Pflege zuhause oder doch Heim ?

Seit 2014 ist mein Vater dement; er ist im Februar 90 Jahre alt geworden. Meine 8 Jahre jüngere Mutter pflegt ihn zuhause und geht auf dem Zahnfleisch.

Ich arbeite Vollzeit, bin Einzelkind, alleinstehend und wohne zwei Stunden Fahrzeit von meinen Eltern entfernt.

Mein Vater hat mittlerweile Pflegegrad 3. Dienstags kommt der Pflegedienst, bereitet die Tabletten für die Woche vor (für Mutter und Vater) und wäscht meinen Vater (wenn er sich denn waschen lässt).

Er klagt ständig über Schmerzen, die er sicherlich auch hat. Der Hausarzt hat jetzt den Medikamentenplan angepasst.

Das Klagen und Stöhnen nervt natürlich meine Mutter extrem. Wenn sie oder ich meinem Vater helfen wollen, kann es sein, dass er sich helfen lässt. Aber es kommt auch immer wieder vor, dass er uns anschreit, beschimpft, tritt oder um sich schlägt. Ich versuche, dann ruhig zu bleiben; aber ich mache mir Sorgen um meine Mutter. Sie reagiert zunehmend genervt (völlig verständlich). Ich will nicht, dass ihr etwas passiert oder sie ausrastet.

Nun kommt noch mit hinzu, dass das Bett und der Schlafanzug trotz pants bald täglich gewechselt werden müssen, weil mein Vater es schafft, sich irgendwie vollzupinkeln (keine Ahnung, wie er das macht).

Ich habe schon so oft mit meiner Mutter gesprochen, dass es so nicht weitergehen kann. Im einen Moment sieht sie das auch so. Dann einen Tag später will sie ihn doch weiter zuhause pflegen. Ich kann dieses Hin und Her langsam nicht mehr ertragen. Ich hatte mich schon nach Pflegeheimen umgesehen und denke, dass man auch erstmal mit Kurzzeitpflege starten könnte (dann könnte meine Mutter sich auch mal ausruhen und wir könnten noch immer entscheiden, ob Vater wieder nach Hause kommen soll). Aber ich komme bei meiner Mutter nicht weiter. Und ich kann und will das nicht allein entscheiden. Meine Mutter muss den Weg doch auch mitgehen. Und ich will hinterher nicht vorgeworfen bekommen, Vater abgeschoben zu haben. Ich würde mir wünschen, dass er zuhause bleiben könnte. Aber so wie es jetzt läuft, geht meine Mutter dabei zugrunde und ich auch. Ich bin nur noch angespannt und warte minütlich darauf, dass etwas passiert.

Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun kann.

Wäre eine tägliche ambulante Pflege (z.B. morgens und abends) evtl. eine Alternative ? Oder nacht das keinen Sinn ?

Kommentare

  • Hallo,

    solche Fälle beherrscht man nicht zu Hause außer man ist selbst Profi.

    Da kann nur ein Heim helfen.


    V.G.

