Frühe Anzeichen, als Angehörige eine dementielle Entwicklung erkennen und richtig damit umgehen...

Hallo ihr liebe Forumsteilnehmer,

wie schön, dass es diese Möglichkeit gibt. Ich möchte euch von meinem Mann erzählen, von dem ich denke, dass er an einer krankhaften Veränderung der Wahrnehmung und der Informationsverarbeitung leidet. Ich glaube, er leidet auch, und ich leide sehr darunter. Ich werde jetzt mal die Symptome schildern, die ich mittlerweile gerne einem Arzt schildern würde:

Es gab mehrere Phasen:

  1. Nicht mehr Wissen von wichtigen Begebenheiten und/oder Begegnungen, an denen er aktiv beteiligt war.
  2. spontanes Weinen, vor allem bei Kindheitserinnerungen, das war eigentlich ganz sympathisch, aber ungewöhnlich.
  3. Fehlendes Sättigungsgefühl und eine neue Art von "Genusssucht", wie er selber sagt.
  4. Kommunikation geht immer dann gut, wenn er in Phrasen sprechen kann.
  5. Früher war er der Elektriker im Haus, nun bin ich diejenige, die sich um die EDV kümmert. Komplizierte Vorgänge machen ihm viel Mühe, ob er sie noch könnte, weiß ich nicht, denn er fordert stets mich dazu auf, und ich lerne dazu...
  6. Seit neuestem wird er gelegentlich wegen Kleinigkeiten aggressiv, zuhause schon länger, seit neuestem auch auf der Straße. Nun bin ich gespannt, ob mal jemand anderes in der Nachbarschaft merkt, dass er nicht mehr derselbe ist?!

Nun bin ich gespannt, ob sich jemand von euch zu meinem Beitrag äußert. Es tut erstmal gut, das Herz auszuschütten und die Beobachtungen in Sätze zu bringen.

Kommentare

  • Hallo, manchmal ist es hier sehr ruhig. Als bei meinem Mann die ersten Anzeichen von Demenz aufgetreten sind, wusste ich nicht wie ich damit umgehen soll. Es gab dann eine Überweisung in die Gedächtnissprechstunde . Ein CT und die Tests dort haben Klarheit gebracht. Er wurde öfters aggressiv und dies auch öfters draußen auf der Strassse. Lies hier einfach etwas rum und melde dich dann wieder. LG Gerhild

  • Hallo,

    ich lese gerade deine Schilderungen und finde mich teiles darin wieder. Dieses aggressive Verhalten kenne ich auch und macht mich widerum wütend! Auch das nicht eintretende Sättigungsgefühl dominiert den Alltag. Ich weiss mir da mittlerweile auch keinen Rat mehr; es sei denn, ich könnte den Kühlschrank abschliessen. Aber dann gibt's wieder andere Wege. Ich bin auch gespannt, wie die Einschätzungen anderer sind!

    Liebe Grüße

    ~Mango~

  • Hallo liebe Forumsteilnehmer und Antworter (innen),

    danke für eure Anteilnahme! Was mich aktuell so zur Verzweiflung bringt, ist, dass die aktuellen Probleme mit meinem Mann auch einfach ein Beziehungsproblem sein könnten, solange ich keine Diagnose habe. Mein Sohn möchte jetzt mal die Beziehung zu dem Stiefvater (nicht zu mir, seiner Mutter) abbrechen, weil er so immer wieder so menschenverachtende Sätze sagt, und nicht in der Lage ist, den kleinsten Gedanken nachzuvollziehen, geschweige denn ein anspruchsvolles Gespräch zu führen.

    Wie bekomme ich den Mann zum Arzt?? Damit endlich Klarheit in die Situation kommt!!!!

  • bearbeitet 24. April

    Auch das kenne ich. Ich habe anfangs auch gedacht, dass ist ein Beziehungsproblem.

  • Hallo Gerhild,

    wie ist es denn bei dir weitergegangen?? Mich interessiert es brennend, wie es anderen Betroffenen in dieser Zeit vor der Diagnose ergangen ist.

    Es gibt hier nämlich auch Leute, die sich sicher sind, dass mein Männe einfach ein unreifer Egoist ist, war und bleiben wird, aber keineswegs krank ist.

    Aber wenn ich die Schablone mit der FTD auflege, und ihn auch so behandele und ihn nicht überfordere, dann passt die Situation...., und dann wirds auch friedlicher....

  • Für mich hat die Diagnose Erleichterung gebracht. Ich hatte etwas, womit ich umgehen konnte. Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich einige Jahre in der Altenpflege als Fachkraft gearbeitet habe und dort oft mit dem Thema Demenz konfrontiert war.Aber Demenz bei dem eigenen Partner ist noch mal was anderes. Ich konnte die Erkrankung gut anerkennen. Der reale, tägliche Umgang damit, das musste ich erst lernen. Außerdem ist die Erkrankung ja fortschreitend und es kommen immer wieder neue Einschränkungen dazu. Mein Mann hat seine Erkrankung nie anerkannt und nie darüber geredet. Gegenüber anderen Menschen habe ich immer offen darüber geredet, dass mein Mann an Alzheimer erkrankt ist. Ich hätte sonst nicht gewusst, wie ich sein Verhalten erklären soll. Außerdem werde ich leider auch manchmal laut.

