Inkontinenz - Was sollen wir tun?
Mein Vater(79)hat eine vaskuläre Demenz und schafft es nun oft nicht mehr, die Toilette zu finden oder, wenn er sie gefunden hat, alles schnell genug auszuziehen. Dies hat zur Folge, dass er immer öfter "auf dem Weg zur Toilette", d.h. im Flur, auf der Terasse oder sonstwo seine Blase entleert oder eben kurz vor dem Ziel in die Hose macht. Was sollen wir tun? Wir haben ihm Einlagen in die Hose getan, die macht er aber raus. Gibt es normale Männerhosen mit Eingriff (die mein Vater von jeher kennt), die im Zweifelsfall auch eine Protion Urin aufnehmen können? Weitere Frage: Wir könnten ja ein Schild an die Toilettentür machen, aber er muss erst vom Wohnzimmer in den Flur und dann auf die Toilette. Bis er das Schild also gesehen hat, ist es meist schon zu spät. Hat jemand einen guten Lösungsvorschlag? Das wäre toll, denn meine Mutter muss nun oft schon zweimal am Tag die Bescherung beseitigen, d.h. Vater waschen und umziehen, die Wäsche waschen und alles aufputzen, und ist körperlich fertig. Ich mache mir große Sorgen.
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Kommentare
in der Apotheke gibt es Windelhosen, die werden wie eine normale Unterhose angezogen. Man kann wenn man auf Toilette muß und es noch "schafft", die Hose einfach wieder hochziehen. Ist sie nass, dann einfach eine neue anziehen. Es wird natürlich schwer sein ihren Vater davon zu überzeugen so eine Windelhose anzuziehen, aber vieleicht fühlt er sich damit auch selber sicher und wohl.
Ich wünsche viel Glück
Uschi
die windelhosen werden auch vom arzt bei alzheimerbedingter inkontinenz verschrieben, man muss sie also nicht selber kaufen.
andere möglichkeit - nutze ich mit relativ großem erfolg bei meiner frau - alzheimer demenz im mittel/schwerem stadium, würde alleine die toilette nicht finden - ich gehe alle zwei stunden mit ihr dorthin - mal klappts, dann wieder nicht so, also in 30 minuten wieder. Zeitlich aufwändig, aber ich muss nicht wischen...
gruß
georg
vielen Dank für die Tipps. Ich probiere beides aus!
Grüße
Silvi
bei meiner mutter ist es leider ebenso... wobei sie auch alles andere als toilette nutz als toilette... (badewanne ist ja etwas ähnliches...)
meine mutter trägt mitlerweile auch windelhosen wobei ich da leider zuzahlen muss und auch die gewöhnung zeit gebraucht hat... normale windeln hat sie sellbst immer zerrissen...
aber auch das ist nicht die lösung der probleme!
aber wie ich schon bei georg gelesen habe, dieses toilettentraining ist die einzige lösung und ich weiss wie anstrengend es ist. aber damit kann man sich sicher sein das auch die toilette genutz wird! tagsüber klappt es so, nur leider nachts...
morgens habe ich immer wieder ein malör...
und mit schildern zur toilette hab ich es auch probiert, aber leider ist das verständnis nicht da um zu verstehen was "toilette" bedeutet... also kann ich davon eher abraten, ist eher etwas für besucher als für alzheimerkranke...
lieben gruss
doris
danke für Deinen Beitrag. Ich habe meiner Mutter das "Toilettentraining" empfohlen und Sie meint nun, es ginge besser. Auch meine Mutter muss morgens fast immer erst einmal das Bad putzen, aber dafür, sagt sie, muss sie wenigstens nachts nicht aufstehen. Na, wenn das ein Trost ist... Aber ich kann ihr auch nur Tipps geben, was sie dann für sich und meinen Vater als beste Lösung ansieht, muss sie selber wissen. Danke jedenfalls... und auch lieben Gruß
Silvi
das deine mutter nachts nicht aufstehen möchte kann ich gut nachvollziehen!!!
ich habe es auchschon mitgemacht das man jede nacht alle 2 stunden aufgestanden ist muttern auf die toilette und wieder ins bett...
heute ist es mir (zumindest nachts) egal wohin sie macht... und wenn ich das ganze haus schrubben muss!!! ich habe mein putzmittel gefunden was auch jeden geruch nach urin entfernt und auch jeden keim!!!
wenn die nächte kaputt sind sind die tage ebenso schlecht und man selber ist unheimlich abgespannt! also lieber putzen als kaputte nächte!!!