  • Hallo zusammen,

    ich bin fix und fertig. Ostern habe ich bei meinen Eltern verbracht. Am Ostersamstag ist mein Vater abends wieder ausgerastet und ebenso meine Mutter, die ihn ja 24/7 um sich hat. Ich musste dazwischen gehen, damit es nicht weiter eskalierte. Als mein Vater dann im Bett lag, hatte er alles vergessen. Wenn Demenz irgendwelche Vorteile hat, dann, dass mein Vater innerhalb von 10 min vergisst, dass er geschrien, beleidigt, um sich geschlagen und getreten hat. Ostermontag bin ich nach Hause gefahren. Am Samstag nach Ostern klingelte morgens das Telefon und meine Mutter war in Tränen aufgelöst, weil Vater im Schlafzimmer hingefallen war. Diakonie und RTW kamen dann zügig. Er hat natürlich wieder geschrien und um sich geschlagen, als man ihn mit ins Krankenhaus genommen hat. Ich habe meine sieben Sachen zusammengepackt und mich sofort auf den Weg zu meinen Eltern gemacht (155 km). Ich war noch keine 10 min da, als der RTW meinen Vater wieder zuhause ablieferte. Er konnte sich natürlich nicht dran erinnern, dass er hingefallen und im Krankenhaus untersucht worden war. Sonntag bin wieder nach Hause gefahren, um dann keine 5 Tage später morgens um 4 Uhr wieder von meiner Mutter angerufen zu werden. Vater ist nachts aufgestanden und zur Toilette gegangen und auf dem Weg zum Bett offensichtlich wieder hingefallen. Also dasselbe Spiel (RTW, Krankenhaus). Ich war noch auf der Autobahn, als meine Mutter anrief und mitteilte, dass Vater gerade wieder zuhause abgeliefert wurde. Als ich dann bei meinen Eltern ankam, konnte sich Vater wieder an nichts erinnern und freute sich, mich zu sehen. Wenn es nicht so unendlich traurig und kräftezehrend wäre, könnte man lachen. Nachdem meine Mutter wieder den Pflegedienst angerufen hatte, kam auch eine nette Pflegekraft, die uns einen Platz für Kurzzeitpflege, aber erst Mitte Mai, besorgt hat. In einem zweiten Pflegeheim habe ich ihn auf die Warteliste setzen lassen. Allerdings sagte mir die Frau von der Diakonie, dass ich mich beim Amtsgericht um eine Betreuungsverfügung kümmern solle, weil wir nicht mit der Vorsorgevollmacht darüber entscheiden können, falls Vater fixiert werden müsse. Kennt sich jemand mit Betreuungsverfügungen aus ? Wie beantragt man das ? Meine Mutter hat endlich eingesehen, dass Vater nicht mehr zuhause gepflegt werden kann. Wir sind am Ende unserer Kräfte. Ich könnte durchgehend weinen. Jetzt bin ich heute nach Hause gefahren, damit ich wenigstens noch einen Tag zur „Erholung“ habe, bevor am Montag die volle Arbeitswoche wieder beginnt. Aber ich habe ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Mutter, dass ich sie im Stich lasse. Ich weiß nicht, wie wir die Zeit bis zur Kurzzeitpflege ohne größere Schäden überstehen können. Es ist für alle Beteiligten eine einzige Qual. Ich weiß, dass mein Vater sich die größten Vorwürfe machen würde, wenn er noch verstehen würde, was mit ihm los ist. Ich bin ihm auch nicht böse, denn er kann ja nichts dafür. Aber es treibt mich zur Verzweiflung, dass man - trotz aller Pflegedienste etc. - dennoch mit allen Problemen allein da steht.

  • Vor eineinhalb Wochen habe ich das Heim angeschrieben und nachgefragt, ob mein Vater auf der Warteliste steht und der Termin Mitte Mai bestätigt werden könne (das war dienstags). Es rief mich dann am selben Tag noch der stellvertretende Pflegedienstleiter an und wir hatten ein längeres Gespräch, in dem ich ihm Hintergründe und Verhalten etc. meines Vaters geschildert habe. Er meinte dann, dass man meinen Vater aus seiner Sicht aufnehmen könne, er das aber am nächsten Tag mit der Verwaltung besprechen müsse und die sich dann bei mir melden würden. Mittwoch rief mich dann das Pflegeheim an und teilte mir mit, dass sie meinen Vater aufnehmen würden und er am Dienstag der Folgewoche (also diese Woche) dort ankomme könne. Ich hätte der Frau am Telefon vor Erleichterung um den Hals fallen können. Gleichzeitig hatte ich aber auch ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Vater (wir hätten ihn gerne zuhause behalten; aber wir mussten uns leider eingestehen, dass wir das nicht leisten können und Vater damit auch nicht geholfen wäre). Ich musste dann kurzfristig einen Krankentransport mit Tragestuhl organisieren. Am meisten haben mich die Tage und Nächte bis zum Dienstag mitgenommen, weil ich Angst davor hatte, wie Vater darauf reagiert. Ich hatte dann nich in der Hausarztpraxis angerufen und darum gebeten, ob der Arzt meinem Vater ein Beruhigungsmittel verordnen könne, das wir ihm Dienstag morgens geben können. Er hat Tavor expidet 1,0 mg verordnet. Dienstag Morgen haben wir ihm eine Tablette gegeben und ich habe ihm erklärt, dass er für eine kurze Zeit ins „Haus der Diakonie“ müsse (das Wort „Heim“ habe ich vermieden), da er zuhause nicht allein sein könne und ich mir sonst Sorgen machen würde, weil ich mit meiner Mutter zum Arzt müsse und sie untersucht werden müsse und ggf. operiert werden muss (das war auch nicht gelogen, da meine Mutter schon seit 3 Jahren orthopädische Probleme hat, wegen Vater aber nie zur Untersuchung gegangen ist). Das hat alles geklappt und als der Krankentransport wegfuhr, fiel ein riesiger Sorgenberg von mir ab. Trotzdem ist es ganz schwer, vor allem für meine Mutter. Als wir Vater dann im Heim besucht haben und seine Sachen hingebracht haben, war er etwas durcheinander, aber für seine Verhältnisse relativ ruhig. Das hat sich aber dann wieder geändert, als wir weg waren. Er gat dann wieder sein aggressives Verhalten an den Tag gelegt, das wir von zuhause kennen. Ich hoffe, dass er sich langsam an die neue Umgebung gewöhnt und wieder ruhiger wird. Seit Dienstag sind wir nicht mehr bei ihm gewesen und ich habe auch meiner Mutter gesagt, dass wir erstmal nicht hingehen sollten (zumindest mal noch für ca. 1 Woche nicht), weil er sonst vielleicht denkt, dass er wieder nach Hause kann. Es wird bestimmt sehr schwer, wenn Mutter und/oder ich ihn besuchen (vielleicht erkennt er und dann auch schon nicht mehr - am Dienstag hatte er mich kurzzeitig für seinen jüngeren Bruder gehalten). Ich habe auch Sorge, dass er sich nicht beruhigt und das Heim nach Ende der Kurzzeit-/Verhinderungspflege sagt, dass er nicht dort bleiben kann. Nach Hause kann er keinesfalls mehr kommen. Hat jemand Erfahrung damit, wie lange so eine Eingewöhnungszeit dauert ?

