Operation unter Vollnarkose vs Lebensqualität / Sehkraft

Hallo liebe Forenleserinnen/leser,
ich bin mir unsicher und suche nach Rat …

Meine Mutter ist 78 Jahre alt - vor 2 Jahren wurde eine Demenz diagnostiziert
Zurzeit bekommt sie Excelon – Pflaster ( 9,5mg / Tagesdosis ) und kann –
wenn auch mit Einschränkungen – einfachere Verrichtungen in und um ihren Haushalt selbst erledigen
( zubereiten einfacher Mahlzeiten, Waschen, Toilettengänge, Ankleiden etc., Alles mit zunehmender Unterstützung), trotz Allem nehmen die Beeinträchtigungen – wenn auch langsam – stetig zu.

Seit mehreren Jahren hat meine Mutter große Beeinträchtigungen der Sehkraft – Sehkraft vor 1 Jahr auf einem Auge ~20%, am anderen Auge ca. 10%.
Nun ist es aber gerade in den letzten 3 Monaten zu einer starken Verschlechterung gekommen – klar Sehen kann meine Mutter nach eigenen Angaben nicht mehr, scharfes Sehen und damit einhergehend Verrichten vieler Tätigkeiten wie Schneiden, Brotaufstrich selbst zuschneiden, aber auch Dinge wie fernsehen (TV) gehen nur noch eingeschränkt oder sehr kurzzeitig, bei Gängen außerhalb der Wohnung führe ich sie zeitweise an der Hand.
Im Rahmen von Augenuntersuchungen bekamen wir die Diagnose, dass nur eine Hornhauttransplantation (vorzugsweise am "besseren" Auge) eine Besserung/Veränderung erzielen kann. Vor einer möglichen Operation am Auge hatte meine Mutter bisher sehr große Furcht und wollte deswegen versuchen, ohne Eingriffe zurechtzukommen – nun aber sucht sie nach einer Möglichkeit ( in guten Phasen, dann aber ist sie auch wieder depressiv und ohne Hoffnung).
Meine Unsicherheit besteht nun im Einschätzen oder Abwägen dieses Eingriffs
– das o.k. des Augenarztes vorausgesetzt – die Heilungszeit ist langwierig (~½Jahr), das Sehvermögen während dieser Zeit nochmals eingeschränkt, sich langsam bessernd,
sicherlich gibt es auch keine 100%-Erfolgsgarantie dass der Eingriff gelingt und
der würde nach jetzigem Stand unter Vollnarkose erfolgen müssen.
Und gerade bei der Problematik der Vollnarkose und möglichen Folgen daraus bin ich unsicher.
– auf der einen Seite möglicherweise ein viel rascheres Voranschreiten der Demenz/Symptome
gerade in der jetzigen noch verhältnismäßig stabilen Situation, erhöhter Stress im Zusammenhang mit
Krankenhausaufenthalt für meine Mutter
- die andere Seite wäre der Verlust an Lebensqualität in der jetzigen Situation
(jetzt ist sie noch relativ selbstständig, durch die Sehkrafteinschränkung wird ihr das aber zu einem
großen Teil genommen, also eigentlich doppelt schlimm ), die Orientierung wird mehrfach eingeschränkt.

Hat vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen oder kann mir jemand Tipps geben , wie er in einer solchen Situation tendieren würde - über jede Antwort bin ich dankbar - sicherlich müssen wir die Entscheidung am Ende selbst treffen, aber Tipps dazu sind sehr wertvoll.

Vielen Dank für die Geduld und das Lesen meines Beitrags.