(wobei man doch immer mal wieder eine kaputte nacht hat, auch ohne das es an der toilette liegt... nur weil das schlafzimmer geklaut wurde)
lieben gruss
doris
was ist das für ein Putzmittel? Kannst Du mir das bitte schreiben.
Danke
Silvi
das zeug nennt sich twido, kommt aus holland, gibt es dort im aldi. 1 liter für 39cent.
ist ein chlor-reiniger, gibt es in deutschland auch von domestos zum beispiel, aber erheblich teurer!!! ist aber das einzige was wirklich hilft!! riecht aber erheblich nach chlor im ersten moment, aber wenn der geruch weg ist (innerhalb einer stunde etwa) riecht es wieder ganz normal also nicht nach urin oder chlor!
lieben gruss
doris
ich putze alles mit normalen Haushaltsreiniger, und sprühe dann aber noch Febreze drauf. Das nimmt den Geruch super weg.
Gruß Uschi
auch ich kenne leider das Problem durch meine Mutter. Aber auch nachdem sie sich nachts an die Windelhosen gewöhnt hat zieht sie diese irgendwann gegen morgen aus und setzt sich dann irgendwo hin und verrichtet die Geschäfte. Ich lege daher abends immer abgeschnittene Stücke vom alten Matratzenschutz mit Frottetüchern auf alle Sessel und Stühle.
Dann ab in die Waschmaschine und gut ist.
Grüsse Anke
Das neuste ist nachts die Windel runterziehen und irgendwo in die Ecke pinkeln.
Habe eigentlich gehofft dass es noch etwas dauert bis dieser Zustand erreicht wird.
Vorher war nur die Kleidung, sie selber und was mal so daneben geht Betroffen, das wäscht man und fertig.
Soll ich jetzt die Zimmer die sie in der Nacht nicht braucht zusperren? Ich habe bedenken dass sie mir mal aus dem Fenster springt. (Ist Erdgeschoss, aber würde zum Beinbrechen schon langen) Ich müsste alles abschließen Fenster und Türen.
Hat da jemand schon Erfahrung?
Gruß Uschi
danke für Deine Antwort.
Ich habe da schon noch hemmungen sie im Bett praktisch über Nacht einzusperren. Sollte es aber noch schlimmer werden wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben. Ich möchte sie ja auch nicht in ein Heim abgeben. Aber es kostet immer mehr Kraft die Ruhe zu bewahren.
Ich wünsche allen lesern ein Gesundes neues Jahr, und viel Kraft und gute Nerven.
Gruß Uschi
zwei fragen:
- warum eigentlich diese scheu vor einem heim?
- wenn man/frau im gleichen haus/wohnung wohnt/schläft lässt sich das per alarm (mechanisch auslösbares, per funk übertragenes signal) übertragen, so dass man immer weiss wenn der/die kranke aufsteht und eingreifen kann. Funktioniert bei mir seit jahren einwandfrei...
na ja scheu vor einem Heim? ist wohl auch eine frage der Kosten. Bei uns in der Region sind die Heime sehr teuer. Da langt die zuzahlung mit dem Pflegegeld lange nicht. Wir müssten dass doppelte drauflegen (bei Pflegest.2)
Funk Bewegungsmelder haben wir schon im Hof. Das klappt sehr gut. Aber in der Wohnung läuft meine Schwiegermutter nachts sehr oft hin und her, da komme ich überhaupt nicht mehr zum schlafen wenn laufend der Bewegungsmelder gongt.
Wir haben ihn wieder still gelegt.
Ich möchte ihr schon noch wenigstens die freiheit lassen in der Wohnung hin und her zu laufen. Wenn nur jetzt dass problem mit der Pinkelei nicht währe. Tagsüber habe ich die Sache ja im Griff, nur Nachts!!!!
Vieleicht sollte ich die Windel ja mit Klebeband noch mal befestigen.
Gruß Uschi
ich weiss nicht in welcher region du lebst, aber so viel ich weiss, werden kinder der erkrankten nicht so arg zu ader gelassen wie die partner der erkrankten selbst, sofern sie noch leben, denen bleibt dann oft nur der weg zum sozialamt...
zum zweiten problem: es ist immer eine frage der abwägung zwischen der noch zu gewährenden "freiheit" und der damit im direkten zusammenhang stehenden arbeit - deiner! arbeit.
