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Kommentare

  • Ich möchte auch einfach mal Hallo schreiben und mich näher informieren, erstmal lesen dann fragen ....

    Gruß
  • Liebe Cordula,
    auch ich wohne in einem sehr ländlichen Raum und bei uns hat sich in letzter Zeit sehr viel getan, die Gemeinde, Caritas, Nachbarschaftshilfe bzw. einige Heime bieten Tagespflege an - schaue mal nach, ob Du hier was finden kannst.
    Meine Mutter ist vor fast einem Jahr verstorben, ich mußte sie noch für ca. 10 Monate in einem sehr, sehr guten Heim unterbringen, weil ich einfach nicht mehr konnte.
    Ich wünsche Dir viel Kraft und auch die nötige Hilfe
  • Hallo zusammen, daß Demenzkranke oft das Gefühl haben, bestohlen zu werden, ist bekannt.
    Aber umgekehrt?
    Wenn ein Demenzkranker alles mögliche an sich nimmt, was er im Heim findet?
    Mögliche Gründe sehe ich darin, daß vorher ein eigenes Haus bewohnt wurde, wo sowieso alles dem Kranken gehörte. Dann die Erinnerung an die "schlechte Zeit", wo Sammeln und Hamstern Erfolgsgefühle brachte.
    Oder die Tendenz, fehlende Sicherheit durch das Horten von Besitz zu kompensieren.
    Aber warum auch immer geklaut wird, für das Heim und die anderen Bewohner dort ist das eine echte Herausforderung!
    Übrigens ist bei dem betreffenden Demenzkranken teilweise durchaus noch ein Unrechtsbewußtsein erkennbar; allerdings wird er ärgerlich, wenn man die Dinge wieder entfernt.
    Hat jemand ähnliches erlebt?
    Wie seid Ihr damit umgegangen?
    Danke im voraus!
  • Liebe/r Anonym,

    eine Cousine meiner Mutter hat auch alles mitgenommen, was sie irgendwo/irgendwie gefunden hat - sie kennen ja die eigenen Sachen nicht mehr - diese Dame hatte zeitweise z.B. drei Gehwägelchen bei sich im Zimmer.
    Es ist bei dieser Krankheit kein Klauen - die Pfleger/Pflegerinnen müssen mit diesem umgehen können.
    Es wird entfernt, wenn die Dementen nicht aufpassen und sie vergessen ja in der nächsten Min ute wieder alles.
    Bitte versuchen, das "Locker" zu nehmen, auch wenn es sehr schwer ist.
    Nehmen Sie den Kranken in den Arm - mit etwas Liebe - ist alles gleich wieder vergessen.
    Viel Kraft, dieses anstrengende Leiden durchzustehen.
  • Seit 2 Jahren lebe ich nun mit der Alzheimerdemenz meines Mannes. Vor 1/2 Jahr kamen dann noch wahnhafte Depression + Suizidversuch hinzu. Nun ist er zum 2. Mal in einer Klinik und heute riet mir die behandelnde Ärztin, für ihn eine Demenz-WG zu suchen. Den 24 Stunden- Betreuungsjob kann ich auch irgendwie nicht mehr uneingeschränkt leisten. Trotzdem bin ich nun sehr betroffen und fühle mich ziemlich schlecht, weil ich sozusagen *aufgebe*....
  • Liebe bella,

    aufgeben??? Sprich nicht von aufgeben und mach dir kein schlechtes Gewissen!!
    Du leistest eine Arbeit und alle hier wissen das
    die über die menschliche Arbeitskraft hinaus geht, die mit vielen Emotionen dir selber die Luft zum atmen nimmt.
    Lass dir helfen!!! Eine Demenz- WG probiere es aus.... und denk auch an dich was hilft es deinen Mann wenn du krank wirst??
    Siehe es positive!!!!
    Du gibst nicht auf du holst dir Hilfe, aufgeben würdest du wenn du so weiter machst ohne jegliche das ginge eine Zeit, bist du ganz am Ende bist und dann nichts mehr von dir übrig ist.

    Wenn du glaubst es geht nicht mehr,
    kommt von irgendwo ein Lichtlein her....

