tag-Nacht-Rhythmus gestört ist. Außerdem friert sie extrem. Die Neurologen sagen, sie ist soweit stabil und damit wird sie wohl heute auf eine gerontopsychiatrische Station überwiesen. Ich hoffe sehr, dass die Pflege dort besser ist.

Nun das eigentliche Problem. Wir schwanken zwischen Heimpflege und 24h Betreuung. Wir wollen kompetente Betreuung und Ansprache - und ich habe das Gefühl, dass man das fast nicht zu Hause bekommen kann. Sie hat ihr zu Hause zwar erkannt, ist aber unsicher in Bezug auf die Räume. Zwischendurch merkt sie, dass etwas nicht stimmt. Und das sind die furchtbarsten Momente für uns als Töchter. Ich merke wie wichtig meiner Mutter Sprache ist - das heißt, wir müssten eine deutschsprachige Betreuung organisieren, sie ist zwar gut versorgt - aber kann uns jemand sagen, wie viel das kosten würde? Am Wochenende haben wir gemerkt, dass es fast nicht zu schaffen ist, mit ihr alleine zu sein. Gut, vielleicht jemand mit professioneller Distanz und 8h Schicht - aber das hieße es müsste einen 3-Schicht Betrieb geben. Außerdem ist es für uns wirklich ein Problem unsere Familien nicht zu vernachlässigen.
So, nun kommt mein Sohn und verlangt nach mir - aber ich habe eigentlich auch schon genug geschrieben, danke für Antworten.

Kommentare

  • Hallo!

    Wir (mein Mann und Ich) haben meine beiden Großeltern mütterlicherseits beide bei uns zu Hause betreut. Wir hatten einen Pflegedienst welcher je nach Pflegestufe eine gewisse Zeit vorbeigekommen ist. Das Geld, welches wir für beide von der Pflegekasse bekommen haben hat für die jeweilige Betreuung der beiden gereicht. Den Rest, also circa 70% haben wir selber organisiert.
    Aber auch wenn man den Rest mit Pflegekräften organisieren möchte, kann man sich an den Psychosozialen Dienst in der jeweiligen Stadt wenden.
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