Auch ist es eine frage der medikamentösen einstellung. Meine frau hat PS III, ist aber noch recht beweglich, kann auch alleine laufen, ist aber so weit dem normalen täglichen rhythmus angepasst (mit hilfe von medikamenten!) ohne betäubt zu sein, dass sie nachts schläft. Und - wenn sie aufsteht um zu toilette zu gehen, höre ich es (durch den alarm, es ist kein IR bewegungsmelder, die sind zu ungenau). Ich bin sogar in letzten wochen dazu übergegangen nachts (wenn ich aufwache, weil ich auch muss) sie zu wecken und zu toilette zu bringen...
Dann ist für den rest der nacht nämlich ruhe.
Wie gesagt - alles eine frage der abwägung zwischen persönlicher freiheit (aber auch meiner!) und dem aufwand, bzw. arbeit die durch zu viel freiheit auf der anderen seite für mich entsteht..
gruß georg
meine Schwiegermutter bekommt nur Ebixa ihre Blutdruck und Herztabletten. Sollte sie mal sehr unruhig sein bekommt sie noch Dipiperon (aber nur im Notfall). Für die Nacht habe ich vom Neurologen nichts bekommen. Aber ich werde ihn mal darauf Ansprechen was man ihr geben kann. Sollen ja nicht gleich Hämmer sein.
Danke für Deine Antwort
Gruß Uschi
meine frau bekommt zu ebixa noch cognitiv und arizept, gegen die unruhe 3x täglich neurol 0.25, es ist eigentlich ein antidepresivum, in niedriger dosierung, aber es macht sie ruhiger und sie schläft besser. Meistens. Notfalls kann man auch zwischendurch eine tablette geben, wirkt sehr schnell und beseitigt zumindest nach aussen hin die neurotische unruhe, das nicht wissen wohin aber genau dorthin zu wollen...
gruß georg
Das ist jetzt das erste Mal, daß ich mich in einem Forum zu Demenzproblemen melde....
Vor etwa 2 Jahren fuhr mein Vater mit damal 87 noch zweimal die Woche mit dem Fahrrad in die Stadt - so 2,5 km. Dann wurden innerhalb kurzer Zeit die Häuser und Wege fremd. Selbst gekaute Krapfen mit Cremefüllung wurden 4 Tage erst einmal vergessen, dann gegessen: Ergebnis war eine ausgwachsene Salmonellenvergiftung. Der Komentar der Notärztin war heftig. Wir sollen uns doch schämen den alten Mann, der offensichtlich schon lange ein Pflegefall sei, über das Wochenende ins Krankenhaus abschieben zu wollen. Da kommt einem die Galle hoch! Wir hatten ihn an diesem Tag bereits mehrfach gebadet und frisch angezogen...
Seit dieser Zeit hat sich sein Zustand kaum noch gebessert und im letzten halben Jahr ist der Verfall schlichtweg rasant.
Zur rechten Zeit ist er einfach zu faul, auf die Toilette zu gehen. Lieber breitet er z.B. vor dem Fernseher eine Zeitung aus, um sich dort zu verewigen. Oder, er geht auf den stillen Ort, dennkt aber nicht mehr daran, daß man in seinem Alter eine etwas längere Zeit braucht und erhebt sich mitten unter der Verrichtung, um sich anzuziehen und eine Schleifspur durch die Wohnung zu zeichnen (heute bereits zum zweiten Mal!). Helfen läßt er sich jedenfalls nicht und Windeln hat man höchstens, um sie auszuziehen und in der Wohnung zu verstecken.
Zwischendurch kommen Fragen, wie: Wann ist es denn am Vormittag 4 Uhr? Oder: Was ist in dem Glas da? - Natürlich ein Schluck leichtes Bier. Das ist die einzige Flüssigkeit, die noch gerne getrunken wird (1 Ltr. pro Tag bei 34°C!)
Anfassen kann ich ihn bald gar nicht mehr. Er empfindet in seinem total abgemagerten Zustand Berührungen offenbar als recht schmerzvoll. Das macht den abendlichen Gang in den 1. Stock nicht gerade leichter.
