Wie kann ich ihr helfen?
Hallo zusammen,
ich wüsste gern, wie ich meiner Mutter helfen kann.
Ich will versuchen, die Situation zusammenzufassen, um dann auf mein aktuelles Dilemma zu kommen.
Seit ca. 3-4 Jahren vergisst meine Mutter (76 J.) immer mehr Dinge. Es wird mehr und deutlicher, und es sind Dinge, die nicht normal sind: Z.B. In einer Unterhaltung nach 20 Minuten noch einmal komplett die gleichen Dinge wie am Anfang der Unterhaltung zu wiederholen, oder ihren eigenen Ehemann zu fragen, ob sie verheiratet seien.
Ich stehe in einem guten Verhältnis zu ihr, wohne aber in einer anderen Stadt. Sie wohnt mit meinem sehr lieben Stiefvater (80 J.) zusammen in einem schönen Haus. Sie ist intelligent, sehr aktiv, liest, verreist, hat viele Sozialkontakte und ist quasi immer in Bewegung. Als ich die Probleme über ca. 1 Jahr deutlich bemerkt hatte, habe ich lang und eindringlich mit ihr geredet und sie überzeugt, sich von einem Arzt untersuchen zu lassen. Es widerstrebt ihr enorm, weil zwei sehr liebe Verwandte durch Alzheimer und Demenz traurig dem Tod entgegengedämmert sind. Es ist das schlimmste, was sie sich als Lebensende vorstellen kann. Außerdem sieht sie es als Makel an, abhängig und nicht im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten zu sein. Sie hat angst vor dem Alter, dem Verfall, dem Sterben. Daher hat sie große Angst.Das kann man auch verstehen.
Eine Neurologin hat mit ihr psycho-kognitive Tests durchgeführt (so hies, das glaube ich) und es sah nicht gut aus. Schlechtes Gedächtnis. Da müssen weitere Tests her, bevor man gesicherte Aussagen treffen kann.
Meine Mutter sah ihr Leben enden, ließ sich aber durch mich ermutigen, sich dem Problem zu stellen, mehr Ärzte aufzusuchen, um die Ursachen so gut wie möglich eingrenzen zu können. Und auch, um so gezielt alles zu unternehmen, was möglich ist.
Leider hat sie nach kurzer Zeit (wieder) begonnen, ihr Problem zu verdrängen. Sie hat Medikamente abgesetzt, die bestimmte Botenstoffe im Gehirn anregen sollen. Sie hat eine andere Neurologin aufgesucht, die ihr sagt, dass alles ganz ok ist, wenn sie nur ausreichend Aktivitäten hat, um sich sportlich und geistig fit zu halten. Dabei hat meine Mutter auch klar gemacht, dass sie auf keinen Fall weitere Tests machen will, die zu einer Alzheimer-Diagnose führen können. Wo keine Test, da keine Diagnose. Da kann natürlich auch die Ärztin nichts machen.
An diesem Punkt sind wir jetzt. Wir hatten im Zeitraum von einem Monat dreimal das exakt gleiche Telefongespräch, weil sie sich einfach nicht an die vorangegangenen erinnerte. Wenn ich ihr sage, dass mir das Sorgen macht, wird sie sauer auf mich und unterstellt mir böse Absichten. Ich bin 600 km weit weg von ihr und kann wegen der ganzen Corona-Lage nicht die nötige emotionale Nähe herstellen, die sie gerade angesichts einer solchen schwierigen Situation braucht.
Ich habe mit ihrem Mann geredet, aber er scheint halb aufgegeben zu haben. Entweder er redet die Probleme klein, oder er sagt, wenn es Alzheimer sei, könne man sowieso nichts machen, und das Thema würde meine Mutter nur in eine Depression stürzen. Zugegeben, er hat es mit ihr auch nicht einfach. Er muss mit ihr im Alltag klarkommen.
Was kann ich tun? Ich fürchte, ich komme bald nicht mehr an sie heran. Ich denke, wenn alle, die ihr nahe sind, ihr Mut machen und ihre unbedingte Unterstützung signalisieren, kann sie etwas tun, um zumindest das unkontrollierte Abrutschen in eine unbekannte Krankheit zu verhindern. Ich will nichts unversucht lassen.
Es ist auch ein ethisches Dilemma. Meine Mutter hat sogar in ihr Testament geschrieben, dass sie auf keinen Fall hinsiechen möchte und im Zweifel lieber stirbt. Sie hat es mir selbst gesagt. Mich gebeten, im Zweifel nicht ihr Elend zu verlängern, wenn es zur Debatte steht. Noch sind wir nicht soweit, aber deshalb bin ich so unglücklich, weil ich hilflos zuschaue, wie meine gewitzte, lebensfrohe Mutter genau in diese Situation hineinsteuert. Kann ich da so tun, als wäre nichts? Es ist sehr schwierig.
Andererseits kann es wirklich sein, dass sie den Willen zu leben verliert, in dem Augenblick, in dem sie einen schlimmen Befund erhält.
Ich überlege, ob ich zu ihrer Ärztin Kontakt aufnehme. Nicht, um auf sie einzuwirken, aber um sie zu fragen, wie sie die Sache sieht - wie ich meiner Mutter am besten helfe in dieser Lage. Denkt ihr, das wäre eine gute Idee?
