Verhalten bei falschen Beschuldigungen

Meine Mutter hat vor 5 Jahren mit 83 die Diagnose Alzheimer bekommen und wurde mit Memantin behandelt. Der Verlauf bei ihr ist sehr schleichend. Aber vor einem halben Jahr machte mich die Hausärztin darauf aufmerksam, dass es an der Zeit wäre, über ein Pflegeheim nachzudenken. Meine Mutter fing auch an, zu behaupten, dass Ihr dauernd Sachen weggenommen werden. Es käme ja auch jeder rein in ihre Wohnung (betreutes Wohnen und 2 mal täglich der Pflegedienst wegen der Tabletten, die sie nicht mehr selbst sortieren konnte). Es waren lächerliche Gegenstände, wie Pillendose, Wecker ..., alles fand sich wieder an. Sie hatte es selbst verlegt. Oder sie kaufte Sachen, die sie im Überfluss hatte. Die 40. Marmelade, das 8. Schampoo...
Gelegentlich bemerkte sie ihre Defizite und lenkte ein, was den Einzug in ein Pflegeheim betraf. Das war für mich eine ganz große Erleichterung. Ich habe dann lange nach einem passenden Heim gesucht und eins in Thüringen in meiner Nähe gewählt, obwohl sie Jahrzehnte an der Ostsee gewohnt hat. Wichtig war, dass sie einen schönen Ausblick ins Grüne hat, worüber sie sich nach 4 Monaten auch noch täglich freut. Aber jetzt geht es wieder los: Die haben mir heute wieder keine Pillen gebracht. Na ist ja auch egal, dann kratze ich eben ab... Ich betone dann aber immer, dass es einen Medikamentenplan gibt, an den sich die Pfleger halten und alles völlig korrekt zugeht, aber dann ist sie beleidigt, dass ich ihr nicht glaube. Aber ich kann ihr doch nicht recht geben?!
Ich komme einfach noch nicht damit klar, dass nicht nur das Gedächtnis sondern zunehmend auch der Verstand schwindet, da meine Mutter sich immer noch perfekt ausdrücken kann, völlig klar wirkt, noch alle Kinder und Enkel erkennt. Aber man kann ihre falschen Beschuldigungen doch nicht bestätigen oder im Raum stehen lassen?
Wem geht es ähnlich?

Kommentare

  • Hallo Herbst!
    Ich weiß genau was du meinst!
    Diese ungerechten Beschuldigungen mussten ich bzw.mein Mann uns auch monatelang anhören.
    Es war auf gut Deutsch... Ätzend!
    Jeden Tag waren ihre Schlüssel gestohlen oder andere Dinge.Geld war weg und mein Mann stieg nachts heimlich ins Haus ein.
    Wir mussten uns sogar mehrmals mit der Polizei auseinandersetzen.
    Diese Verdächtigungen taten sehr weh und waren absolut ungerechtfertigt.
    Ich an deiner Stelle würde gar nicht mehr diskutieren....ich würde wie folgt vorgehen:
    "Was man hat deine Tabletten vergessen?Das geht ja gar nicht!Ich schau mal ob ich eine Pflegerin erwische und sag ihr Bescheid!"
    Oder " Ja warum ist denn das oder das weg?Also das ist ja unmöglich...ich werde sofort nachfragen"....so in der Art.
    Damit zeigst du deiner Mutter dass du sie ernst nimmst und du selber versuchst etwas zu erreichen.
    Es bringt nichts wilde Verdächtigungen versuchen aufzuklären.Gib ihr einfach Recht und tu so,als wenn du etwas unternimmst.Versuch sie abzulenken." Komm wir gehen einen Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen."
    Ich weiß es ist schwierig aber versuch es mal.
    So ersparst du dir unnötige Diskussionen und die Stimmung kippt nicht jedesmal.
    LG Anja
  • Hallo, ich kann mir schon vorstellen, das so ungerechtfertigte Anschuldigungen an den Nerven zerren, oder sogar manchmal böse machen. Aber das ist leider der Krankheit geschuldet. Deine Mutter macht das ja nicht böswillig. Die Taktik meiner Vorschreiberin, der Dame das Gefühl zu vermitteln, das sie ernst genommen wird finde ich gut. Von der Warte hatte ich das noch gar nicht gesehen. Ich werde diesen Tipp auf jeden Fall für mich persönlich mitnehmen. Ansonsten einfach tief durchatmen und dran denken, das es nicht böse gemeint ist.
Anmelden oder Registrieren, um zu kommentieren.