Seit über einem Jahr kommen meine Frau und ich praktisch nicht mehr gleichzeitig aus dem Haus - längere Zeit schon gar nicht. Und ein Aufenthalt im Kurzzeit-Pflegeheim war katastrophal: Man hat ihm sein Gebiss nicht festgeklebt und er hat in dieser Zeit fast 6kg abgenommen. Das kommt also kein zweites Mal in Frage!
Durchschlafen ist auch erst seit kurzer Zeit wieder möglich, seit der Rolladen blockiert ist. Dann schläft er auch meist am Morgen noch. Trotzdem: Es gibt keinen Sonn- oder Feiertag mehr und unser Familienleben leidet entsetzlich. Das er mir bei einer unvermittelten Drehung vor ca. 2 Monaten die rechte Schulter ausgerenkt hat, erwähne ich auch nur beiläufig.
Eine stundenweise durch die Caritas angebotene Hilfe entlastet uns zwar, aber nur sehr wenig. Das liegt zum einen daran, daß diese Hilfe vornehmlich unter der Woche stattfindet, wo wir wegen unserer normalen beruflichen Arbeit eh kaum entlastet werden können. Zum anderen ist mein Vater unter Tags eher unauffällig und ruhig. Nachts geht der Rummel aber häufig los. Werde ich aus dem Tiefschlaf hochgeschreckt, wirkt das Adrenalin bei meiner Diabeteserkrankung wie pures Gift. Werte unter 200 bekomme ich auch mit zweimal 100 Einheiten Insulin nicht mehr hin. Und an Wiedereinschlafen ist meist auch nicht zu denken.
Da packt einen neben Verzweiflung und Kraftlosigkeit oft schon auch blanke Wut (auch wenn ich weiß, das Vater sein Verhalten nicht steuern kann). Mord- und Selbstmordgedanken ergreifen zeitweise von mir Besitz. Die Quälerei muß für uns alle doch mal ein Ende haben. Arbeiten kann ich kaum noch - Geld soll fließen - Vater soll versorgt sein - selbst fühle ich mich hundeelend - und die Familie soll möglichst nichts von meinen Ohnmachtsgefühlen mitkriegen. Wie soll das weiter gehen?
Ein Tier läßt man jedenfalls nicht so hilflos verrecken! Medizinische Hilfe ist auch praktisch Null (außer Melperon - Melperon - Melperon). Beruhigungsmittel wirken bei Vater eher wie Aufputschmittel und kein Arzt kann es sich erklären: "Sie müssen halt mit der Situation leben - und schauen sie auf sich, damit sie uns nicht auch noch zusammenklappen!"
Schöne Worte! Keine Hilfe!
Und: Gebiß im Bierglas ist nur eine Variante, uns allen den Appetit zu verderben.
Neht es mir nicht übel - es mußte einfach mal raus, weil hier einer sitzt, der es schlicht nicht mehr ertragen kann. Der eigentlich Kranke bekommt von seiner Situation nicht mehr die Bohne mit. Im Gegenteil! Wir sind für ihn diejenigen, die seltsam und verrückt reagieren - so wie alle anderen außenrum auch!
Es grüßt Euch ein absolut ratloser und wünscht Euch mehr und bessere Erkenntnis und gelehrtere Ärzte.
Euer Ernst
ich kann Dich voll verstehen. Diese Gefühle sind ganz normal.
Mir geht es oft genauso. Ich habe mir angewöhnt dann die Wohnung meiner Schwiegermutter zu verlassen, gehe in meine Wohnung (im Haus)und trinke erst mal einen Kaffee und rauche eine (oder zwei) Zigaretten. (so kann ich dieses Laster natürlich nicht loswerden) Dann geht es schon wieder. Du musst Dir ein paar Freiräume schaffen, sonst geht es auf Dauer nicht.
Ich habe auch Probleme mit meiner Schwiegermutter (siehe hier im Forum) sie schmiert ihren Kot in der Wohnung rum, Pinkelt alles voll und den Geruch bekomme ich nicht mehr aus der Wohnung.
Aber dass schlimmste für mich im Augenblick ist ihr Dauer - Grinsen. Das macht einen selber Verrückt. Ich bin am Wischen und Waschen u.s.w. und die Schwiegermutter grinst still vor sich hin. ( Sie kann halt nicht anders)
So Kleinigkeiten machen einen verrückt, obwohl man ja weis dass sie nichts dafür kann.
Du glaubst gar nicht an was man sich alles mit der Zeit gewöhnen kann (und muss).