  • Liebe sprocki,

    ich kann gut nachvollziehen, wie schwer diese Situation für dich und deine Familie sein muss. Es ist so eine große Verantwortung, einen demenzkranken Angehörigen zu Hause zu pflegen, insbesondere wenn es zu herausforderndem Verhalten und körperlichen Schwierigkeiten kommt.

    In Bezug auf deine Frage nach einer täglichen ambulanten Pflege (z.B. morgens und abends) als Alternative, kann ich sagen, dass dies in einigen Fällen eine mögliche Option sein kann, um die Betreuung zu Hause zu erleichtern. Es hängt jedoch stark von den individuellen Bedürfnissen und Ressourcen ab.

    In meinem eigenen Fall habe ich mich aus verschiedenen Gründen dazu entschieden, die Wohnung altersgerecht umzubauen , um die Sicherheit und den Komfort meiner demenzkranken Angehörigen zu gewährleisten. Diese Entscheidung wurde getroffen, um die Lebensqualität und Unabhängigkeit zu fördern, während gleichzeitig die Pflege zu Hause aufrechterhalten wird. Es ist wichtig zu beachten, dass solche Entscheidungen sehr persönlich sind und von den individuellen Umständen und Bedürfnissen abhängen. Hier findest du eine Übersicht dazu, als auch mögliche staatliche Förderungen:


    Ich kann so gut verstehen, dass du dir Sorgen um deine Mutter machst und dass ihr beide mittlerweile an euren Grenzen seid. Es ist enorm wichtig, auch auf eure eigenen Bedürfnisse und eure Gesundheit zu achten. Die Entscheidung, deinen Vater in ein Pflegeheim zu bringen, wurde sicher nicht leichtfertig getroffen, sondern aus einer Notwendigkeit heraus, die eure Belastung reduzieren und die bestmögliche Betreuung für deinen Vater gewährleisten soll.

    Die Eingewöhnungszeit in einem Pflegeheim kann von Person zu Person total unterschiedlich sein. Es kann einige Zeit dauern, bis sich dein Vater an die neue Umgebung und die Betreuung gewöhnt hat. Es ist wichtig, ihm die Zeit zu geben, die er braucht, und geduldig zu sein, auch wenn das oft ganz schwer ist. Die Pflegekräfte im Pflegeheim sind darauf spezialisiert, Menschen mit Demenz zu betreuen und können Unterstützung bieten, um die Eingewöhnung zu erleichtern.

    Ich hoffe, dass diese Entscheidung eurer Familie letztendlich dazu beitragen wird, die bestmögliche Pflege und Unterstützung für deinen Vater sicherzustellen und gleichzeitig die Belastung für dich und deine Mutter zu reduzieren.

    Alles Liebe und viel Kraft für euch in dieser schweren Zeit.

  • Mein alter Vater (nicht dement) wird ambulant gepflegt (Pflegegrad 3). Mit den vielen Erkrankungen, die er mittlerweile hat, ist es für den Pflegedienst eine große Herausforderung. Der ambulante Pflegedienst hier hat einige demente Patienten. Die Pfleger stöhnen ganz schön, weil nicht jeder Demenzkranke jeden Pfleger an sich ran lässt und manche Patienten verstört auf die wechselnden Gesichter reagieren. Aggressionen gegen Pfleger sind auch ein Thema. Auch hier ist inzwischen die Warteliste für den ambulanten Pflegedienst lang und sie nehmen auch nicht mehr alle an.Die Kriterien für die Annahme kenne ich leider nicht.

    Trotzdem viel Erfolg bei der Suche und viel Kraft.

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