Kommentare

  • Hallo Thomas, ich kann Ihnen nichts zu der OP am Auge sagen, aber jeder Krankenhausaufenthalt ist für einen Demenzkranken ein seeeehr grosser Stress. Erstmal fremde Umgebung, schlechte Pflege wegen Personalmangel, etc. Mein Mann (62) Parkinson-Demenz, war innerhalb von einem Jahr 4 mal im Krankenhaus, nach jedem Aufenthalt habe ich eine sehr deutliche Verschlechterung gesehen, obwohl ich jedesmal von früh bis spät bei ihm im Kr.Haus war und Tagsüber die komplette Pflege selber übernommen hatte. Hat Ihre Mutter bereits eine Pflegestufe? Ich würde an Ihrer Stelle eine Pflegekraft oder Haushaltshilfe organisieren. Und mit viel Liebe, mit Gesprächen, versuchen ihr den Lebensmut zu geben, z.B. mit Worten ---wir lieben und brauchen dich noch, wir sind für dich da. Öfters mal in den Arm nehmen, diese Zuwendung brauchen Demenzkranke sehr. Und Sie müssen sich schon an den Gedanken gewöhnen, das es irgendwann ohne Heim nicht mehr geht.
    Ich war Ihnen vielleicht keine grosse Hilfe, aber ich wünsche Ihnen viel Kraft und Geduld, die werden Sie brauchen.

    Herzliche Grüsse und trotzdem noch frohe Weihnachten
    Katharina
  • Hallo Katharina,
    vielen Dank für die schnelle Antwort -
    und natürlich auch noch einen schönen (Rest)Weihnachtstag ....

    Ich versuche die für mich schwierige Entscheidung - seitens meiner Mutter kommen leider
    2 ganz gegenläufige Wünsche wie keine OP, kein KKH, keine ungewohne Umgebung, Fremde Menschen ...
    und eben auch der große Wunsch auf Hilfe und Besserung der Sehhstärke - beides für mich nachvollziehbar und gleichermaßen verständlich - aus verschiedenen Perspektiven anzunähern.
    Zum Einem das "technisch Machbare" und zum Anderen das der Situation angepasste Sinnvolle
    miteinander in Einklang zu bringen oder eben auch die Entscheidung für Tun oder Lassen zu treffen - das fällt mir noch relativ schwer - umso dankbarer bin ich für Ihre Antwort.
    Pflegestufe - hat meine Mutter zzt. die "0" - aufgrund ihrer noch relativ großen Selbstständigkeit ist da aktuell keine Änderung in Sicht. In Sachen Pflegekraft bzw. Haushaltshilfe - moderat beginnend - sehe ich mich gerade um, wobei das neben der Akzeptanz der Hilfe auch letztendlich eine finanzielle Problematik mit sich bringt - so dass ich da auch schauen muß, was ich finanzieren kann. (die Rente meiner Mutter ist sehr gering )
    Auch in Sachen Heimunterbringung sehe ich mich bereits um - da ich alleinstehend und berufstätig bin und mich nur neben der Arbeitszeit kümmern kann, wird das wohl irgendwann einmal eine Option werden müssen - bis dahin möchte ich natürlich ALLES mir mögliche tun, um meiner Mutter noch die bestmögliche Zeit zu geben - sowohl Miteinander als auch durch Unterstützung in ihrer Selbstständigkeit und Lebensführung ... und genau das macht es nicht immer einfach und eindeutig ....
    Viele liebe Grüße und uns allen viel Kraft, Geduld und Stärke
    Thomas
  • Hallo Thomas,

    das ist wirklich keine leichte Entscheidung. Nach allem, was ich bisher gehört und gelesen habe, würde auch versuchen, eine Narkose zu vermeiden wenn es irgendwie möglich ist. Andererseits ist die fortschreitende Verschlechterung der Sehkraft (mit zu erwartender Erblindung?) auch ein sehr großes Handicap bei der Aktivierung eines demenzkranken Menschen. Wenn ich mir vorstelle, einen blinden Demenzkranken in ein Heim zu bringen, weil die Versorgung dann ja auch zu Hause doppelt schwierig ist.... unter diesen Umständen würde ich dann wohl doch das Risiko der OP mit Vollnarkose in Kauf nehmen, gerade wenn sie noch im Anfangsstadium ist, erholt sie sich hoffentlich auch wieder ziemlich von der Narkose. Aber das ist nur mein Bauchgefühl, kein fundierter ärztlicher Rat. Versuch doch mal, mit dem Hausarzt und dem behandelden Neurologen zu sprechen (die dann hoffentlich ehrlich über die Narkoseschäden bei Demenzkranken sprechen).