Ich habe mit gesagt, ich mache es solange es geht.
Sollte aber der Tag kommen an dem ich nicht mehr kann muss sie ins Heim.
Und schon alleine dass ich die Möglichkeit habe dies selber zu entscheiden gibt mir Kraft weiter zu machen.
Ich Wünsche Dir viel Kraft und gute Nerven
Uschi
vielen Dank für die moralische Unterstützung! Leider kann ich nicht entscheiden, wann und ob ich meinen Vater ins Heim gebe, weil wir finanziell nicht eben auf Rosen gebettet sind, obwohl wir in einem sehr schönen (gemieteten) Haus wohnen. Sonst ginge es schon lange nicht mehr. So kann ich wenigstens mal kurz in den Garten gehen und - ebenfalls eine rauchen (Cigarillo). Nur oft ist das auch nicht der Fall und so harmlos, wie er den Eindruck macht, ist mein Vater nicht. Er scheint nur auf unbeobachtete Momente zu warten und zeigt auch "Abwehrhaltung", wenn er bei einer seiner Eskapaden erwischt wird. So lassen wir ihn kaum eine Sekunde allein. Es reicht aber völlig, auch nur den Blick von ihm abzuwenden. Er mag zaundürr sein - die Kraft reicht aber, um über die Sprossenwand des Pflegebettes raus und wieder rein zu steigen. Manchmal liegt er dann aber auch wie ein Maikäfer auf dem Rücken (der entsprechend aussieht) und kommt nachts stundenlang nicht auf die Idee, sich bemerkbar zu machen...
Trotzdem hat mich der heutige Tag zu der Entscheidung gebracht, mal die neurologische Abteilung der Klinik Gabersee (30km von hier) anzurufen. Ich habe nämlich das Gefühl, daß auch die medikamentöse Einstellung einfach nicht paßt. Wenn ich ehrlich bin, hoffe ich aber auch auf ein paar Tage zum Durchschnaufen, weil ich mir in letzter Zeit oft die Frage stelle, ob die Ärzte mich vor meinem Vater oder meinen Vater vor mir schützen müssen. Ich denke, ich brauche dringend eine Auszeit, dann wird es für eine gewisse Zeit wohl wieder gehen.
Eben bin ich von ihm wieder auf die Palme gejagt worden, weil er wirklich jeden Tag versucht beim Zubettgehen den Inhalt seiner Windel wissenschaftlich zu analysieren. Zwangsneurotisch halt!
Jetzt warte ich eine halbe Stunde und sehe dann, ob mir das Essen wieder schmeckt, denn das tut es in seiner Gegenwart schon sehr lange nicht mehr - leider.
Dein Problem mit dem Dauergrinsen kann ich übrigens sehr gut nachempfinden. Mein Vater zeigt allerdings zu allen gut gemeinten Vorschlägen nur ablehnende Haltung und ein bitterböses Gesicht, was seiner früheren Lebenshaltung absolut widerspricht. Er lacht höchstens noch, wenn die fesch hergerichtete Dame vom MDK kommt und ihm lustige Fragen stellt - dann würde er vielleicht sogar ein Tänzchen wagen... Die Rolle des HB-Männchens habe dann mal wieder ich!
In diesem Sinn nochmals herzlichen Dank für die "Aufrichtung". Ich denke, ich sollte dringend versuchen, Dir ebenfalls einige Energiewellen rüber zu funken. Hoffentlich gelingt es mir!
Ernst
Habe volles Verstädnis für Deine Gefühle. Diese Krankheit macht die Pflegenden auch krank. Bei meiner Mutter gab es auch schon viele ähnliche Situationen (was die Ausscheidung betrifft). Ich habe durch viele ärztliche Untersuchungen einige Probleme abstellen können, da wir die Ursachen beseitigt haben.
Also: Ihr Zustand hatte sich sehr schnell verschlechtert. Sie speicherte Wasser im Körper, war nur noch müde, kaum ansprechbar, orientierungslos, unruhig, unzufrieden... und verlor dabei unmengen von Urin. Diagnose: massiver Kaliummangel. Seit wir dieses Problem mit Kalinor retard 3x2 Tabl. tägl. gelöst haben und der Kaliumspiegel sich wieder normalisiert hat, geht es meiner Mutter wieder viel besser und die Ausscheidungen haben sich wieder normalisiert.