    Du fragst, wie es vor der Diagnose war. Da habe ich tatsächlich gedacht, wir haben Beziehungsprobleme. Außerdem hatte mein Mann nach einer Krebserkrankung eine Chemo und dann können kognitive Einschränkungen auftreten, die wieder weg gehen. Der Knall kam, als der Diabetologe feststellte, dass mein Mann seine Insulinpumpe nicht mehr handhaben kann.

  • Hallo und Moin zusammen,

    ich finde mich hier in euren Berichten auch wieder. Auch ich bin ziemlich verunsichert, das geht schon länger so. Ich kenne ja meinen Mann schon seit 40 Jahren, da merkt man doch als Frau, wenn etwas nicht mehr stimmt, die Kommunikation nicht mehr richtig gelingt, manchmal nur noch zeitweise, manchmal garnicht mehr. Da kommt entweder keine Antwort oder eine halbe Antwort aber manchmal paßt es auch. Mein Mann weicht oft vor mir zurück, ist ungehalten bis aggressiv, ich denke in diesen Momenten bin ich ihm fremd. Er fremdelt auch mit den Nachbarn, andere soziale Kontakte haben wir nicht. Der Verstand ist einfach nicht mehr da, so wie es mal war, das kommt auch nicht mehr wieder, im Gegenteil es wird Stück für Stück weniger mit ihm.

    Ein selbständiges Denken, Planen und Ausführen gelingt nur noch in den Dingen, die er schon immer so gemacht hat. Rasenmähen zum Beispiel.

    Mir fehlt mein Mann sehr, ich habe ihn zu verschiedenen Fachärzten genötigt, auch zum MRT. Jeder Arzt hat auf seinem Gebiet etwas gefunden, das MRT war unauffällig. Der Hausarzt sagte Depressionen und dementielles Syndrom, der Psychologe befand eine leichte Form einer bipolaren Erkrankung der Schilddrüsenspezialist eine Schilddrüsenunterfunktion. Ich hatte immer wieder neue Hoffnung auf Besserung aber nichts ist besser geworden.

    Ich bin der festen Überzeugung, dass sein Vater FTD hatte mit Freßsucht, peinlichem, distanzlosen und auch sexualisierten Verhalten. Das mit anzusehen war schlimm aber am Ende war meine Schwiegermutter damit alleine, wir haben die Schwiegereltern nur noch selten besucht. Heute tut mir das leid, wir hätten sie unterstützen müssen, aber das war vor 35 Jahren, da wusste noch keiner was von FTD und wir waren abgestoßen von seinem Verhalten.

    @ichbintraurig, du schreibst in deinem Bericht: Aber wenn ich die Schablone mit der FTD auflege, und ihn auch so behandele und ihn nicht überfordere, dann passt die Situation...., und dann wirds auch friedlicher....

    So geht es mir auch mit meinem Mann. Ich muss sehen, dass ich ihn nicht überfordere, dann wir es besser. Nur in mir drinnen dreht sich die Seele um, wenn ich meinen Mann so sehe. Ich wünschte ich hätte mehr Geduld, aber ich empfinde das Verhalten meines Mannes oft als bedrohlich und beängstigend. Aber dann gibt es auch diese seltenen Momente, an denen er wieder zurück ist und ganz klar und planvoll denken kann. Ich bin so hin und hergerissen zwischen Hoffen und Bangen.

  • Ja, liebe Manou54, genau so sieht es aus, wenn frau ihren besten Freund verliert. Ich habe mir schon angelesen, dass es immer mal wieder gute Tage gibt mit Demenzkranken, aber diese werden dann immer mehr zur Ausnahme. Aktuell, nach dem Oster-Eklat, ist es bei uns wieder ruhig, fast harmonisch... Ich würde eine Diagnose auch sehr begrüßen und als Erleichterung empfinden. Es gibt auch die Idee, dass sich eben BEIDE auf Demenz testen lassen. Dieser Vorschlag könnte für uns vielleicht mal funktionieren. Ich muss mir ja immer mal wieder anhören, dass ich Dummes Zeug ohne Zusammenhang erzählen würde....., wobei ich es auch übe, einfacher zu sprechen und die Nebenthemen dann nicht anspreche. Liebe Gerlind, vielen Dank auch für deinen Beitrag weiter oben und für die anderen Beiträge, wo wir erfahren, dass eben nicht immer alles rund läuft.

    Ich werde mich, auch nach Beratung mit meinen Kindern, jetzt darauf konzentrieren, Klarheit in meine/unsere Situation zu bringen und mich, sobald es etwas interessantes zu erzählen gibt, wieder melden!! <3

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