    Wünsch dir alles gute bella....wäre schön wenn wir mit dir in Verbindung bleiben...deine/ eure Erfahrungen sind so wichtig für mich, ja ich weiß
    durch euch ich bin nicht allein mit meinen Problemen-
  • Hallo Bella,

    ich habe mit meinen Eltern lange vor Krankheitsbeginn über das Altwerden und die Pflege gesprochen. Bei uns war es immer üblich, dass man sich um die Eltern (Großeltern) kümmert in ihrem Zuhause. Eigentlich war klar, dass ich meine Eltern im Alter pflege. Ich habe meiner Mutter schon bei der Pflege meiner Großmutter geholfen, die 1/2 Jahr ein Schwerstpflegefall war.
    Leider kommt es im Leben oft anders als man plant. Mein Vater ist vor 6 Jahren im Krankenhaus gestorben - Gott sei Dank -, denn er wäre auch ein Schwerstpflegefall gewesen, den ich zu Hause mit meiner an Alzheimer erkrankten Mutter nicht hätte pflegen können. Meine Mutter hatte zum Zeitpunkt des Todes meines Vaters bereits seit 5 Jahren Alzheimer. Ich habe mich sehr intensiv um sie gekümmert, aber es ging nach dem Tod meines Vaters sehr schnell begab. Sie konnte nicht mehr alleine sein, wurde dann in einer Tagesklinik auf Medikamente eingestellt und ging anfangs 1 x pro Woche in die Tagespflege. Da es ihr dort sehr gut gefiel, haben wir das langsam aber doch zügig auf 5 Tage in der Woche ausgebaut, damit ich auch weiterhin berufstätig sein konnte - ich bin selbständig. Danach haben wir mit 24 Stunden-Kräften gearbeitet. Meine Mutter war in der Pflege sehr anstrengend, da sie ein Läufer war und keine Minute an Ort und Stelle verweilte. Selbst, wenn man nur kurz zur Toilette ging, hat sie irgend etwas angestellt. Meistens habe ich sie an dieses Örtchen dann mitgenommen und mich mit ihr unterhalten, damit sie nicht weglief. Das hat unsere Pflegehilfen sehr stark beansprucht, wie man sich vorstellen kann, so dass diese sehr schnell körperlich an ihre Grenzen kamen, was ich sehr gut verstehen konnte. Die Krankheit nahm in dieser Zeit einen schnellen Verlauf, so dass sie fremd in ihrem Haus wurde. Sie wußte nicht mehr wo sie war, wer sie war und wer wir waren. Die Pflege wurde immer schwieriger, da sie keine Minute ohne Überwachung sein konnte und ihren natürlichen Drang zu Ausscheidungen da verrichten wollte, wo sie sich gerade befand. Diese Pflege alleine durchzuführen, war schier unmöglich geworden, zumal sie ja auch nachts aktiv war. In dieser Zeit haben wir den Entschluß gefaßt, sie in eine Einrichtung zu geben, denn meine Gesundheit stand auf dem Spiel. Da ich ja selbständig bin, wie erwähnt, bin ich öfter am Steuer meines Wagens kurz eingeschlafen wegen Überforderung. Da meine Mutter sowieso niemanden mehr kannte und nicht mehr wußte, wer sie war, wo sie war, ober wer um sie herum war, haben wir uns zu diesem Zeitpunkt für eine Demenz-WG entschlossen. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie schlimm das für mich war. Ich wollte doch Mama nie weggeben. Ich habe Tag und Nacht geweint. Schon bevor ich sie weggebracht habe und danach ebenfalls. Ich habe an mir und meiner Entscheidung so gezweifelt. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Aber es war die richtige Entscheidung. Meine Mutter hat sich von Anfang an in der WG sehr wohl gefühlt. Die WG besteht aus nur 8 Personen mit 2 Pflegekräften. Es ist wie in einer großen Familie. Ich habe, nachdem ich mich ein wenig gefangen habe, erkannt, dass es die beste Entscheidung für uns alle war. Das ist jetzt 3 Jahre her. Der Krankheitsverlauf ist langsamer geworden. In der Zwischenzeit kann sie gar nichts mehr alleine, auch nicht essen und trinken. Sie redet fast gar nicht mehr und gibt auf Fragen einsilbige Antworten, wenn sie sie überhaupt versteht. Meine Anwesenheit genießt sie öfter, aber es gibt auch Tage, an denen ich sie nicht anfassen oder drücken darf. Das ist sehr schwer und tut weh, aber es ist nicht mehr meine Kuschelmama von früher, sondern die Krankheit Alzheimer, die einen anderen Menschen aus ihr gemacht hat. Ich genieße jeden Moment, den sie mir gibt, ob es ein Kuscheln ist, das sie zuläßt, einen Kuss, den ich noch manchmal an guten Tagen von ihr bekomme oder das Streicheln oder Festhalten meiner Hand. Diese Tage geben mir wieder Kraft für die Tage, an denen sie mit Schlägen oder wegstoßen reagiert. Ich habe diesen Schritt, sie dort unterzubringen, nie bereut.