Da Du körperlich so fertig bist, habe ich noch einen Tipp für Dich. Dein Vater hat bzw. Ihr habt jährlich Anspruch auf 4 Wochen Kurzzeitpflege. Erkundige Dich bei Deiner Krankenkasse. In dieser Zeit könnt Ihr Euch ein wenig erholen. Weitere Tipps erhälst Du von der Alzheimergesellschaft.
Viel Glück und weiterhin viel Kraft.
Lieben Gruß
Katharina
natürlich ist auch bei uns die Heimunterbringung, sollte es soweit kommen ein Finanzielles Problem. Aber ab einem gewissen Punkt geht es halt nicht anders. Sollte es einmal soweit sein habe ich kein Problem damit auf das Sozialamt zu gehen. Denn irgendwo hat doch jeder der Pflegenden auch noch ein recht auf ein Eigenleben. (ist bei uns im Augenblick fast auf Null). Mit meinem Mann kann ich auf keine Feier, selbst Einkaufen geht nur noch getrennt.
Gemeinsame Freizeit, Urlaub u.s.w. geht nicht mehr. (ich habe schon seit 5 Jahren keinen Urlaub mehr.)
Katharinas Vorschlag mit den 4 Wochen Urlaub (Kurzzeitpflege für AP) ist schon in Ordnung. Du musst aber soviel ich weis mindestens ein Jahr pflege hinter Dir haben.
Erkundige Dich mal bei Deiner Krankenkasse.
Gruß Uschi
wir haben seit 2 1/2 Monaten meine an Demenz erkrankte Schwiegermutter ( 73 ) bei uns aufgenommen.
Wir haben uns vorher absolut keine Vorstellung davon gemacht, was auf uns zukommt.
Sie möchte jede Minute in unserer allernächsten Nähe sein, und läßt uns absolut keine Minute Ruhe für ein gemeinsames Gespräch. Am liebsten möchte sie den ganzen Tag über eine Art Animationsprogramm geboten haben.
Dass wir so banale Dinge wie Lebensunterhalt verdienen, Haushalt in Ordnung halten etc. zu tun haben , sieht sie gar nicht gerne.
Sobald mein Mann oder ich uns ein paar Meter von ihr entfernen, klagt sie darüber, dass wir sie schon wieder allein lassen.
Was ich besonders frustrierend finde ist, dass wir keine "Erfolgserlebnisse" haben, die uns aufbauen könnten. Letztes Wochenende, haben wir von Freitag bis Sonntag etwas mit ihr unternommen ( Zoobesuch, ausgedehnter Rheinspaziergang ... ). Aber bereits Sonntag Abend beschwerte sie sich nachdem wir eine halbe Stunde mit unseren Kindern zusammen saßen und sie nicht im Mittelpunkt stand, dass sie ja auch mal jemanden bräuchte, der sich um sie kümmert.
In solchen Situationen hilft es mir auch nicht, dass ich weiss, dass sie krank ist, ich bin einfach nur total fertig und könnte heulen.
Nachts steht sie alle halbe Stunde auf, um auf Toilette zu ghen oder nach dem Wetter zu schauen ( Rolladen hoch - Rolladen runter ), sodass an erholsamen Schlaf kaum zu denken ist.
Wir fühlen uns so eingeengt, dass wir regelrecht froh sind, wenn wir unser Haus verlassen können und ebenso ungern wieder heim kommen.
Ich muss sagen nach unseren ja noch recht kurzen Erfahrungen, diese Krankheit ist einfach nur grausam. Körperlich völlig gesund und fit aber trotzdem absolut hilflos.
Was ich auch besonders schlimm finde ist, dass "Fremde" uns oft gar nicht verstehenm, da sie wenn Besuch kommt einen völlig normalen Eindruck hinterlassen kann. Wenn ich dann gefragt werde: Ist sie wirklich demenzkrank? tut dass schon sehr weh.
Wir werden sie Freitag für 10 Tage in ein inder Nähe gelegenes Seniorenheim bringen und dann versuchen ein paar Tage Kraft zu sammeln. Wir sind beide so fertig, dass wir dringend eine Auszeit brauchen ( und das schon nach so kurzer Zeit ).
Ich hoffe nur, dass sich unsere Mamma dort wohlfühlen wird und sie nicht ruhig gestellt wird.