Danke, wer bis hierhin gelesen hat.
ich wüsste gern, wie ich meiner Mutter helfen kann.
Ich will versuchen, die Situation zusammenzufassen, um dann auf mein aktuelles Dilemma zu kommen.
Seit ca. 3-4 Jahren vergisst meine Mutter (76 J.) immer mehr Dinge. Es wird mehr und deutlicher, und es sind Dinge, die nicht normal sind: Z.B. In einer Unterhaltung nach 20 Minuten noch einmal komplett die gleichen Dinge wie am Anfang der Unterhaltung zu wiederholen, oder ihren eigenen Ehemann zu fragen, ob sie verheiratet seien.
Ich stehe in einem guten Verhältnis zu ihr, wohne aber in einer anderen Stadt. Sie wohnt mit meinem sehr lieben Stiefvater (80 J.) zusammen in einem schönen Haus. Sie ist intelligent, sehr aktiv, liest, verreist, hat viele Sozialkontakte und ist quasi immer in Bewegung. Als ich die Probleme über ca. 1 Jahr deutlich bemerkt hatte, habe ich lang und eindringlich mit ihr geredet und sie überzeugt, sich von einem Arzt untersuchen zu lassen. Es widerstrebt ihr enorm, weil zwei sehr liebe Verwandte durch Alzheimer und Demenz traurig dem Tod entgegengedämmert sind. Es ist das schlimmste, was sie sich als Lebensende vorstellen kann. Außerdem sieht sie es als Makel an, abhängig und nicht im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten zu sein. Sie hat angst vor dem Alter, dem Verfall, dem Sterben. Daher hat sie große Angst.Das kann man auch verstehen.
Eine Neurologin hat mit ihr psycho-kognitive Tests durchgeführt (so hies, das glaube ich) und es sah nicht gut aus. Schlechtes Gedächtnis. Da müssen weitere Tests her, bevor man gesicherte Aussagen treffen kann.
Meine Mutter sah ihr Leben enden, ließ sich aber durch mich ermutigen, sich dem Problem zu stellen, mehr Ärzte aufzusuchen, um die Ursachen so gut wie möglich eingrenzen zu können. Und auch, um so gezielt alles zu unternehmen, was möglich ist.
Leider hat sie nach kurzer Zeit (wieder) begonnen, ihr Problem zu verdrängen. Sie hat Medikamente abgesetzt, die bestimmte Botenstoffe im Gehirn anregen sollen. Sie hat eine andere Neurologin aufgesucht, die ihr sagt, dass alles ganz ok ist, wenn sie nur ausreichend Aktivitäten hat, um sich sportlich und geistig fit zu halten. Dabei hat meine Mutter auch klar gemacht, dass sie auf keinen Fall weitere Tests machen will, die zu einer Alzheimer-Diagnose führen können. Wo keine Test, da keine Diagnose. Da kann natürlich auch die Ärztin nichts machen.
An diesem Punkt sind wir jetzt. Wir hatten im Zeitraum von einem Monat dreimal das exakt gleiche Telefongespräch, weil sie sich einfach nicht an die vorangegangenen erinnerte. Wenn ich ihr sage, dass mir das Sorgen macht, wird sie sauer auf mich und unterstellt mir böse Absichten. Ich bin 600 km weit weg von ihr und kann wegen der ganzen Corona-Lage nicht die nötige emotionale Nähe herstellen, die sie gerade angesichts einer solchen schwierigen Situation braucht.
Ich habe mit ihrem Mann geredet, aber er scheint halb aufgegeben zu haben. Entweder er redet die Probleme klein, oder er sagt, wenn es Alzheimer sei, könne man sowieso nichts machen, und das Thema würde meine Mutter nur in eine Depression stürzen. Zugegeben, er hat es mit ihr auch nicht einfach. Er muss mit ihr im Alltag klarkommen.
Was kann ich tun? Ich fürchte, ich komme bald nicht mehr an sie heran. Ich denke, wenn alle, die ihr nahe sind, ihr Mut machen und ihre unbedingte Unterstützung signalisieren, kann sie etwas tun, um zumindest das unkontrollierte Abrutschen in eine unbekannte Krankheit zu verhindern. Ich will nichts unversucht lassen.
Es ist auch ein ethisches Dilemma. Meine Mutter hat sogar in ihr Testament geschrieben, dass sie auf keinen Fall hinsiechen möchte und im Zweifel lieber stirbt. Sie hat es mir selbst gesagt. Mich gebeten, im Zweifel nicht ihr Elend zu verlängern, wenn es zur Debatte steht. Noch sind wir nicht soweit, aber deshalb bin ich so unglücklich, weil ich hilflos zuschaue, wie meine gewitzte, lebensfrohe Mutter genau in diese Situation hineinsteuert. Kann ich da so tun, als wäre nichts? Es ist sehr schwierig.
Andererseits kann es wirklich sein, dass sie den Willen zu leben verliert, in dem Augenblick, in dem sie einen schlimmen Befund erhält.
Ich überlege, ob ich zu ihrer Ärztin Kontakt aufnehme. Nicht, um auf sie einzuwirken, aber um sie zu fragen, wie sie die Sache sieht - wie ich meiner Mutter am besten helfe in dieser Lage. Denkt ihr, das wäre eine gute Idee?
Danke, wer bis hierhin gelesen hat.
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