    Ich wünsche Dir viel Kraft für die Zukunft. Schau Dir Demenz-WG`s an. Frage, ob Du mal zu Besuch mit Deinem Mann kommen kannst, um den Alltag dort mitzuerleben. Achte darauf, wie sie mit den Menschen umgehen. Ob sie auf die einzelnen Menschen individuell eingehen, denn dort hat jeder seine eigene Demenz. Wir hatten einen Glücksgriff.
    Alles Liebe Katharina
  • Liebe Kordula,

    auch ich habe zuerst meine demenzkranke Mutter daheim gepflegt, bis ich nicht mehr konnte -ich war für die Pflege ganz alleine zuständig, mußte damals auch meine Arbeitsstelle aufgeben.
    Den Entschluß, sie in ein Pflegeheim zu geben, das ist der "Schwerste", den nur jemand verstehen kann, der selbst davon betroffen ist.
    Auch ich habe vorher und nachher nur noch geweint und ebenfalls lange gezweifelt, ob diese Entscheidung richtig ist. Bei ihr ist diese Krankheit sehr schnell verlaufen und sie kannte sich und mich nicht mehr, wußte nicht mehr, wo sie ist.
    Ich habe ein sehr gutes Heim mit freundlichem Pflegepersonal damals gefunden und meine Mutter ist nach nur 10 Monaten ganz schnell an plötzlichem Herzversagen gestorben - sie wollte es so.
    Also überhaupt kein schlechtes Gewissen und allen, die noch pflegen viel, viel Kraft - ihr seid nicht alleine.
  • Liebe Bella,
    ich weiß aus eigener Erfahrung, daß einem dieser Schritt wie ein Verrat vorkommt. Aber Du hast selbst angedeutet, daß Du die 24-Stunde-Plege nicht mehr leisten kannst.
    Weder für Deinen Mann noch für Dich ist es gut, wenn Du ihn so lange selber pflegst, bis Du zusammenbrichst.
    Ich weiß, man denkt, nicht alles getan zu haben, und den Kranken lieblos und egoistisch einfach abzuschieben.
    Aber der jetzige Zustand ist wie dauerhaft mit dem Reserverad Auto zu fahren. Dieses ist für den Dauerbetrieb nicht ausgelegt und droht irgendwann plötzlich zu platzen. Und dann sitzt der Karren im Dreck, im wahrsten Sinne.
    Wirkliche Fürsorge und Verantwortung zeigt sich gerade darin, langfristig das Beste für den Kranken zu planen und zu tun.
    Du kannst jetzt selber einen geeigneten Platz für Deinen Mann suchen, Dir so manche Einrichtung anschauen, Dich mit allerhand Leuten besprechen, Deine Eindrücke sacken lassen, Entscheidungen finden, Dich auf Aufnahmelisten setzen lassen, etc.
    Bei einem plötzlichen Zusammenbruch oder einer Akutverschlechterung hättest Du all diese Möglichkeiten nicht, sondern müßtest Deinen Mann notfallmäßig in eine psychiatrische Klinik bringen, und danach womöglich ins erstbeste Heim. Das wäre eine zusätzliche schwere Belastung und ein weiterer Ortswechsel für ihn!
    Ich weiß, jeder predigt einem Pflegenden, man solle auch an sich selbst denken, und das kommt einem vor wie blanker Hohn.
    Vielleicht hilft Dir der Gedanke, um Deines Mannes willen an auch Dich zu denken. Trotz Demenz sind die feinen Antennen für Stimmungen durchaus noch da, das heißt, Dein Mann wird Deine Belastung spüren und darunter leiden.
    Du bist als seine engste Bezugsperson aber unsagbar wichtig für ihn, auch in Zukunft in einer Einrichtung wirst Du oft und viel bei ihm und für ihn da sein. Und auch dafür brauchst Du Kraft, Geduld und Ausgeglichenheit, bitte verheize nicht jetzt schon alles davon!
    Und hab bitte kein schlechtes Gewissen, Du handelst liebe- und verantwortungsvoll für Deinen Mann, wenn Du sichere und geeigntete Lebensbedingungen für ihn schaffst!