Liebe Grüße
Rita
P.S.: Ich habe aufrichtige Hochachtung vor euch allen, die ihr es schafft geduldig und ruhig zu bleiben
du sprichst mir komplett aus der seele!ich betreue meine ma nun schon seit 2 jahren. sie lebt noch allein...ich besuche sie ständig,bin an den wochenenden immer auch über nacht bei ihr.hab lang darüber nachgedacht zu ihr zu ziehen,weiß aber das das unmöglich und der größte fehler meines lebens wäre.ich bin derart genervt,daß ich manchmal regelrecht fliehe.ich hasse diese schlauen sprüche der außenstehenden: sie sitzt doch artig da...nix da-nicht bei mir.jeden schritt läuft sie mir nach..treppe rauf treppe runter.wo bist du-was machst du...kannst mich doch nicht allein lassen.keine sekunde früher als ich selbst auch, geht sie ins bett.kaum das ich zu meiner familie muss,also nach hause,macht sie mir vorwürfe.bist doch eben erst gekommen( ich war 3 tage bei ihr!)mein telefon geht unaufhörlich.nun hab ich alle handynummern entfernt und auch das tele bei mir zu hause stell ich mal für 2-3 stunden aus. ich ertrags einfach nicht mehr.kaum das ich weg bin,macht sie nix anderes als mich anzurufen.
was für eine furchtbare krankheit!meine ma so zu erleben bricht mir fast das herz-sie ist nicht mehr SIE!!
vertrau auf das heim.ich hab meine ma auch angemeldet-einen versuch ist es wert.nur: die warteliste ist lang....
ich glaub nicht daran das " andere" geduldiger und ruhiger sind als wir!ich denke wir alle hier leiden mit unseren familien in gleicher weise.
liebe grüße
sabine
nein, geduldiger sind andere Angehörige auch nicht und wenn, dann mal in einzelnen Situationen nur. Dafür kommt es dann wo anders wieder doppelt hart.
Ich bin auch froh, dass ich für wenige Stunden oder halbe Stunden immer noch meine Wohnungstür schließen kann, wohl wissend, dass auch dies in kürzester Zeit ganz anders aussehen kann...
Manchmal komme ich aus der Wohnung meiner Mutter (unter unserer im Paterre) und sage zu meinem Mann: "Das ist schon eine schei... Erkrankung!".
Zur Zeit habe ich durch Hochzeit uns. Sohnes und einer ehrenamtlichen Tätigkeit und jetzt noch wenige "Ausspanntage" meine Mutter für 25 Tage in der Kurzzeitpflege und hole sie am 5. August wieder. Ich plane immer nur in kürzeren Abständen, da man ja nie wissen kann... Ich habe auch die Freiheit, sie mal ganz in ein Heim zu geben, denn auf Dauer wird man die Pflege wohl nicht nervlich schaffen (sagt übrigens auch unser Hausarzt). Ich wünsche Euch allen auch viel Kraft.
Liebe Grüße am Abend von Christine
Ich hoffe wirklich, ihr habt ihn! Bei uns schaut es nämlich mal wieder etwas anders aus: Bereits gestern hat eine Mitarbeiterin der Caritas festgestellt, daß mein Vater zunehmend Probleme hat, überhaut noch seinen Kopf hoch zu halten. Heute weiß er nun erst nach längerem Erklären, wer wir sind und was wir mit ihm machen. So bin ich dann auch neugierig auf die Aussage des Hausarztes - wenn er denn mal kommt...
Dessen Äußerungen erinnern mich nämlich auch immer an euere Probleme: "Er ist doch ganz brav! - Ihm geht´s doch eigentlich recht gut! - Er kann doch alles!" Ich kann das auch nicht mehr hören. Manchmal habe ich das Gefühl, ich müßte dem Nächsten, der so etwas sagt an die Gurgel gehen.
Vom MDK gibt es auch noch immer keine Aussage über die Neueinstufung. Und selbst wenn es eine gäbe, nach nunmehr über 2 Monaten stimmt sie garantiert nicht mehr.
Auch die Aussage, daß Alzheimer-Patienten zunehmend ihre Persönlichkeit verlieren, kann ich nur ganz dick unterstreichen. Mein Vater war Kampfpilot und wurde mehrfach für seine Tapferkeit hoch dekoriert. Jetzt jammert er beim Rasieren, daß es sooo weh tut! Wenn der Rolladen unten ist, fürchtet er sich vor der Dunkelheit und eine Katze (wir haben drei) ist ein bedrohliches Tier, das man wegjagen (und zur Not schlagen) müßte. Früher hat er diese Tiere wirklich geliebt.