    Ich wünsche dir viel Kraft für diese Entscheidung und die weitere Pflege deiner Mutter.

    LG, Christel
  • Hallo Christel,

    seitens meines Bauchgefühls tendiere ich ja auch in die Richtung der möglichen OP -
    (Hoffnung auf Erlangung ausreichender Sehkraft), mußte nun aber meine Mutter gestern ins KKH bringen
    ( akuter Kaliummangel, Herzrhytmusstörungen, Magen-Darmprobleme .... ) und bin
    mit einer auf heute hin eingetretenen plötzlichen sehr starken Verschlechterung ihrer
    geistigen Verfassung schockiert -
    eine plötzliche Verschlechterung macht mir auch sehr Angst - ich habe das Gefühl,
    egal wie ich entscheide - es ist verkehrt .....
    Vielen lieben Dank für Deine Antwort,
    LG Thomas
  • Hallo Thomas,
    wie geht es denn deiner Mutter inzwischen?
    VG, Christel
  • Hallo Christel,

    vielen Dank für Deine Nachfrage -
    meine Mutter ist seit fast 3 Wochen wieder zuhause.

    Im Krankenhaus hatte sie ein sehr starkes Durchgangssyndrom, Pflegesituation war im Gesamten haarsträubend, so oft und lange es ging, waren ich und meine Schwester im KKH, aber gleichwohl ist
    ihr Zustand nun - obgleich in Sachen Kaliummangel und Flüssigkeitsaufnahme
    gut eingestellt - in der Demenz drastisch schlechter geworden.
    Sie bekommt nun unterhalb der Woche Mittagessen gebracht, am Wochenende und an meinen freien Tagen wird gemeinsam geschnippelt und gekocht .... aber im Gesamten ( Vergessen, Orientierung , Selbstständigkeit beim Ankleiden, im Haushalt) - vieles von den Dingen , die noch ganz gut funktionierten , geht nun nicht oder nur noch zum Teil mehr - ist das als Solches absehbar gewesen - wäre trotzdem schön gewesen wenn es noch ein wenig in "alter Weise" weitergeangen wäre ....
    Unterstützung akzeptiert sie leider im Augenblick nur bedingt, so dass ich halt immer ein weing ein Auge darauf habe, um im richtigen Zeitpunkt das Erforderliche anzupassen ( klingt blöd, ist aber so, dass bei den Sachen die meiner Mutter gar nicht mehr gelingen wollen, sie dann durchaus Hilfe "über sich ergehen" lässt .. )
    Alles in Allem ist es einfach so, dass der Aufwand an Betreuung und Unterstützung in kurzer Zeit stark zugenommen hat und viele zuvor angedachte Lösungen garnicht so wie geplant umsetzbar sind - also wird eben immer wieder in der Situation angepasst - ein Vorgehen in das ich mich zugegebener Maßen noch ein wenig einüben muß
    ( war ich doch seither ein eher planender Typ ), aber das zeigt dann wohl auch die Zeit, wie gut oder weniger gut das dann gelingt ....

    Nunja jetzt steht in den nächsten Tagen ein Termin beim Augenarzt/Netzhautspezialisten an, meine Absicht ist zunächst einmal eine Bestandsaufnahme und Information zu dem, was überhaupt geht, welche
    Maßnahmen mit Vor- und Nachteilen gibt es etc. -
    die Entscheidung, einen weiteren KKH-Aufenthalt anzustreben werde ich mit der letzten Erfahrung sicher ein wenig kritischer überdenken - aber auf der anderen Seite steht ja nach wie vor die Situation der Sehkraft
    es wird wohl auch eine Entscheidung zum Teil aus dem Bauch heraus geben ... mal schauen wie es sich entwickelt - da warte ich zunächst mal den Arzttermin ab und sehe dann mal weiter


    LG
    Thomas
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