    (Beitrag nachträglich am 03., November. 2011 von schlaflos editiert)
  • Hallo,
    auch ich bin neu in diesem Forum.
    Ich bin 47 Jahre alt und meine Mutter 79.
    Da ich selbst gesundheitliche Beeinträchtigungen (anfallsfreie Epilepsie) habe, die aber aufgrund einer sehr guten medikamentösen Einstellung mir dennoch ein übliches Leben mit Berufstätigkeit und eigenem Haushalt erlauben, haben meine Mutter und ich ein enges Verhältnis.
    Ich habe noch 2 Schwestern und einen Bruder. Mein Vater ist bereits verstorben.
    Ich fahre schon nicht mehr jedes Wochenende zu meiner Mutter, da ich mich seit längerem nicht mehr wohl dort fühle und meine in der dortigen Nähe lebende Schwester (wie meine andere) mich nur bevormundet aufgrund meiner Erkrankung bzw. Behinderung, was verstärkt auf meine Mutter übergegangen ist und sie zudem im Hinblick auf ihre zungenommene Dickköpfigkeit bishin zur Aggression und Schimpfen mir gegenüber für mich zu einer außerordentlichen Belastung geworden ist. Meine beiden Schwestern sind übrigens Therapeutinnen (Ergo-/Musikth.) und sie sehen mich "nur" als therapiebedürftig an. In Bezug auf unseren Vater haben wir ein ganz besonderes Schicksal, da er uns enorm traumatisiert hat. Wenn es meinen beiden SChwestern in dem Zusammenhang besonders schlecht geht, lassen sie dieses dann bevorzugt an Schwächere aus bzw. an Menschen, die ihnen besonders nahe stehen. Wenn es mir, aus welchem Grund auch immer, psychisch schlecht geht, bin ich sehr still, was meine Mutter einmal veranlasst hat, mich als "Autist/Authist" zu beschimpfen.
    Außerdem werde ich auch dann besonders still, wenn ich Angst vor besonders aggressiven Menschen und Situationen habe. Eine meiner Schwestern schreibt mir bevorzugt besonders aggressive E-Mails, wenn sie sich nicht mehr im Griff hat, in denen ich dann auch beschimpft werde.
    Doch nun wieder zu meiner Mutter.
    Auch meine Geschwister haben ihr schwieriger gewordenes Verhalten festgestellt. Aber in dieser Familie kann man nicht normal miteinander reden, weshalb ich mir immer diesbezügliche Hilfe im Internet suche(n) (muss).
    Als ich mich vor Jahren bei den ersten Problemen mit meiner Mutter an meine Geschwister gewandt habe, ging das nach hinten los. Besonders von meiner älteren Schwester kamen regelrechte Drohbriefe (hab ich leider nicht mehr) und als ich sie dann bat, aus Rücksicht auf meine Epilepsie-Erkrankung doch endlich damit aufzuhören, weil ich Angst hatte, wegen dem Druck epileptische Anfälle zu bekommen, hat sie mir doch tatsächlich geschrieben, "dass sie mir diese wünschen würde". (Heul).
    Der bedrohlichste Satz von meiner Mutter mir gegenüber : "Früher hat sie alles bei mir durchgehen lassen, was falsch war. JETZT ZIEHE ICH MAL ANDERE SEITEN BEI DIR AUF".
    Auf meiner Arbeit habe ich es oft mit Berichten von Folter- und Vergewaltigungsopfern zu tun. "ICH BIN ZU SENSIBEL", so meine Mutter, wenn ich ihr dann davon berichte.
    Wenn es ihr besonders schlecht geht, dann redet sie sich am Telefon in Rage und wird immer hartnäckiger und aggressiver. "ICH WÜRDE MEINE WOHNUNG NICHT AUSREICHEND PFLEGEN UND VERNACHLÄSSIGEN, ZU SELTEN DIE BETTWÄSCHE WECHSELN, WESHALB SICH IN MEINEM BETT SCHON DIE MILBEN NUR SO TUMMELN WÜRDEN. DU MUSST DIR NEUE MÖBEL KAUFEN. DU MUSST DIES UND DAS ... "
    Sie kann dann dermaßen hartnäckig werden, dass ich mich aufrege, weil ich sie dann einfach nicht los werde. Eine Arbeitskollegin hat mir geraten, dann doch einfach den Hörer aufzulegen. Wäre zwar nicht der höflichste Ton, aber bei so was wie bei dem beängstigenden Verhalten meiner Mutter müsste ich dieses machen, wenn es wieder so ein Telefonat geben würde.
    Meine Mutter wohnt übrigens alleine. Ist noch nicht vergesslich oder orientierungslos und vernachlässigt auch nicht ihre Hygiene od. Hobbys
    Aber sie kann ganz plötzlich von Erlebnissen und Personen aus ihrer Vergangenheit reden. Als wäre es erst gestern gewesen.
    Einmal empfing sie mich mit den Worten: "Deine Jacke stinkt!" Und dies sagte sie mit einer ungeheuren harten Betonung und besteht bis heute darauf, diesbezüglich Recht gehabt zu haben. Gegenüber anderen Flecken ist sie auch sehr empfindlich geworden und wehe, sie bekommt mit, dass ich bei ihr eine neue Packung Kaffee in die Dose fülle und Kaffeekrümel daneben fallen. Dann kommt auch so´n unschöner Kommentar. Dabei ist ihre eigene Wohnung auch nicht blitzblank und frei von Krümeln oder sich ansammelnder Hausmüll in der Küche. Ihre verschiedenen Müllsorten sind regelmäßig am Überquellen, wenn ich sie besuche.
    Vor einiger Zeit hatte sie außerdem 2 Zeitungen doppelt aboniert, wovon ein Abo eine meiner Schwestern abbestellt hat.
    Ich hatte Anfang der Woche einen Kontrolltermin bei meinem Neurologen wegen meiner chronischen Krankheit, bei dem ich mich dann wegen meiner Mutter ausgeheult habe. Er diagnostizierte nach meinen Beschreibungen eine beginnende Alzheimer Demenz. Und er hat (auch) gesagt, dass ich "bei dem" schwierig gewordenen Verhalten meiner Mutter nicht jedes Wochenende zu ihr fahren soll, was ich ja schon seit längerem tue, aber mit einem schlechten Gewissen. Nun habe ich wenigstens von einem Arzt, dass ich nicht mehr jedes Wochenende zu meiner Mutter fahren soll. Aber das schlechte Gewissen bleibt und außerdem: "Was sagen die Geschwister? Bzw. die reden diesbezüglich schlecht über mich".
    Ich habe zudem seit einiger Zeit mein Freizeitverhalten verändert. War bisher ein braves Mauerblümchen und habe mich nur nach meiner Familie gerichtet. Jetzt habe ich eine christliche Initiative gegründet, weshalb ich manchmal verreise. Diesbezüglich reagieren meine Mutter und Schwestern erstens enorm eifersüchtig und wundern sich, dass sich doch tatsächlich auch andere Menschen für mich interessieren. Meine Mutter verlangt, teilweise unter Tränen, dass ich ihr doch die Telefonnummer meines jeweiligen Hotels geben soll. Ich bin doch ein erwachsener Mensch und im Handyzeitalter ist das doch überflüssig. Außerdem halte ich mich tagsüber eben nicht im Hotel auf, sondern wo anders. Und sie hat mir diesbezüglich auch schon oft Szenen gemacht, wo ich als Vorwurf zu hören bekam, dass sie meine "plötzliche" Abnabelung als zu "abrupt" empfindet. Wann soll ich das denn machen? Wenn sie nicht mehr lebt und ich selber nicht mehr kann aus gesundheitlichen Gründen? Von einer meiner Schwestern musste ich mir anhören, "dass ich mich von der Familie abkappseln würde". ABER UM HIMMELS WILLEN! ICH BIN DOCH EIN ERWACHSENER UND MÜNDIGER MENSCH!
    Danke für Euer Lesen und Eure Antworten.
    Herzliche Grüße, Eure Regina !
  • ERGÄNZUNG VON ENGELFRAU64:

    Letzten Sonntag begann meine Mutter während einer längeren Autofahrt mich (wieder) zu beschimpfen und in gleichem Atemzug flossen bei ihr Tränen.
    ICH BIN ES NATÜRLICH SCHULD GEWESEN, WEIL SIE NICHT, WIE FRÜHER, "ALL MEINE LAUNEN" HAT DURCHGEHEN LASSEN.
    Bei meinen Schwestern traut sie sich nicht, so aufzutreten, weil diese selbstbewusster sind, ABER BEI MIR.
  • Liebe Regina,
    Dein Bericht hat mich sehr erschüttert und nachdem Du so eine anstrengende Arbeit hast, mußt Du nicht jedes Wochenende zu Deiner Mutter fahren - so wie der Arzt Dir geraten hat.
    Die Aussage, daß Dir mit 47 JAHREN noch die Launen durchgehen läßt, finde ich schon sehr verwunderlich. Deine beiden Schwestern sind als Therapeutinen sicherlich mit Alzheimer Patienten vertraut und müssen halt mal genau hinsehen.
    Böse Drohbriefe oder Mail´s schickst Du einfach wieder zurück - daß Du für diese Gemeinheiten nich´t mehr zur Verfügung stehst.
    Sollte Deine Mutter Dich am Telefon beschimpfen, dann sagst Du ganz ruhig, daß sie nicht das Recht hat, Dich zu beschimpfen und Du jetzt den Hörer auflegst.
    Es ist Dein gutes Recht mit 47 Jahren Dein Leben selbstbestimmt zu leben - das werden auch Deine beiden Schwestern so machen - also steht es auch Dir zu - Du kannst wegfahren, wann immer Du Zeit hast und auch willst und Deine Mutter muß sich damit abfinden.
    Wohnen die beiden Schwestern in der Nähe der Mutter bzw. bist Du näher bei ihr ? Dann sollen sich doch die beiden Damen dann um die Mutter kümmern, dann sehen sie auch den Stand der Alzheimer Erkrankung.
    Es ist ganz normal, daß diese Patienten zuerst schimpfen und dann weinen.
    Begleite Deine Mutter in dieser Phase, soweit es Dir möglich ist - aber bitte, bitte kein schlechtes Gewissen.
    Auch ich habe meine Alzheimer-Kranke Mutter solange gepflegt, wie es mir möglich war, dann mußte ich sie noch für 10 Monate ins Heim bringen - es ging bei mir alleine nicht mehr.
    Dann hast Du eine sehr, sehr anstrengende Arbeit, gibt es hier niemanden, der Dir ZUHÖREN kann - vielleicht weiß Dein AG jemanden z.B. Gesprächsgruppen bei der Caritas, irgendwelchen Sozialverbänden etc. dort gibt es bestimmt "Gleichgesinnte", wenn die eigene Familie nicht bereit ist, Deine Sorgen und Nöte zu hören.
    Jetzt wünsche ich Dir alles, alles Gute und ein starkes Rückgrat und lasse Dir nicht alles gefallen.
    Einen lieben Gruß - Du bist ein erwachsener Mensch, der sein LEBEN SELBST IN DIE HAND NEHMEN DARF !!!!
  • Lieber(e) radlhex,
    vielen herzlichen Dank für Deinen Trost und Deine Mut machende Antwort.
    Meine jüngere Schwester (verheiratet, ein Kind)ist Ergotherapeutin und behandelt bevorzugt Kinder in einer eigenen Praxis. Sie wohnt in einer kleinen Stadt im Münsterland, gut erreichbar zu meiner Mutter.
    Meine ältere Schwester (ledig, in einer eheähnlichen Beziehung lebend, kinderlos) ist Musiktherapeutin und behandelt schwerst Demenzkranke alte Menschen in Altenheimen in einer Großstadt in Ostdeutschland.
    Wie sehr sie mit dem Krankheitsbild Alzheimer-Demenz vertraut ist, weiß ich nicht.
    Ob sie sich darüber Gedanken gemacht hat, dass unsere Mutter dieses haben könnte, weiß ich auch nicht.
    Wie meine Schwestern diesbezüglich unsere Mutter erleben, so wird es ein bisschen anders sein als bei mir, da die Hemmschwelle meiner Mutter mir gegenüber sozusagen auf Null ist und bei meinen Schwestern wohl noch etwas höher gelegen.
    Ich kann es aber nur raten.
    Mein Bruder (verheiratet, kinderlos) wohnt in einer kleinen Stadt im Münsterland, gut erreichbar zu meiner Mutter wie meine jüngere Schwester, die in etwa gleich weit weg wohnt wie mein Bruder. Mein Bruder ist selbstständiger Gartenbauunternehmer.
    Vor einem Jahr ist eine Schwester meiner Mutter gestorben, die schon über viele Jahre hinweg ein aggressives Verhalten aufwies (zuletzt war sie zu einer Pflegerin in ihrem Heim schon beängstigend aggressiv, ohne Grund), ganz starken Verfolgungswahn hatte (ihre Nachbarn würden in ihre Wohnung einbrechen, wenn sie weg ist und dann Dinge verlegen, die sie später wieder findet oder Nivea-Creme in die Pfanne schmieren). UNS als IHRE Familienangehörigen hat meine Tante aber noch erkannt, sie war aber nicht orientierungslos und auch nicht vergesslich. Letztendlich konnte sie dann aber nicht mehr alleine in ihrer Wohnung leben, da sie zu verwahrlosen drohte. Meine Mutter hat dann ihr beim Suchen eines Heimplatzes und bei der Wohnungsauflösung geholfen und meine Mutter musste sich dann auch oft von ihr beschimpfen lassen bzw. widersprüchliches Verhalten über sich ergehen lassen. Zum Beispiel das Entziehen der Vollmacht bei der Bank und gleichzeitiges Anschnauzen am Telefon.