Ich sage es euch: Es bleibt nur die immer gebrechlicher werdende Hülle. Geist und Persönlichkeit sind beim "TOD" eines Alzheimerpatienten längst in andere Sphären gewichen. Man kann es mir ruhig übel nehmen, aber ich habe mich von allem, was meinen Vater einmal ausmachte bereits lange verabschiedet. So werde ich auch nicht wirklich trauern können, wenn er einmal aufhört zu atmen. Es wird nur noch eine Erlösung sein - für alle - ja, auch für die AOK.
Verzeiht mir bitte den Abstieg in diese Niederung! Ich bin halt nicht mehr in der Lage, es anders zu betrachten. Schlimm ist, daß wir wirklich alleine gelassen sind mit unserer Aufgabe. In einer Dorfgemeinschaft vor 100 Jahren hätte sicher alles etwas anders ausgesehen, abgesehen davon, daß kaum ein Patient so lange gelebt hätte, wie er es heute zu tun verdammt ist.
Das ist einer der Gründe, warum meine Frau und ich ernsthaft darüber nachdenken, ein Projekt zum generationenübergreifenden Wohnen ins Leben zu rufen. Für die Jungen ist es eine wertvolle Erfahrung, für die Leistungsfähigen eine auf viele Schultern verteilte und damit bewältigbare Aufgabe, für die Alten eine Sicherheit und Hilfe.
Daß wir uns auf staatlich verordnete Maßnahmen nicht verlassen dürfen zeigt uns allen die Art, wie mit uns umgegangen wird.
Ich wünsche euch Geduld, Kraft und ausreichend Nachtruhe!
Euer Ernst
ja, ich kann dies für mich auch zu 100% unterstreichen: Es ist die Hülle, die von einem alzheimerkranken Patienten übrigbleibt - und dies eben noch zu Lebzeiten!!! Nicht bei jeder Erkrankung erlebt man dies so drastisch!
Man ist als Angehörige oder pflegende Person immer mehr "verpflichtet", immer längere Zeiten mit dem Patienten zu verbringen, da man ihn immer weniger über längere oder auch nur kürzere Zeiten allein lassen kann. Aber man hat kein "Gegenüber" mehr im Patienten. Kommunikation wird immer weniger möglich und man hat zu tun, dass man selbst dabei nicht "auf der ganzen Linie seelisch verarmt". Ich bin überzeugter Christ, was mir immer wieder hilft, aber schwer bleibt es trotzdem!
Mir selbst geht es auch so wie Dir, Ernst.
Wenn meine Mutter einmal für immer geht, ist für mich selbst der Abschied schon lange passiert, obwohl meine Mutter bis jetzt nicht aggressiv war und es bestimmt viel schlimmere Fälle gibt.
Mir tut es gut, dass hier im Forum wohl alle wissen, von welchen Problemen man redet und man sich für Gefühle oder Äußerungen nicht noch entschuldigen muss.
Gönnt Euch so oft wie möglich immer mal kurze "Auszeiten" und wenn es nur Minuten sein sollten.
Liebe Grüße von Christine
meine Mutter, die seit fast zwei Jahren im Heim lebt und inzwischen gar nicht mehr laufen kann, ist definitiv mehr als nur eine "Hülle". Sie kann zwar verbal schon lange nicht mehr kommunizieren, aber man kann an ihrem Blick deutlich sehen, dass sie sich freut, wenn sie (manchmal) ein vertrautes oder auch nur ein freundliches Gesicht erkennt oder wenn man sie streichelt. Sie hat auch nach sieben Jahren Demenz immer noch Gefühle, und ebenso eine Persönlichkeit, auch wenn sie natürlich in keinster Weise mit der Person vergleichbar ist, die sie einmal war.
Das soll jetzt kein Vorwurf sein. Ich kann euch sehr gut verstehen. Wir haben meine Mutter auch lange bei uns zu Hause gepflegt, und meine Frau ist darüber selbst krank geworden. Wenn ich ehrlich bin, wünsche auch ich meiner Mutter, dass sie bald sterben kann.
Alles Liebe, und denkt ohne schlechtes Gewissen in erster Linie an euch!
Pit