    Rückblickend muss ich sagen, dass dieses unbeherrscht aggressive Verhalten meiner verstorbenen Tante (auch anderen Verwandten gegenüber) auch auf Alzheimer hinweist (wie ich es jetzt bei meiner Mutter hautnah erleben muss) und ICH HABE ANGST, DASS ICH UND MEINE GESCHWISTER EINST AUCH AN ALZHEIMER ERKRANKEN WERDEN.
    Danke für Euer Lesen, Eure Hilfe und Eure Forum.
  • Liebe engelfrau64,
    all das, was Du jetzt durchmachen mußt, habe ich auch am Rande mitbekommen bei meiner inzwischen verstorbenen Tante - Schwester meiner Mutter. Diese Beschimpfungen, Beleidigungen, Beschuldigungen wegen Diebstahl usw. Mein Cousin und seine Frau wußten sich auch keinen Rat mehr. In dieser Phase haben wir untereinander sehr engen Kontakt gehalten und uns gegenseitig aufgebaut, da ja meine Mama auch an Alzheimer leidet. Von 3 Schwestern gab es nur eine, die bis zu ihrem Tod mit 87 Jahren ganz klar im Kopf war. Auch ich habe Angst, einmal diese Krankheit zu bekommen, aber letztendlich haben wir das nicht im Griff. Ich hoffe sehr für meine Kinder, dass ich nie so enden werde wie meine Tante und Mutter. Was mich ein wenig tröstet ist die Tatsache, dass meine Kinder bereits diese schrecklichen Krankheit miterleben und ertragen mußten und noch müssen, aber dann - wenn es denn wirklich passieren sollte - besser vorbereitet sind darauf als ich das war. Mir hat sehr geholfen, dass ich Mitglied der Alzheimergesellschaft geworden bin und alle 4 Wochen die Treffen zum Problemaustausch besucht habe. Auch dieses Forum war für mich am Anfang eine wirkliche Goldgrube. Es gibt viele sehr schlimme Zeiten im Krankheitsverlauf, aber in der Zwischenzeit - nach nunmehr 10 Jahren - bin ich ruhiger geworden. Ich versuche mein Leben zu leben und kümmere mich so gut es geht um meine Mama, die inzwischen (seit 3 Jahren) in einer Demenzwohngruppe lebt. Auch wenn ich manchmal aus privaten Gründen meine regelmäßigen Besuche nicht wahrnehmen kann und dann ein schlechtes Gewissen habe, so kann ich damit aber viel besser umgehen als früher. Die Zeit mit dieser Krankheit lehrt uns das.
    Ich wünsche Dir viel Kraft für die Zukunft und lass Dich auf keinen Fall von außen beeinflussen. Entscheide DU selbst, wie DU am besten mit der Krankheit und der Situation umgehen kannst. Die Krankheit Deiner Mutter kannst Du nicht aufhalten, aber Dein Leben sollte auch lebenswert sein für Dich, nicht für andere.
    Einen ganz lieben Gruß von Katharina
  • Liebe Katharina !
    Vielen herzlichen Dank für Deinen Erfahrungsbericht.
    Bei mir ist das zusätzliche Problem, dass ich mich nicht traue, mit meinen Geschwistern darüber zu reden, weil vor allem meine Schwestern mich aufgrund meiner eigenen Krankheit (anfallsfreie Epilepsie und noch anderes) nicht für voll nehmen und mich ständig bevormunden müssen. Ich bin aufgrund verschiedenster Lebensumstände (in der Vergangenheit) sehr schüchtern und sehr ängstlich und aufgrund meiner Behinderung habe ich immer das Gefühl, ich müsste mich ständig für meine Existenz entschuldigen. Meine Schwestern treten enorm selbstbewusst auf und allein sie haben immer Recht, weil sie halt Therapeutinnen sind. Und es hat auch schon viele unschöne Szenen zwischen uns gegeben, weil sie mich halt zu einem Problem machen, was ich aber nicht bin.
    Meine Mutter hat noch 2 Schwestern. Eine davon mit kollabiertem Magen und gerade überstandenem Hinterwandinfarkt, 86-jährig. Die andere Schwester um die 80 und wohl die Einzige, die noch normal ist für die Umstände ihres Alters entsprechend. Wir haben wenig Kontakt, da sie in Süddeutschland wohnt und einen Mann hat, den sie ständig bedienen muss, da er sonst unerträglich wird. Ihr kann ich ja auch schlecht sagen, sollte sie mal demnächst anrufen, dass ihre jüngste Schwester Alzheimer hat.
    Meinem Bruder möchte ich das auch nicht sagen, weil dieses dann erstens in der Familie doch dann die Runde macht und dann auf mich abgestellt wird: "Woher willst Du das wissen? Was redest Du da für´n Zeug?"
    In einem anderen Zusammenhang hat letztens eine Schwester von mir bereits gesagt, wel unsere Mutter so dickköpfig ist und von uns keine Hilfe annimmt in Bezug auf ihre Wohnung (keine Sturzfallen, Badezimmer umbauen, etc.), muss man halt (wieder) abwarten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist. Will heißen, bis sie mal wieder gefallen ist, was schon zweimal passiert ist.
    Liebe Grüße, Engelfrau64
  • ERGÄNZUNG VON ENGELFRAU64:

    Jetzt steht außerdem noch Weihnachten vor der Tür.
    Jedes Jahr ist es immer das Gleiche, dass ich immer zu spät überlege, wohin ich denn dann fahren könnte. Weil ich mich nicht traue, mich über familiäre Zwänge hinweg zu setzen.
    Und sie hat auch schon mal zu Weihnachten ordentlich mit mir rum geschimpft.
    Seit Jahren macht sie es außerdem schon nicht mehr schön weihnachtlich und wenn, dann muss ich bitten und betteln, wobei ich mir so albern vorkomme.
    Auf meiner Arbeit ist es da schon weihnachtlicher als bei meiner Mutter, weil bei uns ein geschmückter Weihnachtsbaum aufgestellt wird.
    Ich bin ständig auf der Suche nach einer Kindheit, die ich nicht hatte. Und jetzt noch die Krankheit meiner Mutter gibt den Rest.
    Meine Mutter drängt/bittet alle, doch zum Weihnachtsgansessen bei meinem Bruder zu erscheinen "der Familie wegen". Meine Mutter legt zu denselben abspielenden Ereignissen im Ablauf eines Jahres immer dieselbe Platte auf (entschuldigung) und redet dann mit einer solchen Hartnäckigkeit, dass man dann aus Mitleid ihr zuliebe seine eigenen Pläne aufgibt.
    Für sie zählt die Familie, wie sie nicht ist, aber sie hält dieses Thema so hoch, dass es für uns oft schon zu hoch ist, aber ihr Zuliebe lenken wir dann ein. Schweren Herzens.
    Herzliche Grüße, Engelfrau64
  • Hallo,

    ich bin soeben neu regestriert und suche etwas Unterstützung bei einigen Fragen zum Umgang mit meinem Demenzkranken Vater. Die Diagnose steht schon seit einiger Zeit. Aber es war bis vor kurzem noch Frühstadium, dann kam er ins Knarnkenhaus und seitdem er wieder da ist, ist es rapiede abwärts gegangen. Ich wohne 200 km weit weg und bin jetzt zu Besuch und zum erstenmal so richtig mit dem Alltag konfrontiert. Der Rest meiner Familie ist hier vor Ort und wohnt zum größten Teil mit ihm uter einem Dach, jedoch sind sie entweder völlig unbeholfen oder haben zu wenig Zeit... Nun, aber in erster Linie geht es mir im Moment um die Hilfestellung von jemanden mit mehr Erfahrung.

    Seit diesem Wochenende hat er einen gewaltigen Schub!
    Jetzt fängt er an aus verschiedenen Zeiten zu erzählen/ zu reden und was uns aber besonders belastet ist, dass er nicht ins Bett möchte! Die letzten Abende war er bis lange nach Mitternacht wach und wir wissen nicht wie damit umzugehen ist.

    Wir brauchen ja auch unseren Schlaf... Gibt es irgendwelche Tipps, wie wir damit umgehen können?

    Danke,

    Katherina
  • Hallo Katherina,
    leider kann ich Dir aus eigener Erfahrung bei dem Schlafproblem Deines Vaters nichts berichten. Ich habe nur einen Tipp. Wende Dich an eine Alzheimergruppe in Deiner Nähe oder in der Nähe Deines Vaters, wo Deine Geschwister sich ebenfalls Hilfe holen können. Dort bekommt Ihr ganz sicher Rat.
    Viel Glück und viel Kraft für die Zukunft wünscht Dir Katharina
  • Liebe Katharina,

    es ist normal, daß diese Patienten Tag/Nacht verwechseln, ich denke, Ihr seid bei einem guten Neurologen, der Euren Vater medikamentös einstellt, dann kommt die Müdigkeit - auch haben diese Menschen sehr viel Angst, vielleicht auch bei Euch vor der Dunkelheit.
    Hilfe gibt es sehr viel, Caritas, Stadt, Gemeinde, Krankenkassen wissen auch Hilfsgruppen etc.
    Viel Glück und vorallem viel, viel Kraft für die Zukunft
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